Welche Rolle für das Kind des anderen?

  • Ich denke, das ist ein Thema, wo man endlos diskutieren kann. Letztendlich muss es jeder für sich selbst entscheiden, wie er mit der Situation umgehen möchte. Es kommt ja auch ein wenig auf das Alter der Kinder an, deren Charakter, die jeweilige Vorgeschichte usw. Mein Zwerg ist knapp 2 und bei ihm sind derzeit alle Männer Papa und Frauen Mama oder Oma.
    Und hier kann nun niemand sagen, was besser für das Kind bzw. für die Kinder ist oder was falsch ist.

  • Zitat von »Dadefana« Und ob das nun leibliche Eltern sind, ist dem Kind in dem Moment ziemlich schnuppe...


    Sorry, aber das sehe ich anders. Meinen Sohn durfte nur meine Ex und ich auf den Arm nehmen. Bei allen anderen hat er geweint und wollte runter.
    Roland


    Dann hast du mich falsch verstanden. Vielleicht sollte ich mich genauer ausdrücken. Ein Kind gewöhnt sich an die Menschen, die sich um es kümmern. Und dann ist es dem Kind erst mal egal, ob es ein leiblicher Elternteil ist oder ein sozialer Elternteil, von dem es auf den Arm genommen wird. Rein rechtlich mag ein sozialer Elternteil nicht in der Erziehungsverpflichtung sein. Im Alltag sieht es aber ganz anders aus. Man kommt als sozialer Elternteil bis zu einem gewissen Alter der Kids doch gar nicht drum herum, mit zu erziehen. Und die allermeisten von uns erwarten doch vom LG auch, dass er die Kinder wie seine eigenen behandelt, dass die Kinder angenommen werden, dass es Unterstützung in der Alltagssorge gibt.


    Ich könnte mir nicht vorstellen, mein Ding mit meinen Kids allein zu machen und meinem LG ein Mitspracherecht zu verweigern. Er kuschelt mit ihnen, er liest Geschichten vor, er bereitet Mahlzeiten zu, er hört sich Sorgen und Probleme an, gibt Ratschläge, verhängt Erziehungsmaßnahmen. Er gibt ihnen Geld, wenn sie welches brauchen, wir haben gemeinsame Kasse, das heißt, er ernährt sie auch, stellt Wohnraum zur Verfügung, hat sein ganzes Leben auf mich UND die Kinder umgestellt. Dass da dem Kind mal ein Papa rausrutscht, finde ich normal und gar nicht schlimm.

    Finde Dein Licht und finde Deine Schatten. Erst dann wirst Du zu Deiner Mitte finden.

  • Ich sehe hier auch eher ein Problem bei den Erwachsenen. Unter Kindern werden die Begriffe Mama und Papa viel weniger engstirnig verwendet, besonders dann, wenn es mehr als zwei Bezugspersonen im Leben der Kinder gibt. Da können sie schon mal durcheinander kommen. Gerade junge Kinder sind der tieferen Bedeutung von "leibliche Eltern" nicht im klaren, was auch völlig normal ist.


    Kinder können aber sehr wohl unterscheiden zwischen: leibliche Eltern > Mama/Papa, Pflegeeltern > Mama/Papa, XY Mama/Papa


    Nur weil Kinder andere Personen als Mama/Papa bezeichnen, geht damit kein wertverlust für die leiblichen Eltern einher, besonders wenn zu denen Kontakt besteht. Wenn man sich als Erwachsener mit dieser Bezeichnung nicht wohl fühlt, sollte man das natürlich sagen.

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  • Es kann ja jeder handhaben, wie er/sie das möchte.
    Wichtig finde ich persönlich, dass man aber sich selbst gegenüber wirklich ehrlich ist, wenn es darum geht, warum man das möchte.


    Und das Argument, es wäre schädlich für das Kind, ist einfach Quark.
    Das ist vorgeschoben. Dem Kind geht´s prima damit, sonst würde es ja gar nicht damit anfangen, wenn es sich in dem Moment nicht richtig anfühlen würde.


    Es sind ausschließlich die beteiligten Erwachsenen, die damit ein Problem haben. Und da geht es nun einmal um Status und Rechte. Nicht um´s Kind. Das interessiert sich nicht dafür, wer das Sorgerecht hat oder in der Erziehungsverantwortung ist. Das sind alles Erwachsene, die haben im Zweifelsfall per Verfallsdatum was zu melden.


    Verständlich finde ich es noch, wenn ein Bonuselternteil emotional damit Probleme hat, ein "fremdes" Kind so anzunehmen, sich so nennen zu lassen. Das wäre für mich das einzig griffige Argument auf Elternseite, das Kind hier in seiner sozialen und emotionalen Entfaltung einzubremsen. Aber alles andere, insbesondere jedes "Ich bin die Mama/der Papa, nicht DIE/DER!" ist einfach Egoismus, der mit dem Kind nichts zu tun hat. Da geht es um die Angst, ersetzt zu werden. Die albern ist, wenn man bedenkt, dass das Kind zu 50% aus einem selbst besteht.


    Die andere Konstellation, in der insbesondere ein BET dem Kind erklärt, der eigene Partner sei bitte nicht so zu benennen - auch da sollte man einmal die tatsächlichen Gründe erforschen. Denn meist zeigen sich bei solchen Konstellationen sehr schnell die Strukturen: Der UET ist "unter Kontrolle", weil er das Kind nur eingeschränkt sieht und der neue Partner wird gleich mal in seine Ecke verwiesen, damit von vornherein klar ist, dass der BET und nur der BET alleine alle Entscheidungen bezüglich des Kindes trifft. Auch da geht es um Rechte. Und damit sind nicht die des Kindes gemeint.


    Gruß,
    Tüftels

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  • Unter Kindern werden die Begriffe Mama und Papa viel weniger engstirnig verwendet, besonders dann, wenn es mehr als zwei Bezugspersonen im Leben der Kinder gibt.


    Nur zum Verständnis findest du es engstirnig, wenn darüber nachgedacht wird, ob es gut ist, dass Kinder Rollenerwartungen mit dem Begriff Papa verbinden, die nicht zu erfüllen sind? Ich glaube es geht nicht darum, dass jemand so genannt wird, sondern dass damit Erwartungen entstehen können.


    Nur weil Kinder andere Personen als Mama/Papa bezeichnen, geht damit kein wertverlust für die leiblichen Eltern einher, besonders wenn zu denen Kontakt besteht. Wenn man sich als Erwachsener mit dieser Bezeichnung nicht wohl fühlt, sollte man das natürlich sagen.


    Wer hat hier von Wertverlust gesprochen?


    Roland

  • Nur zum Verständnis findest du es engstirnig, wenn darüber nachgedacht wird, ob es gut ist, dass Kinder Rollenerwartungen mit dem Begriff Papa verbinden, die nicht zu erfüllen sind? Ich glaube es geht nicht darum, dass jemand so genannt wird, sondern dass damit Erwartungen entstehen können.


    Unter Erwachsenen wird der Begriff Papa verstanden als der, der das Kind gezeugt hat, der da ist, das Kind mit der Mutter erzieht usw. Für Kinder sind die Grenzen dieser Begriffe nicht so eng gesteckt.


    Das jemand in einer Rolle gedrängt wird, die er nicht erfüllen kann und will, ist die eine Sache. Da muss man sich klar abgrenzen. Das Kinder Erwachsene in Rollen drängen können, ist unabhängig davon, wie die Kinder den Erwachsenen bezeichnen. Mein Sohn z.B. hat eine Zeit lang einen Busfahrer mit Papa angesprochen, obwohl er zu seinem Vater sehr regelmäßigen Kontakt hat.


    Ich wollte damit nur sagen, dass die Art als was Kinder die Erwachsenen bezeichnen, nicht notwendigerweise symptomatisch für das ist, was sie in ihnen sehen.

  • Nur zum Verständnis findest du es engstirnig, wenn darüber nachgedacht wird, ob es gut ist, dass Kinder Rollenerwartungen mit dem Begriff Papa verbinden, die nicht zu erfüllen sind? Ich glaube es geht nicht darum, dass jemand so genannt wird, sondern dass damit Erwartungen entstehen können.

    Welche Erwartungen sollen denn das sein?
    Kinder, die mit Trennung gar nichts am Hut haben, hören ja auch nicht auf, prügelnden oder desinteressierte Eltern Mama und Papa zu nennen, wenn gewisse Rollenerwartungen nicht erfüllt werden.
    Genau da hakt es, glaube ich. Das sind nicht die Erwartungen der Kinder sondern die der Erwachsenen. Und genau da entstehen auch all die Diskussionen darum, wer was tun darf, weil X nur der Papa oder die Mama dürfen soll quasi per Titel.


    Sowas interessiert doch aber Kinder gar nicht. Da geht´s im Kern nur drum, lieb gehabt zu werden und lieb haben zu dürfen.
    Und insbesondere in Altersgruppen, in denen "ich hab dich lieb" und "kümmer dich um mich" einfach noch nicht artikuliert werden können, ist "MAMA!!" oder "PAPA!!" schlicht ein effektiver Weg zur Kommunikation.

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  • Und insbesondere in Altersgruppen, in denen "ich hab dich lieb" und "kümmer dich um mich" einfach noch nicht artikuliert werden können, ist "MAMA!!" oder "PAPA!!" schlicht ein effektiver Weg zur Kommunikation.


    Hier geht es aber um Kinder ende der Grundschule, also deutlich älter. Sie wissen beide sehr genau, wie Kinder entstehen und dass der Partner nicht zum Elternteil werden kann. Die Bezeichnungen sind auch eher Symptome für andere Probleme, die dahinter stecken. Das wird mir auch erst langsam bewußt....


    Kind 1:
    Es hatte nie zwei Elternteile, der zweite Elternteil fehlt seit Jahren. Es ist immer wieder Thema. Das Kind sieht nun, durch die Konstellation, dass da eine Person auftaucht, die diese Rolle einnehmen kann. Das Kind hat aber nur eine Idealvorstellung. Das ist wie mit dem Traumprinzen auf dem Pferd. Die Realität sieht anders aus. Außerdem gab es bisher nur zwei Treffen zwischen Partner und Kind, jeweils in Urlaubssituationen. Es gab keinen gemeinsamen Alltag, die beiden kennen sich eigentlich kaum. Wie kann man das Kind nun davor schützen, dass die Erwartungen, durch das Ideal, nicht zu Enttäuschungen führen? Wie kann man dem Kind die notwendige Zeit geben, die es eigentlich braucht um solch eine Entscheidung treffen zu können?


    Kind 2:
    Es hat zwei Elternteile, A und B. Beide haben neue Partner und es besteht ein enger Kontakt vom Kind zu beiden Elternteilen. Bei A wurde dem Kind gesagt, dass der neue Partner den B ersetzt und das Kind B nie wieder sehen wird. Das sitzt tief. Das Kind ist vollkommen verwirrt, weil es nicht weiß, ob die Partner nun wechselseitig in Konkurenz zum leiblichen Elternteil treten. Das Kind weiß nicht, was nun die neuen Partner vom Kind erwarten Das äußert sich in den häufigen Versprechern. Wie kann man dem Kind nun helfen? Einerseits die Sicherheit zurück geben, dass es beide Elternteile nicht verlieren wird. Andererseits dem Kind die Ruhe geben, dass es selbst entscheiden kann, welche Rolle die Partner jeweils im Leben des Kindes spielen sollen. Und den Punkt finde ich besonders wichtig. Das Kind entscheidet, nicht die Erwachsenen,


    Ich hoffe, jetzt wurde deutlicher, dass es nicht um die Bezeichnungen, nicht um die Angst der Eltern, sondern wirklich um die Kinder geht und wie man ihnen das ganze erleichtern kann. Mir geht es wirklich nur darum die Kinder zu schützen und ihnen zu helfen die ganze Situation neu zu ordnen...

  • Hallo,


    da ich häufig gelesen habe, dass die Kinder damit kein Problem hätten, mal ein Kindergedanke. Ich hoffe ich zitiere richtig:
    Ein "Ersatzpapa" kümmert sich um alles, was sonst ein Papa auch tut. Damit das Kind einen Papa hat, obwohl er garnicht der richtige Papa ist.
    Das andere Kind braucht keine Ersatzmutter, weil er ja eine Mutter hat. Sie soll lieber eine große Freundin sein, die sich nur ein "bißchen" kümmert. Nur wenn der Papa krank ist, darf sie auch "Ersatzmama" sein.
    Zitat ende.


    Was haltet ihr von diesem Gedanken?
    Interessant finde ich den Unterschied zwischen den Kinder, der hier gemacht wird.
    Gruß Roland

  • Interessanter ist hier, wie massiv der Partner in die Rolle des fehlenden Elternteils gedrückt wird.


    - Partner und Kind haben sich bisher zwei mal gesehen (jeweils länger, aber eben nur zwei mal)


    Wie intensiv steht es um den Kontakt von Kind 2 zu Papa und neuer Partnerin?


    Vielleicht geht es Kind 1 ja eigentlich weniger um den neuen Partner als Papaersatz, sondern mehr um den Wunsch richtig dazuzugehören.


    Mit den Versprechern würde ich gelassen umgehen. Ich habe die Kinder von meinem Ex intensiv, aber lächelnd angeguckt und gefragt "Mama?" und sie meinten dann "Ach Quatsch.... *Name* natürlich.". Ich fand es wichtig sie darauf hinzuweisen. Eine Tochter von meinem Ex lebte bei uns, hatte wenig Kontakt zu ihrer Mutter, sie nannte mich mit Vornamen, nach außen sprach sie von "meine Eltern" und meinte damit ihren Papa und mich. Das fand ich in Ordnung. Sonst wäre es auch zu kompliziert geworden. Die Kleinste, also das Besuchskind sprach ihren Papa am Umgangs-WE auch oft mit Mama an und wenn sie daheim war die Mama mit Papa.... völlig normal.


    Ich verspreche mich übrigens auch oft und vertausche die Namen meiner Zwillinge.... durchaus menschlich ;)

  • Wie intensiv steht es um den Kontakt von Kind 2 zu Papa und neuer Partnerin?


    kind 2 und papa sehen sich oft. die partnerin dazu ist zwar auch regelmäßig dabei, aber eher einmal im monat ein we. manchmal ein paar tage, mal einen abend. also auch nicht so oft.
    kind 1 weiß davon nichts, fragt aber auch nicht nach. eifersucht würde ich da eher nicht vermuten.
    auffällig war zb, dass es am ersten gemeinsamen wochenende schon entsprechende äußerungen vom kind 1 an den partner gab. nach vielleicht 6 gemeinsam verbrachten stunden kamen anspielungen darauf, dass es ja eine familie ist (kind 1: x komm her, wir haben hier eine familienhängematte, kind und elternteil lagen schon in der hängematte) und das war nur ein beispiel von mehreren.
    das erste gespräch zwischen partner und kind lief folgendermaßen:
    kind: y, der letzte partner vom elternteil war ein idiot. erst hat er a gemacht und es dann auch noch abgestritten. danach flog er raus.
    (indirekt: vorsicht, wenn du ein idiot bist, bist du ganz schnell weg hier). danach war für das kind klar, dass der partner ein ersatzelternteil ist. entsprechend verhielt sich dann das kind.