♥ Aus meinem Bauch mitten in mein Herz ♥

  • Es war Sonntag, der 22. Mai 2011. Eigentlich sollte ich mich morgen früh um 8:00 im Kreißsaal vorstellen, die Geburt sollte eingeleitet werden - 40+6 :rolleyes:
    Meine Schwangerschaft war bis dahin recht sorglos und komplikationslos verlaufen, lediglich Eisen-Tabletten musste ich ab einem gewissen zeitpunkt einnehmen.


    Also hatte ich natürlich meine Kliniktasche gepackt und versuchte mich - nach einem äußerst positiven Befund im Kreißsaal am Samstag - zu entspannen, Kraft zu tanken und mich so gut als möglich mental auf die bevorstehende Geburt vorzubereiten.
    Der Samstag war sonnig und warm, ich war spatzieren...alles war gut.


    Am Sonntag fühlte ich mich gleich nach dem Aufstehen nicht mehr so gut, ich hatte Rückenschmerzen...dachte mir aber, dass das ganz normal sei oder die Wehen nun doch von allein einsetzen wollten. So verbrachte ich den Sonntag hauptsächlich im Liegen und mit immer wiederkehrenden Rückenmassagen :tanz Am Abend bin ich dann auch noch ganz normal schlafen gegangen, bis ich in der Nacht aufgewacht bin, weil ich ein ganz unangenehmes Gefühl im Oberbauch hatte. Nachdem ich auf der Toilette war und mich eigentlich wieder hinlegen wollte, war dieses Gefühl so unangenehm geworden, dass es mittlerweile weh tat. Also rief ich vorsorglich (gegen 1:00) mal im Kreißsaal an. Die Hebamme erwähnte ein "Hellp Syndrom" und bat mich doch gleich in den Kreißsaal zu kommen, wenn ich gebracht werden könne. Das konnte ich. So war ich dann gegen 2:00 im Kreißsaal eingetroffen, wo mich die Hebamme sehr freundlich in Empfang nahm und sich ausgiebig um mich kümmerte.


    Sie schloß mich ans CTG an, welches normal und unauffällig war. Jedoch viel ihr auf, dass mein Blutdruck zu hoch war, woraufhin sie gleich Blut abnahm. Nach etwa einer halben Stunde nahm sie erneut Blut ab und untersuchte mich. Nach kurzer Zeit ist dann auch der herbeigerufene Assistenzarzt gekommen und erklärte mir, dass meine Blutwerte schlecht wären und die Schmerzen im Oberbauch durch das "HELLP Syndrom" bedingt sind - eine Form der Schwangerschaftsvergiftung. Er werde nun den Chefarzt kontaktieren, welcher in dieser Nacht Rufbereitschaft hatte und ihm meine Werte vorstellen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.


    Keine 5 Minuten später war er wieder bei mir und teilte mir mit, dass der Chefarzt bereits auf dem Weg sei und man zur Sicherheit gleich einen Kaiserschnitt vornehmen würde. Es war sehr ruhig in dieser Nacht im Kreißsaal, sodass auch sehr zeitnah der Anästhesist bei mir war und das Bevorstehende mit mir besprach.


    Ich muss wirklich sagen, dass die Atmosphäre trotz der bedrohlichen Situation - was mir in diesem Moment aber natürlich niemand so sagte - sehr ruhig und vertrauenserweckend war. Auch ging alles so wahnsinnig schnell, dass ich gar keine Zeit hatte, um aufgeregt oder nervös zu sein. Nach dem Gespräch mit dem Anästhesisten wurde ich auch schon umgezogen und Richtung OP gefahren. Die Spinale hat gleich gesessen, das OP-Team, sowie der Anästhesist waren alle wahnsinnig nett und redeten sehr viel mit mir - wohl um mich abzulenken und zu beruhigen - fast empfand ich das schon als zu viel, ich hätte mir eher zwei Minuten Ruhe gewünscht, um zu begreifen, was da gerade passiert.


    Im OP fühlte ich mich wahnsinnig ruhig und konnte es kaum erwarten den ersten Schrei meines Kleinen zu hören...und da war er...oder doch nicht?! Da war doch ein Schrei! Zuerst hörte er sich an wie unter Wasser, um im nächsten Moment kräftig und stark zu erschallen...ich guggte nach rechts und links und konnte es kaum abwarten, mein kleines Baby zu sehen - und da war sie - die Kinderärztin - mit diesem kleinen, wunderschönen Wesen auf dem Arm - eingepackt in ein Handtuch. Sie zeigte ihn mir und versprach sofort wiederzukommen, nachdem sie ihn kurz untersuchte. Und sie hielt ihr Wort: ganz nach an mein Gesicht hielt sie dieses wunderschöne Wesen, sodass ich ihn sehen, spüren und küssen konnte. Als sie ihn dann mit zur Hebamme nahm und ich im OP wieder vernäht wurde, konnte ich es kaum erwarten auch endlich in den kreißsaal zurück zu kommen :sonne
    Nachdem mir der Chefarzt und das OP-Team dann noch zur Geburt meines Sohnes gratuliert hatten, durfte ich meinen kleinen Mann endlich in die Arme schließen. Er weinte nicht, seine kleinen Augen waren offen und schienen mich anzusehen, sein Mund sah aus, als würde er lächeln :love Die Hebamme legt ihn an, bevor sie ihn schließlich in eine Decke einwickelte und wir zusammen auf die Wochenstation gebracht wurden. Alles überstanden :-)


    Am Abend, nach einem erfolgreichen Aufstehversuch, ließ ich mir auch gleich den Katheder ziehen, um möglichst schnell wieder mobil zu werden - das klappte zum Glück auch. Am darauf folgenden Morgen wusch ich mich soweit es möglich war, zog mir meine kuschel-bequem-Klamotten an und versorgte meinen kleinen Engel fortan selbstständig.
    Wir blieben bis Freitag Mittag im Krankenhaus, in jeder einzelnen Nacht hat er in meinem Bett ganz nah bei mir geschlafen - tagsüber eigentlich auch :bigkiss Das Stillen hat glücklicherweise wunderbar geklappt, auch sonst war alles in bester Ordnung.


    Im Nachhinein betrachtet muss ich sagen, dass ich wohl eine sehr "harmlosen" Verlauf des HELLP hatte; weder ich, noch der Kleine mussten irgendwie behandelt werden oder trugen Folgen davon. Auch war der ungeplante Kaierschnitt kein traumatisches Erlebnis für mich - und heute: heute ist dieser kleine Mann das Wichtigste, was ich auf der Welt habe - noch nie habe ich einen Menschen so sehr geliebt und noch nie zuvor habe ich mich einem Menschen so verbunden gefühlt :love:love:love


    Happy End :platz

    [align=center]"Erziehe dich selbst, bevor du Kinder zu erziehen trachtest." (J. Korczak)