Ich hatte ja den Vorteil, dass es sich nur gegen mich und manchmal gegen Gegenstände gerichtet hat (und wir reden von einem 5jährigen), da habe ich ihn zunächst mal einfach austoben lassen. Plump gesagt, ganz so easy ist das natürlich praktisch nicht gewesen. Ich war dann schon schweißgebadet. :rolleyes2: Das Ziel war immer, ihn in die Bahn zu kriegen, dass er seine Agression raus lassen kann, aber nicht indem er mich verprügelt. Letztlich stand er dann meist vor mir, zog mein Gesicht ganz nah an seins und er schrie mich an wie ein Besessener. Einfach nur Schreien. Ohne Worte. Und ich habe ihn gelassen. Genau betrachtet wollte ich, dass er aufhört, weil es MIR weh tat, mich so hilflos zu fühlen und als Versager der Erziehung und ihm nicht helfen zu können, aber ich habe meine Gefühle ausgehalten bis er fertig war.
Das war so der erste Schritt, solange ich keine andere Lösung hatte. Von dem Gedanken, dass sein Verhalten einfach nur abgestellt werden muss, hatte ich mich verabschiedet. Damit wäre das Problem nicht gelöst gewesen, sondern nur an anderer Stelle anders wieder aufgetaucht. (übrigens kam er seitdem ich ihn "gewähren" ließ danach immer zum kuscheln. Dann war die Welt wieder okay. Als ich vorher noch gegen seine Agression kämpfte, um ihn in die Spur zu bringen war das eine nevernding story mit sehr viel wut, frust, enttäuschung auf beiden Seiten. Also sinnlos irgendwie)
Als ich dann mit der Unterstützung von außen geschnallt habe, dass er derzeit nicht damit klar kommt, keine Kontrolle über eine Situation zu haben, habe ich mich darauf eingestellt und schon gehandelt bevor es kritisch wurde. Also wenn Besuch kam, mit ihm darüber gesprochen, dass der Besuch wieder geht und mit ihm zusammen ausgehandelt wie wir die Abschiedssituation handhaben werden. Auf unsere Abmachungen haben wir uns geknuddelt und wenn die Situation kam und er fing doch an, habe ich mit ihm nochmal - in Ruhe - die ganze Abmachung durchgekaut. In anderen Situationen hab ich getrickst und z.b. in dem Moment als es zu kippen drohte noch schnell total übetrieben und mit Quatschmachermiene gesagt "ah... ne.. hilfe... jetzt hauste mich ja wieder!" dann musste er lachen und mir ja beweisen, dass er das nicht tut.
Außerdem habe ich angefangen, mir intensiv Gedanken darüber zu machen, was seine Probleme sind und was meine. Ganz oft hatte nämlich eigentlich ich das Problem. Dass z.b. ich nicht damit klar kam, wenn er gerade nicht über ein Thema reden wollte. Ich habe zwar immer gesagt, dass das okay ist, aber wenn ich ehrlich bin, habe ich unterbewusst doch hintenrum Druck gemacht. Ich habe ihn ernster genommen.... ihm damit auch ein Stück weit Kontrolle wieder gegeben. Ich war zwar nie die Ursache seiner Agressionen, aber so manches Mal der Auslöser.
Mit all diesen Dingen ist es schrittweise besser geworden. Nun ist mein Sohn glaub ich im Vergleich eher jung, aber ich denke der Spagat zum Erfolg könnte der gleiche sein. Agressionen müssen raus und sind okay, Regeln schaffen auf eine Art und Weise, die vielleicht nicht dem aktuellen Alter entsprechend ist (senkt auch gleich mal die Erwartungshaltung der Erwachsenen an ein gerade offensichtlich eh überfordertes Kind), mit Humor einfangen und ganz viel über sich selbst nachdenken. (also meine persönliche Klugscheißerei)