Hallo liebe Forengemeinde,
ich bin verzweifelt und weiß nicht, was ich tun soll. Meine Geschichte ist folgende:
Ich wurde vor Jahren schwanger und habe abgetrieben. Damals hatte ich mein Studium gerade erst beendet und den ersten befristeten Arbeitsvertrag in der Tasche. Ich wohnte von meiner Familie und vom KV 500 km entfernt und hatte somit weder eine wirtschaftliche Basis für ein Kind noch sonst irgendeine und der KV steckte in derselben Situation und wollte das Kind nicht und meinte damals schon, dass er nicht bei der Aufziehung eines Kindes dabei wäre. Ich wäre sozusagen allein gewesen. Da ich keine Ausweg sah, ließ ich abtreiben und bereue dies auch nicht, wenngleich mich das eine zeitlang doch sehr mitgenommen hat.
Im April diesen Jahres wurde ich wieder schwanger, weil das Kondom offenbar kaputt war oder falsch angewendet. Das Kind ging in der 5.SSw ab. Dem KV (derselbe) erzählte ich nichts davon, da das Thema eh durch war. Ich muss dazu erwähnen, dass ich eine Blutgerinnungsstörung habe und und hormonell nicht verhüten kann. Ich nehme Persona und wir nehmen dann Kondome in den kritischen Tagen. Nach der ersten SSW habe ich meinem Freund auch den Computer genau erklärt, damit er sozusagen auch jederzeit selbst überprüfen kann, ob rot oder grün.
Nun ja, jetzt bin ich wieder schwanger. Mein erster Gedanke war, dass ich das Kind nicht will. Ich bin 36 Jahre alt und endlich im Leben so einigermaßen angekommen. Ich habe einen (befristeten) Job, der meiner Qualifikation entspricht, eine endlich mal anständige Bezahlung, endlich mal eine Wohnung, die nicht nur aus einem Zimmer besteht.
Im Prinzip genieße ich nach anstrengenden Jahren mit unterbezahlten Jobs nun endlich mal mein Leben.
Ich pendele jeden Tag 3 Stunden zum Job, da sind großartige Energiespeicher nicht mehr vorhanden. Mein Freund (immer noch derselbe) hat einen krisensicheren und sehr gut bezahlten Job in einem riesigen Konzern, der darüber hinaus als einer der familienfreundlichsten der Welt gilt, aber auch er pendelt täglich 2-3 Stunden.
Und er will das Kind nicht. Er ist offenbar der Meinung, ich hätte gar nicht das Recht, dieses Kind auszutragen, weil ich ihm die SS im April verheimlicht habe und ihm somit die Chance genommen habe, sich andere Verhütungsmethoden zu überlegen. Ich bin der Meinung, das hätte er vor 2 Jahren schon machen müssen, aber naja.
Er droht mir mit Selbstmord - zuerst, damit ich kein Geld kriege. Ich meinte, dann würde das Kind Halbweisenrente bekommen.
Dann drohte er mir, dass er mir das Leben schwer machen würde und mich quälen würde. Als ich nachfragte, wie er das anstellen wolle, meinte er, er würde die Vaterschaft nicht anerkennen und alles rauszögern, damit ich kein Geld bekommen. Ich meinte, das hätte nur zur Folge, dass der Staat in Vorkasse geht und er dann eben alles auf einen Schlag nachzahlen müsse, wenn er den Prozess verliert.
Ich fragte ihn, ob er damit leben könne, die Frau, die er vorgibt zu lieben und die ihm nach eigener Aussage doch sooo wichtig ist, so mies und assozial hängen zu lassen. Ob er meint, dass seine Familie und Freunde da so richtig stolz auf ihn wären. Da meinte er, das würde er gar nicht erzählen. Als ich meinte, dass ich seine Familie über die Geburt ihres Enkels aber sehr wohl informieren würde, kam er wieder mit Selbstmordgelaber. Er meint, da wäre jetzt noch kein Lebewesen in mir, wo das Problem liegt und warum ich nicht einfach die Tabletten schlucken kann. So ein egoistisches mieses A..loch.
Ich bin 36 Jahre alt. Ich habe mich zwar nie ohne Familie gesehen, aber habe ich bis zur ersten ABtreibung nie damit beschäftigt, selbst Kinder zu kriegen, obwohl ich immer in langen Beziehungen war. Inzwischen denke ich, ich bin vielleicht schon zu alt. Ich bin nicht der Meinung, dass Liebe allein reicht, um ein Kind aufzuziehen, in Deutschland schonmal gar nicht. Ich habe auch ohne Kind ständig Existenzangst und Zukunftsangst. Einen anständigen Job zu finden, ist auch ohne Kind und obwohl ich flexibel bin, extrem schwer. Darüber hinaus habe ich nach wie vor keine Familie in der Nähe, die mich kurzfristig mal unterstützen könnte und da ich erst vor kurzen in diese Stadt gezogen bin, habe ich hier auch sonst kein soziales Netzwerk.
Ich bin selbst ohne Vater aufgewachsen, deswegen kann ich heute ansatzweise beurteilen, was das bedeutet. Dabei bin ich in der DDR aufgewachsen, wo es kein Betreuungsproblem gab und keine Zukunftsangst.
Und trotzdem denke ich über die Möglichkeit nach, dieses Kind doch zu kriegen. Dadurch, dass ich so gegen den Vater kämpfe, kämpfe ich die ganze Zeit für dieses Kind, von dem ich gar nicht weiß, ob ich es kriegen werde.
Ich weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Ich war auch schon ein paarmal bei der Beratung, aber, die nicken immer nur verständnisvoll und helfen mir auch nicht weiter. Meinen Freund habe ich da auch schon mitgenommen, aber er hat kaum was gesagt, sondern nur vor sich hingestarrt. Von dem asozialen Gelaber, das er bei mir an den Tag legt, kam da natürlich auch nichts. Ich bin so extrem enttäuscht von diesem Menschen. Ich verstehe das alles nicht. Und er erklärt mir das alles auch nicht. Er hat keinerlei Gefühle und kann auch nicht nachvollziehen, dass es bei mir anders ist. Sein neuester Spruch ist, dass er bis Freitag eine Entscheidung will, da er sonst seinen Urlaub nicht geniessen kann. Dazu fällt einem doch gar nicht mehr ein, oder???
Während ich das hier schreibe, kommt mir die ganze Situation so absurd
vor, dass es eigentlich nur einen Weg geben kann - nämlich mich so oder
so von ihm fernzuhalten. Und trotzdem kann ich das nicht und weiß nicht
wieso. Ich denke die ganze Zeit, ich bin im falschen Film. Ist das wirklich der Mann, den ich geliebt habe und mit dem ich meine Zukunft geplant hatte? Der Mann, mit dem ich soviel Schönes erlebt habe?
Ich kann irgendwie keine klare Entscheidung treffen. Hat jemand von euch ähnlich Erfahrungen? Kann mir bitte mal jemand den Kopf waschen!
Traurige Grüße, Einfach_ich