Auf Nein hören und andere Verhaltensweisen bei Kleinkind

  • Hallo,



    mein Kleiner ist 3,5 Jahre alt, in der Entwicklung eher etwas langsamer als andere Kinder, z.B. beim Sprachverständnis. Daran wird es aber vermutlich nicht liegen, dass er auf ein Nein momentan überhaupt nicht hört und immer wieder versucht, seinen Willen durchzusetzen. Dass er noch zwei-, dreimal nachfragt, wenn er was möchte und es abschlägig beschieden wurde, okay - aber 10 bis 20mal ? Oder sich dann einfach versuchen, das Erwünschte selbst zu beschaffen, wenn die Mama gerade mal nicht hinguckt ?



    Zudem haut er mich, wenn ich ihn auf den Arm nehme, um ihm was zu erklären. Ich möchte dann auf Augenhöhe mit ihm sein, kann aber wegen meines angeschlagenen Knies schlecht in die Hocke gehen.



    Zu guter Letzt hat er mich heute, statt den erwarteten (freiwilligen!) Gutenacht-Kuss zu geben, in die Wange gebissen. Ich muss zugeben, ich hab ihm kurz und eher leicht auf die Wange getitscht und bin dann erstmal aus dem Zimmer. Erstens tat es weh, zweitens war ich aufgebracht.


    Ich habe ihm danach erklärt, dass das weh tut und er das nicht machen darf und bin auch bei ihm geblieben bis er eingeschlafen war.



    So, und dann haben wir noch das Thema Trockenwerden. Er sagt nicht, wenn er muss, aber da wir regelmäßig gehen, klappt es meist. Er hat auch keine Furcht vor der Toilette oder so. Gestern aber hat er sich einmal geweigert und danach dann direkt in die Hose gepullert und das andere mal war er zwar gegangen, aber hat dann wenige Minuten später das große Geschäft in die Hose gemacht. Im Kindergarten klappt es auch eher weniger, die achten halt nicht so auf ihn, denke ich. Habe fast jeden Tag einen Beutel mit nasser Wäsche. Dass er nicht sagt, dass er muss, liegt das nur an dem Sprachverständnis oder ist er mit 3,5 wirklich noch nicht so weit ? Wenn ich ihm den ganzen Tag die Windel anziehen würde, fände er das total ok. Keine Anstalten, von sich aus die Windel nicht mehr zu wollen. Aber Windel wieder anziehen, würde ich als Rückschritt empfinden - oder wäre das ok ?



    Sein Vater ist Anfang Februar ausgezogen, kümmert sich wie in der Beziehung auch schon eher weniger. Der Kleine war erst zweimal über Nacht dort und jetzt hat der Vater sich auch schon wieder fast zwei Wochen nicht gemeldet. Anfangs habe ich noch gefragt, ob er ihn nimmt, aber das lass ich jetzt. Ich bekomme dann immer ein blöde Antwort. Soll er sich bitte melden, ich stehe dem Umgang keineswegs im Weg.



    Das Pullerproblem hatten wir auch schon vor dem Auszug, das Hauen seltener.



    Übrigens halten alle anderen Leute, Großeltern und Kindergarten etc. den Kleinen für ein Sonnenscheinchen, das kein Wässerchen trüben kann. Er ist auch ein sehr sonniges Kind, kann auch sehr lieb und schmusig sein und wir haben natürlich gerade in der Trennungszeit eine sehr intensive Beziehung. Er klammert schon sehr an mir, das kann ich auch verstehen. Und dann wieder führt er sich so auf und haut und beißt ?



    Vielleicht hat jemand einen Rat oder eine Idee dazu. Ich habe natürlich Angst, dass er die Trennung schlecht verkraftet - er fragt nicht nach Papa, aber freut sich immer sehr, wenn der dann mal kommt. Und dann habe ich auch Angst, dass ich als Erziehende versage. Momentan bin ich gesundheitlich auch echt angeschlagen, da wäre weniger Trouble zuhause schon echt hilfreich. Aber das kann der Kleine natürlich wirklich noch nicht verstehen.



    Viele Grüße


    Stern

  • Ich finde Dein Kind normal und altersentsprechend und glaube nicht, dass es was mit der Trennung zu tun hat. Kinder sind einfach so, mach Dir nicht so einen Kopf darüber.

  • Also, ich wüsste nicht, dass Kinder "so" sind.


    Ich würde nicht ausschließen, dass dieses Verhalten mit der Trennung zu tun hat. Mir kommt es vor, als wolle er immer wieder vehement auf sich aufmerksam machen. Vielleicht hat er Angst, dass du auch gehst? Oder kann es seine Art sein, gegen die Trennung der Eltern zu protestieren?


    Wie reagierst du denn, wenn er immer wieder nachfragt, nachdem ihm etwas verboten wurde?


    Die Kussgeschichte würde ich nicht überbewerten, sofern sie nur einmal vorkommt und aus der Toilettensache würde ich auch kein Thema machen, denn dieses Verhalten ist tatsächlich normal.

  • Also meine ist 4 1/2 Jahre alt und und ich würde behaupten dein Sohn reagiert altersgerecht.
    Sie testen ihre grenzen, merken sie benommen nen eigenen Willen...
    Es wird Phasen geben da zweifelt man völlig und plötzlich wie aus dem nix wird es besser und dann wieder schlechter - das gehört zum "groß" werden in dem alter dazu!

  • Ich würde dem Jungen diese Windeln anziehen, die sie selbständig hoch und runter ziehen können. Weiß grad nicht, wie die heissen. Ist bei meinen schon lange her.


    Mein kleiner war anfangs noch mit so einer windel in den Kindergarten gegangen. Dann ist das eben so. Kinder sind keine Maschinen, jeder braucht unterschiedlich lange zum Trockenwerden.


    Was das andere Verhalten deines Sohnes betrifft, ja, es ist sehr gut möglich, dass er unter eurer Trennung leidet. Wie wäre es mit einem Kinderpsychologen? Hat meinen beiden damals gut getan

  • Als Mutter zweier völlig unterschiedlicher Kinder würde ich sagen, dass das Verhalten Deines Sohnes eher mit seiner Persönlichkeit als mit der Trennung zusammenhängt ;)


    Mein Großer musste mit 3 Jahren die Trennung von meinem Ex durchstehen und bei ihm löste das eine lange Zeit Verlustängste aus, die sich heute (mit knapp 10 Jahren) deutlich gebessert haben. Er war schon immer ein Kind, das Regeln gut akzeptieren konnte und wenig Widerstände gegen die Erziehung leistete (bin gespannt, ob das in der Pubertät so bleibt :D:lach ) Prädikat: "Pflegeleicht" ;)


    Unser Kleiner (knapp 3) ist das komplette Gegenteil. Beißen, Hauen, Hund ärgern, Lieblingswörter: "Nein!" "Doch!" "Ich will aber!", Regeln und Verbote sind dazu da, sie zu missachten :crazy und das Lebensmotto: "Ich bestimme, wann und was, wie geschieht!!!" Der geborene Chef! :D Und in der Ki-Ta oder wo auch immer wir sind: "Ein Sonnenschein" :strahlen "So ein liebes und fröhliches Kind" "Ein Goldschatz" "Kleiner Charmeur" Hä???? Prädikat: "Anstrengend!"


    Mir ist aber auch gerade durch ihn bewusst geworden, warum es für "mich" anstrengend ist: unser Großer ist mir sehr ähnlich, mit allen positiven wie negativen Eigenschaften und "auf einer Wellenlänge" lässt es sich eben leichter kommunizieren ;) Unser Kleiner hat fast übereinstimmend die Persönlichkeit seines Vaters, ebenfalls mit allen positiven und negativen Eigenschaften ;) und die beiden verstehen sich blind :crazy


    Auch wenn Erziehung mit dem Kleinen anstrengender ist, ich möchte kein anderes Kind und bin auch stolz auf diesen unbändigen Willen (den ich zwangsläufig dann doch oft etwas bremsen muss :D ) Und solange er außerhalb unserer 4 Wände zeigt, dass die Erziehung doch Früchte trägt und er sich weiß zu benehmen, muss ich mir auch keine Sorgen machen! ;)


    Mach Dir nicht zu viele Gedanken


    Ein Riesen-Nervenkraftpaket schickend
    Gruß
    Nurse


    P.S.: Ich bin mit dem Vater des Kleinen verheiratet und eine Trennung ist nicht in Sicht :D

    Die Strasse zum Glück besteht nicht darin,
    zu tun, was man möchte,
    sondern zu mögen, was man tun muss. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Nurse ()

  • Bei mir ist es fast genauso wie bei Nurse, meine Zwillinge sind 3,5 Jahre, Einer ist ruhig, lieb, folgsam, unauffällig etc und der Andere ist laut, wild, fordert Aufmerksamkeit ohne Ende, ist der Star im Kindergarten und in jeder Gruppe, wie sie so schön sagt, ein Sonnenschein mit dem Prädikat besonders anstrengend :strahlen


    Ich denke, es regelt sich mit der Zeit, Du musst die Kinder nehmen wie sie sind.

  • Hallo,


    ich denke das einiges, nicht alles, auch mit der Trennung zu tun haben könnte.Klar, dein Kind trauert auch, wenn er es vllt auch nicht so zeigt , wie ein Erwachsener oder ein anderes Kind, das zeigen würde.Da sind einfach alle Menschen verschieden.Vllt ist er eher der Stille, der in sich kehrt, wie dann ständig nach Papa zu fragen.Kann gut sein, dass das Hauen und beißen auch darauf zurück zuführen ist.Ich weiß nicht was bei euch war, oder was er mitbekommen hat und das vllt dann an dir auslässt.
    Aber als Aussenstehender kann man sowas auch eher schlecht beurteilen.Prinzipiell ist das natürlich auch gerade die Phase, in der sie testen, wie weit sie bei jedem einzelnen gehen können.Und Nein ist eben auch nicht das Lieblingswort der Kids.
    Was das Trockenproblem angeht...ich würde keine Windel mehr anziehen.Eher versuchen, mit ihm noch öfter auf die Toilette zu gehen, auch wenn er grad nicht muss.Manchmal wird es auch im Spielen vergessen oder sie müssen dann so dringend, dass sie im Bad nicht mehr rechtzeitig schaffen, auf die Toilette zu kommen.Wenn er aber war, am besten loben und nicht ausschimpfen wenn es mal daneben ging.


    Und mit dem Ex würde ich reden, schließlich war er doch 3,5 Jahre an der Seite seines Kindes oder ?Versucht da auf Erwachsenenebene zu kommunizieren und eure Probleme erstmal rauszuhalten.


    Sprich evtl auch mit den Erzieherinnen in der Kita.Das sie ihn bisschen mehr unter die Flügel nehmen und ihn ab und zu mal daran erinnern, dass er auf Toilette gehen soll/muss.
    Das Klammern ist normal und verständlich.Er hat schließlich auch Angst, dich als Elternteil auch noch zu verlieren.Vllt auch seine Art zu zeigen ( das Hauen und das beißen) ?


    Lg
    need~silence

  • Danke an Euch alle für die hilfreichen Kommentare. Ich versuche, gelassen zu bleiben - und natürlich liebe ich dieses Kind und möchte kein anderes. Ist halt momentan eine schwierige Phase für uns.



    Also, sein Vater und ich haben eigentlich bis auf einmal nie vor dem Kleinen gestritten. Von daher hat er höchstens die angespannte Stimmung mitbekommen, aber keinen lauten Streit.


    Ja, der Vater, war 3,5 Jahre an seiner Seite, gekümmert hat er sich trotzdem wenig. Ich bin allerdings etwas erschüttert, wie wenig er sich jetzt meldet. Seit fast zwei Wochen kein Bild und kein Ton. Ich werde das ansprechen müssen, da es für den Kleinen nicht gut ist. Aber ich bin sicher, egal wie ich es formuliere, er kriegt es in den falschen Hals.



    Kinderpsychologe, ist das was für so Kleine ? Bei zurückhängendem Sprachverständnis ?



    Viele Grüße


    Stern