• Ich habe gerade viele Threads hier über ADHS gelesen und bin echt schockiert.
    Erstens weil viele eine Selbstdiagnose stellen (sollen das Ausreden sein um das Verhalten des Kindes zu rechtfertigen?) Ohne lange psychiatrische Begutachtung ist es unmöglich das zu erkennen bzw ADHS als Erkrankung zu diagnostizieren.
    Zweitens weil die Kinder als Krank und Sonderlinge abgestempelt werden (z.B. der Thread: wie soll ich es dem Kind beibringen?) Hallo?? Sie haben nicht Krebs oder sonst was, sie haben ADHS und fertig....
    Drittens, diese Kinder wollen auch wie jeder andere Mensch behandelt werden und nicht als krank und unerziehbar/unbelehrbar etc abgestempelt werden....
    Es gibt noch viele andere Beispiele hier, aber das wäre nun glaub zu viel ;-) Wie gesagt ich bin echt geschockt über die vielen negativen und sehr herablassenden Beiträge über Betroffene...


    Ich will deswegen auch keine Große Diskussion lostreten, wollte dies nur erwähnt haben ;-)


    Und bevor jetzt lauter Beiträge kommen wie z.B. der weiß ja gar nicht wie schlimm das sein kann... Dem will gesagt sein: Ich habe selbst ADHS, bin seit über 20 Jahren immer wieder in Behandlung, bekam oft und lange Tabletten, war in der Tagesklinik usw.... Aber seht her, ich habe mein Leben top im Griff, habe einen überragenden Sohn, einen super Job, einen guten Schulabschluss usw...
    Also redet bitte nicht so sehr abfällig über Betroffene, das sind keine Aussätzige! Das sind einfache Menschen wie alle, mit einer besonderen Art... Ich finde es auch besser wenn man von Störung spricht und nicht von Krankheit.... Denn es ist eine Störung im Gehirn (sogar eine Überfunktion), und jedes betroffene Kind hat auch seine positiven Eigenschaften, überseht das bitte nicht.
    Grüße

  • Hallo Timo_83,


    keine Sorge, so einen Beitrag werde ich nicht schreiben:

    Und bevor jetzt lauter Beiträge kommen wie z.B. der weiß ja gar nicht wie schlimm das sein kann... Dem will gesagt sein:


    Allerdings kann ich nicht nachvollziehen, wo Du das gelesen haben möchtest:

    Also redet bitte nicht so sehr abfällig über Betroffene, das sind keine Aussätzige!


    Eventuell bist Du bei dieser Behauptung ein wenig impulsiv und unüberlegt?


    Letztendlich behauptest Du ja, wir reden hier abfällig über uns selbst oder unsere Kinder.
    Dies widerum impliziert, wir würden die Kinder oder uns selbst nicht in der richtigen Weise lieben.


    Ich persönlich finde es nicht abfällig, wenn Eltern betroffener Kinder hier z.B. Rat suchen, wie sie mit ihren Kindern über diese Diagnose reden können. Schaut man auf Deinen Lebenslauf, gewinnt man den übermächtigen Eindruck, das Leben für Co-Betroffene der Störung könnte eventuell auch nicht so einfach sein.


    Falls Du nochmal lesen möchtest:
    Abfällig geschrieben wird hier allenfalls über Eltern, die sich für ihre Kinder für die Medikation entscheiden.
    Hier wird immer mal wieder angenommen, diese würden die Kinder mit Chemie vollstopfen damit sie ihre Ruhe haben.
    Gern gesehen auch die Diskussion, diese Eltern seien nicht in der Lage, Nahrungsumstellungen, Almhüttenaufenthalte und andere Therapien in Erwägung zu ziehen beim Umgang mit der Störung.


    Wie ist Deine Meinung als Betroffener hierzu?


    fragt
    FrauRausteiger

    .
    .
    •» Cave quicquam dicas, nisi quod scieris optime. :rauchen «•
    .
    .

    Einmal editiert, zuletzt von FrauRausteiger ()

  • Ich empfinde es hier auch so das abfällig über die Eltern geschrieben wird, welche sich dafür entscheiden ihren Kindern Medikamente zu geben. ADHS ist in seiner Ausprägung ja bei jedem Kind sehr differenziert. Bei einem Kind geht es ohne Medikamente, beim nächsten besser mit.


    Mein Sohn hat seit 2010 Medikinet genommen. Er hat selber gemerkt das es damit in der Schule einfacher ist sich zu konzentrieren und er endlich auch Erfolgserlebnisse verbuchen konnte. Im Herbst letzten Jahres hat er sich dann dazu entschlossen das Medikament abzusetzen. Das haben wir dann mit seiner Psychiaterin abgesprochen und dabei ist es dann geblieben. Seine Noten bewegen sich im Mittelfeld und das ist für alle Beteiligten auch gut so. Und mein Sohn war nicht ruhiggestellt oder lief rum wie ein Zombie (O-Ton einer Mutter eines Mitschülers).

    Der größte Reichtum ist die Armut an Bedürfnissen.

  • Ohne lange psychiatrische Begutachtung ist es unmöglich das zu erkennen bzw ADHS als Erkrankung zu diagnostizieren.

    Dein Beitrag ist zwar schon etwas älter (deshalb aber nicht schlechter oder weniger aktuell ;) ) - aber das kann man insbesondere unterstreichen.

  • Hi Susanne,


    es gibt verschieden Diagnosemöglichkeiten.


    Oft wird dabei auch ein stationärer Aufenthalt in einer darauf spezialisierten Klinik zu Diagnostik empfohlen, der kann durchaus 4 Wochen dauern. Auch ein EEG ist sinnvoll. Eine reievon Test gibt es dann sowieso ;-) Entscheidung tut das der Arzt. Er macht dasoft von seiner Erfahrung abhängig oderdavon, ob er den Verdacht hat, dass noch andere Faktoren oder Erkrankungen eine Rolle spielen könnten.


    Bei einem Arzt, der sofort den Reszeptblock zückt und keine begleitenden Maßnahmen anbietet würde ich persönlich ganz schnell das Weite suchen. Die Kinder sollen im Idealfall die Medis nämlich nicht ihr Leben lang nehmen, sondern lernen mit der Erkrankung umzugehen. (Mein Sohn ist seit 3 Jahren MEdifrei und dashat sicher jede Menge Arbeit gekostet, hat sich aber gelohnt)


    Während der Behandlung ist wichtig, dass regelmäßig Blutdruck und -Blutwerte,sowie das Wachstum kontrolliert werden. Elterntraining ist IMO ein muss, ebenso wie verschiedene therapeutische Maßnahmen (Emotions-, Impulskontroll-, Sozialkompetenz-, Konzentrations-, Selbstorganisationstraining etc).


    Gruß Tina

  • Bei uns bzw. meinem Sohn hat es fast über ein Jahr gedauert, bis seine behandelnden ADHS-Ärztin (Kinder- u. Jugendpsychiaterin) eine endgültige Diagnose stellen konnte. Es waren dazu mehrere medizinische Untersuchungen notwendig gewesen, um andere Ursachen wirklich ausschließen zu können. Ebenso wurde mein Sohn in mehreren Therapiestunden dort auf alles mögliche genauens überprüft, so u.a. auch seine Intelligenz, seine Aufmerksamkeitsdauer, seine Konzentrationsfähigkeit, und noch einiges anderes. Erst nachdem alle diese Untersuchungen abgeschlossen waren wurde das Ergebnis mit uns besprochen und die Diagnose auf ADHS bei ihm definitiv gestellt.


    Da im selben Jahr knapp zwei Monate später die Einschulung angestanden hatte, wurde nach reichlicher Überlegung auch bei ihm mit einer Medikamentengabe begonnen und zwar in kleinen Schritten bis die damals bestmögliche Dosis gefunden wurde.


    Zu dieser Zeit befand er sich noch im letzten Kindergartenjahr, wo auch schon mit den Kindern die eingeschult wurden, Vorschulübungen gemacht. Bei denen und während des sogenannten "Stuhlkreises" ist denen vorher schon aufgefallen, das mein Sohn sich damit sehr schwer tut, lange an einer Sache konzentriert zu arbeiten oder im Stuhlkreis entsprechend sitzenzubleiben und mitzumachen.


    Nach der Medikamentengabe, zu der es im Kindergarten geteilte Meinungen von den Erzieherinnen gegeben hatte (aber unsere Einstellung dazu akzeptiert wurde), ist dann aufgefallen, dass mein Sohn sich wesentlich besser auf die ihm gestellten Aufgaben konzentrieren konnte und auch im Stuhlkreis jetzt komplett bei der Sache war und mit großer Begeisterung mitarbeitete.


    Auch aus diesem Grunde und im Hinblick der bevorstehenden Einschulung wurde somit auch richtig entschieden, direkt nach der Diagnosestellung mit einer Medikamentengabe und einer dazu begleitenden Therapie zu beginnen.


    Anderenfalls wäre die Eingangszeit in der Grundschule nicht eingermaßen so gut verlaufen wie sie dann für mein Kind verlaufen ist. Und ebenso wäre er aufgrund seiner kurzen Konzentrations- und Aufmerksamkeitsspanne kaum therapiefähig gewesen bzw. überhaupt dauerhaft den Anforderungen eines Schulkindes morgens gerecht zu werden im Stande gewesen.


    Leider hat sich dann ziemlich schnell in der Grundschuleingangzeit eine LRS herauskristallisiert die dann nach zwei Jahren endgültig zu einer Legasthenie bei ihm diagnostiziert worden ist. Das hat dazu bei ihm beigetragen, dass er zum einen und nach einem Umzug von uns, die 1. Klasse der Grundschule nochmals machte (bei uns gibt es sowas wie eine "0"-Runde, die für Kinder gedacht ist, die eher eingeschult worden sind, aber den Anforderungen an die 1. Klasse dann doch nicht gerecht worden und somit das 1. Schuljahr komplett als Neueinschulkind wiederholen können) und zudem, nach dem Wegfall seiner Logopädietherapie (die er seit kurz vor dem 3. LJ besuchte und seit der Einschulung auch von seiner dortigen Therapeutin - mit Zusatzausbildung zur Legasthenietrainerin - gleichzeitig wegen der anfangs gestellten LRS mit ihm gearbeitet hatte), letztendlich aufgrund der gesamten Situation dadurch im 3. Schuljahr den Schulbesuch komplett verweigerte. Er bekam dann bis ein Platz in einer Tagesklinik frei wurde, Hausunterricht (mehr recht wie schlecht gelaufen), besuchte dann fast 5 Monate die Tagesklinik und die dortige Klinikschule, wurde zwischenzeitlich auf Antrag der Grundschule auf Vorliegen eines "sonderpädagogischen Förderbedarfs" überprüft und letztendlich dann, nach Entlassung aus der Klinik, auf eine Förderschule Lernen umgeschult. Aber nicht aufgrund seiner Intelligenz, nein, nur weil man dem Kind, das eigentlich eine ganz normale Schule besuchen könnte (erst letztens hat mir noch die Klassenlehrerin mitgeteilt in einem Gespräch, das mein Kind eigentlich kein Schüler für eine Förderschule wäre aufgrund seiner sehr guten schulischen Leistung und auch seiner schnellen Auffassungsgabe), einfach den Druck rausnehmen wollte und ihn langsam wieder an den Schulbesuch gewöhnen wollte. Zudem hätte er in der Grundschule die 3. Klasse wiederholen müssen (hat ja durch seine Schulverweigerung sehr viel Stoff verpaßt) und er dann fast über zwei Jahre älter als seine Klassenkameraden gewesen war und eine Mitnahme in die 4. Klasse kam auch nicht in Frage, da hierzu ja der Lernstoff ihm fehlte. Daher die Umschulung auf die Förderschule Lernen.


    Mittlerweile weiß ich auch, das ADHS durchaus eine Legasthenie, Rechenschwäche oder LSR-schwäche begünstigen kann, was ja in unserem Fall leider so ist (Legasthenie). Aber daran arbeitet er jetzt schon seit Sommer 2012 ganz gezielt mit einer Legasthenietherapeutin und langsam stellt sich immer mehr auch bei ihm in der Schule in dieser Richtung kleine Erfolge ein. Das wäre aber nicht möglich, wenn er kein ADHS-Medikament nehmen würde. Denn dann wäre seine Konzentrationsfähigkeit und auch seine Aufmerksamkeitsspanne bei weitem nicht ausreichend genug den täglichen Anforderungen in der Schule und später dann in den Therapien die er besucht gerecht zu werden.



    Ich selber bin auch seit Mai 2008 ein diagnostizierter ADHSler, der die ganze Jahre zuvor leider ohne großen spürbaren Erfolg auf Depressionen und depressiven Verstimmungen behandelt worden ist. Nach meiner eigenen Diagnose wurde ich ebenfalls nach reichlicher Besprechung mit meinem behandelnden ADHS-Arzt (Psychiater und Neurologe, der sich sehr gut mit ADHS auskennt) auf ein ADHS-Medikament eingestellt (jetzt ist es mittlerweile Medikenet Adult). Und seither habe ich kaum noch mit depressiven Verstimmung oder Depressionen zu kämpfen. Zudem "rede" ich nicht mehr wie früher ununterbrochen und bin irgendwie "lockerer" (was meinen engsten Freunden direkt auch positiv aufgefallen ist, die nichts von meiner eigenen ADHS-Diagnose bis dahin wußten). Auch kann ich mich viel besser konzentrieren, bin nicht mehr so impulsiv und meine Aufmerksamkeit kann ich auch wesentlich länger auf eine Sache richten. Alles was ich vorher nur sehr schlecht konnte und nie wußte wieso das bei mir so ist. Als Kind war ich ein Mischtyp zwischen ADS (ruhigere Variante) und ADHS gewesen, war für meine Eltern ein ziemlicher Wirbelwind und anstrengendes Kind gewesen, das aber auch oft sehr zurückgezogen gegenüber Fremden - auch anderen Kinder - gewesen war. Heute noch bin teilweise so, dass ich erst mir in einer Gruppe die Leute aus sicherer Entfernung beobachte und dann erst mit dem einen oder anderen versuche in Kontakt zu treten und evtl. eine Freundschaft aufzubauen.


    Auch mein Arzt hat sich etwas Zeit gelassen mit der genauen Diagnose, die anders als bei Kindern dann gestellt wird (eher Fragebogen und eine medizinische Abklärung). Aber ich bin froh darüber, dass mir aufgrund dieser Diagnose endlich wirklich geholfen werden konnte.




    Man sollte immer den Einzelfall sehen und nicht alles was mit ADHS zusammenhängt verallgemeinern. Und was in den Medien alles oftmals so gezeigt und gesagt wird, stimmt nur in den seltensten Fällen wirklich im Bezug auf ADHS. Nicht jeder der ADHS hat ist gleichzeitig so unruhig, schlägt grundlos um sich oder andere Personen, usw. - ich denke das trifft nur bei den einen ganz geringen Teil von ADHS-betroffenen Personen zu. Bei anderen ist es vielmehr die mangelnde Konzentrations- und Aufmerksamkeitsdauer bzw. die Impusivität die diese belasten und die mit der richtigen Therapieform und/oder der richtigen Dosierung eines ADHS-Medikamentes wesentlich verbessert werden kann, so dass diese Personen auch den täglichen Anforderungen in der Schule, im Berufsleben und im Alltag überhaupt erst gewachsen sind und daran wirklich teilhaben können in der Gesellschaft.


    Dieses wollte ich mal als selber davon betroffene Mutter eines ebenfalls davon betroffenen ADHS-Kindes mal loswerden.


    glg
    Pimpf

  • Wenn es meine behandelnde KJP nun hinkriegt, die Testungen (Aufmerksamkeitstests, Intelligenztest, Fragebogenauswertungen von Eltern, Lehrern und dem Kind selber sowie die körperlichen Untersuchungen wie EEG, EKG etc.) innerhalb von drei Monaten durchzuführen, ist dann die Diagnose schlechter als wenn der KJP ein halbes oder ein ganzes Jahr braucht?


    @ Pimpf: Mich würde interessieren, welche med. Untersuchungen denn auf welche Verdachtsdiagnosen noch durchgeführt wurden. Ich finde das tatsächlich interessant, welche Ideen Deine bzw. Juniors Ärztin da noch hatte und wie sie das nachher ausgeschlossen hat. :-)

  • Hi Susanne, nee ich glaube nicht das diese Diagnose dann schlechter wäre als von einem niedergelassenen Arzt (Psychiater) der sich mit ADHS auskennt und halt sich damit länger Zeit läßt. Wobei auch hier die Termine der einzelnen Stunden auch eine gewissen Rolle mit spielen. Denn nicht überall können Termine kurzfristig aufeinander bzw. nacheinander gelegt werden. Bei uns kam es schon durchaus vor, dass zwischen den einzelnen Terminen schon mal ein paar Wochen gelegen hatten oder der ursprüngliche Termin wegen Erkrankung eines von uns dreien halt verschoben werden musste. Daher hat sich das bei uns (bei meinem Kleinen) ziemlich in die Länge gezogen.


    Ich denke bei meinem Kleinen wollte sie ganz genau sicher gehen, dass hier nicht einfach eine andere Ursache für die Symptome meines Kleinen vorlagen, die ggf. ähnlich sich äußern können wie bei einem ADHS-Kind. Zudem wollte sie sich selber erst einmal ein Bild vom Kind machen und nicht nur auf die Fragebögen der Personen gehen, die mit dem Kind täglich oder wöchentlich zu tun hatten (die aber hierbei ziemlich Aufschlußreich waren). Keine Ahnung was für Sachen es gibt, die ähnliche Symptome wie ADHS vorweisen können. Weiß nur das es sowas wie das Asperger Syndrom noch gibt, das Ähnlichkeiten wie ADHS aufweisen soll.


    Medizinisch wurden die üblichen Untersuchungen durchgeführt bei ihm.


    Wir hatte ja auch Anfang 2010 eine siebenwöchige Familienreha gehabt und ebenfalls in einer Klinik die sich mit ADHS auskannte. Dort wurde dann bei meinem Sohn ein Auslassversuch unternommen, wobei jeder der mit dem Kind zu tun hatte dort, auch das Kind selber ebenso wie ich als Mutter auch, täglich das Kind beurteilen musste. Angedacht waren zwei Wochen hierfür. Bereits nach knapp einer Woche wurde dieser Versuch abgebrochen. Ohne ein Medikament kommt mein Kind überhaupt nicht klar, war fast gar nicht fähig den dort angebotenen Schulunterricht zu bewältigen, konnte sich kaum konzentrieren, war impulsiv und unaufmerksam nach relativ kurzer Zeit, und war auch nicht fähig die dortigen Therapien zu meistern. Also wurde er sofort wieder auf ein Medikament eingestellt bzw. von seinem alten auf ein anderes Medikament umgestellt und zwar erhält er seither Concerta retard. Anfangs waren es 18 mg und seit Oktober 2010 sind es 36 mg (1 x morgens). Daran hat man sehr gut erkennen können, dass mein Sohn tatsächlich diese Medikamente benötigt um überhaupt sich auf die notwendigen Therapien einlassen zu können und auch seinen Alltag in allen Bereichen relativ gut meistern zu können.



    Bei meinem Arzt wurde das ganze nach zwei oder auch drei Terminen dort und einer Beantwortung eines Fragekataloges (er stellte die Fragen und ich musste sie beantworten und ggf. auch begründen), meines bisherigen Lebensverlauf seit meiner Geburt ebenso der Schulzeugnisse und einer anschließenden üblichen medizinischen Untersuchung gestellt. Dabei kam heraus das ich ADHSler bin, der unerkannterweise leider andauernd auf Depressionen bzw. depressiven Verstimmungen hin behandelt worden war, was bis dahin auch leider immer ohne Erfolg geblieben war.

  • hallo,


    ich bin NICHT betroffen allerdings bin ich betroffen über dieses schnelle "ADHS"- abgestempel!


    schlagt auf mich ein oder lasst es, aber ich finde, früher gab´s sowas wie ADHS nicht. da hatte man ein munteres teils aufmüpfiges kind und gut war! ich empfinde ADHS als "mode-erscheinung" in unserer immer schneller, besser und höher entwickelten umwelt mit wahnsinnigem leistungsdruck! sehr pragmatische meinung ich weiß, aber was hier so alles als "ADHS diagnostiziert" rumläuft und medikamente bekommt :kopf will sich keiner mehr mit der "traditionellen" kindererziehung befassen, weil jeder nur arbeit, arbeit, arbeit im kopf hat und abends müde nach hause kommt und da ein aufmüpfiges kind einfach stört?


    wie lange gibt es denn die diagnose ADHS schon?? hier ein guter artikel! sicher spielt auch die pharmaindustrie eine gewaltige rolle in der oftmals schnellen diagnose "ADHS"........


    lg casha

    *that makes me nobody so fast after*

  • Ja, es werden leider viel zu oft voreilig und unnötig entsprechende Medikamente verabreicht.


    Aber deshalb gleich zu sagen, dass es diese Erkrankung nicht gibt halte ich für vermessen. Früher gab es auch Diabetis, nur nicht die Möglichkeit diese zu diagnostizieren und schon gar nicht sie zu therapieren. Die erkrankten sind schlicht und einfach gestorben. Gibt es Diabeits nicht, nur weil man es früher nicht (er)kannte?


    Ja, es tritt heutzutage sicher auch öfter auf. Das liegt sicher auch an der Reizüberflutung, der heute Kinder ausgesetzt sind. Kind mit AD(H)S haben keinen funktionierenden Filter, der schon vorher in wichtiger und unwichtiger Sinneseindruck trennt. Und das die Hirmströme verändert sind lässt sich halt auch nicht wegdiskutieren


    Mein Sohn sagte mir mal: Ich höre alles gleich laut. Deine Stimme, den Wind draussen und den Vorgel, der grad im Baum sitzt und zwitschert.


    Deshalb kostet es enorme KRaft sich dann eben auf ein Gespräch oder eine Hausaufgabe zu konzentrieren. Ja, das können Kinder lernen, nur in vielen Fällen werden sie durch Medikamte eben erst in die Lage versetzt diese Dinge zu lernen.Sicher muss man in der Erziehung sehr viel konsequenter und strukturierter sein als bei gesunden Kindern. Ich habe den Vergleich mit einem erkrankten und 2 gesunden Kindern. Es ist wesentlich anstrengender und auch manchmal zum heulen, wenn dein Kind unkontrolleirte Wutausbrüche hat, aber gar nicht weiss warum und wenn dein Kind nicht erkennt, ob du lächelst, sauer bist oder nahe am weinen. Das wünsche ich keinem Elternteil. Und ich möchte auch nciht von anderen, die nicht betroffen sind in die Schublade "die kann ihre Kidner einfach nicht erziehen" gesteckt werden.


    Und ich bin irre stolz auf meinen Sohn, dass er in 3 Jahren Behandlung mit Medis durch entsprechende Schulungen und Thearpien gelernt hat Gesicher zu lesen, Eindrücke zu filtern, sich zu konzentrieren bzw. sich immer, wieder "zurückzuholen" und vieles mehr. Er hat dafür mit Sicherheit härter arbeiten müssen als ander Schüler. Auch wenn ich ihm die Tablette nam Anfang nur sehr ungern gegeben hab, es hat sich für ihn und für unser Familienleben gelohnt. Und er wird ein weitgehend normales Leben führen können.


    Gruß Tina

  • Interessanter Artikel, Casha, und ich finde manche Dinge bedenkenswert.


    Häufig ist es z.B. so dass die Kinder- und Jugendpsychiater zur multimodalen Therapie raten, sprich Medikamente PLUS begleitende soziale und psychotherapeutische Therapien sowie Elterntraining. Die Pharmaindustrie verdient durchaus an der Medikation, ja. Das tut sie aber auch an neuen Medikamenten gegen Krebs, Aids etc., ohne dass sie dafür so verteufelt wird wie bei ADHS und der üblichen Ritalin-pro-und-condra-Debatte.
    Kinder- und Jugendpsychotherapeuten und tiefenpsychologisch arbeitende Psychologen hingegen stellen häufig auf die rein soziale Komponente ab und lehnen Medikation auch eher ab (wobei ich die Interviewte hier da durchaus noch differenziert in ihrer Meinung finde). Nur: Hat schon mal jemand hinterfragt, von wem die Psychotherapeuten dann ihr Geld kriegen? Von dem Kind, das bei ihm die Therapie bekommt. Also eigentlich auch eine Interessensverquickung, die andererseits der Pharmaindustrie vorgeworfen wird.


    Andererseits finde ich den Ansatz, dass bei Naturvölkern in Afrika ADHS nicht vorkommt, weil die Kinder im lockeren Dorfverband leben und nicht stundenlang in der Schule sitzen, zwar vom Prinzip her richtig. Diese Kinder werden auch zu einem gewissen Prozentsatz dieses Reizfilterproblem haben, bei ihnen ist es aber nicht symptomatisch, weil keine Reizüberflutung stattfindet. Wie sieht aber die Lösung aus hier in Deutschland? Schulpflicht abschaffen? Alle Kinder zur Kartoffelernte auf die Felder, weil sie dann nicht reizüberflutet sind? Oder doch ab zu Professor Hüther auf die Alm?


    Dass ausgerechnet von einer Fachfrau das Argument kommt, dass auch ADHS-Kinder sich in bestimmten Situationen konzentrieren können, mutet jedoch eher merkwürdig an. Sollte doch für sie als "vom Fach" der Ausdruck "Hyperfocussierung" etwas sagen und dass das kein Argument "gegen" ADHS ist, sondern zu den Symptomen gehört...


  • aber ich finde, früher gab´s sowas wie ADHS nicht. da hatte man ein munteres teils aufmüpfiges kind und gut war! ich empfinde ADHS als "mode-erscheinung" in unserer immer schneller, besser und höher entwickelten umwelt mit wahnsinnigem leistungsdruck!


    Hallo casha,


    mit dem zitierten Teil bin ich ganz bei Dir. Und an eine "richtige Krankheit" in dem Sinne glaube ich auch nicht.


    Aber daß es Kinder gibt, bei denen es über das "normale" Wildsein oder wie auch immer hinaus geht, was nicht mehr im gesunden Bereich ist, das ist keine Frage. Spätestens seit meinem Kind weiß ich das felsenfest. Ich kann nicht sagen, daß er ADS hat oder was auch immer. Ich kann aber sagen, daß er Probleme hat, und darunter selber sehr sehr leidet. Wenn es nach mir gegangen wäre, ich hätte kein Medikament gegeben, das hat über 1 1/2 Jahre gedauert, bis Ärztin und ich sich dazu entschieden haben.


    Aber mein Kind merkt, daß es ihm hilft. Und ich bin dankbar, daß ihm so vorübergehend die Teilnahme am Leben vereinfacht wird.


    Für MICH war und ist es sehr anstrengend, es zehrt an meinen Nerven. Für mich aber hätte ich diesen Schritt nicht gewählt, aber für IHN schon.


    Ich glaub, man muß ein Kind mal ne Weile erlebt haben, um den Unterschied wirklich zu erkennen und auch als echt zu sehen.


    Würde ich meinen Sohn nicht kennen, ich würde genauso schreiben wie Du!!


  • will sich keiner mehr mit der "traditionellen" kindererziehung befassen, weil jeder nur arbeit, arbeit, arbeit im kopf hat und abends müde nach hause kommt und da ein aufmüpfiges kind einfach stört?

    Das finde ich nun schon etwas daneben. Die meisten Eltern mit ADHS - Kindern die ich kenne (privat und beruflich) tun sich sehr schwer, ihren Kindern Medikamente zu verabreichen. Oft haben sie einen langen Leidensweg hinter sich - und es fällt ihnen schlussendlich nicht leicht, sich für eine Medikation zu entscheiden.


    Das sind Eltern und Familien, die nicht selten bis an ihre Grenzen gegangen sind. Denn ADHS kann sich schnell in alle Bereiche des Familienlebens sehr belastend auswirken.


    Dass es schwarze Schafe gibt mag ich nicht in Abrede stellen. Aber aufgrund dessen so zu pauschalisieren? Find ich nicht in Ordnung.

    Einmal editiert, zuletzt von LolaMontez ()

  • Bei uns war es auch ganz krass.


    Töchterchen freute sich auf die Schule, die ersten 3 Wochen liefen super, danach sank die Motivation. Bis einschließlich 4. Klasse/1. Halbjahr bin ich mit meiner Großen durch die Hölle gegangen.


    Im Unterricht träumte sie vor sich hin, hielt sich nicht an Regeln (machte ihre Brotdose nicht zu, wenn sie sollte), ließ sich von allem Möglichen ablenken, Hausaufgaben waren eine Katastrophe. Während sie sich VOR der Einschulung für alles Mögliche interessierte (Natur, Dinosaurier, etc.) und auch einen sehr ausgeprägten Wortschatz hatte, baute sie immer mehr und mehr ab. Ich hatte in Kind zuhause sitzen, das öfters meinte "Ich bin anders. Ich bin nicht ganz richtig im Kopf", etc.


    Nach etlichen Gesprächen mit der Lehrerin machten wir uns auf den Weg zum Test im SPZ.


    Mein Kind ging mit vollem Eifer in den 1stündigen Test und kam demotiviert wieder hinaus, weil Fragen gestellt wurden, da hätte auch ich abgeschaltet.


    Diagnose: "ADHS" und gleich wurden mir sämtliche Möglichkeiten an den Kopf geworfen, inkl. Elterntraining, etc.


    Ich bedankte mich für das Gespräch und lehnte eine Behandlung/Therapie ab, denn in meinen Augen (persönliche Meinung) gibt es kein ADHS/ADS. Kann jeder sehen, wie er will.


    Dann waren es laut Lehrerin die Augen, dann war es die Schilddrüse......dann wieder das Gehör. Wurde alles abgecheckt. Unsere Kinderärztin wollte schon ein ernstes Gespräch mit der Lehrerin führen...


    Bin dann auf Anraten der Lehrerin (weil ich ja auch meinem Kind helfen wollte) zu einer Kinder- und Jugendpsychologin gegangen. Diese testete meine Tochter ebenfalls und kam zu dem Schluss, dass meine Tochter geistig debil sei.
    Sie meinte auch, dass ein 1 1/2jähriges Kind gar nicht in der Lage sein kann, das Spiel Memory zu spielen.....quasi unterstellte sie mir, zu lügen, nur um mein Kind besser da stehen zu lassen......nur was hätte ich, vorrangig mein Kind davon?!


    Meine Große war mittlerweile überhaupt nicht mehr für die Schule zu motivieren, ging nur noch hin und wieder nach Hause.....sog zwar alles auf, was im Unterricht durch genommen wurde, vergaß aber wieder, weil die Motivation komplett fehlte. Mobbing war auch schon seit längerem an der Tagesordnung, so dass sie sich immer mehr zurück zog.


    Punkt Beginn des zweiten Halbjahres der vierten Klasse zogen wir um. Wir ließen ihr Zeit, sich um zu gewöhnen und ein zu gewöhnen......aber man merkte schon, dass sie wieder die alte Mini-SunnyDay wurde. Sie interessierte sich wieder für alles, Hausaufgaben wurden FREIWILLIG direkt nach dem Mittagessen gemacht oder teilweise noch vor dem Essen.


    Nach insgesamt 4 Wochen suchte ich das Gespräch mit der neuen Lehrerin. Sie war total begeistert, wie sie sich in die Klasse eingefügt hat, beteiligte sich rege am Unterricht, war hilfsbereit, freundlich, aufnahmebereit für alles Neue, etc.
    Und sie konnte die Einträge in der Schülerakte überhaupt nicht nachvollziehen.


    In ihrem Abschlusszeugnis der Grundschule hat sie sich im Vergleich zum Halbjahreszeugnis in 4 Fächern um jeweils 1 Note verbessert.


    Wäre es nach der Leherin und allen anderen "Fachkräften" gegangen, hätte ich meine Tochter durch Therapien gezogen, sie mit Medikamenten voll gepumpt, etc.


    Dabei ist sie einfach nur ein normales 10jähriges Kind, das nicht in das Schubladendenken "schwarz-weiß" passt, sondern eher bunt ist......aber von der Lehrerin in die Schublade "Problemkind" gesteckt wurde.


    An EINEM arbeiten wir aber derzeit noch....durch die Zeit in der alten Grundschule hat sie enorm an Selbstbewusstsein eingebüßt......DAS müssen wir jetzt nach und nach wieder aufbauen, und grade heute habe ich gemerkt, dass sie auf dem besten Wege ist, wieder die "Alte" zu werden....

  • in meinen Augen (persönliche Meinung) gibt es kein ADHS/ADS


    - ... und keine Legasthenie und keine Dyskalkulie und keine Migräne und kein Down Syndrom und keine Allergien und keine Leukämie und keine braunen/blonden Haare und keine Stofwechselerkrankungen und keine angeborene mathematische Hochbegabung ...


    weil dein Kind all das nicht hat und weil alle Kinder genau gleich sind, bevor sie in die Hände ihrer Eltern geraten. Ist es so gemeint?



    (- Warum kann man nicht einfach seine persönlichen Erfahrungen mit seinem eigenen Kind in der Schule schildern, ohne die kinderärztlichen und und kinderpsychiatrischen Fachleute und viele Eltern mit anderen Kindern pauschal zu Idioten zu erklären?)

  • viele Eltern mit anderen Kindern pauschal zu Idioten zu erklären?


    Wo bitte habe ich das getan ???


    Ich habe lediglich MEINE Erfahrungen nieder geschrieben und MEINE Schlüsse für mich persönlich daraus gezogen und bin genau darum auch besser damit gefahren, NICHT auf den Zug ADHS, geistige Debilheit oder dergleichen aufgesprungen zu sein.


    Und es ist nun mal Fakt, dass leider auch viele, viele Kinder unnötig mit irgendwelchen Therapien, Medikamenten, etc. noch mehr überfordert werden, als dass man sich ihnen annimmt. Das haben mir mittlerweile 2 Kinderärzte unabhängig voneinander bestätigt.

  • - Ich habe keine Lust auf sinnlose Grundsatzdiskussionen. Deiner Meinung nach gibt es kein ADHS, alle, die nicht deiner Meinung sind, andere Kinder haben als deins und andere Kinder behandeln und fördern, müssen sich also täuschen, machen es alle irgendwie völlig falsch und können deshalb wohl nur Idioten sein.


    - Ich akzeptiere es, wenn du sagst: "Mein Kind hat vermutlich kein ADHS".

  • Danke Segelpapa, Du triffst es auf den Punkt. Es ist immer wieder interessant wie Menschen, die nicht von ADHS betroffen sind, Ihre ''fachliche'' Meinung kundtun.

    Der größte Reichtum ist die Armut an Bedürfnissen.

    2 Mal editiert, zuletzt von hobbit.frodo ()

  • Vor allem Nerven solche Kommentare unendlich und stellt die Eltern deren Kinder behandelt und therapiert werden wieder einmal an den Pranger.


    Und glaube mir, man hat es nicht leicht als Eltern eines ads'lers.