Hallo liebe Forumsgemeinschaft :blume
Bei diesem Threadtitel werden sich sicherlich einige ihren Teil denken :lach und wenn es nicht alles andere als komisch wäre, würde ich selbst darüber lachen, wie dumm ein Mensch sein kann.
Vor ca. zwei Wochen habe ich meinen Freund geheiratet - meinen ersten und einzigen Freund, mit dem ich seit über 13,5 Jahren liiert bin.
Er ist 32, ich bin 31. Kennengelernt haben wir uns als ich noch 17 Jahre alt war.
Meinen Freund bzw. jetzt Mann achte, respektiere und liebe ich als Menschen sehr.
Er ist intelligent, treu, hat einen unglaublich guten Charakter, ist sehr fleißig und sieht zudem sogar noch gut aus.
Das Problem ist aber, dass er damals, als wir uns kennenlernten, ziemlich viele depressive Phasen hatte und sehr antriebslos war (galt nicht für Abitur, Studium + Arbeit - was für mich ein bisschen schwer nachzuvollziehen ist, arbeiten kann er für drei. Nur was alles Private anbelangt, da war immer alles extrem schwierig. Er scheint vor vielen Dingen unterbewusst große Angst zu haben, würde sich selbst das jedoch nie eingestehen).
Wildromantisch, idealistisch und naiv wie ich mit 17/18 Jahren war dachte ich, ich könne meinem Freund "helfen" (hatte damals auch bereits ein beträchtliches psychologisches Grundwissen, war an so vielem interessiert - und hatte Lebensfreude und Energie für mehrere. Was mir aber fehlte, war Erfahrung mit gleichaltrigen depressiven Menschen, denn ich hatte zuvor noch nie welche gekannt. Dachte damals, sehr naiv, ich weiß, Depressionen seien etwas für ältere frustrierte Menschen. :rolleyes2: )
Nun langer Rede kurzer Sinn: Ich habe meinem Freund tatsächlich "helfen" können (er wollte das auch selbst) - er ist mittlerweile wirklich "völlig anders drauf" als vor 13 Jahren, ist dem Leben ggü. viel viel aufgeschlossener, großzügiger, möchte schon gerne leben.
Nur... Wunsch und Realität sind leider in vielerlei Hinsicht immer noch zwei Paar Stiefel.
Leider hat er immer noch sehr oft "grantige Phasen" (evtl. durch leichte Depris verursacht?!) in denen er mich zur Weißglut bringt. Und blockt immer noch sehr vieles komplett ab. Es spielt sich selbstverständlich alles auf rein verbaler Ebene ab, mein Freund würde niemals handgreiflich oder ausfällig werden (auch verbal wird er nicht ausfällig!) - aber ich könnte teilweise wirklich durch die Decke gehen. War so niemals. War immer ausgeglichen, ruhig und positiv. Mittlerweile erkenne ich mich selbst kaum wieder, ich bin seelisch ein Schatten meiner selbst und (nicht immer aber doch sehr oft) unglücklich mit meinem Leben.
Da ich in der Beziehung aber auch im Studium über Jahre hinweg massiven Stress hatte und Raubbau an meinem Körper betrieben habe (musste mir alles sehr hart selbst verdienen und bezahlen, und hatte über Jahre hinweg MASSIVE Existenzängste, da ich leider nicht aus einer gut betuchten Familie mit div. Sparrücklagen, Wohneigentum etc. kommen) bin ich unverschuldet schwer erkrankt (nicht psychisch sondern körperlich) und nun unglücklicherweise finanziell ziemlich abhängig von meinem Freund bzw. Mann.
Nun zum Kern des Problems: Ich habe in den letzten Jahren schon diverse Anläufe unternommen, mich zu trennen - mein Freund wollte das nie, wollte mich auch nie gehen lassen.
Da es mir ohnehin schwer fiel (da ich ihn liebe, nur das Gefühl habe, diese Beziehung tut mir seelisch und nervlich in vielerlei Hinsicht nicht gut), habe ich den Absprung nicht geschafft.
Diejenigen, die sich nun denken "selbst schuld" mögen sich für einen Moment in die Lage eines wirklich Schwerkranken Menschen versetzen, der de facto ohne fremde Hilfe nicht wirklich überlebensfähig ist -
wenn man in einer solchen Situation keine Eltern und Geschwister oder sehr enge Freunde (mit Kapazitäten, einem zu helfen) im Hintergrund hat, ist so etwas alles andere als einfach.
Vor Allem wenn da ein Mann ist, der einem tatsächlich unglaublich viel bedeutet, und der einem durchaus zeigt wie sehr er einen liebt und für einen da ist (er hat in den letzten drei Jahren als ich so schwer erkrankte wirklich sehr sehr viel für mich getan).
Die Frage ist nun, wie es zu der Heirat kam.
Und hier verstehe ich mich selbst nicht.
Ich wollte immer heiraten (auch meinen Freund), aus irgendeinem Grund hat die Ehe für mich einen enorm hohen Stellenwert. Vielleicht, weil die Ehe meiner Großeltern tatsächlich sehr glücklich und erfüllt war, und das für mich immer ein großes Vorbild war - ich weiß es nicht.
Jedenfalls lag ich ihm sehr lange Zeit damit in den Ohren. Er sagte immer, er wisse, dass er sich niemals von mir trennen wolle - aber heiraten wollte er nicht, des Heiratens wegen.
Und plötzlich, nach 13,5 Jahren, war er dann doch begeistert von der Idee.
Offengestanden hätte ich nie damit gerechnet, dass er nach einer so langen Zeit plötzlich so Feuer und Flamme dafür sein könnte - und überhaupt hatte ich eigentlich gedacht, dass es evtl. doch daran liege, dass er einfach MICH nicht heiraten möchte.
Aber das wollte er dann unbedingt.
Zuerst war ich sehr glücklich darüber, und hatte auch das Gefühl, dass das so ein bisschen das "entgültige Statement" war, auf das ich so lange gewartet hatte.
Wir hatten oft über das Thema Heirat oder nicht gestritten.
Zudem, muss ich zugeben, dass ich wohl - mit 31 Jahren und sehr krank - tatsächlich auch so etwas wie "Torschlusspanik" verspürte... ich war mal jung und gutaussehend... wer möchte mich jetzt noch haben?!
Ganz kurz vor der Hochzeit war mir aber klar, dass ich das alles eigentlich nicht möchte. Ich hatte eine Riesenangst, und hätte die ganze Sache am liebsten abgesagt.
Ich sagte das meinem Freund auch. Mehrfach.
Wir stritten dann (bzw. er, nicht ich) und sagte, dass wenn ich die Sache so sehen sollte, ich bitte direkt gehen solle. (Eigentlich ist das nicht seine Art, und im Nachhinein sagte er mir auch, dass er mich selbstverständlich nie einfach so vor die Tür gesetzt hätte).
Ich hatte aber Angst. Dass er mich vielleicht wirklich einfach rauswirft - habe mich auch vor den geladenen Gästen etc. sehr geschämt.
Und ich hatte in dieser Situation niemanden, mit dem ich wirklich reden konnte. (Hätte ich mich mal eher an dieses Forum gewendet... :kopf )
Jedenfalls... wir zogen die Hochzeit dann durch, und ich spielte - wie ich es so gut kann - fröhlich und glücklich.
Aber bereits kurze Zeit später merkte ich, dass das Bauchgefühl, dass vor der Hochzeit "kalte Füße" produziert hatte, immer lauter wurde.
Ich dachte mir (auch bei jedem kleinen Streit bzw. bei jeder Diskussion) "das kann es doch nicht gewesen sein?! Egal wie krank ich bin - das Leben muss doch irgendwie besser sein können als es jetzt ist..?! Trotz Allem..?!"
Ich muss dazusagen, dass ich einfach immer ein extrem ausgeglichener und harmoniebedürftiger Mensch war/bin. Ich habe sehr schwierige Eltern - und schon früh erkannt, dass Streiten einen im Leben selten weiterbringt. Mich interessieren so viele Dinge, es gibt in dieser Welt so viel zu lernen und zu tun... warum soll man da seine kostbare Zeit mit Streiten verschwenden?!
Die Familie meines Freundes ist da anders drauf. Da wird diskutiert bis zum Abwinken. Nichts gegen gute Diskussionen (hab vor meinem absoluten Wunsch-Studienfach Musik mal zwei Semester Jura studiert, also nichts gegen gute Argumentationen und Diskussionen!!), aber gegen sinnloses Diskutieren und Streiten habe ich SEHR VIEL einzuwenden. Wer hat die Nerven dazu..?!
Nun denke ich mir, dass ein Ende mit Schrecken vermutlich besser ist als ein Schrecken ohne Ende.
Wie ich mich - so krank - alleine durchbringe, das weiß ich zwar noch nicht.
Ganz klar ist mir aber nun, dass ich nicht einfach aus Bequemlichkeit (oder weil ich vor Angst zu feige war, gegen den Willen meines Freundes den Hochzeitstermin zu canceln) eine unglückliche Ehe führen kann.
Eigentlich war ich immer ein sehr nüchterner und realistischer Mensch (trotz meines ganzen Realismus) und irgendwie war mir wohl klar, dass mein Freund seine Launen und seine Schwierigkeit nicht so einfach in den Griff bekommen würde (obwohl er es durchaus immer wieder geschafft hat) - aber ich wollte mir die ganze Sache wohl auch gerne schönreden.
Möglicherweise hat auch eine Rolle gespielt, dass ich so schwer gehandicapt bin und dass ich gesehen habe, dass das Sozialsystem einen auch im Fall unverschuldeter Krankheit völlig hängenlässt.
Und mir einfach nicht zu helfen wusste.
Nun habe ich im Internet recherchiert und gegoogelt und gegoogelt... aber zum Thema Scheidung schweigt man sich (außer auf privaten Anwalts-Portalen!) offenbar gerne aus.
Ich habe mich mühsam nochmal zum KVR geschleppt (in meinem Zustand nicht einfach) und dort angefragt - dort sagte man mir mit versteinerter Mine ("da müssen Sie zum Amtsgericht!")
Wunderbar, dass man als Scheidungswillige/r nun auch noch kriminalisiert wird (sorry, so fühlt es sich für mich an) - das hätte es alles nicht gebraucht.
Ich bereue es aufrichtig, dass ich nicht den Mut hatte, die Hochzeit abzusagen - das hätte mir (und im Endeffekt uns beiden) wohl einiges erspart.
Auf der Homepage des Amtsgerichtes habe ich nun auch nicht wirklich offizielle Informationen gefunden.
Kann mir jemand helfen..?
Der Punkt ist: Ich wünschte, wir könnten einfach schnell wieder geschieden werden. Unterhalt ist mir (trotz meiner prekären Lage) egal (verzichte darauf), ich möchte meinen Mann nicht abzocken (obwohl er extrem viel Geld hat und ich gar keins), aber so bin ich einfach nicht drauf.
Auch wenn ich dann erstmal in unschönsten Verhältnissen leben muss - ich möchte einfach eine "faire" Trennung und Scheidung, mehr nicht.
Falls mir jemand einen (oder gerne auch mehrere) Tipp(s) geben kann, wie ich nun weiter vorgehen könnte :tuschel wäre ich sehr dankbar. :knuddel
Viele liebe Grüße, und vielen Dank an jeden, der diesen langen Text bis zum Ende durchgelesen hat!
Melli