Dyskalkulie und Montessori... (wie) passt das zusammen?

  • Nach langer Zeit mal wieder ein Hallo :winken:


    Meine Tochter (2. Kl.) hat eine Rechenschwäche und kommt auch sonst nicht so gut in der Regelschule zurecht. Jetzt besteht die Möglichkeit sie auf eine Montessori - Schule zu schicken...
    Hat jemand Erfahrung mit dieser "Konstelation"?


    Reicht die Art und Weise wie in der Montessori-Pädagogik Mathematik gelernt wird aus um die Dyskalkulie auszugleichen?
    Oder braucht/sollte meine Tochter dennoch Förderung in Mathe bekommen?

    "Und eines Tages spürst du genügend Kraft, Mut
    und Zuversicht, um dich von den Fesseln des Zögerns und der
    Angst zu befreien und zu neuen Ufern aufzubrechen."
    (Jochen Mariss)

  • ist das diagnostiziert mit Dyskalkulie? Frage nur deshalb, weil man schnell in die "Schublade" gesteckt wird. Meine Große hat auch Dyskalkulie, ist aber abgeklärt worden.


    Vom Lernansatz ist die Montessorischule "anders". Selbst ich habe jetzt nach über 40 Jahren Dyskalkulie Mathe kapiert :D . War ein großes Aha-Erlebnis für mich.

  • ich hab sie auf dyskalkulie testen lassen, da bestehen keine zweifel...


    gratulation zum Matheverständnis :blume;) doch wie ist es dazu gekommen? das würde mich interessieren...

    "Und eines Tages spürst du genügend Kraft, Mut
    und Zuversicht, um dich von den Fesseln des Zögerns und der
    Angst zu befreien und zu neuen Ufern aufzubrechen."
    (Jochen Mariss)

  • bei Montessori geht es um das "Begreifen" im wahrsten Sinne des Wortes. Ich kann mich noch an meine Schullaufbahn, aber auch an die der Großen erinnern :ohnmacht: . Es gab nur einen (Lösungs)weg und er musste gegangen werden.


    Bei Montessori werden mehrere Wege aufgezeigt und das Kind entscheidet welcher für es passt. Gleichzeitig wird eher spielerisch an die Sache gegangen, da Jahrgangsübergreifender Unterricht stattfindet. Da Kinder neugierig sind wird dann schon mal bei den Größeren geschaut. Aha, was machen die denn da? Die Kinder dürfen sich ausprobieren. Stichwort: sensible Phasen.

  • also ich unterrichte an einer Montessori-Schule, wenn auch nicht Mathe....
    Die Unterrichtsmaterialien sind halt anders....
    Mal ein Beispiel:
    wie willst du einem Kind mit Dyskalkulie beibringen, was 3/4 oder 0,75 sind?
    Hier werden Glaszylinder genommen, die die Kids mit Sand füllen müssen. Hier wird über die Psychomotorik das Gehirn über den Tastsinn sozusagen verlängert....
    Dadurch kann das Kind im wahrsten Sinne des Wortes die Lösung "begreifen"....


    Ob eine zusätzliche Matheförderung nötig ist, wird sich wohl im Laufe des Schuljahres zeigen....
    Ist halt die Frage, ob das Kind mit der etwas freieren Erziehungsmethode klar kommt...
    Man kann da über Wikipedia eigentlich ganz gute Infos auch für Eltern ziehen...


    Gut wäre, wenn die Schule Elternseminare anbietet. Bei uns sind diese Seminare verpflichtend und führen oft zum großen Aha-Erlebnis, weil Reframing was Neues für viele Eltern ist.
    Die Frage ist, was passiert nach der Grundschule... wenn die Kids dann wieder in eine normale "Lernfabrik" geschickt werden, fallen sie meist wieder ab...
    Unsere Schule bietet ab nächstes Jahr zum Glück Montessori bis zum Abi an...
    Dann brauchen meine Töchter nicht mehr die Schule zu wechseln...

  • Ich habe auch einmal an einer (integrativen) Montessorischule gearbeitet. Ich kann mir schon vorstellen, dass die Materialien dort gerade Kindern mit Diskalkulie gut weiterhelfen können, da man da wirklich alles be-greifen kann. Hätte selbst mir ohne Diskalkulie gut geholfen. Ob das allein ausreicht, kann man sicher erst später feststellen.
    LG, Billi

  • Die Frage ist, was passiert nach der Grundschule... wenn die Kids dann wieder in eine normale "Lernfabrik" geschickt werden, fallen sie meist wieder ab...

    davor graut mir auch schon und ich habe die gleichen Befürchtungen.
    Angeblich soll hier geplant sein eine weiterführende Montessorischule zu etablieren. Leider eine private. Finanzielle/soziale Selektion auf andere Art! Soll dann mal eben um die 300 € monatlich kosten. Schulausflüge/Klassenfahrten/Materialien noch nicht eingerechnet :kotz . Wer bitte schön soll das bezahlen? Über die Qualifikation als Schule sagt das auch noch nichts aus.

  • es ist nun leider mal Fakt, dass der klassische Frontalunterricht ohne Rücksicht auf Verluste und Leistungsfähigkeit der Schüler durchgezogen wird und die Erfolge der Montessori-Schulen von den staatlichen Kollegen eher belächelt werden.
    Deshalb gibt es nur eine Handvoll staatlicher Schulen mach Montessori...
    An unserer Schule schaut der entsprechende Schulsenator der Schule ganz genau auf die Finger und "erpresst" die Schulleitung für die Bewilligung einer Montessori-Oberstufe mit der Forderung nach weiteren Klassen, ohne den Personalschlüssel zu verändern...
    Ich denke, an dieser Stelle ist es dann eine politische Entscheidung und Diskussion, die mit Logik eher wenig zu tun hat.


    Deswegen bleibt das Montessori-Konzept wohl eher eine Randerscheinung in der deutschen Schullandschaft...

  • Sohn geht auf eine Schule die das als Lernmethode hat..ich würde es nicht tun..weil die Kinder da wirklich zwar unter aufsicht ,oft alleine arbeiten müßen,und wen jemand schwirigkeiten hat,schwer zu sagen???!!ich denke,du mußt da wirklich privat noch viel beitragen

  • Deswegen bleibt das Montessori-Konzept wohl eher eine Randerscheinung in der deutschen Schullandschaft...

    mh, weiss ich nicht. Hier bei uns mache ich die Erfahrung, dass immer mehr Grundschulen "auf den Zug" Montessorischule springen. Aber anscheinend macht sich keiner Gedanken, wie es nach der Grundschule weitergeht. Die Lehrer, die sich hier für Montessori interessieren, werden angehalten sich weiterzubilden nach Montessori (auf eigene Kosten). Bei uns an der Uni kommt dieser Gedanke auch auf, inklusive der Inklusion. D. h. es werden teilweise neue Studiengänge akkreditiert, die in die Richtung gehen. Irgendwie hab ich den Eindruck, so wie ich damals als Schulkind als Versuchskaninchen für die Mengenlehre etc. herhalten durfte ist jetzt die nächste Generation dran - ironie off.


    Tex, das mit dem Personalschlüssel kennen wir hier auch, obwohl ja eigentlich nur eine bestimmte Schülerzahl pro Klasse/Jahrgang sein soll. Damit wird eigentlich das ganze (gute) Prinzip von Frau Montessori wieder ad absurdum geführt :devil:

  • ,und wen jemand schwirigkeiten hat,schwer zu sagen???!!ich denke,du mußt da wirklich privat noch viel beitragen

    Feli, das steht und fällt mit den Lehrerin. Bei Mini-Rilana sind die Lehrer sehr engagiert und anhand der Wochenpläne werden die Kinder wirklich dort abgeholt, wo sie stehen. Meine Kleine hatte mal ne Zeitlang keinen Bock auf Deutsch (lesen und schreiben), sondern wollte nur rechnen machen. Später änderte sich das wieder, aber dann hatte sie Schwierigkeiten mit den Übergängen. Aussage der Lehrer (nach Rücksprache mit mir): Wir müssen den Kindern jetzt die Zeit geben und die nehmen wir uns. Wenn das Kind es jetzt in der Grundschule nicht schafft, wird sie später arge Schwierigkeiten haben, weil die Grundlagen fehlen.
    Sie hat Recht und das ganze ist jetzt kein Thema mehr. Alle Beteiligten haben dem kind die Zeit gelassen,die es brauchte. Manchmal muss man auch Vertrauen in die Kinder haben :rotwerd

  • Meiner ist in der 4 klasse...und in den ersten beiden gab es auch das weichspülen lernen wie ich das nenne,in der 3 klasse wurde es mehr,jetzt in der 4,ist es richtig viel....da ist der punkt,auch wen es Montessorie ist oder nicht,sie müßen viel selbstständig arbeiten.natürlich ist eine lehrkraft da, aber sie fämgt an ab klasse 4 sich immer mehr abzukapseln,das sie wirklich alleien das schaffen.
    deswegen sagte ich, ich zweifel daran ob das das richtige wäre,weil ich es ja sehe wie es weiter geht...den ab Klasse 5 ist alles ganz anders,und darauf bereiten die Lehrer sie vor.daher sagte ich auch,WEN dann würde ich noch privat nachhilfe mir holen oder in den Föderunterricht

  • stimmt, das hatten die Lehrer auch gesagt, dass ab dem Füllerführerschein die Zügel angezogen werden. Na, mal sehen, wie es wird. Auf der anderen Seite finde ich es nicht ganz so schlecht, da die Kinder ja auch lernen sich Informationen zu holen. Ich denke, es hängt an dem jeweiligen Kind aber auch ganz doll an den jeweiligen Lehrern, wie sie was vermitteln und ob sie sich die Zeit für das jeweilige Kind nehmen.

  • keine Frage.....stimmt vollkommen,und wen man in der lerngruppe was nicht versteht oder klar kommt,gehen die kinder an den "lerntisch" zur "lerntischgruppe" da sitzt die Lehrerin daneben und arbeitet mit diesem zusammen...sonst wirklich "Do it your self" 1 mal erklärt und fertig...und was ich persönlich schon viel finde ist, die Ständige Lernzielkontrollen und die Benotung desen,ist nämlich nicht nur 1eine,sondern 4.....und es ist verdammt viel in Klasse4

  • Nachhilfe...Förderunterricht....
    Sorry, du hast das Prinzip von Montessori nicht ganz begriffen...
    Die Kinder sollen nicht in den Schwächen durchgeprügelt werden, sondern in den Stärken gefördert werden, damit die Lust am Lernen nicht verloren geht.
    Reframing oder positive Verstärkung ist das Thema...
    Ja, auch Freiarbeit ist bei Montessori normal, denn dadurch wird das Kind angehalten, sich selbst zu organisieren und sich selbst Wissen zu beschaffen in Eigenverantwortlichkeit.
    Das Kind soll schließlich einen Schulabschluss machen, nicht die Eltern...also muss es etwas dafür tun.
    Der Schüler hat verschiedene Medien zur Hand, sich Wissen zu beschaffen: Bücher, Internet, Eltern, Mitschüler und Lehrer... nur was sich das Kind erarbeitet hat, bleibt langfristig auf der "Festplatte" eingebrannt. Wenn es ohne Sinn und Verstand irgendwelche Formeln und Gesetzmäßigkeiten auswendig lernt, hat das Kind eigentlich die praktische Anwendbarkeit nicht erlernt.
    Kommt dann noch übermäßiger TV oder Zockerkonsum (PS3, Online-Game, usw) hinzu, wird das Erlernte wieder von der "Festplatte" gelöscht, weil die Kapazität durch solche Ablenkungen verbraucht wird.
    Vermutlich siehst du als Elternteil eher es so, dass die Kids machen dürfen, worauf sie gerade Lust haben....Im Prinzip ist es so, dass die Kids nicht jeden Tag auf das gleiche geistige Futter Bock haben. Das liegt an der Entwicklung des kindlichen Gehirns und der Persönlichkeit. Wenn das Gehirn bei Mathe streikt, dafür aber nach mehr Lesen und Schreiben schreit, wäre es fatal, hier nur Mathe anzubieten. Jedes Kind hat ein unterschiedliches Entwicklungstempo. Man kann nicht einfach sagen, das Kind ist jetzt so und so alt und in der und der Klassenstufe, also muss es JETZT diesen Stoff auf der Pfanne haben. Manche Kids interessieren sich für Mathe erst in der 9 Klasse, dafür kann man ihnen Schopenhauer schon in der 7 Klasse anbieten... Bei anderen ist es eher der Sport oder eine praktische Betätigung wie Kochen oder Holzwerken... die vermeintlichen Defizite holen sie dann spielend wieder auf, wenn die Zeit dafür reif ist...


    Rilana: Politiker und Beamte machen sich keine Gedanken um die Effektivität von kleinen Klassen.... da geht es um Kassenlage und Budget. Hier wird so mancher engagierter Lehrer verheizt...

  • Ach, tex und Rilana wenn du meine GS-Lehrin gesehen hättest du würdest :ohnmacht::angry ...


    Die hat allen Schülern ernstens das Rechnen mit den Fingern verboten, als sie der Meinung war das muss jetzt im Kopf gehen... Wer sich nicht dran gehalten hat, wurde hart bestraft. Deswegen hab ich jetzt ne Mathe-Phobie... :kopf Gibts eigentlich Dyskalkulie-Tests auch für Erwachsene? Weil, der der in der 4. Klasse bemacht wurde, besagt nur keine Dyskalkulie, sondern ich wär doof...


    In meiner Nähe ist eine freie( private) Mointessori-GS, die ist recht gut und immer voll. Noch haben die gute Lehrer, noch...


    In Sachsen denken die dämlichen Politiker nur nach Kassenlage, schließen massenweise staatliche Schulen auf dem Land.


    Wenn ihnen dann ganze Gemeinden den Vogel zeigen, auf den Schülerbeförderungskosten bleiben nämlich größenteils die eltern sitzen, und die Schule privat wieder aufmachen, werden einfach als Strafe für die Widersetzlichkeit die Zuschüsse für freie Schulen gekürzt. :wand


    Dazu kommt der Lehrermangel, die Freien müssen nehmen was kommt, deswegen hatte mein Bruder von KL. 9-10 einen unfähigen Physiklehrer...

  • also ich sehe mich auch eher als mathematischen Vollpfosten an, obwohl ich mal Wirtschaftswissenschaft studiert habe... war halt nichts anderes frei... aber das ist eine andere Geschichte...
    Wäre ich nach meinen Talenten und Neigungen gefördert worden als Kind, wer weiss, was ich heute machen würde...
    Dass das Schulsystem in der neueren deutschen Geschichte zu hinterfragen ist, besonders die Auswahl der Lehrer, Stichwort Margots Lieblinge, steht auf einem völlig anderen Blatt.


    Aber unsere lieben Politiker denken halt nur von Wahlperiode zu Wahlperiode... aus der Geschichte haben sie noch nie gelernt, deshalb machen sie immer wieder die selben Fehler...

  • Und ja, manchmal braucht auch ein montessoriekind Föderunterricht*das hat Sohn auch in der schule,aber ganz wenig* udn kenne jemanden der die Mathe störung auch hat,und die Schule es ihnen aufgelegt hat nachhilfe und Föderung zu suchen,weil er es sonst nicht schaft---den man kann kind nicht mehr als 2 mal zurückstufen..undgerade in lernstufe 4 wie es heißt da, da ist es eine regelgrundschule schon sehr nahe.....

  • ja, es wird gerne nach Hilfsmittel geschrien....
    sei es Förderunterricht oder Ritalin...


    oft hilft es, sich einfach mal die übliche Tagesstruktur der Kinder anzusehen....
    Wie oft sitzen die Kids vor den Flimmerkisten, wieviel Zeit nimmt sich der Elternteil für das einzelne Kind, wieviel Zeit nimmt der Elternteil für sich selber....
    Oft helfen da kleine strukturelle Veränderungen, die ganz gewaltige positive Folgen haben.
    Es ist schwer, sich da selbst ein objektives Bild zu machen, wenn man mitten drin sitzt und vor lauter Alltag den eigenen Tellerrand nicht mehr sieht.

  • jetzt haben wir uns ja lange genug ausgetobt, ohne weiter auf die TS einzugehen, sorry Energy. :blume


    Also, aufgrund meiner Erfahrungen würde ich das ganze mal mit den Lehrern vor Ort besprechen, gleichzeitig bekommst auch Du einen Eindruck der Lehrer und der ganzen Situation dort. Fühlst Du Dich dort gut aufgehoben, angenommen? Kannst Du Dir das für Dein Kind vorstellen?
    Hast Du vielleicht die Möglichkeit Dich mit Eltern vor Ort auszutauschen und erste Anregungen zu bekommen?


    Ich denke schon, wenn die Lehrer den Montessorigedanken ernst nehmen, dass Dein Mini dort gut aufgehoben sein könnte, nicht unbedingt muss. Jede Schule ist einzigartig und steht und fällt mit den Lehrern. Kannst Du Dir vorstellen, das Dein Mini in einiger Zeit sich Sachen selbstständig erarbeitet? Hast Du dieses Vertrauen in Dein Kind, auch wenn es mal Phasen gibt, wo es keinen Bock hat auf bestimmten Lernunterricht? Stichwort sensible Phasen?