Jeder Mensch ist austauschbar, das ist wohl jedem bewusst. Es ist aber etwas anderes, ob ein Elternteil stirbt oder verschwindet oder ein Elternteil beschließt, dass es besser für das Kind ist, wenn es den anderen Elternteil nicht mehr sieht.
Für mich kommt es so rüber, als ob Gründe dafür gesucht werden, den anderen Elternteil abzuschießen.
Aber wir drehen uns eh hier im Kreis. Der eine versteht den anderen nicht und so ist es eben auch manchmal im Leben. Man kann nicht immer einer Meinung sein und es kann auch nicht Ziel sein, den anderen von seiner Meinung zu überzeugen. Außerdem wäre das Leben langweilig, wenn alle immer gleicher Meinung sind
Ich hoffe einfach nur, dass jeder das richtige FÜRS KIND tut und nicht nur für sich selbst
Als Mutter kenne ich keine Familien, in denen es besser wäre, wenn ein Elternteil verschwinden würde. Klar gibt es auch das ein oder andere Problem, aber im Grunde liebt jeder Vater und jede Mutter ihre Kinder und die Kinder sind glücklich, wenn sie mit den Eltern zusammen sind. Meine Erfahrungen bei weinenden, leidenden Kindern sind die, dass sie mit der Trennung nicht zurecht kommen, verständlicherweise. Sie lieben beide Eltern und nun können sie den einen nur noch begrenzt sehen. Und ja, es ist wichtig, das Leiden der Kinder ernst zu nehmen. Aber es ist eben selten die Lösung, das Kind dann einfach nicht mehr zum anderen Elternteil zu lassen, weil dann nämlich genau das passiert, wovor das Kind Angst hatte, einen Elternteil nicht mehr sehen zu können. Kinder denken oft, sie seien Schuld, dass die Eltern sich getrennt haben oder der andere Elternteil liebt sie nicht mehr und hat sich auch von ihnen getrennt. Wenn man dann beschließt, Kind weint, wenn es vom Umgang kommt oder ist schlecht drauf, also wird der Umgang eingestellt, ist das genau der falsche Weg.
Ich möchte aber nicht so weit gehen, zu behaupten, daraus werden gestörte Persönlichkeiten. Die Aussage halte ich für sehr weit hergeholt
Als Kind kann ich mich erinnern, dass ich mir immer gewünscht habe, dass meine Eltern sich trennen und ich bei meinem Vater leben kann. Das war aber in den 70ern/80ern unmöglich. Mein Vater hatte null Rechte. Wie oft hat meine Mutter gesagt, "wir trennen uns, zu wem wollt ihr?" Die ersten Male hat der ein oder andere ehrlich geantwortet "Ich würde gerne mit Papa gehen" Oh man, derjenige hatte dann aber die Hölle auf Erden. Er wurde von Muttern ignoriert, beleidigt und wurde zu Putzaufgaben verdonnert. Irgendwann haben dann alle bei der Frage meiner Mutter "Wohin wollt ihr?" gesagt: "Zu Mama". Gewollt hat das keiner.
O.k. einmal haben sich meine Eltern dann wirklich getrennt. Meine Mutter ist mit uns abgehauen zu einem anderen Mann. Ich kann mich dran erinnern, wie mein Vater auf einem Stuhl saß und geweint hat, weil er null Möglichkeiten hatte. Wir durften unseren Vater nicht mehr sehen "nur zu unserem Besten :kotz
Wir haben uns in den Schlaf geweint. Nacht für Nacht, weil wir unseren Vater vermisst haben. Das wollte unsere Mutter aber nicht wahr haben. Wir haben dann irgendwann heimlich unseren Vater besucht.
Na ja, es kam, wie es kommen musste, meine Mutter wollte wieder zu meinem Vater zurück. Er hatte inzwischen eine neue Partnerin, wollte aber wieder uns (die Kinder) bei sich haben, also hat er uns zu sich geholt. Natürlich mit Mutter. Und der Terror meiner Mutter ging weiter. Mein Vater war natürlich der Blödmann. Sie hat uns erzählt, wie ätzend unser Vater ist und dass er uns eh nicht mag. Dass er uns nie haben wollte etc etc.
Heute sind meine Eltern geschieden. Nachdem das letzte Kind aus dem Elternhaus gezogen war, hat mein Vater sich getrennt. Wir Kinder haben keinen Kontakt mehr zu unserer Mutter, aber einen guten Kontakt zu unserem Vater
Selbst, wenn es damals möglich gewesen wäre, dass ich bei meinem Vater bei einer evtl Trennung hätte leben können, hätte ich mir nie gewünscht, meine Mutter gar nicht mehr sehen zu können. Obwohl sie manipulativ, gehässig, egoistisch und bösartig war bzw immer noch ist
Was will ich damit sagen? Aus meinen Erfahrungen heraus, brauchen Kinder beide Elternteile. Auf jeden Fall, wenn sie eine längere Zeit mit beiden zusammen gelebt haben oder zumindest kennen. Meine ältere Schwester ist meine Halbschwester, sie hat einen anderen Vater. Sie hat ihn als Kind nicht bewusst erlebt. Mein Vater hat sie mit groß gezogen. Meine Mutter hat ihr immer erzählt, "dein Vater wollte dich nie. Dein Vater ist ein Verlierer. Dein Vater ist gehässig und bösartig" Also ist meine Schwester mit dem Gefühl aufgewachsen, dass sie zur Hälfte auch bösartig ist. Sobald sie 18 war, hat sie sich auf die Suche gemacht. Und sie hat ihn gefunden, in Schweden. Seine Familie hat meine Schwester sofort mit offenen Armen empfangen, haben ihr Babyfotos von ihr gezeigt und es stellte sich raus, oh Überraschung, dass ihr Vater sie sehr wollte, meine Mutter aber beschlossen hatte, dass ihr Vater schlecht für sie wäre.
Wie gesagt, ich glaube nicht, dass Kinder, die ohne einem Elternteil oder ohne leibliche Eltern aufwachsen, grundsätzlich gestörte Persönlichkeiten sind.
Ich halte aber nichts davon, dass ein Elternteil sich als das Maß aller Dinge sieht und den anderen Elternteil ausschließt.