Zwei Seelen...wie geht Ihr damit um?

  • Hallo


    Wie geht Ihr mit den widerstreitenden Gefühlen um, wie ruft Ihr Euch zur Ordnung?


    Nachdem ich mich lange, lange bis zur Unkenntlichkeit bemüht habe, merke ich, wie sich in mir gerade alles dreht. Ich will den Vater nicht mehr sehen, nicht mehr nach Lösungen suchen, mich kümmern. Ich will nicht mehr, ich habe den Eindruck, er würde stets von mir erwarten, alles zu regeln. Am liebsten würde ich ihn bei Skype rauswerfen, komplett ignorieren und fände endlich Ruhe.


    Tja und dann: Er ist der Vater. Mein Kind liebt ihn. Und ich weiß sehr gut, dass dies wichtig ist, für Kind mit Gold nicht zu bezahlen. Wenn alles gut geht, kann Kind darauf sein Selbstbild bauen. Natürlich muß Kind Umgang haben und dieser muß geregelt werden. Um Kinds wegen muß ich also streiten, lösen, Angst haben. Schließlich würde ich das umgekehrt an des Vaters Stelle auch wünschen, erhoffen, einfordern.


    Mensch. Ich glaube, ich war eine lange Zeit ganz gut auf der Elternebene. Irgendwie schubst mich das Theater derzeit (anstrengendes, von Ex verschlepptes Unterhaltsverfahren, Unterstellungen, Lügen seinerseits die rauskommen, sein ewiges Misstrauen, seine Forderungen) so richtig in die emotionale Schiene. Soll er doch zur Hölle fahren und dem Teufel das Leben schwer machen. Aber gut geht es mir damit auch nicht. Das ist nicht richtig.


    Also, wie geht Ihr mit Euch um?


    Gruß

  • Hi Lucca,


    manche Wunden kann die Zeit heilen. Aber es gibt Verletzungen, die wie der Verlust eines Beines sind: Du kannst lernen, damit zu leben. Vielleicht ist es bei Dir so. Du musst einfach lernen, damit zu leben. :troest


    Mir hat es geholfen, mehr auf die Stärken und die positiven Seiten meiner Ex zu achten. Das hat mir die Erinnerungen leichter gemacht. Außerdem war ist das gut für meine Kinder. :frag


    LG


    Flo

    Mein Traum: automatische Fabriken die alles produzieren was wir brauchen. Niemand muss arbeiten und alle haben Zeit für Kinder, Eltern und Freunde.
    Mein Alb-Traum: diese Fabriken gehören den Reichen und wir Menschen leben abhängig in Knechtschaft.

  • Manchmal laut gegen den Wind schreien!


    Ich kann das, was du schreibst gut nachvollziehen. Ex ist sehr Ich-bezogen und kann sehr ausfallend werden, wenn was nicht nach seiner Nase läuft. Und wenn was schief läuft in seinem Leben, dann sind eh immer die anderen schuld - am liebsten ich. Da erinnert die Kommunikation oft an Diskutieren mir Kleinkindern und am Ende wird einem das Wort im Mund umgedreht. Sehr, sehr oft habe ich schon gedacht: "Bitte, bitte fahr doch endlich, endlich dahin, wo der Pfeffer wächst!" Da er das nicht tut muss ich durchhalten! Für den Powerzwerg, damit er trotz allem nie das Gefühl verliert, dass wir beide für ihn da sind. Auch wenn es mich viel kostet.


    Irgendwann ist er alt genug, dass er vieles mit seinem Papa selber regeln kann.

  • Ist ja auch schwer.
    Auf der einen Seite ist es nach einer Trennung das Beste, den / die Ex nicht mehr zu sehen oder zu hören, zumindest erstmal. Das geht aber mit Kind nicht immer.
    Deshalb wird jedes mal etwas bereits Verarbeitetes hervorgeholt, immer frißt eine Kuh das frisch drüber gewachsene Gras ... Mir geht es auch heute noch so. Hab mir das all die Jahre immer wieder angetan ...

    ... Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken.
    (Mahatma Gandhi)


    Es sind nicht die großen Katastrophen, die uns fertigmachen ... Das Herz bricht still zwischendurch an einem schönen klaren Tag.

  • Schei..., es tut so gut zu lesen, dass man nicht alleine mit diesen Problemen kämpft. :(

  • Das ist ja verflixte - über das Kind bleibt man mit dem Ex immer verbunden. Genau das Gegenteil von dem, was man eigentlich gern möchte.


    Ich habe mir in der ersten Zeit nach der Trennung oft gewünscht, mein Ex würde auswandern irgendwohin ans Ende der Welt oder alternativ einen schnellen schmerzlosen Tod sterben. Und das, obwohl die Trennung von mir ausging und unsere Trennung relativ friedlich verlief. Nun war/ ist mein Ex leider jemand, der nur sehr sehr wenig Umgang wahrnimmt, er hat die Kids in den jetzt 9 Jahren seit der Trennung vielleicht 20 mal gesehen, davon hab ich bestimmt 15 mal den Umgang ermöglicht, indem ich die Fahrerei übernommen habe (erst 320 km, seit 3 Jahren nur noch 80). Auch sonst hat er kein gesteigertes Interesse.


    Und mich hat es wahnsinnig gemacht, ihm all die Infos über die Kids hinterzutragen und um Ungang zu betteln. Die Dinge, die mich schon in der Ehe bei ihm in den Wahnsinn trieben, habe ich da noch viel schlimmer erlebt.


    Hier hilft nur: Zeit. Und atmen. Sich klar machen, dass das a) normal ist und b) ein temporäres Problem, das mit jedem Jahr, das das Kind älter wird und der Volljährigkeit entgegen geht, abnimmt.

  • manchmal
    ists schwierig
    ists leicht...
    dann wieder zwiespältig


    ich kann dich gut verstehen - über die kids bleibt man verbunden, ob man will oder auch nicht


    wenn es MIR gut geht, stehe ich eher "über den Dingen"
    kann mit ihm besser umgehen
    ich mußte mir alles erst wieder neu aufbauen
    er hat nach wie vor Sicherheit in allen Lebensbereichen...


    :knuddel

  • Lucca... Mir geht es im Moment sehr ähnlich, fühle mich so mürbe und ermüdet und das alles immer nur wegen Kleinigkeiten, die die Kraft eigentlich nicht wert sind... Aber ja, für die Kinder geht man (frau) da durch, immer und immer wieder. Ich möchte KV auch manchmal zum Teufel wünschen, aber dann kann ich es mir doch wieder nicht so leicht machen, das bin ich einfach nicht. Und dann geht es eben weiter, Mediation, Gespräche, GSR... Nur um am Ende wieder "die Böse" zu sein.


    Ich finde auch, es hilft ungemein, sich immer wieder klar zu machen, dass man nicht alleine mit solchen Problemen dasteht (hilft gegen das Gefühl, isoliert zu sein und einen an der Waffel zu haben :rolleyes: ). Manchmal zieht es einen halt schon runter - neulich dachte ich, ich tue das für das Wohl der Kinder und fragte mich, ob ihnen das jemals bewusst sein wird. Und eigentlich hoffe ich, dass dem nicht so ist, denn all das Gewürgel dient ja dazu, ihnen zu vermitteln, dass es selbstverständlich ist, dass die Eltern sich bemühen. Und ich tue das auch für mich. Meine innere Moral. Nicht, um besser da zu stehen, sondern weil ich es richtig finde.


    Solange man hinter den Zielen stehen kann (geregelter, guter Umgang), schafft man es irgendwie, viel zu schlucken und auch mal abprallen zu lassen. Gelingt nicht immer.


    Aber wenn es gut läuft, haben die Kids irgendwann das Standing, für sich selbst einzustehen, zu wissen, was ihnen gut tut und das auch durchzusetzen. Und dann, so in 10 oder 15 Jahren, kann ich mich zurücklehnen und dieses Buch endlich beiseitelegen - und mir sagen, ja, das war es wert.


    Wir dürfen die Hoffnung nicht verlieren - auf der anderen Seite ist auch nur ein Mensch und ich sage mir immer, umso tiefer er sinkt mit Schreien, Kleinlich sein und und und, umso defizitärer ist sein Leben und je besser ich drüber stehen kann, umso stärker bin ich.


    Alles Liebe

  • Wenn es nach mir gegangen waere, haette ich ihn vor genau 6 Jahren komplett aus meinem Leben gestrichen und nie wieder kontaktiert!!!


    Nein, es ist auch nach 6 Jahren nicht einfacher und auch ich habe diese Phasen, wo ich denke: sch... Kerl. Ich hab keine Lust mehr auf das eititei Getue...


    Aber ich bestaetige: das habe ich nur ncoh in Zeiten des Extrem-Stresses, wenn es mir selbst nicht gut geht. Ansonsten ist er mir Jacke und ich mach das bloede Geplaenkel (seine Regeln natuerlich :rolleyes2: mit.

  • @ Lucca,


    Danke für Dein posting. Mir geht es genauso. Diese Kluft zwischen "das tut dem Kind gut und ist daher richtig" und dem wie es mir geht.


    Herzlichen Dank für all' die Antworten... Mich beruhigt es, dass es immer wieder andere gibt, die sehnsüchtig die Erwachsenenzeit ihrer Kinder erwünschen um zumindest das Kooperationskapitel erfolgreich schliessen zu können.