....immer um jeden Preis?

  • Liebe Mamas & Papas,
    ich wusste, dass dieser Tag kommen wird und dennoch bin ich jetzt gerade emotional sehr aufgewühlt.


    Letztes Jahr kam es zu meiner „dramatischen“ Trennung von meinem Mann und auch meinen Kindern,
    an dieser war meine Mutter maßgeblich beteiligt.



    Alles aufschreiben würde hier nicht nur den Rahmen sprengen, sondern mir auch wieder einen „trockenen“ Mund, Herzrasen sowie kalte und zittrige Hände bescheren, deswegen werde ich versuchen mich so kurz wie möglich zu halten...... ok wie ich am Ende feststellen musste, ist mir dies nicht wirklich gelungen
    aber nur so ist es möglich gewesen, alles irgendwie ein wenig zusammen hängend zu schildern.



    Vorab danke ich all jenen, die sich wirklich tapfer geschlagen und diesen Text bis zum Schluss gelesen haben.


    Also los geht’s:


    Bis letztes Jahr haben mein Mann und ich, gemeinsam mit den Kindern und meiner Mutter über einen Zeitraum von ca drei Jahren gemeinsam in einem Haus gelebt. Er und ich waren beide voll berufstätig und Oma hat sich dementsprechend viel um die Kinder gekümmert.


    Irgendwann war es so, dass Er und ich uns nur noch die Türklinke in die Hand gegeben haben, einer kam von der Arbeit der andere ging, da es sonst finanziell gar nicht zu
    wuppen gewesen wäre. Dementsprechend wenig Zeit blieb für uns als Familie aber auch als Paar.



    Wir haben nur noch wenig gesprochen, was aus heutiger Sicht nicht richtig war & ich denke, dass war vielleicht auch ein Punkt, dass es überhaupt soweit kommen konnte. Vielleicht waren wir uns unserer Sache zu sicher, zu sicher dass unsere Liebe ausreichen würde, zu sicher dass es irgendwann wieder
    anders, besser, ruhiger laufen würde...?


    Dies bleib meiner Mutter natürlich nicht verborgen und so nahm das Schicksal seinen Lauf.


    Es kam kurz nach unserem Umzug nun also zu einer Diskussion, an diesem Tag hatte ich Nachtdienst und wollte die Wohnung nicht in dieser Situation verlassen, sondern entschloss mich dazu, mich für meinen falsch angeschlagen Ton zu entschuldigen. Sie flippte förmlich aus, warf Behauptungen in den Raum, die nicht der Wahrheit entsprachen- ich versuchte mich verbal dagegen zu wehren und habe die Situation dadurch wohl noch schlimmer gemacht. Sie hörte
    gar nicht mehr auf wüste Beschimpfungen los zu lassen, so dass ich gar nichts mehr gesagt habe und sie nur noch ansah.



    Ich solle sie nicht so ansehen, sonst würde sie mir- wörtlich- eine Schießen und versuchte auf mich los
    zu gehen. Ich sei eine schlechte Mutter, würde zu meinem Vergnügen arbeiten gehen, da ich keine Lust auf meine Kinder hätte etc.


    Fassungslos stand ich vor ihr, unfähig

    in irgendeiner Form zu reagieren, erwachsen war ich in diesem Augenblick nicht mehr, sondern ihre kleine Tochter die sich gerade,
    nicht nur den Einlauf ihres Lebens holte.


    Alle seien ohne mich besser dran, ich solle verschwinden damit sie in Ruhe leben können und sollte ich es mir wagen, meinen Kindern nochmal nahe zu kommen, würde sie mir die Kehle aufschlitzen.


    Ich habe sie gefragt, ob es das sei was sie wolle, meine Kinder, meinen Mann und ihre Antwort war „ja“.



    Die Art wie sie mich ansah, machte deutlich, dass es ihr absoluter Ernst war, dafür kannte ich sie zu gut.


    Die Zeit rannte und ich musste zur Arbeit, habe gesagt, dass dies andere zu entscheiden hätten und sie es sich nicht so einfach vorstellen solle. Mein Mann war den ganzen Abend dabei, saß nur da und brachte keine Wort heraus.


    Ich verabschiedete mich von den Kindernund bin los zur Arbeit.


    Völlig verheult kam ich dort an und irgendwie hätte ich vom Gefühl her erwartet, dass mein Mann kommt, um zu hinterfragen, was dort gerade passiert ist, er kam nicht.
    Die Nachtschicht war vorbei und mir war klar, dass ich nicht nach Hause zurück konnte. Ich hatte solch eine
    Angst, dass es mir heute noch einen großen Kloß beschert, wenn ich in dieses Gefühl zurück gehe.


    So blieb ich bei meiner Arbeitskollegin, deren Gästezimmer für die nächsten 4 Monate mein Zuhause wurde.


    Dies teilte ich meinem Mann mit, allerdings blieben sämtliche Kontaktversuche meinerseits erfolglos, es war als wäre ich nicht mehr existent.


    Ca 14 Tage später kam es zu einem gemeinsamen Treffen beim Jugendamt um die Situation zu klären. Zu
    klären gab es allerdings nichts, denn beide Papas (ich bin zum zweiten Mal verheiratet) waren sich bereits einig geworden, meine Sicht der Dinge interessierte niemanden und was ich versuchte zu sagen, entsprach eh nicht der Wahrheit und so verließ ich dieses
    „Gespräch“ vorzeitig.
    Heute würde ich vielleicht anders handeln aber damals hätte ich nicht die Kraft aufbringen können.


    Die Kinder gingen oder bleiben bei ihren Papas, Kontakte wurden geblockt und nach weiteren Wochen, kam mir mein Mann dann doch soweit entgegen, dass ich meine Tochter sehen durfte. Dies wiederum gefiel der Oma nicht, was zu Streitigkeiten führte, wie ich später mitbekam.


    Papa suchte für sich und unsere Tochter eine eigene Wohnung, als er eine gefunden hat, fand Oma das wohl weniger lustig, denn sie hätte es gern gehabt, wenn sie doch auch weiterhin in dieser Konstellation zusammen blieben.


    Der Umzug folgte und mit ihm / oder vor ihm, dass kann ich nicht genau benennen auch eine Anzeige beim Jugendamt auf den Verdacht sexuellen Missbrauchs an unserer
    gemeinsamen Tochter, durch „Oma“.


    Es folgte die Herausnahme und Unterbringung in einer Pflegefamilie, zur gleichen Zeit wurde mir der Beschluss des Gerichts zugeteilt mit der Stellungnahme des
    Jugendamtes.


    Was ich zu lesen bekam jagte mir einen Schauer nach dem nächsten über den Rücken, das JA plädierte schlussendlich für den kompletten Entzug des Sorgerechtes und der Unterbringung unserer Tochter in einer Pflegefamilie.


    Was folgte war die Anhörung beim Amtsgericht, es wurde festegelgt, dass unsere Tochter wieterhin in der Pflegefamilie bleibt und so gingen wir weiter ans
    Oberlandesgericht.

    Dort sprach man mir meine Tochter zu.

    Ich oder besser wir als Eltern stimmten einer Kontrolle in der

    Familie durch eine Familiehilfe zu und auch einer Therapie unserer

    Tochter um einen evtl. sexuellen Missbrauch aufzudecken bzw. zu

    wiederlegen.


    Heutiger Stand der Dinge ist, die FH betreut uns regelmässig und ich habe endlich die Möglichkeit zu wiederlegen, was man mir vorgeworfen hat und auch der Veradacht des Missbrauchs konnte bisher soweit wiederlegt werden.


    Nun im heutigen Hilfeplangespräch trat das Jugendamt an uns heran, da Oma gerne Kontakt zu unserer Tochter hätte. Oma hat klar gemacht und so ließ sie es uns auch mitteilen, dass wenn wir nicht zustimmen, sie den Weg weiter an Gericht gehen wird.


    Papa und ich sind uns allerdings einig, dass wir beide diesen Kontakt nicht wollen und es auf eine Verhandlung ankommen lassen.


    Seit diesen Vorkommnissen haben weder er noch ich Kontakt zu Schwiegermutter/ Mutter gehabt, inzwischen fast ein Jahr.


    So langsam kehrte Ruhe ein in unser Leben, Papa und ich haben eine, ich würde sagen, gute Elternebene, unserer Tochter geht es gut, sie freut sich auf die gemeinsamen Papa Wochenenden, besucht die Kita und ist bisher, so fern ich das Beurteilen kann, einigermaßen unbeschadet aus dieser Situation
    heraus gekommen.
    Für mich kommt es unter überhaupt keinen Umständen in Frage, diese Frau nochmal in das Leben unserer Tochter zu lassen. Ich weiß jetzt schon, in welche Bahnen das alles wieder gehen wird.


    Und da ist sie wieder diese Angst, dieses Gefühl mich rechtfertigen zu müssen vor Gott und der Welt.


    Ich habe mich nun schon quer durchs Internet gelesen und immer die Schlagworte „ zum Wohl des Kindes“
    gefunden......und frage mich, was entspricht dem Wohl?


    Muss es immer um jeden Preis sein undwann gibt es Grenzen?


    Und wann darf man die eigene
    Verletztheit zu lassen?- mir ist schon klar, dass es nicht nach dem eigenen Wohlbefinden geht oder danach was man sich gerade wünscht
    oder nicht.
    Aber ich bin eben auch nur ein Mensch mit Gefühlen und dem Empfinden meiner eigenen Grenze, dessen was ich zu ertragen im Stande bin oder auch will.


    Wann darf ich guten Gewissens „NEIN“ sagen ohne den flüsternden Kobold auf der Schulter, der versucht mir ins Gewissen zu reden?


    Hoch lebe das Kopfchaos, die sich immer
    rotierenden Gedanken.


    Lieben Dank für´s lesen!



    Sorry, der Text sah etwas merkwürdig aus durchs´vorschreiben, deswegen die Edit Funktion

    Einmal editiert, zuletzt von Skorpion77 ()

  • Muss es immer um jeden Preis sein und
    wann gibt es Grenzen?


    Es geht um Umgang mit der Oma, wenn ich richtig verstehe? Wie alt ist deine Tochter, bzw. deine Kinder?


    Ich möchte ehrlich zu dir sein und dir meine Empfinden mitteilen, dass beschreibt aber nur meine persönlichen, subjektiven Erfahrungen und Sichtweisen.


    Meiner Meinung nach gilt in diesem Land: Umgang um jeden Preis. In sehr vielen Fällen.


    Was dem Kind vorher angetan wurde, spielt eher untergeordnete Rolle. Da wurden schon Kinder unbegleitet zu Elternteilen geschickt, die sie bewiesenermaßen und auf schlimmste Weise misshandelt haben, oder zu Eltern, die sich während des Umgangs betrinken und Drogen nehmen. Und ich rede hier nicht von irgendwelchen Randerscheinungen, die mit einem Riesen Aufschrei durch die Presse gingen. Es wird Kindern kaum Zeit gegeben, im Rahmen einer Therapie zur Ruhe zu kommen, egal wie Traumatisch die Erlebnisse wahren.


    Bei Umgang gibt es zwei Dinge. Ein mal Umgangsrecht, das gilt meistens für den, der Umgang einfordert. Umgangspflicht gilt für die Kinder und den BET.


    Das heißt: Wenn die Oma vor Gericht Recht bekommt, hat sie die Möglichkeit, den zugesprochenen Umgang wahrzunehmen, muss es aber nicht. Sie kann das Kind also einen Tag sehen, sich zwei Monate nicht melden, dann wieder das Kind sehen, wieder abtauchen, vielleicht mal anrufen. Kontinuität und Regelmäßigkeit spielen in der Hinsicht keine Rolle, obwohl diese Eigenschaften für Kinder besonders wichtig sind. Das Kind hingegen, besonders wenn es jung ist, muss zum Umgang und wenn der Termin nicht eingehalten werden kann (Krankheit etc.) gibt es in der Regel Stress und es muss ein Ersatztermin her. Deine Pflicht als Mutter ist es, den Umgang zu ermöglichen und du musst die Oma vor deinem Kind positiv darstellen, weil du sonst als bindungsintolerant giltst. Egal, wie das Kind unter ihr gelitten hat oder was sonst noch vorgefallen ist.


    Leider in vielen Fällen die Realität. Sieh dich hier mal in den Umgangs Threads um.


    Da in eurem Fall beide Elternteile dagegen sind, hättet ihr noch Chancen. Dieses hin und her mit Pflegefamilie ist für Kinder nicht ohne und da muss man die Therapiebedürftigkeit des Kindes nachweisen und beweisen, dass Umgang mit Oma zum jetzigen Zeitpunkt dem Heilungsprozess schaden würde. Je nach dem wie zäh die Oma ist, wird es auf begleiteten Umgang hinaus laufen, auch wenn oben angeführte Beweise vorliegen.


    Alles Gute und viel Kraft,
    Kai :blume


  • ich denke, ich würde es auch drauf ankommen lassen und die Oma zu Gericht gehen lassen.
    Ich habe mal einen Fall gelesen (finds aber nicht mehr) da wurde der Umgang zur Oma abgelehnt, weil Oma und Schwiegertochter extrem zerstritten waren und das Kind evtl. somit in einen Loyalitätskonflikt gekommen wäre. Das Elternrecht/ das Verhältnis des Kindes zur Mutter/zu den Eltern ging hier vor.
    Die Rechtsprechung scheint hier unterschiedlich... vlt. findest du hier nähere Infos:
    Einige Urteile zum Umgangsrecht - Selbsthilfegruppe Verstossene ...
    http://www.verstossene-grosseltern.de/html/justiz_8.html‎
    Grüße

    _________________________________________________________________________
    keks3


    life is a tale told by an idiot, full of sound and fury, signifying nothing (shakespeare)
    'Does anybody remember laughter?' (R.P.)

    Einmal editiert, zuletzt von keks3 ()

  • Alle Achtung. Deine Mutter scheint mit allen Wassern gewaschen.


    Was den Umgang angeht:
    Großeltern können grundsätzlich auch für sich und das Kind Umgang einklagen. Allerdings liegt da die Messlatte etwas höher, da zwischen Kind und Großeltern eine "besondere" Bindung bestehen muss. Es wird deiner Mutter aber wahrscheinlich leicht fallen die zu belegen. Immerhin hat sie die Kinder über drei Jahre hinweg täglich betreut während ihr gearbeitet habt. Da wird man von einer Bindung ausgehen müssen.
    Andererseits hat sie wohl mittels falscher Anschuldigung (Kindesmissbrauch) erreicht, dass die Kinder aus dem Haushalt deines Ex herausgenommen wurden. Das wird ihr sicherlich keine Punkte einbringen wenn ihr die falsche Beschuldigung belegen könnt.
    Insgesamt eine Entscheidung die der zuständige Richter nicht so nebenbei treffen wird.

  • In erste Linie kommt es darauf an, wie alt Dein Kind ist und wie sie sich dazu äußert....
    Wenn sie die Oma auch nicht sehen will, dann muss sie das auch nicht, beim JA gilt
    auch:" Recht haben, ist nicht gleich Recht Bekommen".. wenn das Kind nicht will, dann
    kann auch ein Gericht oder JA sie, meiner Meinung, nach nicht zwingen..gilt aber glaube
    ich erst ab dem 12. Lebensjahr...
    Ich würde es in so einem Fall auf eine Verhandlung ankommen lassen...


    LG Peppy

  • Erstmal Danke für eure Antworten und Denkanstöße.


    Tochterkind ist inzwischen 3,5 Jahre alt, demnach wird sie bestimmt nicht gefragt.
    Seit letztem Jahr Juli besteht allerdings keinerlei Kontakt mehr. Davor hatten die Kinder natürlich eine enge Beziehung zur Oma, zum einen durch die durch sie geleistete Betreuung zum anderen, weil wir ja in einem Haushalt lebten.


    Die Anschuldigungen haben wir schriftlich, durch den Bericht des Jugendamtes, schriftlich jedoch auch, wie sowohl die Familienhilfe als auch die Beratungsstelle die Situation sehen.


    Für mich ist es sicherlich schwieriger die Situation einigermaßen neutral zu betrachten, mir will nur einfach nicht in den Kopf, wieso wir als Eltern und vor allen "nackig" machen müssen.
    Ich habe nichts zu verheimlichen deswegen habe ich keinerlei Probleme damit, wenn unsere FH 2 mal wöchentlich für 3 Stunden bei uns nach dem Rechten sieht. Denn für mich seh ich es auch als Chance, Dinge die mir zum Vorwurf gemacht wurden, richtig zu stellen oder wie immer ich das am Besten umschreiben soll.
    Oder anders, ich empfinde es eher als Segen und nicht als Fluch.
    Ich habe in unserer FH eine neutrale Zuhörerin, sie war bis zum heutigen Zeitpunkt die Einzigste, die sich zumindenst vom Gefühl her, wirklich meine Sicht der Dinge angehört hat.
    Sie stärkt mir den Rücken, wenn ich zweifle, hat eine besondere Art dort hinzufühlen wo es "weh tut" oder aber auch mir den Kopf zurecht zu rücken, wenn es sein muss.


    Ich weiß jetzt gar nicht worauf ich so wirklich hinaus wollte. Naja, ist gerade alles ein bisschen doof irgendwie.