Nachdenklich

  • Hallo ihr Lieben!


    Ich muss mal ein bißchen "weinen". Mal sehen, ob ich das verständlich rüberbringen kann, bin ein bißchen wirr im Kopf........

    Am Mittwoch hab ich den Scheidungstermin.
    Die Trennung war freiwillig, von beiden Seiten, Gefühle füreinander waren schon lange nicht mehr da. Soweit, so gut.


    Heute stelle ich fest, je näher der Termin rückt, umso nervöser werde ich. Ich empfinde den kommenden Scheidungsprozess als fehl am Platz. Fühlt sich an, als sollte ich heiraten, ohne jemals mein Einverständnis gegeben zu haben :crazy
    Der Zeitpunkt ist nicht richtig, sollte doch der Prozess der letzte Akt des Abschließens sein.


    Damals, die Trennung, war der Abschied von der unerträglichen Situation in der Ehe. Mit dem Abstand von 3,5 Jahren dazu sehe ich so vieles anders, hab ich Klarheit, wo vorher nur Unverständnis war.
    Diese neuen Sichtweisen sind zwischen meinem Mann und mir nie ausgesprochen worden, lediglich, daß wir beide der Meinung sind, wir haben eben einfach nicht zueinander gepaßt. Ich hab keine Ahnung, wie ER unsere Ehe erlebt hat oder wie er sie im Nachhinein sieht.


    Ich habe mich von der Ehesituation verabschiedet, von dem Familiengefüge, aber nicht von meinem Mann als Mensch.
    Und jetzt soll DAVOR der endgültige Scheidungsakt passieren?? Wie vereinbart man das mit dem Gefühl? Ich empfinde es als das Pferd von hinten aufzäumen und geht mir ganz schön quer, "verkehrte Welt".


    Der Abschied der beiden Menschen, die solange ihren Lebensweg zusammengegangen sind, ist doch eigentlich das, was notwenidig ist, um abschließen zu können, oder? Kann man das nachholen? Ist es noch stimmig, wenn das nach der Scheidung passiert?


    Ich bezweifle, daß mein Mann wirklich bereit sein wird, die Karten die Ehe betreffend auf den Tisch zu legen. Ein offenes Gespräch über unsere Gefühle das alles betreffend gabs bisher nicht. Versuchen werde ich es auf jeden Fall.


    Wie habt ihr eure Scheidung erlebt?
    Ich sehe der Scheidung mit viel Trauer entgegen. Wieviel Pläne hatten wir am Anfang unserer Ehe, wieviel Träume und gute Vorsätze, und was haben wir daraus gemacht: Einen Trümmerhaufen.


    Man Sch....... tut das weh! :(

    :strahlen Je größer der Dachschaden, umso schöner der Ausblick in den Himmel! :strahlen

  • Hallo Varecia :troest :troest


    ja,das ging wohl vielen so.Man hatte gemeinsame Pläne,wollte vieles noch gemeinsam erleben.


    Für mich war die Scheidung ein Schlussstrich.
    Klar war ich aufgeregt vor dem Termin.
    Ich hatte mich schön zurecht gemacht.Er kam totol verloddert.
    Das gab mir Auftrieb und mir ging es von dem Zeitpunkt an,wo ich ihn so verloddert gesehen habe immer besser.Als wir geschieden waren,war ich sehr erleichtert.


    Ich drücke dir die Daumen,das es dir nach der Scheidung auch wieder besser geht.


    Ganz lieben Gruß Petra :troest :troest :wink

  • Zitat

    Ich sehe der Scheidung mit viel Trauer entgegen. Wieviel Pläne hatten wir am Anfang unserer Ehe, wieviel Träume und gute Vorsätze, und was haben wir daraus gemacht: Einen Trümmerhaufen.


    Ich habe mir mal diesen einen Satz rausgepieckt, denn der sagt m.E. eine Menge aus.


    Du trauerst darum, dass bei Euch beiden die Institution Ehe nicht funktioniert hat, an der "Sache" an sich.


    Wenn man heiratet, hat man einen Traum, ist voller Optimismus und liebt seinen Partner (so sollte es jedenfalls sein).


    Im Laufe der Zeit stellt man dann fest, das es der falsche Partner war, mit dem man diesen Traum leben wollte.


    Die Gründe hierfür sind völlig zweitrangig.


    Man ist traurig darüber, dass es mit dem, den man sich für seinen Traum ausgesucht hat, nicht funktioniert hat.


    Es ist die "Sache", die Dich traurig macht.


    Sehe die Scheidung doch ebenfalls positiv - als Schlussstrich und Neuanfang.
    Du beendest jetzt endgültig, was nicht funktioniert hat.


    Wenn Du Dich nach der Trennung über 3,5 Jahre mit Deinem Mann noch sehr gut verstanden hast, als Freunde, warum soll es denn nach der Scheidung anders sein?
    Eigentlich ändert sich doch nichts.


    Ich habe schon von vielen gehört, dass eine Scheidung einen traurig stimmt. Aber oftmals sind sie nicht darüber traurig, dass sie sich vom Partner als Person scheiden lassen, sondern weil es nicht funktioniert hat.


    Ich kann noch größe Töne spucken, lebe ja noch im Trennungsjahr und darf die Scheidung frühestens mitte nächsten Jahres einreichen, aber ich freue mich darauf.


    Ich sehe die Scheidung als Befreiung an, aus einer Sache herauszukommen, die nicht funktioniert hat.


    Keine Ahnung, wie ich mich fühle, wenn der Tag X näher rückt, vielleicht setze ich dann auch so ein Posting hier rein und brauche Trost.


    Fühl Dich gedrückt :knuddel

  • Hallo



    Ich dachte auch, wow wann ist es endlich soweit,konnte die Scheidung kaum erwarten aber ich merkte schon je näher der Termin rückte,desto aufgeregter wurde ich und jetzt danach,na ja ist die Stimmung meinerseits scho etwas gedrückt und nachdenklich,ich glaub ich komme jetzt erst richtig zum nachdenken und zum verarbeiten,da das ganze Trennungsjahr sehr stressig und anstrengend war...dazu kommt noch die Stadezeit(Advent)....


    LG Nicki

    Sag es laut
    Dass ich alles für dich bin
    Sag es laut
    denn danach steht mir der Sinn!
    *SMILE*


    sorry

  • Danke für euer Feedback! :blume


    Ich zweifle nicht daran, daß die Entscheidung zur Trennung richtig war. Auch trauere ich um die Sache an sich, nicht um meinen Mann, das ist mir klar und bewußt.


    Ich denke nur, daß ich den Scheidungsprozess, der ja eigentlich einen Abschluss darstellen sollte, nicht als solchen sehen kann.


    Mir fehlt ein Abschlußgespräch mit meinem Mann, sozusagen eine Rückschau aus heutiger Sicht, um nicht nur rechtlich, sondern auch innerlich abschließen zu können. Wirklich "Lebewohl" sagen und fühlen zu können im Bezug auf die Ehe, und so mich endgültig und vollständig einem neuen Leben zuwenden zu können. Das ist mir heute bewußt geworden, und ich denke, das ist der Grund, weshalb mir der Zeitpunkt der Scheidung so unsinnig erscheint. Der Prozess IST für mich kein Abschluss, weil ich den inneren Abschluß, der vorher erfolgen sollte, noch nicht vollzogen habe.
    Es sind noch so viele Fragen offen, und ich würde mir wünschen, Antworten zu bekommen. Ich weiß, wie ICH die Ehe erlebt habe, wie ICH sie im Nachhinein sehe, weiß aber nicht, wie mein Mann das alles erlebt hat aus seiner Sicht.


    Und ich möchte nicht aus dieser Ehe gehen, ohne mich von dem Mann, mit dem ich 13,5 Jahre gelebt habe, der der Vater meiner Kinder ist, persönlich aus der Ehe verabschiedet zu haben. VOR dem letzten Prozess, der Scheidung.


    Vielleicht gelingt mir das ja noch, mal sehen.

    :strahlen Je größer der Dachschaden, umso schöner der Ausblick in den Himmel! :strahlen

  • dann mach das doch und wenn er persönlich nich will,dann schreib ihn doch einen Brief....


    LG Nicki

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    denn danach steht mir der Sinn!
    *SMILE*


    sorry

  • Ja, das werde ich. Hab komischerweise aber ne Hemmung, ihn zu fragen, ob er vor der Scheidung noch mal 2 Stunden Zeit für mich hat. Ich muss wohl noch ne Nacht drüber schlafen, bis ich das angehe, drüber nachdenken, was ich ihm nun eigentlich sagen will.

    :strahlen Je größer der Dachschaden, umso schöner der Ausblick in den Himmel! :strahlen

  • Hallo Varecia,


    Du schilderst schöne und tiefgreifende Gedanken in Bezug auf die Scheidung. Ich bin ganz gerührt, weil viele Paare sehr lange (in einer Scheidungstherapie) brauchen um sich mit diesen Gedanken auseinander zu setzen und sie zuzulassen.


    Ich finde es schön, wie genau Du diese Gedanken erfassen kannst und wie ernst Du Deine Gefühle nimmst, die ja von einem hohen Respekt gegenüber der gelebten Beziehung sprechen. Schön ist es auch, dass keine Entwertung erfolgt.


    Ich finde es ganz natürlich, dass bei diesen (schönen!) Gefühlen auch Trauer entsteht. Es ist die Trauer, sich von der Zeit (mit Höhen und Tiefen) zu verabschieden.


    Der Vergleich mit der Hochzeit ist zutreffend. Auch die Scheidung verdient es, ritualisiert zu werden. Im einfachsten Fall geht man nach der Scheidung noch mal schön zusammen essen und tauscht sich aus. Im Idealfall kann man auch Freunde, Verwandte und die eigenen Kinder einladen (ähnlich wie bei einer Hochzeit) und sich von ihnen als Paar zu verabschieden. Man kann ja darauf hinweisen, dass die Freundschaften durch die Trennung ja nicht getrennt werden müssen und es durchaus akzeptabel ist, wenn Freunde und Verwandte zu Beiden auch weiterhin ein gutes Verhältnis haben können (und dürfen!).
    Das hört sich vielleicht ein bischen "spinnig" an, wird aber vielleicht dem Gefühl gerecht.


    Vielleicht ist ja irgendetwas davon möglich zu "ritualisieren" und vielleicht ist ja auch eine Rückschau mit Respekt möglich.


    Machs gut


    Grinsekatze :D

  • Grinsekatze


    Danke dir, deine Worte tun gut!


    Ich hatte ja auch lange genug Zeit, soviel Abstand zu gewinnen. Wäre die Scheidung im normalen Zeitrahmen nach einer Trennung erfolgt, wäre ich noch nicht in der Lage gewesen, die Dinge so zu sehen. Vor 1 Jahr noch ging zwischen uns der Punk ab, und ich sah das "Schuldverhältnis" am Scheitern der Ehe 90:10, die 10 natürlich mein Anteil :lach :radab


    Mittlerweile sehe ich es 50:50, der Groll ist weg, die Trauer hat die Oberhand, und du hast recht: ich bin froh, im Nachhinein Frieden in mir bezüglich der Ehe zu fühlen, und mit diesem Frieden in die Scheidung gehen zu können.


    Deine Vorschläge, was man nach der Scheidung machen könnte, finde ich toll.
    Schade, daß mir nicht früher bewußt wurde, was eigentlich fehlt, ich hab nur gespürt, daß mir immer unwohler wird, je näher der Termin rückt, hatte aber nicht realisiert, warum. Das kam erst heute.


    Im Anschluß an die Scheidung ist ein gemeinsames Abschlußgespräch leider nicht möglich, aus verschiedenen Gründen. Aber vielleicht ja am Dienstag Abend oder so.


    Weißt du, was ich mir wünschen würde? : Daß unser beider Gefühl es zuläßt, daß wir uns nach dem Prozess zum letztenmal (und zum erstenmal seit sehr vielen Jahren) umarmen können. Ohne Groll, ohne Vorwürfe im Hinterkopf, ohne Du-bist-Schuld-Gedanken.


    SO möchte ich meine Ehe abschließen.

    :strahlen Je größer der Dachschaden, umso schöner der Ausblick in den Himmel! :strahlen

  • Hallo Karin,


    kann mich dem Kater nur anschließen :daumen


    obwohl ich mir nicht hätte vorstellen können, zu meiner Scheidung ein solches Ritual mit Essen gehen und Verwandten zu veranstalten :mussweg.


    Als ich Dein letztes posting gelesen habe, habe ich mich gefragt, was Du mit einer Umarmung ausdrücken willst.
    Eine Umarmung bedeutet für mich der Ausdruck einer innigen Nähe, Freundschaft, manchmal ein "verzeih mir bitte" oder ein "ich halte Dich".
    Ist wahrscheinlich sehr individuell, was jeder, der Umarmte und der Umarmende, dabei empfindet. "Nur" eine Umarmung könnte bei deinem Ex vielleicht anders empfunden werden, als es von Dir gemeint wäre.
    Ein paar Worte während der Umarmung, verbunden mit den Wünschen für die (nächste) Zukunft könnten hilfreich sein.
    Allerdings würde ich die Briefform und ein Gespräch vorher vorziehen. Wer weiß, ob sich auch eine Gelegenheit zur Umarmung ergibt?!


    Wünsche Dir in diesem Sinne eine zufriedene Scheidung!


    LG,
    Christiane

  • Eure Beiträge stimmen mich sehr nachdenklich.


    Hört sich jetzt vllt. etwas sehr weit hergeholt an, aber nach Euren Beiträgen setze ich nun eine Scheidung mit einer Beerdigung gleich.


    Eine Beerdigung wird auch celebriert und eine Scheidung ist ja auch sowas wie ein Abschied.


    Ob ich nun mit der ganzen Verwandtschaft "Abschied" feiern möchte, weiß ich nicht, aber warum nicht mit dem Ex-Mann nochmal Essen gehen und über Alte Zeiten sprechen und die Sichtweisen des jeweils anderen hören.


    Ist doch ein schöner Abschluss.


    Müssen nur beide Seiten wollen.

  • Danke Christiane!


    Es wäre eine Abschiedsumarmung. Es fing mit einer Umarmung an, und sollte auch mit einer enden.


    Es geht mir auch vielmehr um das Gefühl, daß eine solche Umarmung möglich wäre; daß sie auch passiert, ist zweitrangig, fänd ich aber schön. Was dazu sagen würde ich auch, sicher.


    Hab mich endgültig dazu entschlossen, ihn um ein letztes Gespräch zu bitten, hab ihn bisher aber leider nicht erreicht. Bereit, sich mit mir zusammenzusetzen, ist er bestimmt, ob er selber dann auch viel dazu sagt ist ne andere Sache. Fragt sich eher, wie sein Terminkalender aussieht, es ist ja sehr kurzfristig, wenn es noch vor der Scheidung sein soll.


    Wär schon toll, wenns klappt. :-)

    :strahlen Je größer der Dachschaden, umso schöner der Ausblick in den Himmel! :strahlen

  • Hmm das ganze hier hat mich gerade verdammt nachdenklich gemacht und ich kann varecia voll verstehen irgendwie okay ich hab das mit der scheidung hinter mir nur das dumme an der scheidung war wir sind danach zusammen nach hause gefahren :wow ja wir haben es nochmal zusammen versucht ! nun ist es endgültig vorbei und wir hatten auch nie so ein abschliessendes gespräch ! denke das ist wirklich das was der sache den endgültigen schlussstrich verpasst :Hm


    echt respekt varecia

  • finchen


    Hab gerade erst deinen Beitrag gesehen :rotwerd


    Ja, ich empfinde es ähnlich. Mir gingen auch symbolische Parallelen durch den Kopf wie: Da geht ein Mensch, der ein wichtiger Teil meines Lebens war. Er stirbt, bevor ich mich verabschieden konnte. Dann geh ich an sein Grab und halte Zwiesprache mit ihm, verabschiede mich an seinem Grab von ihm. Und bedauere sehr, daß er meine Worte nicht mehr hören kann.


    Dem Grab entsprechend ist die Scheidungsurkunde. Kann mir aber nicht vorstellen, zuhause vor der Scheidungsurkunde zu sitzen und mit der zu labern :lach :rolleyes: :kopf


    Ich möchte mich verabschieden, bevor die Ehe "zu Grabe" getragen wird. Solange mein Mann als Ehemann noch nicht im "Grab" liegt. :-)
    Klingt verdammt pathetisch, aber ich brauch das wohl. Bin mit demselben Ernst auch die Ehe eingegangen.


    @bodaibo


    Na das ist doch auch mal was......nach der Scheidung nen Neuanfang wagen. Warum nicht, wenn noch Gefühle beiderseits da sind! Schade, daß es nicht geklappt hat.
    Vielleicht könnt ihr ein solches Gespräch ja auch noch nachholen.

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  • Varecia, Du beeindruckst mich :respekt.


    Ich glaube, diesen Thread werde ich mir hin und wieder bis zur Scheidung durchlesen.


    Der bringt mich wirklich zum nachdenken.

  • Menno........ bei so vielen Komplimenten werd ich ja gleich rot......und ich dachte, das könnte mir nicht mehr passieren :pfeif


    Aber ich muss schon sagen.....geht runter wie Öl :rotwerd*freu*


    DANKE! :blume

    :strahlen Je größer der Dachschaden, umso schöner der Ausblick in den Himmel! :strahlen