Guten Tag, ich bin .... und alleinerziehend

  • Gestern ist es mir so richtig aufgefallen, ich glaub ich habe eine Macke. Sobald ich neue Menschen kennen lerne, lasse ich in den 1. paar Sätzen einfließen, dass ich AE bin.


    Warum mache ich das? Ich glaube, weil das AE-sein mein Leben doch so sehr bestimmt, mehr als ich gedacht hatte. Aber muss ich das anderen unter die Nase binden? Identifzier ich mich nur noch darüber? Ich bin doch soviel mehr! Und trotzdem scheine ich das irgendwie unbewusst immer wieder zu erwähnen.


    Wie geht es euch? Sagt ihr neuen Bekanntschaften, dass ihr AE´s seit? Oder lasst ihr die anderen es selbst rausfinden?


    Ich habe mir vorgenommen, es nicht mehr zu sagen, ich finde es von mir selbst bescheuert. Ich muss mir das abgewöhnen.

  • Eigentlich geht es "neuen" Menschen erst mal nichts an, wie ich lebe.
    Allerdings kommt es meist sehr schnell "raus", dass ich AE bin. Entweder, weil in meiner Wohnung sämtliche Spuren eines (erwachsenen) männlichen Wesens fehlen oder weil es arge Probleme bei div. Terminfindungen gibt. Durch Vollzeit-Job und AE-sein habe ich oft wenig Zeit, um spontan und flexibel zu sein und dann kommt oft "Ja, aber dein Mann, kann der nicht...." Äh, neee, kann er nicht!


    Hier biste immer noch ein Unikum, wenn du alleinerziehend bist und wenn du das wie ich schon fast vier Jahre bist, dann erst recht. Hier gibt es halt viele Familien, wo einer Teilzeit arbeitet und dementsprechend flexibler ist, die können dann nicht verstehen, dass man oft mitten am Tag oder am Abend "keine Zeit" hat. Da hilft dann schon mal ein dezenter Hinweis auf meine Situation oder aber er schießt mich ganz ins Abseits ;)


    Hihi, ich musste ja ein bisschen lachen, als ich deinen Text las. "Hallo, ich bin ..... und ich bin alleinerziehend!" "Hallo, ...." Klingt so ein wenig wie bei den anonymen Alkoholikern :D


    Zu deiner Frage: Nein, spontan und beim Vorstellen sag ich das nicht. Ich definiere mich aber auch nicht ausschließlich darüber. AE-sein ist ein Teil meines derzeitigen Lebens aber es ist nicht "ICH" - verstehst du, was ich meine?

  • Ich verkünde mein AE-Dasein nicht direkt in den ersten Sätzen mit dem entsprechenden Wort.
    Aber wenn man auf diverse Themen zu sprechen kommt, dann hört man es raus. Vor allem, wenn man sich über Kinder und das Leben mit selbigen unterhält. Und irgendwann lasse ich dann schon den Satz fallen, dass wir alleine leben.


    Natürlich geht es einem fremden Menschen eigentliche nichts an und ich würde auch nicht sagen, dass mein AE-Dasein mein Leben völlig einnimmt und ich mich darüber definiere.
    Aber es ist nunmal Tatsache, dass ich mein Kind (außer KITA/Arbeit) immer bei mir habe und etwas ohne Kind unternehmen geht einfach nicht. Somit schränkt es auch diverse "Erwachsenen-Ausflüge und Aktivititäten" ein und ein neuer Bekannter (egal welchen Geschlechts) muss sich damit abfinden und das so akzeptieren. In so fern, finde ich es nicht schlecht die Karten anfangs auf den Tisch zu legen - es ist eben doch ein großer Teil meines Lebens und vor allem meines Alltags. Mein Gegenüber soll ja schließlich wissen, worauf er sich einlässt und es gibt eben Menschen die mit einem Leben mit Kind (noch) nicht viel anfangen können. Manchen ist es wichtig am Abend etwas trinken gehen, tanzen, ins Kino... Dann wissen wir direkt beide, dass es nicht passt.



    Das Schlimmste, was passieren kann, ist das die gegenüber stehende Person Vorurteile hat und sich von diesen nicht lösen kann. Dann kann ich aber auch gerne auf diese Person verzichten.
    Und tief in mir drin, bin ich auch stolz auf mein Kind und mich, dass wir das alles hinbekommen... Ich schäme mich ja nicht dafür, dass wir alleine leben ;)
    Nur die Umstände, wie es dazu kam und wie der Kontakt zum Vater ist, dass hebe ich mir meist für später auf, weil mir DAS dann doch zu privat ist.



    Was genau sind denn deine Bedenken, wenn dein Gegenüber erfährt, dass du AE bist? Wieso ärgerst du dich anschließend über dich selbst?

    2 Mal editiert, zuletzt von anri ()

  • Das ist vielleicht ein bisschen wie ein coming out. Ein bisschen testen wie der andere reagiert. :lach Ich weiß noch wie ein Bekannter von mir sich auch ständig vorstellte mit "Ich bin xy und ich bin homosexuell"...Ein Test, ob er genauso angenommen wird wie er ist. Ich fand es auch immer ein bisschen albern: Ich sag ja auch nicht "Hey, ich bin friday und hetro" Ich habe aber einfach gemerkt, dass es für ihn wichtig war für seine Entwicklung und das es in Ordnung ist wie er ist. Ein bisschen Grenzen testen, ein bisschen versuchen zu provozieren.


    Es hat sich verlaufen, nachdem er sich mit sich selber angefreundet hat und spürte, dass es für andere keine Rolle spielt. In unserer Gesellschaft ist man ja inzwischen weder als homosexueller noch als alleinerziehender ein bunter Hund. Dauert nur bis man das selbst begriffen hat.


    Bleib du selbst.


    LG
    Friday

  • Naja konkretes Beispiel: gestern Kita putzen, eine neue Mama, die ich noch nicht kannte war dort auch am putzen (andere Gruppe). Also habe ich mich vorgestellt. Und dann als sie von ihrem Mann erzählt hat und, dass er schon mit Kind nach Hause gegangen ist und ich habe erwähnt, dass ich ohne Mann bin.


    Aber ich sage das nicht traurig oder mitleidig, sondern einfach so: ich bin alleinerziehend (bitte wundere dich nicht, wenn ich auf den nächsten Festen alleine erscheine und sprich mich nicht auf meinen Partner an, will ich damit ausdrücken). Manchmal hatte ich in der Kita schon Situationen, wo ich gefragt wurde, kann dein Mann helfen kommen und ich also aufklären musste über meinen Status. Sowas ist irgendwie peinlich, weil dann ernte ich sofort Mitleid.


    Vorurteile habe ich bis dato noch nicht gespürt. Aber man weiß ja nie, was hinter dem Rücken erzählt wird.


    Auf Arbeit habe ich das schon publik gemacht, einfach aus dem Grund, damit sie wissen, dass ich nicht total flexibel bin und es nicht selbstverständlich ist, dass ich bis 17:30 Uhr bleibe und das für mich eine große Organisation dann ist (Kita hat nur bis 16:30 Uhr auf, ich arbeite TZ 25 Std. die Woche). Da bitte ich tatsächlich um etwas Rücksichtnahme, obwohl ich öfters Überstunden schieben muss. Es geht halt nicht immer und erst recht nicht, wenn ich noch andere Termine habe mit Kind.

  • Jetzt, dass du das sagst, merke ich, dass ich das nie ganz am Anfang sage. Nicht absichtlich, ich sag es einfach nicht. Die Menschen, die mich besser oder länger kennen, erfahren es im Laufe diverser Gespräche eh ... und umgekehrt genauso. Und natürlich auch bei solchen Gesprächen, die du erwähnst "kann dein Mann nicht helfen" und so. Ich weiß nicht, ob die Leute dann mitleidig gucken, dass sie mitleidig reagieren habe ich nicht wirklich erlebt. :-)

  • mh, ich bin seit 13 Jahren AE, mir war gar nicht bewusst, dass dieser Umstand in irgendeiner Form besonders erwähnenswert wäre.


    LG Lotta, AE :-)

    edit: Rechtschreibfehler gefunden und korrigiert


    Nur wer einen Schatten hat, steht auf der Sonnenseite des Lebens!

  • Ich finde bloss meine Schwerhörigkeit erwähnenswert, damit das Gegenüber nicht denkt ich hör ihm nicht zu oder sonstige Missverständnisse.... Der AE-Staus kommt irgendwann halt raus, so Gespräch.


    Die sexuelle Orientierung meines Gegenübers will ich nicht beim 1. Treff brühwarm ins Gesicht geklatscht kriegen, sorry. Ich dachte eigentlich, das gehört zu den Dingen die man erst erzählt wenn man sich ne Weile kennt???

  • Hi!


    Nein, dass ich AE bin kommt immer dann raus wenn sich jemand mit mir verabreden will und kein Termin möglich ist oder über Kultur in unserer Stadt reden will oder ob ich mich in der Partyszene noch auskenne. Es wird Thema, wenn es um Überstunden geht, die ich nicht machen kann.


    Meine Eingeschränktheit ist oft erklärungsbedürftig. Thats all.

  • Kommt drauf an, wenn ich mit jemandem Small Talk betreibe erwähne ich das sicherlich nicht, aber Menschen mit denen ich mich näher beschäftige erfahren das schon recht schnell.


    Bei anderen Müttern kommts halt drauf an, wenn gesagt wird: Ich habs aber echt schwer, weil mein Mann ja soooo viel arbeitet, dann kam halt eine passende Antwort: Hey, nun stell Dir vor, Du wärst alleine mit Kind und HOPPA, wilkommen in meiner Welt!


    Oder wenns darum ging in der Kita irgendwie auszuhelfen, dann hab ich halt gesagt; Wenn ich Zwerg mitbringen kann, dann ja!


    Jetzt bin ich ja inzwischen verpatschworked, wenn das Beutekind als meins bezeichnet wird, dann kläre ich das im Allgemeinen auf, wenn es nicht gerade Smalltalk mit jemandem ist, den ich vermutlich nie wieder sehe.

  • Also ich rücke damit ganz Gewiss nicht sofort heraus....mein kleiner Spatz wird diesen Monat zwei Jahre alt und ich glaube das ich immer noch in der Phase des Akzeptierens der Situation stecke.
    Ich möchte halt nicht das komisch oder schlecht von mir gedacht wird, weil die Leute, oder vielleicht manche das "nicht optimale" sehen....und dann vielleicht noch Mitleid oder Lob oder sonstiges aussprechen
    ..versteht mich nicht falsch das wäre ja eig nicht schlimm und ich könnte darüber stehen!
    Aber definitiv wäre es bei mir so, dass ich die Person schon besser kennen müsste!
    Ich war im Pekip-Kurs und dort wusste es sogar niemand außer meine Freundin die ich durch den Kurs kennen gelernt habe!


    Eher find ich es super und auch etwas beneidenswert das du damit so offen und locker mit umgehen kannst! Ich kanns leider iwie noch nicht....man ist ja nix schlechteres dadurch...aber derzeit kann ICH damit (noch) nicht so umgehen....


    Das gesunde Mittelmaß wäre bestimmt angebracht :hae::rolleyes2::-):wink

  • Ich möchte halt nicht das komisch oder schlecht von mir gedacht wird,

    Piuuu!
    Was ist dir denn passiert, das dein Selbstwertgefühl dermassen im Keller ist?
    Jetzt mal ehrlich!
    Es kann dir doch egal sein, was die anderen von dir denken! "Komisch" oder "schlecht"? Warum machst du dir denn darum einen Kopf?
    Man ist doch nicht komisch oder schlecht, weil man sein Leben mit Kind allein bestreitet. Im Gegenteil, darauf kannst du doch stolz sein!
    Und mit ganz, ganz ruhigem Gewissen irgendwann auf dem Sterbebett sagen, ICH hab es hingekriegt! Allein!


    Viele andere schaffen das nicht mal zu 2.
    Kiek dir doch die Hausmutti´s an, denen ein Haus vor die Nase gestellt wurde mit ner Doppelgarage, die nicht arbeiten gehen wollen/ müssen, weil der Mann genug verdient. Sich dann aus Langeweile den Poolboy schnappen und wissen, der Alte kommt heut abend später zum Garnelenauflauf, weil die Sekretärin noch befriedigt werden muss.


    AE zu sein ist kein Makel! Nur tun sich manche damit schwer, es gebührend anzuerkennen, weil sie die Ausmaße dessen auf ihrem kleinen Tellerrand garnicht einschätzen können.

    Wer für 50 Cent isst, kann nicht für 5 Euro kacken... :bldgt:


    Damit schönen Gruss an K. :wink

  • Sicher geht man damit nicht hausieren und antwortet auf die Frage:"Hi ich bin Karl-Heinz." mit "Hi ich bin alleinerziehend."
    Aber spätestens, wenn die Nacht zu Ende ist und man durch Geschrei aus dem Kinderzimmer geweckt wird, sollte man sagen:"Ööööhm, Kalle, hör ma...da jibst noch wat, wat du wissen solltest...!"


    Aber man sollte sich dadurch nicht minderwertiger fühlen....

    Wer für 50 Cent isst, kann nicht für 5 Euro kacken... :bldgt:


    Damit schönen Gruss an K. :wink

  • Naja, ich binde das auch niemanden auf die Nase, aber meistens kommt im zweiten Satz "Und der Papa der Kleinen?". Dann sage ich immer "Wir sind getrennt" und dritter Satz "Kümmert er sich denn wenigstens und zahlt Unterhalt".


    Es scheint wohl viele zu interessieren. :hae::winken::ohnmacht:

  • schottie81


    Na, manchmal frage ich mich das auch! :lach:D:brille
    Aber es ist doch nun wirklich manchmal doof das ein paar Leute immer direkt vom schlimmsten Ausgehen, wenn sie von so einer Situation hören. Und klappt denn alles? Ist das denn nicht zu viel? Fühlst du dich überfordert? Und der Papa, kümmert sich, bezahlt??? Davon mal ab würde ich das sowieso niemandem Fremden erzählen und sagen das dass privat ist, das würde mir zu weit gehen und würde auch eher mit dem Kopf schütteln!


    Ich meine, warum werden nicht auch die anderen Mütter danach gefragt?! :-P Obwohl das bestimmt auch passiert, klar, aber doch irgendwo anders! Warum sollten nur WIR evtl mal überfordert sein!?!
    Wie auch du schon geschrieben hast, muss es ja nicht das Tollste sein nur einen Partner zu haben. Auch da gibt es Probleme, Differenzen, evtl. gespielte Schmeicheleien!
    UND manchmal leben die Frauen mit ihren Männern nicht besser, viele kümmern sich doch auch kaum, ziehen sich zurück oder helfen nicht.
    Nun, was ist blöder?
    Dann bin ich doch lieber direkt allein und muss mich darüber nicht auch noch aufregen, sondern weiss, ich muss es halt machen es gibt niemand anderen!


    Und außerdem möchte man sich doch ungern wie eine Aussetzige fühlen! Wenn ich hier unterwegs bin, stehen nunmal viel die Häuser mit den "glücklichen Familien" die sonntags alle schön zusammen auf dem Spielplatz toben...und man "sitzt" da allein^^
    Da schrei ich nunmal ungern, HALLOOOO UND ICH BIN ALLEINEEEEEE :-D
    Na, vielleicht sollte ichs einfach mal machen??? :lach:lach:lach:lach:lach:lach:lach


    Also denn, danke für Deine Worte ;-):love:sonne:blume:tuedelue

  • Spannend, das Thema,
    ich sage das auch relativ schnell. Und ich stecke damit ab, wie andere reagieren und auch, dass ich voll berufstätig bin.


    Ich habe habe halt keinen Mann, auf den ich mich auch verlassen kann. Das führt teilweise zu Orga-Schwierigkeiten.


    Wenn ich nicht arbeiten würde oder Teilzeit wär es bestimmt leichter und dann müsste ich es nicht so schnell sagen.


    Viele Grüße,
    Finegirl

    Nicht zu wissen, was man will ist schlimm, schlimmer noch ist jedoch nicht zu wissen was man nicht will.
    (Ich hoffe, das ist kein Zitat)

  • huhu, also ich sags, wenns mir passt, und wenns am anfang oder am ende eines kennenlernens ist oder nie: völlig egal.
    was ist dabei es zu erwähnen!? ist doch keine schande, kein makel, keine krankheit!
    zumal in frankfurt z.b. 50% singles leben und ein großteil davon alleinerziehend ist.


    macht also nix, finde ich...im gegenteil, ich bin sogar stolz drauf es so großartig zu schaffen....


    stephie

  • Bei mir ist es eher leuteabhängig, also auf welche Art Leute ich treffe.


    Letztens hatte ich ein erstes Kennenlernen mit einer Mutter (die Kinder sind befreundet), die mir mal schnell so im Vorbeigehen ihr
    halbes Leben erzählt hat, dass sie ein Riesenhaus putzen muss, dass sie drei Kinder (10-15 J.) hat und dass sie deswegen ja nicht arbeiten gehen
    kann. Außerdem hätte sie soooo viele Wellness- und Kreativkurse nebenher, die sie auch noch unterbringen muss... außerdem sei ihr Mann
    ja den ganzen Tag arbeiten, so dass sie sich wie eine AE fühlen würde. sogar die drei Urlaube im Jahr muss sie quasi alleine planen! Aber um die
    Finanzen würde sie sich nicht kümmern! Das wäre ihr auch zuviel!


    Ich habe dann nur eingeworfen: "Och, weißte! Ich weiß, wovon Du redest (*heuchel*schmunzel*)! Ich bin AE mit den beiden Kindern und gehe 80% arbeiten.
    Um mein Haus und den Garten kümmer ich mich alleine. Auch um die Finanzen! Ist schon viel, wenn mal so komplett auf sich alleine gestellt ist!


    "Oh", meinte sie, "aber du hast ja NUR zwei Kinder!.... mit Dreien sähe das alles ganz anders aus!"


    ERGO: es interessiert wohl selten, was du tust und machst und täglich bewältigst!

    .... Auch das geht vorüber!.... :daumen
    oder
    .... das blöde am Leben ist, dass auch Arschlöcher mitmachen dürfen!.... :lach