Wie die eigene ständige Alarmbereitschaft abstellen?

  • Hallo zusammen,


    ich gehe so langsam auf dem Zahnfleisch. Und zwar nicht, weil es hier vor lauter Katastrophen wimmelt, sondern weil ich ständig unter Hochspannung stehe.
    Auf der Arbeit schiele ich immer mit einem Auge auf's Handy - die Kita könnte ja anrufen. Wenn ich mal kurz vom Platz weg war kontrolliere ich zusätzlich noch das Telefon, ob ich einen Anruf verpasst habe.
    Meine Projekte in der Arbeit plane ich immer doppelt - wie ich sie abwickle, wenn ich im Büro bin und was passieren könnte/müsste/sollte, wenn ich zu Hause bleiben muss.
    Abends, wenn Mini eingeschlafen ist (er ist 3,5 Jahre alt) erschrecke ich, wenn ich Kinderstimmen/-Weinen höre - egal ob es von der Straße kommt oder aus dem Fernseher.
    Auch nachts bin ich ständig in Hab-Acht-Stellung und so langsam merke ich, wie es mir an die Substanz geht.


    Da gehen Kräfte drauf, die ich mir gerne sparen würde - für wirklich schlechte Zeiten.


    Habt Ihr mir bitte Tipps und Tricks?
    Danke schön schon einmal :thanks:

    "Was für ein schöner Tag" :sonne

  • Entspannungstechniken, Yoga und die Umstellung auf koffeinfreien Kaffee helfen mir, wenn mein Nervensystem auf Dauer-Alarm ist. Langfristig ist das nicht gesund... Pass gut auf dich auf.

  • Viel Kaffee trinke ich nicht - das dürfte weniger das Problem sein.
    Das mit den Entspannungstechniken ist sicher sinnvoll ... nur:
    a) wann? Extra deswegen auf noch mehr Zeit mit meinem Mini verzichten will ich nicht - wir haben eh nicht so viel Zeit miteinander und
    b) ich habe in meinem Leben einmal autogenes Training und einmal Yoga gemacht - und bin total aggressiv aus den Stunden rausmarschiert :wuetend
    Irgendwie ist das nichts für mich, ich hätte am liebsten ständig gerufen: "Jetzt macht mal hinne, wann isses endlich rum" :crazy


    Obwohl, da ich inzwischen regelmäßig alle 14 Tage kinderfreie Wochenenden habe, könnte ich so etwas ja mal am WE ausprobieren ... vielleicht bin ich in meinem fortgeschrittenen Alter inzwischen hierfür zugänglicher ;)

    "Was für ein schöner Tag" :sonne

  • :bigkiss


    Mein Zwerg ist gerade 6 und ich kenne dieses Heli-Verhalten - noch heute habe ich ein komisches Gefühl wenn ich im Büro mal
    15 Minuten ohne Handy unterwegs bin - es hätte ja die Kita anrufen können, ein Unfall ... usw.


    Mit den Jahren ist es aber besser geworden - mit jedem Jahr ab 3 nahm es so 10 % ab - ich denke ich bin jetzt so knapp
    bei 60 % des Spannungsgefühls und hoffe das dies durch die Umstellung auf den Schulalltag nicht schlimmer wird.


    Ich bin ein Kontrollfreak, ich bin alleine zu 100 % verantwortlich und muss meine Entscheidung/Verhalten ggfls. auch noch
    gegenüber dem anderen ET rechtfertigen = das macht mich fertig und empfinde ich als hohen Belastungsgrund.


    Helfen kann nur wachsendes Vertrauen in dein Kind und die Bezugspersonen. Wenn du zu ihnen ein gutes Verhältnis hast
    dann hilft auch ein offenes, einleichterndes Gespräch ggfls. mit Tränen - aber meiner Kiga-Leitung war nicht bewußt unter
    welchem Druck ich stehe und jetzt habe ich das Gefühl mehr verstanden zu werden.


    Ansnsten hilft nur sich selbst zu erden, entspannen - wenig Reizmittel Kaffee, Alk, wenig Krimis, schlechte Filme und
    Nachrichten.


    Mir "hilft" auch eine Freundschaft (ein Backup) die sich mittlerweile entwickelt hat, die im Notfall immer einspringen würde,
    wenn etwas wäre....

  • wenig Reizmittel Kaffee, Alk, wenig Krimis, schlechte Filme und


    Harhar, ich habe mir vorgestern eine Flasche Wein aufgemacht, weil ich seit langem mal wieder Lust darauf hatte ... und jeweils am nächsten Morgen das fast volle Glas (ich habe mir nur 1/8ele eingeschenkt) weggeschüttet - irgendwie geht es im Moment gar nicht an mich ran ... so werde ich nicht zum Alkoholiker :crazy

    "Was für ein schöner Tag" :sonne

  • Ein Becher Kaffee am Tag reicht. Das ist ein Stimulanz fuer das Nervensystem, was normalerweise kompensiert wird, aber in solchen Zeiten eben nicht mehr gut tut. Wenn du aggressiv wirst bei Yoga, Meditation, anderen Entspannungstechniken heisst das entweder, dass nicht mal das mehr ausreicht fuer dich um runterzukommen, du sogar dabei denkst: Zeitverschwendung, kann ich mir doch garnicht leisten, ich muss doch noch a, b und c machen.... das waere dann schlecht oder aber es heisst, dass du eher ein Typ bist, der bei Powersport (damit kann man mich jagen) runterkommt. Da hilft dann vielleicht Zumba, oder was aehnliches. Die Zeit dafuer musst du dir irgendwie frei schaufeln. Der TV bleibt bei mir in solchen Zeiten auch aus.... nix, womit die Informationsflut und das "ueberreizt sein" noch zusaetzlich gefoerdert wird halt.

  • Powersport klingt gut - ich schaue schon die ganze Zeit nach einer Kampfsportart, die ich gerne lernen möchte - leider gibt es keine Kurse nur an Wochenenden ...
    Aber bald kann ich wieder mit dem Rad zur Arbeit fahren, das powert dann auch so schön aus und stimmt ... wenn ich mich zurück erinnere, dann waren das die einzigen 30 Minuten jeweils, die ich nicht auf's Handy gestiert habe ...

    "Was für ein schöner Tag" :sonne

  • Mit den Jahren ist es aber besser geworden - mit jedem Jahr ab 3 nahm es so 10 % ab

    Das stimmt definitiv ....


    ... auch wenn es Dir im Moment gerade nicht so arg hilft.


    TV schaue ich im Normalfall fast gar nicht. Aber wenn ich gar nicht zur Ruhe komme, dann schalte ich ihn mal an (und schlafe in kürzester Zeit ein )
    Mir hilft das um zur Ruhe zu kommen.

  • Ja, ich hoffe, dass es besser wird ... wenn er nicht mehr ganz so hilflos ist.
    Obwohl er gut spricht und ein ganz toller Kerl ist, ist er doch erst 3,5 Jahre alt ...
    Jetzt hatte er das erste Mal MDV, seit er keine Windeln mehr trägt (wir sind super verschont worden bis jetzt in diesem Winter!) und er wusste gar nicht, wie ihm geschah. Er konnte das Bauchgrummeln ja nicht einordnen und war dann so entsetzt, als es "daneben" ging. Er braucht eben noch so viel Unterstützung und eine "helfende" Hand.
    Ach, ich würde mich soooo gerne zweiteilen, das wäre fein ... :crazy

    "Was für ein schöner Tag" :sonne

  • Er braucht eben noch so viel Unterstützung und eine "helfende" Hand.
    Ach, ich würde mich soooo gerne zweiteilen, das wäre fein ... :crazy

    Das geht so schnell, und sie sind selbständig.



    (Und wenn sie es geschafft haben, dann haben wir es richtig gemacht :strahlen )

  • :knuddel


    Ich fahr komplett runter wenn ich die Ohren zustöpsel, Musik an und stricke. Gerade das Stricken erdet mich dermaßen und haut den Kopf frei, tut mir unheimlich gut.


    Bei den Jungs bin ich mir halt bewusst das ich nicht immer um sie sein kann, sie auch ab und an ne blutige Nase brauchen um zu reifen. So war ich allerdings auch schon als sie so alt wie Deiner waren, learning by dowing - da gab es Beulen, blaue Flecken und auch die verbrannte Hand, weil halt doch auf den Herd gelangt wurde, trotz aller Warnungen usw.


    Heute mache ich mir weniger Sorgen, sie sind aber auch einiges älter, die Zeit hat aber gezeigt das sie ein gutes Rüstzeug mit auf den Weg bekommen haben. Du wirst ruhiger, je selbstständiger Dein Kind wird und Du weißt was es kann. Auf meine kann ich mich verlassen, dass sie in Zeiten wo es brennt (mein Job) ganz einfach ihren Mann stehen und keinen Mist machen, da sie wissen wie wichtig es ist das ich auf sie bauen kann. Und ich glaub sie sind selber ziemlich stolz auf sich, dass sie viel können und Verantwortung für sich haben.

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • Habt Ihr mir bitte Tipps und Tricks?


    Du solltest Dir dringend Auszeiten nur für Dich selbst nehmen um deine Anspannungen los zu werden. Vielleicht hilft Dir ein abendliches Ritual...muss ja nichts Großes sein. Einfach Kerze an, Musik aufgelegt, Tee trinken, entspannen! Hört sich banal an, ist aber manchmal echt hilfreich.

    LG N. :winken:
    .
    1 + 1 = 4 :love:


    - 1 wenn die Ex-Frau so ist wie sie hier bei uns ist ;(

  • Mir hat damals geholfen mich damit abzufinden, dass mir die Kinder nur geliehen sind-
    wenn etwas negatives passieren soll, dann wird es passieren :frag völlig egal, ob ich mich bis dahin kirre mache, oder entspannt bin :brille
    Noch mehr sogar- je mehr im um die Kinder kreise, und dann doch etwas passiert, desto eher werde ich es mir zuschreiben :ohnmacht:


    Seitdem mir das klar ist, leben wir glücklicher :daumen

    Lieber Gruss


    Luchsie


    Dein Denken kann aus der Hölle einen Himmel und aus dem Himmel eine Hölle machen.


    Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug. (Epikur)

  • Im Büro habe ich gar kein Handy an. Hab ich mir abgewöhnt. Alle kennen meine Büro-/Telefon-Nummer. Wenn ich mal Pipi muss, schalte ich keinen Anrufbeantw. ein! Bei einer Besprechung leite ich auf Kollegen um (wenn Notfall Schule). Habe bis jetzt noch nie Notfall gehabt - zum Glück. Ja, klar, mal ne Abholung. Da brauche ich auch bis zu 30 Minuten. Nicht verrückt machen lassen. Früher gab es auch kein Handy, alles sofort geht nicht. Immer mal 2-3 Nummern zusätzl. notieren lassen.

  • Ich danke Euch - und muss das alles etwas sacken lassen.
    Ja, irgendwie auspowern, um die Anspannung loszuwerden und dann innen etwas ändern, damit die Anspannung nicht ständig vorhanden ist.
    Hier hilft mir wahrscheinlich Luchsies Einstellung am ehesten - viel vorsorgen, vordenken und dann etwas Fatalismus ...

    "Was für ein schöner Tag" :sonne

  • Bis du das passende zum auspowern findest - geh joggen solange, tat mir immer gut.
    Alles gute dir!!!

  • Ich glaube, ich werde mich drei Jahre nach Elses Auszug laaangsam entwas entspannen :lach


    Wobei, als ich vorletztes Jahr auf Kreuzfahrt war, war mein Handy die ganze Zeit aus (wegen hoher Kosten) und ich konnte es trotzdem ertragen...
    Logisch, Else gut Oma-betreut und ich eh nicht in greifbarer Nähe..also selbst WENN was gewesen wäre, hätte ich nicht hinflitzen können.. :frag


    Trotzdem, wenn sie nicht bei mir ist, ist Handy 24/7 an der Frau, hilft alles nix :rotwerd

    Manche sagen, ich wäre eingebildet.....aber es gibt mich WIRKLICH!!!!
    ;)

  • Mir geht es zu 100% wie dir!


    Und dieses Gefühl lässt mich langsam auf dem Zahnfleisch gehen!


    Aber, ich habe auch etwas kleines gefunden, was mich am Tag ein klitzeklein wenig runterbringt:


    Ich fahre täglich ca. 30 Minuten eine Strecke zur Arbeit und da das meistens Landstraße ist, ist das Fahren recht angenehm. Ich habe beschlossen, mich nicht mehr über die Pendelei aufzuregen, sondern die Zeit zu nutzen. Meistens, indem ich Musik voll aufdrehen und lauthals mitsinge *hüstel* Nix, auf was ich mich konzentrieren muss, sondern einfach nur was, was laut ist.

    :tuedelue


    Da ich keine Freisprechanlage habe, kann das Handy auch mal getrost in der Tasche bleiben - bin also für beinahe eine Stunde am Tag für nix und niemanden zu sprechen

    :aetsch

  • Hi!


    Bei mir ist es so, dass ich keinerlei Katastrophenphantasien zulasse, die mit meiner Tochter zutun haben. Sie wird mindestens 100 Jahre alt und ich sterbe weit vor ihr und damit lasse ich alles los und gebe es aus der Hand. All mein Denken und Handeln ist darauf ausgerichtet "Es geht ihr gut und es wird ihr weiterhin gut gehen, dafür gebe ich alles,was ich habe"- und jeder Gedanke, der negativ ist, wird sofort gestoppt. Mir hilft das, wie nichts anderes.


    LG