Antidepressiva - Hilfe oder Teufelszeug?

  • Hey Leute,


    resultierend aus aktueller Erfahrung am eigenen Leib - wie steht ihr zu Medikamenten dieser Art?


    Ich bin zur Zeit völlig schockiert über die Auswirkung bei Nichteinnahme und frage mich seither, was im Umkehrschluss die Tabletten bei Einnahme bewirken... :rolleyes2::crazy


    Die Einnahme erfolgt seit ca 4 Monaten. Aufgrund andauernder, lähmender Müdigkeit wurde die Dosis vor 3 Wochen reduziert.
    Die Müdigkeit blieb. Ich rede nicht von einfach etwas schlapp sein, sondern von ständigem Schlafbedürfnis...


    Nun hatte ich eine Dosis ausgelassen da ich das neue Rezept noch nicht eingelöst hatte und die Auswirkung war absolut angsteinflösend!!
    Gut - habe dann weitergemacht aber das komische Gefühl, dass dieses Medikament einfach ein Teufelszeug zu sein scheint bleibt....


    Ja ich weiß, ausschleichen lassen ist das Stichwort. Darum gehts jetzt aber nicht.


    Ich möchte einfach in die Runde fragen wie Eure Erfahrungen und Meinungen zu dem Thema sind: Hilfe oder Teufelszeug?



    Grüße, Fio

  • Guten Morgen Fio!



    Ich möchte einfach in die Runde fragen wie Eure Erfahrungen und Meinungen zu dem Thema sind: Hilfe oder Teufelszeug?


    Erfahrungen habe ich keine.
    Meine Meinung: Zwischen Schwarz und Weiß existieren viele Grautöne...Es ist weder nur Hilfe, noch nur Teufelszeug.


    lg,
    cola

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  • Ich sehe diese Medikamente definitiv als Hilfe. Warum?
    Meine mutter hatte lange mit angststörungen und Depressionen zu kämpfen. Es war fürchterlich. Nicht nur für sie sondern auch für alle verwandten und Freunde. Seit citalopram geht es ihr gut.


    Mein vater hat diabetis. Es ging ihm vor der dignose sehr schlecht und wir haben uns alle sehr gesorgt. Seit insulin-einstellung geht es ihm besser.


    Warum ich das in einem atemzug schreibe? Weil beide krank sind. Bei meiner Mutter funktionieren botenstoffe im hirn nicht. Bei meinem Vater die natürliche insulinregulation nicht.


    Mein vater würde nie auf die idee kommen zu fragen, ob insulin teufelszeug ist. Es rettet sein leben.
    So wie citalopram das leben meiner mutter rettet. Beide haben eine biologische funktionsstörung.


    Warum sollte man antidepressiva ausschleichen? Hast du schon mal von einem Diabetiker gehört, der sein insulin ausschleicht?
    Warum darf das hirn als einziges organ keine dauerhafte medikation brauchen?

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    Es gibt kein problematisches Kind, es gibt nur problematische Eltern. (A.S. Neill)


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  • Was waren denn die Symptome vor der Behandlung?
    Um welches Medikament geht es genau?
    Was war denn die Auswirkung bei auslassen?


    Ich denke die Antwort muss man ganz individuell finden, es gibt Fälle wo Therapien mehr helfen aber es gibt auch Fälle wo es hauptsächlich am Hirnstoffwechsel liegt.
    Am besten kann das wohl der Arzt zusammen mit dem Patienten erarbeiten.

  • Meine Schwester musste nach ihrer zweiten Fehlgeburt Medikamente nehmen. Sie hat sich mit Händen und Füssen gewehrt. Meinte, sie wäre nicht krank oder verrückt, sondern nur traurig und es ist nur eine Phase. Das wird schon wieder etc etc. Nein es wurde nicht besser. Lt. Arzt hatte sie eine Form vom Babyblues und Ansätze von Depr.. Sie entschied sich dann, es eine Woche zu versuchen und es ging ihr besser. Nicht nur "wir" merkten den Unterschied, sondern auch sie. Für sie war die Welt nicht mehr nur schwarz, sondern langsam entdeckte sie auch die Schönheit wieder. Sie nimmt ihre Medis weiterhin, weil sie sich einfach besser damit fühlt. Ihr ist es egal, was andere dazu meinen würden, steht einem ja nicht auf der Stirn geschrieben, dass man es nimmt. Aber sie hat dadurch mehr Lebensqualität und wahrscheinlich hat es ihr auch das Leben gerettet.

  • Ich nahm ein Antidepressivum 4 Jahre lang.
    Bekommen habe ich es gegen meine Angststörung.
    Auslöser war mein Sohn, er war ein extremes Schreikind.
    Ursache meiner Angststörung liegt jedoch in meiner Kindheit.


    Das Antidepressivum hat mir sehr geholfen.
    Es war mir im Alltag eine Stütze.
    Vor allem in schwierigen Situationen hat es mir geholfen diese durchzustehen.


    Zum Einnahmebeginn, die ersten 3 Wochen, ging es mir sehr schlecht.
    Schlechter wie ohne Medikament.
    Ich hatte Kreislaufprobleme, Schweißausbrüche, war unendlich müde und litt auch unter Apetietlosigkeit.


    Das ist jedoch normal, der Körper muss sich auf den Botenstoff, das Medikament einstellen.
    Nach den ersten 3 Wochen ging es mit mir stetig Bergauf.
    Ab und an gab es auch mal kleinere Rückschläge, die ich jedoch gut Bewältigen konnte.


    Nach 3 Jahren fühlte ich mich wieder so Hergestellt das ich das Verlangen hatte, dass Antidepressivum abzusetzen.
    Nach Rücksprache mit meinem Arzt haben wir die Dosierung ganz langsam herabgesetzt.
    Das sogenannte Ausschleichen dauerte bei mir fast ein Jahr.


    Die Zeit braucht es aber.
    Ein Absetzen des Medikaments, von jetzt auf gleich, kann sehr negative Folgen mit sich führen.
    Genauso wie der Körper sich an das Medikament gewöhnen muss, so muss er sich auch daran gewöhnen, es nicht mehr zu erhalten.


    Seit 2 Jahren bin ich ohne Antidepressivum.
    In meinem Fall kann ich sagen, es hat mir nachhaltig geholfen.
    Ganz selten erlebe ich noch eine Angstattacke.
    Und wenn doch, hat mein Körper gelernt, damit umzugehen ehe die Attacke mich im Griff hat.
    Und es war gut das ich diese Unterstützung hatte.


    Ich hatte die ersten 2 Jahre begleitend zum Medikament auch einen Psychologen an meiner Seite.
    Dieser war mir gerade in der Anfangszeit, meine Angststörung zu verstehen und mit ihr umzugehen eine sehr große Hilfe!
    Die Kombination aus Medikament und Therapie hat mich bis auf klitzekleine Ausnahmen, wieder zum unbeschwertem Menschen gemacht.


    "Denken ist wie GOOGLEN,...nur krasser!!"

  • Ich denke auch, dass man es pauschal nicht sagen kann.


    In manchen Fällen mit extremen Beschwerden kann es sicher Sinn machen und eine gute Wirkung haben.


    Ich habe nur den Eindruck, dass heute diese Art von Medikament viel zu schnell verschrieben wird.
    Ich hatte vor knapp zwei Jahren einen Burn Out, bin aber der Meinung, es war keine Depression, sondern einfach eine physische Sache, dass es nicht mehr ging, dass ich eine Auszeit gebraucht habe.
    Mir wurde damals auch alles Mögliche verschrieben, aber mir hat es nicht geholfen. Vielleicht aber auch, weil mir die Einnahme total zuwider war.
    V.a. haben mich die Medikamente auch alle viel zu müde gemacht, so dass sie mir auch nicht wirklich geholfen haben wieder Auftrieb und Kraft zu bekommen.


    Nachtrag:
    Ich hab aber auch eine Freundin, die drauf schwört und sagt, dass sie ohne nicht über die Runden kommen könnte.

    Einmal editiert, zuletzt von Anmida ()

  • Ich habe auch mal eins bekommen. Mir ging es damit anders, aber nicht besser. Zum einen habe ich sehr zugenommen. Zum anderen bin ich unglaublich müde und lethargisch geworden. Das Schlimmste ist aber, dass ich es nicht ausgeschlichen habe, was man machen MUSS. LANGSAM! Die Nebenwirkungen des spontan Absetzens: damit habe ich bis heute zu tun. U.a. Tinnitus. Egal, was du tust: auf keinen Fall von heute auf morgen absetzen. Ich persoenlich halte nicht so viel von ADs, obwohl ich glaube, dass es Situationen gibt, wo es nicht anders geht. Aber eine Kombination aus einer Ernährungsumstellung, Therapie und Sport (auch Yoga und Meditation kann helfen) hat meiner Meinung nach zusammen mit möglicherweise sanfteren Mitteln wie Johanneskraut, etc. eine gleiche Wirkung ohne die gefährlichen Nebenwirkungen. Leider suchen sich einige erst so spät Hilfe, dass sie dafür nicht mehr die Kraft aufbringen.

  • Ich habe auch eine Zeit lang citalopram genommen. Dieses Medikament jedoch war für mich ein Teufelszeug. Ich fühlte mich den ganzen Tag wie in Watte gepackt, ich ließ alles schleifen,interessierte mich für nichts mehr, wollte eigentlich nur schlafen.
    Das wollte ich so nicht und wechselte den Arzt. Der verschrieb mir dann trimipramin, die ich abends immer einnahm. ich muss dazu sagen, ich brauchte ein AD das meine Schlaflosigkeit in den Griff bekommen sollte, aber kein AD das mich den ganzen Tag über müde macht. trimipramin hatte bei mir zur Folge, dass ich schnell einschlief und morgens beim ersten Pieps vom Wecker wieder wach wurde. Das tat so gut, nach Jahren wieder zu schlafen und vor allem durchzuschlafen. 2 jahre nahm ich es und seit 3 Monaten nun nicht mehr und fühle mich gut.


    Edit: Ich hoffe ich darf die Namen der Medis hier schreiben, wenn nicht, bitte löschen!

    Das Wichtigste in unserem Leben ist das Morgen.
    Um Mitternacht kommt der junge Tag, rein und unbefleckt,
    und begibt sich in unsere Hände, hoffend, das wir vom Gestern gelernt haben.“

    Einmal editiert, zuletzt von manus_welt ()

  • Mmh, ich habe schon die verschiedensten AD ausprobieren müssen. Das Problem ist einfach, dass jeder anders darauf reagiert. Ich hatte bei allen ADs bis jetzt nicht akzeptable Nebenwirkungen, habe dann versucht, eine Zeit ohne auszukommen, was auch nicht ging und im Moment habe ich eins, was ich - bis jetzt - ganz gut vertrage. Vielleicht solltest du ein anderes ausprobieren, denn diese Müdigkeit ist, gerade mit Kindern, sehr hinderlich (kenne das auch).
    LG, Billi

  • Hallo,
    ich nehme auch AD und zwar citralopram.Bei mir ist 2007 eine starke Angst und Panikstörung aufgetreten . Ich hatte dazu auch noch starke Depressionen. Seit dem ich citralopram nehme geht es mir sehr gut . Ich bin eigentlich wieder völlig"normal". :-)
    Aber ich glaube es kommt auch immer auf den Menschen, die Erkrankung und die Wirkung der Medikamente an.


    lieben Gruß Nicki :strahlen

  • Ich habe nur den Eindruck, dass heute diese Art von Medikament viel zu schnell verschrieben wird.
    Ich hatte vor knapp zwei Jahren einen Burn Out, bin aber der Meinung, es war keine Depression, sondern einfach eine physische Sache, dass es nicht mehr ging, dass ich eine Auszeit gebraucht habe.
    Mir wurde damals auch alles Mögliche verschrieben, aber mir hat es nicht geholfen. Vielleicht aber auch, weil mir die Einnahme total zuwider war.
    V.a. haben mich die Medikamente auch alle viel zu müde gemacht, so dass sie mir auch nicht wirklich geholfen haben wieder Auftrieb und Kraft zu bekommen.

    Zum Teil stimmt das, dass Medikamente zu schnell verschrieben werden.
    Hier hilft nur, Nachfragen.
    Muss es wirklich gleich ein Medikament sein, oder hilft es vielleicht auch schon mit jemanden reden zu können...


    Leider ist es so, dass Medikamente von den Kassen eher gezahlt werden, wie eine Therapie beim Psychologen, beim Ergotherapeuten usw.
    Ich finde es Grenzwertig.


    Mein Bruder ist so in die Medikamentenabhängigkeit geraten.
    Er hat, für meine Einschätzung, ein viel zu starkes Antidepressiva erhalten.
    Der Botenstoff des Medikaments ist derart bei ihm verankert, dass selbst alltägliche Angelegenheiten von ihm nur schwer zu bewältigen sind.
    Therapie?
    Bekommt er keine.
    Warum?
    Das Medikament hilft ja.Und er selber ist leider auf dem Standpunkt, dass er es nicht für nötig hält eine Therapie anzugehen.
    Lieber schluckt er jeden Tag dieses Medikament.



    Ich fühlte mich den ganzen Tag wie in Watte gepackt, ich ließ alles schleifen,interessierte mich für nichts mehr, wollte eigentlich nur schlafen.

    Das hatte ich Anfangs auch, allerdings nur die ersten 3 Wochen.
    Meine Ärztin machte mich stark mindestens diese Wochen zu überstehen.
    Erfahrungsgemäß legen sich dann diese Symptome.


    Wäre der Zustand allerdings weiter so geblieben, hätte sie mir ggf. ein anderes Medikament verschrieben, oder die Dosierung verändert.



    Das Problem ist einfach, dass jeder anders darauf reagiert. Ich hatte bei allen ADs bis jetzt nicht akzeptable Nebenwirkungen, habe dann versucht, eine Zeit ohne auszukommen, was auch nicht ging und im Moment habe ich eins, was ich - bis jetzt - ganz gut vertrage. Vielleicht solltest du ein anderes ausprobieren, denn diese Müdigkeit ist, gerade mit Kindern, sehr hinderlich (kenne das auch).

    Hier hat es auch schon jemand erkannt.
    Jeder reagiert anders auf Antidepressiva.
    Da muss man tatsächlich ausprobieren.
    Jedoch muss/sollte man sich und seinen Körper auch die Chance geben ein Medikament wirken zu lassen.
    Und das kann auch unterschiedlich von der Dauer ausfallen.
    Ein Antibiotikum hilft auch meist erst am dritten Tag so richtig.


    Ich hatte zu meinem Arzt gesagt, dass ich gerne, wenn ich schon sollte, ein Medikament möchte, welches mich nicht so sehr ermüdet, so das ich nichts mehr auf die Reihe bekomme.
    Eben wegen der Kinder.Ich konnte es mir einfach nicht leisten down in der Ecke zu hängen.Und ich wollte es auch nicht.
    Verschrieben wurde mir dann ein leichtes Antidepressivum, welches nicht Abhängig macht, jedoch nach Bedarf auch hohe Dosierungen zu lässt.


    Da ich von Natur aus eher die Kämpferin bin, habe ich gesagt ich möchte bei der geringsten Dosis bleiben, wenn ich merke das ich ganz gut damit über den Tag komme.
    Den Rest, um sehr gut über den Tag zu kommen, wollte ich mir "erarbeiten", also mit Positiven Erfahrungen in für mich schwierigen Situationen, die Kraft und den Mut sammeln, in die nächste für mich schwierige Situation zu gehen.
    Also, ich habe mich auch ganz bewusst in Situationen begeben, wo es bei mir in aller Regelmäßigkeit zu Panik-Attacken kam.


    Mich NUR auf ein Medikament zu verlassen, und unter Umständen mein Leben davon bestimmen lassen, geht mir gegen den Strich :brille


    "Denken ist wie GOOGLEN,...nur krasser!!"

  • Ich würde sagen, dass es eine gute Hilfe sein kann - vorausgesetzt, man nimmt auch das richtige Medikament in der richtigen Dosierung.
    Ich hatte Glück, dass gleich das erste Medi funktioniert hat, habe keine störenden Nebenwirkungen gehabt außer Mundtrockenheit zu Beginn (und die Libido sinkt in dornröschenschlaf, was sie aber sowieso tat durch die Depression...).
    Vielleicht solltest du einen Wechsel mit deinem Arzt besprechen..?


    Teufelszeug ist ein Antidepressivum ganz sicher nicht! Ist ja kein Tranquilizer oder Neuroleptikum oä...

  • Ich nehme seit einem 3/4 Jahr Amitriptylin. Angefangen hab mit einer sehr niedrigen Dosis. 25 mg.


    Mir gings damit nicht viel besser, aber ich konnte endlich wieder einschlafen und tlw. sogar durchschlafen.


    Einige haben ja mein letztes Jahr mitbekommen. War sehr schwierig für mich die ganze Situation.
    Nachdem mein Stiefvater dann verstorben war und ich noch mehr für meinen Bruder und meiner Mutter dasein musste, hab ich die Dosis erhöhen lassen auf 50 mg.
    Was im übrigen immer noch sehr niedrig dosiert ist.


    Anfangs haben die Dinger mich meilenweit abgeschossen. Ich musste für jedes einschlafen einen Wecker stellen. Weil ich sonst sicher 12 Stunden geschlafen hätte.


    Mittlerweile hab ich mich an die Dosis gewöhnt und mein Schlafrythmus normalisiert sich wieder.


    Nachdem ich mit meiner Ärztin nichtmehr zurecht kam, hab ich die Praxis gewechselt.
    Diese stellte bei mir eine Schilddrüsenunterfunktion fest.
    Ich bekomme nun L Thyroxin dazu.


    Die Mischung zwischen L Thyroxin und dem AD ist super. Ich hätte nicht geglaubt, das eine geringe Dosis Schilddrüsenhormone soviel ausmacht.
    Mir gehts um Welten besser damit.


    Ich würd ganz gern runter von den AD´s, bin aber noch nicht stabil genug.