Generell gesehen, sollte ein militärisches Eingreifen die ultimo ration sein...
Die Frage ist nur wie...mit ein paar Marschflugkörpern und Drohneneinsätzen wird ein Assad nicht zum weichgespülten Präsidenten konvertieren.
Mir drängt sich die Frage auf, was wird nach dem Sturz Assads geschehen?
Wenn wir uns die Länder des arabischen Frühlings ansehen, so kämpfen verschiedene Gruppierungen um das entstandene Machtvakuum. Bis sich eine Gruppe meist mit Mitteln, die dem des gestürzten Despoten in nichts nachstehen, durchgesetzt hat, fliesst zuviel Blut.
Also will man den Despoten schwächen und ihm auf die Finger klopfen.
Der Westen hat Angst davor, was danach kommen könnte. Wie in Ägypten, wo eine Gruppe Turbanträger mit der Scharia ein Land zurück ins Mittelalter zurückführen will. Sie bedienensich der gleichen Mittel wie des Despoten davor. Die Opposition wird nicht nur mundtot gemacht, sie wird ausradiert.
Weshalb konnte der Irak so instabil werden? Der Iraker wurde in der ersten Runde der Sandbox-Party aus Kuwait hinausgeworfen, weil sich Saddam am goldenen Kalb der westlichen Welt vergriffen hatte, dem Öl. Hier wurde klar und gezielt gehandelt. Der Auftrag lautete: free Kuwait.
Warum wurde nicht weiter bis nach Bagdad gefahren, um diesem Despoten gleich das Handwerk zu legen? Die Alliierten wären unterwegs stehen geblieben, weil sie technisch nicht gut genug für den Wüstenkrieg ausgestattet waren (Luftfilter der Fahrzeuge). Auch gab es keine Alternative zu Saddam. Saddam wurde militärisch so geschwächt, dass er keinen Nachbarn mehr angreifen konnte.
Saddam hatte die über Jahrhunderte gewachsene Struktur der Clans aufgelöst und sie entmachtet. Als im zweiten Anlauf unser Cowboy seine Wahlschulden bei der Waffenlobby einlösen musste und zum zweiten Anlauf auf Bagdad blies, hatte er geglaubt, die Coca-Cola und Mc Donalds Demokratie eins zu eins im Irak überstülpen zu können. Gleiches galt für Afghanistan...
Hätte er eine Ahnung von Geschichte gehabt, hätte er gewusst dass es weder die Briten noch die Russen es jemals auch nur ansatzweise geschafft hatten, Afghanistan militärisch zu besiegen. Kabul ist eben nicht Afghanistan. Dieses Land lässt sich nicht innerhalb einer Generation in einen Musterschüler des American way of life umkrempeln. Es fehlt hier schlicht an Bildung und Verständnis für die Errungenschaften des 21.Jahrhunderts.
Hätte der Amerikaner im Irak Saddam ausgeschaltet, hätte sich daraufhin sofort wieder militärisch zurückgezogen und hätte den Clans die Regierungsfindung überlassen, wäre es unblutiger zugegangen.
Würden die Herrschaften sich mal mit dem alten chinesischen Buch "die Kunst des Krieges" von Sun Tsu beschäftigen, würde klar werden, dass Kriege im nahen Osten militärisch für niemanden zu gewinnen sind. Würde man banal die Streitigkeiten unter den direkt Beteiligten sich austragen lassen, wäre ein militärisches Kräftemessen zwischen Israel und seinen Nachbarstaaten wie im 6 Tage Krieg nicht auszuschließen. Aber eine übermächtige israelische Vorherrschaft will niemand im nahen Osten. Also wird aus Sorge ums Öl durch Kanonanbootpolitik eine ganze Region künstlich instabil gehalten, um die Kontrolle nicht zu verlieren.
Um dies durchzusetzen, wird Blut vergossen. Leider sind die Konturen eines solchen Krieges verschwommen. Früher erkannte man die Gegner an der Uniform. Heute weiss keiner mehr so genau, wer ist Freund oder Feind. Es wird nicht mehr der offene Schlagabtausch gesucht, sondern lieber hinterhältige und feige Bombenanschläge verübt. Das zermürbt und zerstört die menschliche Psyche nachhaltiger und wirkungsvoller wie eine Kugel, die in den menschlichen Körper eindringt. Eine Kugel oder Minensplitter kann man rausholen. Manchmal spürt man beim Wetterwechsel den Phantomschmerz...dafür hat man ja ein oder mehrere Purple Hearts an die Uniform geheftet bekommen.
Doch was ist mit der Verwundung der Seele? Hier werden Menschen aus dem System geschoben, untherapiert.... ein Drittel der amerikanischen Obdachlosen haben gedient...
Das ist die Kehrseite der Medaille...
Wenn man Kinder hat, versucht man das Beste für seine Kinder zu tun. Wenn das bedeutet, sie in einem anderen Land aufzuziehen, um sie nicht ihrer Wurzeln zu berauben, dann heisst das nicht, sich die Rosinen rauspicken zu wollen....
Und das Procedere, einen Pass zurückzugeben, bedeutet auch, ein großes Stück seiner Identität und eigenen Vergangenheit aufgeben zu müssen.
Ich glaube, weder ein Herr Bush, noch ein Herr Obama oder einer von euch würde solch einen Blödsinn über Krieg und Berufswahl schreiben, wenn sie mehr als einmal unter Feuer gelegen wären, mehrfach getroffen und fast verblutet wären...
Man kann sich noch so viele Kriegsfilme reinziehen...die Realität wird nicht ansatzweise beschrieben, wenn es um die Frage geht: Du oder ich....
Ja, ich gebe zu, aus mir wurde ein Paulus....