Hallo Liebe Forums-Bewohner,
ich habe mich hier bereits umgesehen und eingelesen, mich aber noch nicht im dafür angedachten Thread vorgestellt. Ich hoffe, ihr nehmt es mir nicht krumm, dass ich das Pferd ein wenig von hinten aufzäume Und dann auch gleich mit einer Wall-of-Text, oha...
Folgendes zu meiner Situation: Ich (w, 27) habe mich 2010 von meinem Ehemann (ebenfalls 27) nach 6 Jahren Beziehung getrennt. Wir haben eine Tochter (6J) und zunächst war es für mich selbstverständlich, dass ich sie zu mir nehmen werde. Nach reiflicher Überlegung und vielen Gesprächen mit meinem Exmann, meiner Ex-Schwiegermutter (mit der ich mich bis heute gut verstehe) und anderen erfahrenen Personen haben wir uns jedoch dazu entschieden, die Monsterprinzessin bei ihrem Papa leben zu lassen, in (wie wir hofften) ihrem eigenen Interesse. Der Unterschied war einfach zu gewaltig: Er zog nach der Trennung in ein Haus am Waldrand mit Garten, Kirschbaum, Schaukel und allem, was dazu gehört, hatte seine Ausbildung abgeschlossen und wurde vom Betrieb zu guten Konditionen übernommen, die Oma wohnt im selben Dorf und hat einen Bauernhof, der Kindergarten befand sich ebenfalls dort, er hat einen Führerschein und ein Auto und finanzielle Sicherheit. Ich stand damals ohne Wohnung da, bzw. kurz danach mit einem 15qm WG-Zimmer mitten in der Stadt (ca 15km vom Wohnort meines Exmannes entfernt), einem (aus finanziellen Gründen) abgebrochenen Studium, keinerlei finanziellen Rücklagen und weder Führerschein noch Auto. Da wir uns zum Zeitpunkt der Trennung immer noch freundlich gegenüberstanden und erziehrisch am selben Strang zogen, sah ich keinerlei Komplikationen. Meine Kurze war jedes zweite Wochenende bei mir, nach einiger Zeit fing ich auch an, jeden zweiten Mittwoch ins Dorf zu fahren um sie von der Musikschule abzuholen und dann den Nachmittag im Haus meines Exmannes mit ihr zusammen zu verbringen, sie Abends ins Bett zu bringen und danach wieder heimzufahren.
Im Januar 2012 lernte mein Exmann seine aktuelle Partnerin (auch 27) kennen. Sie hat ebenfalls ein Kind (Söhnchen, heute 3J), wodurch die beiden natürlich schnell ein Verständnis für die Situation des Anderen entwickeln konnten. Für mich war das auch emotional kein Problem, ich hing keinerlei romantischem Interesse an ihm nach. Das Ganze entwickelte sich ziemlich rasant und schon im September '12 zog sie mit Ihrem Sohn zu ihm in das bereits erwähnte Haus, zunächst in die (vorher ungenutzte) Wohnung im zweiten Stockwerk.
Ab ungefähr diesem Zeitpunkt begann sich das Verhältnis zwischen meinem Exmann und mir zu verkomplizieren. Die Kommunikation wurde weniger, wir sprachen kaum noch miteinander. Vorher war es relativ üblich, dass er, wenn er unsere Tochter abholte noch auf einen Tee blieb und wir über das vergangene Wochenende sprachen, das kam ab da kaum noch vor, da er weniger Zeit hatte. Ich schob es zunächst auf das frisch-verliebte, dann auf den Umzugsstress. Aber es wurde einfach nicht besser. Informationen aus dem Kindergarten wurden nur noch spärlich an mich herangetragen (ich hatte mich vorher dummerweise immer auf ihn dabei verlassen und bin selbst nur wenig hinterhergerannt, es war einfach nicht nötig). Außerdem wurde immer mehr Kritik an meinem Verhalten an "meinen" Wochenenden laut und zwar nicht nur von meinem Exmann, sondern mehr von seiner Partnerin. Man stelle sich zum Beispiel vor: Sie stehen beide vor mir und sie fährt mich an, dass meine Tochter bei mir die Sendung mit der Maus guckt (bei ihnen daheim gibt es gar keinen Fernseher) und er sagt nichts weiter dazu. Ich selbst bin nicht mit dem größten Selbstbewusstsein gesegnet und suche den Fehler zuerst immer bei mir, war also recht kleinlaut in solchen Situationen.
Irgendwann begann ich, mich selbst direkt im Kindergarten zu informieren und wurde prompt zu einem Gespräch eingeladen. Das Gespräch war schrecklich. Mir wurde von der Erzieherin mitgeteilt, dass mein Kind sich sehr unglücklich über die neuen Umstände zeigte, viele Selbstzweifel entwickelt hatte und im Spiel immer öfter von der "bösen Stiefmutter" sprach. Von alledem kam in meinen Mama-Wochenende nichts (oder, rückblickend betrachtet, nur sehr sehr wenig) bei mir an. Die Erzieherin erzählte mir, dass der Sohn der neuen Partnerin (der nun ebenfalls in den selben Kindergarten ging) ihr erzählt hatte, dass meine Tochter sein (!) Pausenbrot, wenn er es im Kindergarten nicht aufaß, zum Abendbrot bekam. Die Erzieherin ging dem Ganzen natürlich nach und es wurde seitens meines Exmannes so bestätigt (!). Es gab da auch weiter Vorfälle ähnlicher Art, die ich hier nicht alle aufrollen werde. Auf jeden Fall führte all das dazu, dass der Kindergarten mehrere Gespräche mit meinem Ex und seiner Partnerin führte und dass die Sonderregelung des Übergabegesprächs eingeführt wurde, bei dem meine Tochter morgens sagen durfte, ob es ihr an dem vorhergehenden Abend gut ging und wenn dem nicht so war, musste der Papa dazu Stellung beziehen und das Ganze wurde an Ort und Stelle geklärt. Natürlich hatte er mir von alledem nicht das Geringste erzählt. Gar nichts. Ich war geschockt. Die Erzieherin bot mir an, Gespräche zwischen dem Papa und mir zu begleiten, wenn ich daran Interesse hätte. Dem stimmte ich natürlich zu. Außerdem sagte sie mir, dass sie an meiner Stelle de Möglichkeit in Erwägung ziehen würde, meine Tochter zu mir zu nehmen. Auch das war ab dem Punkt präsent bei mir im Kopf.
Wir führten also mehrere begleitete und auch einzelne Gespräche im Kindergarten, die sich hauptsächlich um unsere Kommunikation drehten und die Art unseres Umgangs miteinander, zugunsten unseres Kindes. Mein Exmann zeigte sich relativ einsichtig, was die Überpräsenz seiner neuen Partnerin und auch ihre zu große Rolle in der Erziehung unserer Tochter anging. Zeitgleich ging es an die Anmeldung für die Schule. Unsere Tochter ist nicht grade auf den Kopf gefallen und uns wurde vom KiGa auch nahegelegt einen IQ-Test mit ihr machen zu lassen, was wir bisher aber vermieden haben. Auf jeden Fall war für uns beiden relativ klar, dass eine Regelschule vielleicht nicht die optimalste Möglichkeit wäre. Wir guckten uns also um, ich besichtigte eine Montessori-Schule in der Umgebung und wir guckten uns zusammen die hiesige Waldorfschule an. Auch da war die Partnerin meines Exmannes dabei, obwohl ich mich dagegen ausgesprochen hatte.
Für ihn war ziemlich schnell klar, dass es die Waldorfschule sein sollte, da seine Partnerin ebenfalls ehemalige Waldorfschülerin ist und davon nur das beste zu berichten hatte. Ich war mir da nicht ganz so sicher, da mir nicht alle Konzepte der Waldorfschule zusagen. Außerdem hatte ich Angst, noch weiter in den Hntergrund zu rücken, weil die Waldorfschule ziemlich weit außerhalb liegt und deswegen für mich ohnehin schwer erreichbar ist, außerdem stehe ich als "böse Atheisten-Mama" meinem Exmann mit seiner Waldorferfahrenen Partnerin und ihre großen Präsenz gegenüber. Allerdings ist die Montessori-Schule hier nur auf die Grundschule beschränkt, was sich eventuell auch als problematisch herausstellen könnte. Der Kindergarten plädierte ebenfalls für die Waldorfschule und so trafen wir uns erneut zu einem Gespräch zusammen mit den Erzieherinnen, bei denen ich die Einverständniserklärung für die Waldorfschule unterzeichnen sollte. Ich unterschrieb, unter der Bedingung, dass sich die Partnerin meines Exmannes in der ersten Zeit zurückhalten möge, weil ich, wie gesagt, um meine Mama-Rolle der Schule gegenüber aus oben genannten Gründen fürchte. Er stimmte zu, wenn auch unwillig und auch unverständig. Er wüsste einfach nicht, worin das Problem liegt.
Das bringt mich (endlich ) zu meinem heutigen Problem. Das Schuljahr hat begonnen und es fanden zwei reguläre Elternabende statt. Bei dem ersten waren mein Exmann und seine Partnerin nicht anwesend, da sie ihren Geburtstag gefeiert hat. Ich war dort und habe am nächsten Tag mit ihm telefoniert und ihm alles soweit weitergegeben. Dann fand ein außerplanmäßiger Elternabend zum Thema Religionsunterricht statt (für mich besonders spannend), über den ich von ihm erst im nachhinein informiert wurde ("wir waren gestern dort"), weil er laut seiner Aussage dachte, ich hätte es mitbekommen und kein Interesse gehabt (?!). Und nun war vorgestern der zweite reguläre Elternsprechtag, bei dem es hauptsächlich um ein anstehendes Schulfest ging. Die beiden haben einen Babysitter organisiert um zu zweit kommen zu können. Ich kam arbeitsbedingt etwas später und saß nicht in ihrer Nähe. Als dann eine Liste rumging, in die man sich für diverse Aufgaben für das Schulfest eintragen konnte, trug sich die neue Partnerin meines Exmannes ebenfalls für einen eigenen Posten ein (Verkauf von "Wertmarken" in Form von goldenen Nüssen, also eine sehr präsente Tätigkeit). Als die Liste bei mir ankam, war nur noch ein Slot für den Abbau übrig. Ich wäre fast geplatzt vor Verzweiflung.
Und nun meine Frage an Euch alle: Wie soll ich mit dieser Situation umgehen? Ich habe ihn nach dem Elternabend drauf angesprchen (zugegebenrmaßen ziemlich aufgebracht) und er hat mein Problem nicht verstanden. Übertreibe ich? Oder hat er einfach keinen Sinn für die Realität? Nach so vielen Gesprächen, weiß ich einfach nicht mehr wo vorne und hinten ist und wie ich mich jetzt verhalten soll. Nochmal mit ihm reden? Aber wie mache ich es ihm begreiflich? Oder liege ich tatsächlich falsch?
Ich wäre wirklich dankbar für jeden Ratschlag und jede Meinung.
Viele Liebe Grüße,
Apfelbaum