ADHS und nun?

  • Wurde denn bei dem Arzt ADS und ADHS unterschieden?
    Wenn er nicht die typischen Hyperaktivitäts Symptome hat kann es sein, dass der Arzt vielleicht ADS (ohne H) meinte?


    Ansonsten würde ich aber auch erstmal eine zweite Meinung einholen.


    Was auch helfen kann ist Neurofeedback. Erkundige dich mal dazu.

  • Aber egal wie,
    wenn Muckel etwas diagnostiziert bekommt das wirklich da ist,

    Deswegen gehört zu einer ordentlichen ADHS Diagnose auch ein großes Blutbild
    da verschiedene Mangelerscheinungen Konzentration Schwäche als Nebenwirkung haben


    Kann mich auch nicht über ein ständig herum tobendes Kind beschweren das rund um die Uhr Cola trinkt

    Probiers mal mit Gemütlichkeit mit Ruhe und Gemütlichkeit

    jagst du den Alltag und die Sorgen weg

  • Also... er hat nicht unterschieden zwischen ADS und ADHS... WAS genau das Kind haben soll, kann ich gar nicht sagen... er ist schon ein kleiner Zappelphillip... aber irgendwie auch nicht mehr als andere Jungs in dem Alter... Er ist nicht ständig auf dem Sprung, rennt rum oder klettert über Tisch und Bänke... er bewegt sich gern und hat beim Essen und in der Schule schon Schwierigkeiten ruhig zu sitzen... aber da gibts noch andere Genossen, die das ebenso wenig "drauf haben" :-)


    Er hat einen Durchschnitts-IQ von 111 lt. Test. Im sprachlichen Bereich eher etwas drüber. Er ist ein pfiffiges Kerlchen, im Zeugnis steht: Muckel, du hast ein sehr gutes Allgemeinwissen. In Deutsch haben wir kaum Schwierigkeiten, er schreibt nicht gern und seine Schrift ist jetzt nicht so dolle, aber lesbar. Rechtschreibmäßig gehts.... wenn er vorher nachdenkt, klappts *lach* wenn er keine Böcke hat merkt mans...


    Wie schon geschrieben: ich werde den Muckel nochmal im SPZ vorstellen und selbst, wenn wir da das ganze Procedere nochmal wiederholen müssen, dann ist das halt eben so. Die Lehrer selber empfinden ihn nicht als auffälliger als andere Kinder... er wird also von der schulischen Seite nicht in diese Schublade gesteckt.


    Das Schreiben vom Arzt bzgl. "Nachteilsausgleich" wegen seiner Rechenschwäche hat für ihn - glaub ich - schon Vorteile, weil er dann einfach mehr Zeit bekommt. Obwohl die Lehrerin recht streng ist und viel verlangt, hab ich nen guten Draht zu ihr und sie drückt auch bei ihm mal ein Äuglein zu, weil sie weiß, dass Muttern zu Hause dahinter steht und sich kümmert. Ich denke, die "Rechentherapie" bzgl. seiner Rechenschwäche (die lt. Arzt wohl eher von der mangelnden Konzentration rührt, als denn eine wirkliche Rechenschwäche zu sein) kann ihm bestimmt auch nicht schaden.


    Ja, die Geister, die man kennt, kann man bekämpfen... wir haben ja gerade erst diesen Weg beschritten und werden im Laufe der Zeit sehen, wohin er uns führt.


    Die neue Uhr hats übrigens gebracht... so sehr er sich geweigert hat, die Uhrzeit zu lernen... jetzt kann ers... seit er am Donnerstag die neue Uhr bekommen hat, die er sich ja auch selber aussuchen durfte, gehts komischerweise. Es ist zwar dann "52 Minuten nach 9" und nicht "8 Minuten vor 10", aber das ist ja erstmal wurst :-)


    Er ist ein tolles Kind. Liebevoll, kreativ, mit viel Phantasie ausgestattet. Ich bin sehr stolz auf ihn... ob mit oder ohne AD(H)S und Rechenschwäche... :-)

  • Bei Rechenschwäche gibt es leider keinen Nachteilsausgleich. Nur bei Lese- Rechtschreibschwäche.


    :wand

  • Bei Rechenschwäche gibt es leider keinen Nachteilsausgleich. Nur bei Lese- Rechtschreibschwäche.


    :wand


    Das ist aber je nach Bundesland anders geregelt. Bei uns in NRW gibt es keinen Nachteilsausgleich. In Niedersachsen dagegen schon.

    Werden Hummeln von anderen Insekten gemobbt, weil sie dick sind?


    Ich gönne mir das Gefühl, durchgehalten zu haben.

  • Kailynn, das kommt auf das Bundesland an. Bei uns in NRW ist das wohl so... :angry


    In anderen Bundesländern ist das anders... Das kommt davon, wenn Bildung Ländersache ist... :motz:

    Wusste ich nicht. Schuldigung. :rotwerd Dachte das wäre Deutschlandweit so.


    Meine Tochter bekommt nämlich keinen Nachteilsausgleich (warum eigentlich?), bin aber froh, wenn es das in anderen Bundesländern gibt.

  • Weil Rechenschwäche kein Diagnose ist. Sie beschriebt nur eine Mangelleistung.
    Dyskalkulie schon. Und da muss es nen Nachteilsausgleich geben. ;-)



    Es gibt Bundesländer , da reicht ne Dagnose. Es gibt welche wie Berlin, da brauchts einen Sonderpädagogischen Förderstatus für einen Nachteilsausgleich. Oder gar eine Zuweisung zum § 35 a des SGB VIII oder VII oder 53 aus nem anderen SGB, weiss grad nicht. In dem Paragrahen ist geregelt, was eine Behinderung nach dem Gesetz ist (nicht medizinisch). Behindert ist ein Mensch demnach, wenn er seit mindestens 6 Monaten und für mindestens 6 weitere Monate dem Altersschnitt nicht entsprechen kann. DANN MUSS ein Nachteilsausgleich gewährt werden, weil keiner wegen einer Behinderung diskrimiert werden darf . Hat ein Kind ADS und kann zB deswegen Raum-Lage-Koordinationen nciht gut vollziehen, dann fällt es ihm schwer bis es ist unmöglich vom der Tafel ordentlich abzuschreiben oder gerade Linien mit dem Lineal ziehen etc. Nur Beispiele. DAS MUSS JEDES BUNDESLAND, denn das ist Bundesrecht und nicht Bildung und damit Länderrecht. ;-) WIE er zu gewährend ist, unterscheidet sich. Geben MUSS es den überall. Geregelt wird dieser nicht automatisch, sondern auf Antrag oder Initiative der Schule in einer Schulhilfekonferenz.


    Im Übrigen wer hier behauptet sein Kind habe von Psychologen eine Diagnose bekommen: ohoh. Sucht euch dringend eine andere Praxis. Das dürfen nur Psychiater. Psychologen unterstützen nur mit Gesprächen und Beobachtungen die Diagnostik. Dabei sollte auch heraus gefunden werden, WARUM, nicht nur DAS, ein Kind sich schwer konzentrieren kann. Hat es eine akkustische Überempfindlichkeit zB hört es das Blatt vorm Haus vom Baum fallen, kann es sich natürlich nicht auf den Lehrer fokussieren. Das etwas genauer herauszufiltern sollte in der Diagnostik durchaus möglich sein.


    ADS und ADHS unterscheiden sich nicht zwingend in der HIbbeligkeit, sondern in der Möglichkeit Inneres zu kompensieren. ADSler sind ebenso motorisch unruhig oder können es sein. Aber beim kompensieren von Stress oder Gefühlen tun sie dies eher mit sich und nach innen während der ADHSler nach aussen überkomensiert.

  • Wusste ich nicht. Schuldigung. :rotwerd Dachte das wäre Deutschlandweit so.


    War ja kein Vorwurf an Dich... :blume Ich wollte damit nur meinen Unmut darüber ausdrücken, dass in Deutschland die Kinder mit gleichen Problemen so unterschiedlich behandelt werden...


    Edit: @ Lorelei: Ja, ein Kind muss aufgrund einer seelischen Behinderung mit Teilhabebeeinträchtung nach Bundesrecht gem. § 35a SGB VIII gefördert werden. Das ist aber unabhängig von Nachteilsausgleichen in den einzelnen Schulrechten der Bundesländer. Und die dürfen sich durchaus unterscheiden, in NRW z.B. gibt es ganz klar bei Dyskalkulie keinen Nachteilsausgleich. Ist auch nicht einklagbar, weil das Ermessenssache ist, also dem Ermessen der Schule überlassen ist, WIE sie das Kind fördert. Wenn vor Gericht dargelegt werden kann, DASS Ermessen ausgeübt wurde, kann kein Richter einer Schule die Entscheidung vorschreiben. Entscheidung der Schule könnte z.B. sein: Das Kind bekommt in einem der beiden Schulhalbjahre eine Förderstunde Mathe pro Woche, die Matheleistungen werden weiterhin bewertet wie bei anderen Schülern auch. Die Entscheidung kann auch völlig anders aussehen. Der Erlass zum Nachteilsausgleich ist so gesehen eine ermessenslenkende Weisung des Ministeriums, welches in den betroffenen Fällen - und nur in denen - den Schulen vorschreibt, wie genau die Förderung aussehen muss. Bei Dyskalkulie ist in NRW da jede Schule frei. Die einen machen gar nichts, die anderen lassen Mathe unbenotet.


    Zweiter Edit: Eine LRS/Legasthenie oder Dyskalkulie oder auch ein AD(H)S muss nicht zwingend zu einer Teilhabebeeinträchtigung führen und wird damit nicht in allen Fällen vom § 35a SGB VIII abgedeckt. Wenn keine Begleiterscheinungen auftauchen (wie z.B. Vereinsamung oder Ausgrenzung aus dem Klassenverband, Beeinträchtigung des Selbstwertes mit einhergehender Beeinträchtigung des sozialen Lebens etc.) fallen diese Störungen nicht unter den § 35a SGB VIII.

  • Wie kompliziert und vor allem auch ungerecht, dass das von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich gehandhabt wird.


    Ich werde diesen Schrieb in der Schule abgeben und mit den Lehrern sprechen. Was dann passiert, wird sich ja zeigen. Jetzt sind erstmal Ferien.


    Heute hats "Familienkonferenz". Ich werde mit meiner Familie sprechen und auch erzählen, was da jetzt noch so auf uns zukommt. Meiner Ma hab ich es schon am Telefon erzählt, wobei sie auch Sorge hat, dass der Muckel jetzt Pillen geworfen bekommt. Da konnte ich sie erstmal beruhigen. Den "Knaller" gab es dann für mich: mein Bruder hatte auch ADHS, wobei da vor über 20 Jahren anders mit umgegangen wurde, als heute. Also ist der Herr Muckel tatsächlich von zwei Seiten erblich belastet....


    Ich hab gestern mit dem Muckel nochmal ausführlich drüber gesprochen und ihm deutlich gemacht, dass er das nicht als Entschuldigung für falsches Verhalten nehmen möge und auch, was da noch so an Therapien auf ihn zukommt. Er findet es gut, dass ihm in Mathe geholfen wird... vielleicht fällt es ihm dann in Zukunft leichter, meint er.


    Das Schlimme ist: seit ich die Diagnose kenne, überlege ich bei jeder Verhaltensweise, ob die dieser "Krankheit" geschuldet ist, das macht mich irre und das muss ich dringend wieder ablegen.

  • Morgen habe ich den Termin zum Erstgespräch bei der Ergotherapie... mal sehen, was da so bei "rumkommt" und ob eine Ergo dem Muckel erstmal ohne Medis helfen kann bzw. "ihn auf den Weg bringt".


    Unsere Kinderärztin ist ab heute drei Wochen im Urlaub... mit der wollte ich auch nochmal sprechen, aber ich denke auf die drei Wochen kommt es auch nicht mehr an.


    Es gibt eine Selbsthilfegruppe für betroffene Eltern direkt hier im Stadtteil... auch da werde ich mal hingehen.


    Sohnemann ist die letzten Tage ein kleiner Engel *schmunzel* wir sind gestern übers Schützenfest gegangen und er war echt lieb. Seine Cousine lief wie ein aufgezogenes Duracellhäschen und war ständig "verschütt" und hat gebockt, wenn sie mal was nicht durfte und der Muckel hat sich vorbildlich verhalten, hat gewartet und nicht gebockt, wenns mal nicht nach seiner Nase ging... ich war so stolz auf meinen Großen :-)


    Was mir im mom. auf den Sender geht: wir essen Abendbrot und kurz bevor er ins Bett soll, will er nochwas essen... und wenn es dann nichts mehr gibt, kriegt er nen Koller: ich verhungere *heul* Ich frage ihn jetzt immer ne halbe Stunde bevor es ans Fertigmachen geht, ob er noch was essen will und das klappt ganz gut.

  • Alle ADHS-Kinder können sich konzentrieren, teilweise sogar viele Stunden lang - wenn sie es wollen.


    Oh bitte nicht in dieser Formulierung. Es hängt eben NICHT vom Wollen ab, sondern davon, ob das Interesse des Kindes ausreichend vom Thema geweckt und gehalten werden kann. ADHSlern fällt es übermäßig schwer, bei einer Sache zu bleiben, weil ihre Aufmerksamkeit neurobiologisch bedingt sehr leicht abgelenkt werden kann. Ob daraus dann eher Hibbelei, Zwischenrufe oder Tagträume werden, ist von Fall zu Fall unterschiedlich.



    Das Schlimme ist: seit ich die Diagnose kenne, überlege ich bei jeder Verhaltensweise, ob die dieser "Krankheit" geschuldet ist, das macht mich irre und das muss ich dringend wieder ablegen.


    Ach herrje, da hast Du völlig recht, das mußt Du wirklich dringend wieder ablegen. Dein Muckel ist nicht krank, er stolpert und verläuft sich nur ab und an ein wenig beim Nachdenken. Laß Dich bloß nicht kirre machen, nur weil heutzutage das schulangepaßt normierte Kind gefordert wird, anstatt das Lernen kindgerechter zu gestalten und jedes laute Wort gleich als Aggressionsstörung ausgewiesen wird. Dein Muckel ist ein feiner Kerl, Punkt. :-)

  • Danke Dr. Dolittle... das ist er... ganz eindeutig...


    Seine Lehrerinnen selber werden nach den Ferien ziemlich aus den Latschen kippen, wenn ich ihnen die Diagnose mitteile... von der Klassenlehrerin (Deutsch) und auch der Mathelehrerin kam schon: der? nie im Leben... die werden mich und den Muckel unterstützen, auch ohne Medis, da bin ich ziemlich sicher.


    So langsam komme ich auch in dieser Diagnose an... heute sind die Anmeldeunterlagen fürs SPZ gekommen, das mit der Ergo ist auch in die Wege geleitet... und jetzt sind erstmal Ferien...


    Wir haben nen Deal... für 1 x eine Seite Mathe im 5 min-Trainer darf er eine halbe Stunde Tab spielen... ich hoffe, das ist Anreiz genug :-) er soll nicht jeden Tag üben, aber so 2 x die Woche wär mir ganz lieb.

  • Es geht voran.... gestern hatte ich ein Erstgespräch mit der Ergotherapeutin. Ich denke, die Chemie zwischen ihr und dem Muckel wird stimmen, sie ist sehr nett. Sie findet es auch gut, es erstmal ohne Tabletten zu versuchen. Wir haben darüber gesprochen, was Ziel der Ergo sein soll und am Donnerstag hat er seinen ersten Termin.


    Die Unterlagen vom SPZ sind da und ausgefüllt, ich hab sie heute wieder zurückgeschickt. Die Unterlagen wegen der Rechenschwächeförderung sind auch da, die kann ich aber erst nach den Ferien komplett "abarbeiten", weil sie einen Schulbericht haben möchten. Ärgert mich ein wenig, dass wir grad Ferien haben, auf der anderen Seite ist es ganz gut, weil er jetzt schulfrei hat. Es ändert sich ja ein wenig für ihn und das passiert, ohne dass noch der Stress in der Schule dazu kommt. Alle Dinge haben auch eine positive Seite :-)

  • Laß Dich bloß nicht kirre machen, nur weil heutzutage das schulangepaßt normierte Kind gefordert wird, anstatt das Lernen kindgerechter zu gestalten und jedes laute Wort gleich als Aggressionsstörung ausgewiesen wird. Dein Muckel ist ein feiner Kerl, Punkt. :-)


    Genau so sehe ich das auch.

    Grüsse Tani :wink



    Du bist nicht das was Du sagst, sondern das was Du tust!