ADHS und nun?

  • Würde solchen Diagnosen skeptisch gegenüberstehen bzw. tue ich auch.


    Ich habe hier ja auch Probleme mit der Großen, seit Beginn der 1. Klasse.


    Hat sich riesig auf die Schule gefreut und war nach sehr kurzer Zeit enttäuscht, dass sie "immernoch nur Buchstaben malen".


    Die fehlende Motivation und die Träumerei zieht sich bisher wie ein roter Faden durch ihre bisherige Schullaufbahn.


    Ich habe sämtlichen Ärzten die Bude eingerannt, immer in der Hoffnung, dass uns einer hilft. Von einigen wurden wir gar nicht ernst genommen. Ist echt frustrierend, wenn man nicht weiß, wie man seinem Kind helfen kann/soll/muss.


    Wir waren in der Pädaudiologie, da sie sehr sehr empfindsame Ohren hat, um eine Hyperakustik (glaube, so nennt man das) auszuschließen. Sie hat zwar sehr gute Ohren (wie ein Luchs), aber sonst völlig normal.


    Sie ist schon immer überall aufgefallen, was vor allen Dingen das Sprechen anging. Mit 2 Jahren hat sie perfekter gesprochen wie manch 6jähriger. Sie hat aber nicht einfach nur nach geplappert, sondern ihr Hirn bei Diskussionen und Gesprächen eingesetzt.


    Nun war ich auch bei einer psychiatrischen Praxis. Nach einem 1stündigen Test, in der sie Fragen wie "Warum trägt der Polizist eine Uniform?" beantworten musste (was sie mehr als langweilig fand, denn "das weiß doch jeder"), kam die Diagnose "jaaa, sie kann sich schwer konzentrieren, ADS liege nahe".


    Letzt bei der Psychologin kam das zweite Ergebnis heraus: "An der Grenze zur geistigen Debilheit"....Jeder, der meine Tochter kennt, weiß, dass dem nicht so ist. Habe die Zusammenarbeit mit der Psychologin als beendet erklärt.

  • Wenn ich alles so glauben würde, hätte ich das Rezept genommen.


    Ich sehe ihn nicht als AD(H)Sler... und genau deswegen möchte ich ja eine zweite Meinung vom SPZ einholen.


    Warum ich ihn habe testen lassen? Weil ich wissen wollte, ob er sich nicht konzentrieren kann oder nicht will. Ironischerweise bin ich nicht schlauer als vorher auch.


    Wir werden sehen, ob die Ergotherapie ihm hilft. Ich hoffe sehr, dass er lernen kann, sich besser zu konzentrieren.


    Ich mache viel mit ihm. Er geht 1 x die Woche zum Judo, wir gehen schwimmen, raus, Rad fahren, wir spielen Gesellschaftsspiele, kochen zusammen ich motiviere ihn, nach und nach kleinere Pflichten im Haushalt zu übernehmen (Blumen gießen, Besteckt abtrocknen, Zimmer saugen, Müll raustragen).


    Im mom. kriege ich ihn ganz gut damit, dass er sich zusätzliche "Tab-Zeit" erarbeiten kann. Er hat zum Geburtstag ein Tablet von meinem Bruder bekommen, da ist er natürlich ganz heiß drauf... wir haben auch schon ein Matheprogramm dadrauf, mit dem er ab und an übt (erst die Arbeit, dann das Vergnügen).


    Ansonsten: es gibt hier klare Regeln (von denen es auch mal ab und an eine Ausnahme gibt). Kein Fernsehen beim Essen, wir reden ruhig miteinander und schreien uns nicht an, wir hauen uns nicht und ich entscheide, was erlaub ist und was nicht. Das klappt ganz gut. Aber diese Regeln haben wir schon immer.


    Gerade ist Papa-WE (sogar mit 2 Übernachtungen), danach ist hier erstmal wieder ein paar Tage "Polen offen".


    Es ist schon schwer, seine Sicht aufs eigene Kind nicht zu verändern, wenn man eine solche Diagnose um die Ohren gekloppt bekommt. Die erste Frage, die ich mir gestellt habe: was hab ich falsch gemacht, ist es vielleicht sogar meine Schuld?


    Natürlich weiß ich, dass ich nichts falsch gemacht habe und das - selbst wenn die Diagnose zutreffend ist - es nicht meine Schuld ist. Das Gute an der momenanten Situation ist allerdings: beim Nachdenken über die negativen Seiten von AD(H)S ist mir noch mehr aufgefallen, welch tolles Kind ich habe und wieviele positive und gute Seite er hat (nicht, dass ich das vorher nicht gewusst hätte, aber gerade jetzt ist es mir wieder mal richtig bewusst geworden).


    Was das "Tierbild" angeht: ich halte es auch für völligen Schwachsinn, daraus Schlüsse auf sein Selbstwertgefühl zu ziehen. Aber schmunzeln musste ich schon: Hunde sind seine Lieblingstiere, ich fühle mich echt geschmeichelt, dass er mich als Hund gemalt hat. Papa als Flamingo, auf einem Bein... das sagt schon viel darüber aus, wie er seinen Papa sieht (der ja an schweren Depressionen leidet), Oma als Wundertier auf dem Baum (Oma war ganz erschrocken, als ich ihr davon erzählt hab... sie ist sehr dominant und will immer über allem stehen... vielleicht gibt ihr das, so wie ihr Enkel sie sieht, ja mal Anlass ihr Verhalten ihm gegenüber zu ändern) und Opa als Hahn *schmunzel* stimmt schon... der Opa ist ein richtiger Gockel. Zumindest hat der Knirps den richtigen Blick auf seine Familie *lach*

  • Eine zweite Meinung ist sicher richtig, viel wichtiger finde ich aber, dass du dich mit dem Arzt dort nicht wohl fühlst. Für eine weitere Therapie ist es ja aber wichtig, dass man mit dem Arzt auch prima zurecht kommt.


    Ich erzähl dir einfach mal von uns. Mein Sohn ist jetzt 12 hat ADHS und bekommt Medikinet. Dazu stehe ich, denn ihm hilft es und mir ist es lieber so, als wenn er dann anfängt rumzuexperimentieren um zu filtern. Bei uns kommt ADS in der Familie auch sehr gehäuft vor, unter anderem weiß ich aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, ohne Behandlung einen Weg für sich zu finden und welche Gefahren es gibt. Das möchte ich meinem Sohn ersparen.


    Ich selbst wäre auch gar nicht drüber gestolpert, dachte halt, dass er ein aktives Kerlchen ist. (mit etwas über einem Jahr ist der Bengel 1,5 Stunden spazieren gegangen) Der Kindergarten fand ihn auffällig.


    In der ersten Ärztepraxis waren wir nicht glücklich, ich fühlte mich immer recht abgefertigt und nicht ernst genommen. Die Diagnose hatten wir recht schnell, mein Sohn war zu diesem Zeitpunkt fünf Jahre, die Therapie sah aus wie: "Naja, was haben sie denn, ihr Sohn räumt doch sogar das Spielzeug wieder ein." Dieser Sohn sagte mir aber auch vorher im Auto, dass er sich gut benehmen wird, damit die Ärzte mir nicht glauben. Da war er in der zweiten Klasse.


    Ergotherapie war sehr hilfreich, die bekam er nach der Diagnose zwei Jahre.


    Wir haben dann den Arzt gewechselt, das Medikament gewechselt (das bekam er mit acht verordnet und es passte nie so richtig) und er hat eine Einzeltherapie bekommen, genauso, wie es bis heute Familientermine (Er und ich) gibt. Wir haben in der Zeit dort, jetzt sind es schon mehr als zwei Jahre, sehr viel über uns gelernt und viel Hilfe und Anerkennung für unsere Mühe bekommen. Die ersten Termine waren schrecklich für meinen Sohn, oft hat er geweint, weil Herr Doktor den Kern genau getroffen hat. Heute sind die Termine eher eine fröhliche Runde, kleine Probleme werden recht schnell ausgehebelt. Hier sind die Ärzte immer zu zweit, vier Augen sehen mehr, vier Ohren hören mehr.


    Was mir noch auf dem Herzen liegt: Warum muss man es als Krankheit bezeichnen? Ich bin immer sehr getroffen, wenn mich jemand bedauern will. Ich bin nicht bedauernswert. Ich habe einen tollen Sohn, er ist nicht nur hochintelligent, er ist auch wahnsinnig sozial, sehr emphatisch, hat eine unbändige Energie und eine große Portion Willensstärke. Ich liebe dieses Kind, nicht nur, weil er eben mein Sohn ist, sondern weil er so ein toller Mensch ist. Okay, die Pubertät nervt etwas... Menschen sind eben unterschiedlich, zum Glück.

  • Es ist schon schwer, seine Sicht aufs eigene Kind nicht zu verändern, wenn man eine solche Diagnose um die Ohren gekloppt bekommt. Die erste Frage, die ich mir gestellt habe: was hab ich falsch gemacht, ist es vielleicht sogar meine Schuld?


    Hallo Muckelmama,


    Du schilderst hier die Erziehung des Kindes.


    Soweit ich das aus der Ferne beurteilen möchte, machst Du nicht "was" falsch, sondern du machst es intuitiv sehr richtig.
    Das Kind hat viel Bewegung, klare Regeln und viel Motivation mit Belohnung statt Strafe - das sind Erziehungsregeln für AD(H)S-Kinder.
    Dein Sohn muss nicht in die Aggression abwandern und auch nicht in die Depression. Er muss nicht "auffällig" werden - er hat sicher großen Halt an Dir und großes Vertrauen in Dich.
    Das Tierbild spricht hier Bände!


    Nach wie vor finde ich es richtig, sich beim kleinsten Verdacht zu kümmern und Probleme erkennen und benennen zu wollen.
    Die Alternative wäre, quasi im allergischen Schock (o Gott ADHS "die Schublade!!!!" und was hat man nicht alles über das böse Ritalin gelesen!!!) die mögliche Diagnose bereits im Vorfeld zu leugnen und wichtige Zeit zu verlieren.
    Die Diagnostik tut nicht weh und schadet auch nicht. Im besten Falle schließt sie das ADHS aus oder hilft doch wenigstens, den Umfang der Problematik einzuschätzen.


    Die jetzt kleinen Probleme werden nur selten von alleine verschwinden.
    In der Regel (vor allem falls tatsächlich ADHS) werden sie größer werden und in der dritten und vierten Klasse eskalieren.
    Meine Beobachtung der letzten Jahre: Wenn Eltern bereits im Vorfeld die Möglichkeit leugnen und die Eventualität ADHS wegdiskutieren wollen, wird wichtige Zeit verloren. Letztendlich wird dann eines Tages massivst interveniert werden müssen; was bedeutet, dass ohne Medizin nichts mehr geht wo im Vorfeld weiche Methoden noch gegriffen hätten.


    Ermutigende Grüße
    FrauRausteiger, die meint: Dein Weg ist gut!

    .
    .
    •» Cave quicquam dicas, nisi quod scieris optime. :rauchen «•
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  • Nur wenn das Kind so aufgedreht und außer
    sich ist, dass es nicht gelingt mit ihm in Kontakt zu kommen, kann vorübergehend eine
    Ritalingabe verantwortet werden. Bei einer bedürfnisorientierten Psychotherapie, die sowohl
    das Kind selbst, wie auch die gesamte Familie mit einbezieht, erübrigt sich nach und nach
    die Einnahme von Ritalin©. Von 93 nach diesem Modell psychotherapeutisch behandelten
    Kindern zeigte die Nachuntersuchung, dass nur ein einziges Kind vorübergehend bei einer
    familiären Krise wieder Ritalin© einnehmen musste." Quelle:http://www.win-future.de/downloads/inter…rje-dr_adhs.pdf




    SO EIN SCHWACHSINN! :rolleyes2: Das ist EINE mögliche Situationsmöglichkeit. EINE von zig anderen. nicht jeder ADS-ler geht agressiv über Tische und Bänke. Mir räufelt sich alles hoch, wenn ich sowas lese.



    Ich möchte dazu noch was sagen und es mit deinem, Muckelmama, Zitat in Verbindung bringen: mein Kind macht keine Probleme, nur Konzentration ist schwierig.




    Ich hab das versucht anzudeuten,als ich erzählte, dass mein Sohn IMMER ein Engel ist. Kein Scheiss, er hatte im Leben noch nie schlechte Laune, er ist immer gut drauf, immer freundlich, höflich, regeltreu ( :rolleyes2: ), zuvorkommend, ... dennoch funktioniert sein Gehirn so anders, dass er in der Schule - ich spitze mal zu - nichts lernt. Auch das kann Leidensdruck verursachen, nur langfristiger. Mein Sohn bekommt MPH. Bekäme er das nicht, müsste ich wie in Klasse 1 den kompletten Stoff zu Hause nachholen. In der 1. Klasse habe ich JEDEN VERDAMMTEN TAG mit ihm den Stoff aus der Schule nachgearbeitet, den zu Hause konzentrierte er sich hervorragend. In der Schule ist es aber zu laut für ihn und so ging GAR nichts. Ja ok, wir haben kein massiven Alltagsproblem. Aber ohne MPH wäre er wohl ein regelmäßiger Sitzenbleiber, am Ende Schulversager, gefrustet, unglücklich. Und so sehr es auch immer wieder diese "man will sein Kind nicht in die Norm pressen"-Laberei gbt. Diesen Scheiss redennur Leute, die Kidner haben, die in die Norm passen. Man kann das bedauern ja, aber die Gesellschaft und auch die Schule, besonders die Schule, bestehen aus Normen, aus Ansprüchen, aus kleinkarierten Passgeflechten. Passt das Kind da nicht zumindest halbwegs rein, bekommt es ein Problem. Und so geht man die Gratwanderung. Mal gebe ich ne Phase lang MPH, dann machen wir es wierder ohne, denn das MIT MPH erlernte Konzentrationsverhalten muss auch OHNE MPH erprobt werden,... bis die Konzentration wieder so sehr nachlässt, dass er Stoff verliert. Dann bekommt er es wieder und so weiter.... ein ewiges hin und her, eine tägliche Herausforderung zu bemerken, wann es Zeit für eine Pause ist.... und mitnichten eine leichtfertige Entscheidung um Kinder gefügig zu machen, was das Wohlgefühl der Eltern betrifft.

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  • mein Kind macht keine Probleme, nur Konzentration ist schwierig.


    Da fällt mir nur eines ein:
    Warum stopfen Eltern ihren Kindern mit voller Überzeugung Drogen in den Körper?


    Wie wäre mit:
    Konzetrationsübungen,Belohnungssystem,Profesionelle Nachhilfe,etc
    Gibt es andere Probleme (z.b.Versagensangst?),


    Sitzt er in 1 Reihe?


    Integrationshilfe?

    "Aber wer einmal gelernt hat, Bewegungserscheinungen
    auf das Ganze des Seelenlebens zu beziehen, wird....
    immer von neuem über die Fülle der Zugänge zu
    Seelischem staunen, die sich ihm allenthalben
    eröffnen“


    (August Homburger)

  • Sagt doch niemand, dass sich das ausschließt. Wir haben z. B. autogenes Training gemacht, aber irgendwann wollte er das dann nicht mehr...

  • Mein SOhn ist in Therapien seit er 3 Monate alt ist. Keine Sorge ich habe alle Möglichkeiten ausgeschöpft (muss aber auch dazu sagen, dass ADS das geringere der Probleme meines Sohnes ist.) Mit Drogen vollstopfen... man man man, das ist sowas von platt. Ein Diabetiskranker benötigt Insulin, auch wenn es Nebenwirkungen hat. Ein ADS- JA KRANKER - nicht ein Kind, dass ein bissel Schwierigkeiten mit der Konzentration hat - soll für ihn wichtige Medikation nicht erhalten, weil das Mittel zu Recht nicht frei verfügbar ist? Ich antworte gern, aber ich werde hier nicht meine reiflich überlegten, durchdachten, beratenen Entscheidungen diskutieren. ;-)


    Integrationshilfe... da muss ich fast lachen. Ja, wir haben - insbesondere wegen einer weiteren Störung - einen Förderstatus sowie eine Zuweisung zum § 35a. Und? Ist in Deutschland Geld für sowas da? Ein AD H S-ler, der im Unterricht störend wirkt, der laut ist, der bekommt ggf sogar einen Schulbegleiter. Ein Kind, dass der Regelenhaltung der Klasse sogar zuträglich ist, dass eher der ruhige Pol der Klasse ist, der sicher nicht.


    EDIT: Nochwas: wenn ich schriebe KEINE PROBLEME dann meine ich damit nicht, dass andere nicht ein Problem sähen. Aber ich nehme mein Kind soweit es möglich ist, so wie es ist. insofern habe ICH und ER mit seiner sonstigen nicht normierten Art kein Problem. Andere schon. Und so hart wie es klingen mag, ein Stück weit muss er "funktionieren", in dieser Gesellschaft leben. Ich KANN es nicht nur laufen lassen ohne diese Hilfe, denn ohne MPH hätte er zB nicht lesen gelernt. Denn ihm fehlt es auf Grund der Traumhaltung an Lernantrieb und kindlicher Neugierde auf LERNEN und Neues, was Voraussetzung fürs Lernen ist.
    Im Übrigen, wenn du mit deiner Enschätzung mich meinen solltest: lies bitte genauer. Ich schrieb von Phasen des Gebens, Phasen der Pausen, einer täglichen quasi Neuentscheidung. Sowas macht sich keiner einfach. Das Eltern das zum zudröhnen geben, ist sicher existent, aber sicher auch eher eine Minderheit an Fällen, die nur sehr medienwirksam sind.

    2 Mal editiert, zuletzt von Lorelei ()

  • Denn ihm fehlt es auf Grund der Traumhaltung an Lernantrieb und kindlicher Neugierde auf LERNEN und Neues, was Voraussetzung fürs Lernen ist.


    Lorelei, ich geb Dir da völlig Recht, wenn Du sagst, dass den "Scheiss" nur Leute von sich geben, deren Kinder "funktionieren".


    Aber zu obigem Zitat: Neugierde auf Lernen von Neuem schafft man auch mit anderen Lernmethoden. Und dann klappts auch mit der Konzentration besser. Ganz automatisch.
    Und mit einer Grundhaltung seitens der Schule auch, dass JEDES Kind was kann, wertvoll ist und so genommen wird, wie es nunmal ist. Denn anders ist es NICHT.

    Grüsse Tani :wink



    Du bist nicht das was Du sagst, sondern das was Du tust!

  • Du hast Recht. Wäre "Schule" anders, würde einiges aufgefangen werden können und ich denke auch, dass unter anderen Lernumständen etliche MPH-Gaben an Kindern nicht so sehr nötig wären. Aber leider kann ich mir die Welt nicht machen wie sie mir gefällt :lach , sondern muss zusehen, dass wir klar kommen, auch wenn ich tausend schulische Verbesserungsnotwendigkeiten sehe.

  • Wie gesagt, wenn die Einnahme von Tabletten wirklich notwendig ist und von mehreren Seiten befürwortet wird (Schule, Ergo, Erzieherinnen im Hort, Kinderarzt, SPZ etc.), dann werde auch ich überlegen, ob er welche bekommt. Ich denke, man muss es "diesen" Kids nicht schwerer machen, als sie es ohnehin schon haben. Was mich in unserer Situation stört ist, dass der Arzt gleich das Rezept zur Hand hatte wir überhaupt nicht darüber gesprochen haben, was für Alternativen es gibt und ob es wirklich zwingend notwendig ist.


    Der Muckel hatt Gott sei Dank eine supertolle Lehrerin, die die Kinder so nimmt, wie sie sind. Noch haben wir ja die Ferien Zeit uns auf Schule "vorzubereiten"... mal schaun, wie es so im 3. Schuljahr läuft.


    Morgen ist wieder Ergo... der Muckel freuts ich auf "seine" Stunde... :-)


    Am 22.07. ist unsere Kinderärztin wieder da, mit der werde ich mal über diese Neurofeedbackgeschichte sprechen... und vor allem ein weiteres Rezept für die Ergo abholen.

  • [quote='Lorelei',index.php?page=Thread&postID=1661470#post1661470] Aber leider kann ich mir die Welt nicht machen wie sie mir gefällt :lach , sondern muss zusehen, dass wir klar kommen, auch wenn ich tausend schulische Verbesserungsnotwendigkeiten sehe. [/quote


    Wenn man Schule nur in der üblichen Schulform in Erwägung zieht (staatliche Regelschule) hast Du wieder Recht.

    Grüsse Tani :wink



    Du bist nicht das was Du sagst, sondern das was Du tust!

  • In Erwägung ziehen?? *lach* Nun ich würde meinen Sohn GERN auf eine "gute" Schule schicken, die ein anderes Konzept inne hat etc pp. Jedoch gibt es eine solche in meinem Umfeld nicht. Es gibt eine besondere, die speziell für ihn in Frage käme, da versuche ich ihn seit 2 Jahren unterzubringen. Keine Chance. Lange Wege und Privatschulgeld fallen aus. Das wäre in einer Vollfamilie sicher schaffbar, aber ich allein plus kleiner Bruder und Job - no way.

  • Bei dieser besonderen Schule, wo ich ihn gern hätte, würde ich sogar dafür ins Einzugsgebiet ziehen, weil die wirklich grandios ist und noch zu meinem persönlichen Heimatgefühleinzugsgebiet gehört. Nur leider sind die Wohnungen in der Ecke nicht meine Preisklasse. :lach Es ist doch zum Heueln. :D

  • Zitat

    Aber zu obigem Zitat: Neugierde auf Lernen von Neuem schafft man auch mit anderen Lernmethoden. Und dann klappts auch mit der Konzentration besser. Ganz automatisch.



    Nicht unbedingt. Wenn ein Kind ADS ohne Hyperaktivität hat und ständig wegdriftet, den Kopf ablegt und "weg" ist, trotz aller Motivationsversuche (auch weil man sich gegen Reizüberflutung nicht schützen kann), wenn es etwas gefragt wird und 3 min schweigt (weil es erst in Gedanken formulieren muss, dann den Anfang nicht findet und sowieso Schwierigkeiten hat, die Dinge dann auch flüssig zu erzählen), und gar nicht zum Zug kommt etwas tolles zu erzählen, weil keiner 3 min warten kann, dann liegt das nicht nur am Schulsystem...


    Viele Lehrer arbeiten durchaus auch etwas "alternativ", gerade in den unteren Klassen, soweit eben möglich. Mit Spielen, mit Bewwegung innerhalb der Klasse..


    Das ist eben auch das Problem, dass gerade den "braven Träumerchen" so oft gesagt wird "Streng dich doch einfach mal an!" Die können das aber genausowenig wie die ADSler mit H... Und das innere Chaos erleben sie genauso wie die Kinder mit Hyperaktivität, es fällt nur nicht auf...

  • ja! Irrwitzigerweise ist die Akzeptanz bei ADS ohne H noch mal schwieriger, weil diese Kinder eigentlich recht "normal" wirken, eben ruhiger. Diese Kinder wirken erstmal sehr funktionierend unter Umständen. Wieso sollte ein Lehrer sich um ein solches Kind "bemühen", wenn es noch 5 andere in der Klasse gibt, die man wirklich heftig im Zaum halten muss. Diese KInder werden ganz schnell übersehen. Und leiden leise.


    Und wenn jemand so wie von Bonnie beschrieben verträumt ist UND Lernantrieb fehlt, geht nicht viel. Um mal zu verdeutlichn was das heisst:



    Ein Kind mit 6 Monaten versucht nach Spielzeug zu greifen, kommt nicht ran, streckt sich, kommt so in die Bewegung. Lernt.


    Ein Kind mit einem Jahr zeigt auf Dinge und sagt da, beginnt es zu sprechen. Bekommt Antwort: ja das ist en Baum. Und Lernt.


    Das wird erweitert durch "warum" in allen Lebenslagen. Und ganz aus Versehen lernt es. ;-)



    Fragen nehmen zu, Neugierde nimmt zu... wenn die nicht da ist, sich das Kind quasi mit dem zufrieden gibt, was es umgibt und gut iss es, sich seine eigenen Erklärungen und Antworten gibt, dann kommen auch keine klassischen Lerneffekte und Übung im Lernen.


    Man kann einem Kind am besten etwas beibringen, wenn es reif dafür ist, wenn es selbst ein Motiv hat. Sei es Schnürsenkel binden, oder lesen. Lernwille und Wunsch ist eigentlich ein sehr wichtiges Kriterium für die Schulreifeuntersuchung. Wenn dieser natürlich Antrieb überschattet ist oder fehlt, kann auch ein guter Lehrer nur bedingt etwas tun.

  • Und wenn jemand so wie von Bonnie beschrieben verträumt ist UND Lernantrieb fehlt, geht nicht viel.


    Jedes Kind hat einen Lernantrieb. Die entscheidende Frage ist nur, worauf sich dieser Antrieb richtet. Die Träumerle lernen auch den ganzen Tag etwas dazu, wie alle Kinder, aber eben nicht unbedingt den Schulstoff, weil sie in Gedanken ganz woander sind, sich innerlich aus der Unterrichtssituation lösen, während sie ihren Gedanken nachgehen. Es fällt ihnen besonders schwer, die Gedanken wieder zum Unterrichtsgeschehen zurückzuführen. Da liegt die Krux. Neurobiologischer Hintergrund ist - ebenso wie bei ADHSlern - eine anlagebedingte Unterentwicklung der Exekutivfunktionen, die sich nur in stetigem Training nachentwickeln lassen.

  • eine anlagebedingte Unterentwicklung der Exekutivfunktionen, die sich nur in stetigem Training nachentwickeln lassen.



    Ah... Also brauch ich meinem Kind nur zu sagen "ach komm, streng Dich an, das schaffst Du schon..."


    Und die Sache mit dem Neurotransmitterproblem ist veraltet? Hast Du eine wissenschaftlich belegte Quelle für Deine Angabe?