Um einen anderen Thread nicht zu entarten, moechte ich hier mal meine Gedanken loswerden, die mir schon lange durch den Kopf gehen. ES wird immer propagiert, dass Kinder Kontakt zu beiden Eltern brauchen und das Sinnvollste ein Wechselmodell ist. Zum Wohl der Kinder.
Nun bin ich seit vielen Jahren hier im Forum und verfolge viele "Schicksale" zu dem Thema. Auch real kenne ich einige, die dieses Wechselmodell (alles natuerlich "zum Wohl des Kindes" leben).
Da ist z.B.:
- der Familienvater von 4, wo die Kinder jedes Wochenende bei ihm sind. 2 davon (die Maedels) wollen garnicht, da sie es bei Mama in der gewohnten Umgebung der Schule mit all ihren Freundinnen und schoenen Kinderzimmern schoener finden, aber sie muessen ("zum Wohl des Kindes"). Bei Papa haben sie keine Kinderzimmer, sondern schlafen zu viert in einer Art Kellerzimmer. Das Koefferchen muss jedes Wochenende gepackt werden. Alle Kinder haben mit zu kommen.
- Vater und Mutter leben berufsbedingt in Muenchen und Berlin. Das Wechselmodell fuers Kind sieht so aus: alle 2 Wochen allein einen Flug bewaeltigen. Fuers Kind garnicht gut, denn es hat ADHS und braucht nur eins: Stabilitaet und einen geregelten Tagesablauf... entweder im Haushalt der Mutter oder des Vaters, aber ohne die Fluege und Wochenenden, die alles durch einander bringen. Die Eltern sagen: zum Wohl des Kindes ermoeglichen wir einen Kontakt zu beiden Elternteilen. :frag
- Vater hat die Mutter klein gepruegelt in der Partnerschaft. Das Kind hatte Angst vor ihm. Am besten waere es, wenn beide in Ruhe ein neues Leben anfangen. Der Vater will Kontakt zum Kind. Da dies ja "zum Wohle des Kindes" :frag ist, bekommt er ihn! Die Mutter darf nicht wegziehen zu ihrem neuen Partner. Der Partner kann auch nicht weg, da wo er ist, wegen seinem Job. Die Partnerschaft zerbricht. Die Mutter verzweifelt. Das Kind merkt es und fuehlt sich schuldig!
- Die Eltern sind getrennt. Mutter hat eine neue Partnerschaft. Vater ist eifersuechtig und macht ihr das Leben zur Hoelle. Das Kind leidet unter der eiskalten Atmosphaere. Die Eltern sind der Ansicht, sie machen alles richtig. Das Kind sieht beide Elternteile regelmaessig trotz der unertraeglichen Atmosphaere. Einig werden sie sich nicht, aber vorzuwerfen haben sie sich auch nichts, denn das Kind sieht schliesslich beide Elternteile.
- Nach der Trennung zieht der UET weg. Weit weg. Sporadischer Umgang findet statt. Zum Wohl des Kindes. Das Kind (hochsensibel) ist nach jedem Umgang fix und fertig und weint und schreit, durchleidet die Trennung nach jedem Umgang neu. Eigentlich waere Ruhe und kein weiteres Aufreissen der Wunde durch sporadische Umgaenge am besten... sagt das Herz. Aber wichtiger ist Kontakt zu beiden Eltern und Umgang - egal um welchen Preis. "Zum Wohl des Kindes".
- Kind a und b sind instabil. Das dauernde Hin und Herschieben zwischen den beiden Elternteilen tut ihnen nicht gut. Es wird immer nur das Noetigste miteinander besprochen. Die Eltern spielen sich gegeneinander aus. Am liebsten moechten die Kinder nur ihre Ruhe - egal bei wem. Aber das geht nicht, denn "zum Wohle des Kindes" muss dieser unfriedvolle Umgang weiter stattfinden. Das eine Kind hat nun Magersucht. Das hat natuerlich ueberhaupt nichts mit dem unleidlichen Modell zu tun, denn das ist ja offiziell alles "zum Wohle des Kindes".
usw usw usw.
Sicher gibt es auch viele Faelle, wo das funktioniert. Ich sehe aber mehr Faelle, wo es nicht funktioniert. Wo verletzte Gefuehle der Elternteile und Besitztum-Denken (ich habe AUCH ein Recht auf die Kinder) die 1. Geige spielen und die Kinder und das, was wirklich fuer sie gut waere die Zweite.
Wie seht ihr das?