Patchwork - Muss man dafür geboren sein?

  • :wink Hallo Foris,


    Patchwork....
    Klingt so gemütlich und heimlig.
    Kann bestimmt auch so sein. Irgendwie. Irgendwann.
    Jeder kann sich vorstellen, dass es einiges dafür braucht damit es funktioniert. Zeit. Geduld. Verständnis. Kraft. Zuversicht. Offenheit.


    Glaubt ihr, dass es Menschen gibt die für "Patchwork" einfach nicht gemacht sind?
    Oder anders herum - glaubt ihr, dass "Patchwork" ein gesteigertes Maß an bestimmten charakterlichen Eigenschaften braucht, damit es funktioniert?


    Ich bin selbst so ein Patchwork-Flicken und frage mich in letzter Zeit oft, ob ich eventuell einfach nicht für diese Lebensform gemacht bin?
    Vieles ist so schwierig. Gemütlich und heimlig ist es selten bis nie...
    Klar, man spricht von im Schnitt 5 Jahren bis sich das Ganze etabliert hat und funktioniert - theoretisch alles greifbar, praktisch irgendwie so weit weg.


    Wer kennt diese Gedanken? Kann man es lernen? Oder muss man sich irgendwann eingestehen, dass es eben einfach nicht das Richtige für einen ist und besser aufgeben?


    Hach je.... helft mir bitte mal ein wenig aus dem Gedanken-Dschungel...



    Grüße,
    Fio

  • Hallo Fiocca,


    nenn mal bitte Beispiele aus eurem Leben an denen du festmachst, dass du dafür evtl. nicht geeignet bist.


    Ich finde, sowohl in einer Patchwork-Familie wie auch in der klassischen Familie muss man sich immer wieder einordnen und gibt es Situationen an denen man arbeiten muss. Natürlich kommt es sowohl als auch auf beide Partner an. Ob die Basis untereinander stimmt. Wenn ihr ganz unterschiedliche Ansichten bzgl. der Kindeserziehung habt, ist beides schwierig.

    LG Marlit


    ** Die Hoffnung stirbt zuletzt**

  • Solange Liebe da ist steht aufgeben nicht auf dem Plan. ;)


    Aber das Schwierigste, und an dem kämpfen wir auch noch, ist das das deine und meine Kinder zu unseren Kindern werden zu lassen.


    Und wenn man das nicht hinbekommt wird daran auch die Liebe sterben, da die Kinder nunmal bei jedem Elternteil an erster Stelle stehen.


    Oftmals, so ist bei uns, macht aber auch das familiäre Umfeld es schwer. So leben die Großeltern von den Jungs meines Partners gleich ums Eck und für die existieren nur ihre Enkel.


    Das tut schon weh, wenn dort die Kurzen verhätschelt und mit Süßigkeiten zu gestopft werden und die anderen zwei nichts von alledem bekommen. Das trifft meine Jungs und der Kleine reagiert entsprechend, er ist sehr gerade und selbstbewusst. Ergo knallts zwischen ihm und meinem Freund, ich dazwischen, also Zoff mit Partner.


    Bislang schaffens wir, sind jetzt bald 3 Jahre. (5 Jahre? Mönsch wären ja nur noch 2. :D )

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • Grundsätzlich ist ja jeder Mensch etwas verschieden, ich denke, dasselbe trifft auch auf das Thema Patchwork zu,


    Dem einen fällt es leichter, sich an das System Patchwork anzupassen, dem anderen fällt es schwerer. Und dem oder der Einen liegt es es eben gar nicht. Ich denke aber nicht, dass es bestimmte Charakterzüge sind, die uns dafür "qualifizieren" oder nicht. Genauso wenig kann man es lernen, im System Patchwork zu leben. Ich würde es bestimmt auch nicht werten, ob jemand in einer Patchwork-Familie lebt oder ob jemand mit Patchwork gar nicht zurecht kommt. Es ist eben so.


    Vielleicht ist es bei Dir aber auch einfach nicht die "richtige" Konstellation. Ich weiß zwar nichts genaueres über Dich, aber vielleicht würdest Du Dich in einer anderen Konstellation, mit einem anderen Partner, in einer anderen Patchwork-Situation wohler fühlen. Ansonsten ist jede funktionierende Partnerschaft ein Geben und Nehmen, ein sich aufeinander einstellen. Ich hoffe für Dich, dass Du Dich wohl fühlen kannst und Du Deine persönliche Wohlfühlsituation findest, wo immer sie auch liegen mag.


    Edith berichtigt meinen Rechtschreibfehler.

    Einmal editiert, zuletzt von Shielover ()

  • Wenn ihr ganz unterschiedliche Ansichten bzgl. der Kindeserziehung habt, ist beides schwierig.


    So sehe ich das auch denn dann klappt es nicht mal in einer "normalen" Familie!


    Ich finde man kann dafür nicht geboren sein denn niemand weiß ob es bei einem mal dazu kommt patchworken zu müssen / zu wollen. Es passiert einfach.

  • Ich schmeiss mal als Diskussionsbrocken rein:


    Liebe macht irgendwie blind. Das hilft bei den verliebten Eltern, über das ein oder andere beim neuen Partner hinwegzusehen.
    Bei den Kids ist das schon ein bisschen anders. Und von Kidsseite auch.
    Liebe lässt Eltern bei ihren Kids manches einfach "ertragen".



    Erzieher, also pädagogische "social worker" haben den gesunden Abstand zu den betreuten Kids. Sie haben gelernt und können deshalb verhindern, dass bestimmte Reaktionen direkt ihre Seele treffen.
    Patchworkeltern fehlt dieser professionelle Abstand.


    Bedeutet: Patchworkeltern haben für die Patchworkkids nicht die angeborene oder über Jahre gewachsene Liebe, die auch ein bisschen blind ist.
    Ihnen fehlt aber auch der professionelle Abstand, cool mit Dingen umgehen zu können.


    Sie sitzen also deutlich zwischen den Stühlen. Und die Kids auch.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Danke für eure Antworten.


    Ja - jeder ist verschieden und in jeder Partnerschaft braucht es das richtige Maß zwischen Geben & Nehmen, braucht Kompromisse, Mut zu Veränderung...


    Aber ich habe dennoch das Gefühl, dass es in der Patchwork-Konstellation ein gesteigertes Maß all dieser Dinge benötigt.
    Eben immer zum "normalen" noch mal eins drauf weil es ja nicht nur den Partner gibt, sondern eben auch noch meine Kinder, deine Kinder, Ex-Frau, Ex-Mann etc.pp.


    Irgendwie überfordert mich das zunehmend.


    Und Liebe... ja. Was aber, wenn Liebe allein nicht genug ist?

  • Das tut schon weh, wenn dort die Kurzen verhätschelt und mit Süßigkeiten


    Könntest du da nicht mal mit Partner und dessen Kinder (ich weiß nicht wie alt seine Kinder sind) reden, dass grundsätzlich solche teilbaren Geschenke von den Großeltern seinerseits unter allen Kindern aufgeteilt werden? Damit meine ich keine Geburtstagsgeschenke oder so, ganz klar. Nur Süßigkeiten außer der Reihe.
    Es ist ja generell schlimm, wenn Kinder zugucken müssen, weil "Erwachsene" meinen, durch ihre einseitige Schenkung in einer Richtung einen Keil zwischen den Parteien zu schieben.

    LG Marlit


    ** Die Hoffnung stirbt zuletzt**

  • Könntest du da nicht mal mit Partner und dessen Kinder (ich weiß nicht wie alt seine Kinder sind) reden, dass grundsätzlich solche teilbaren Geschenke von den Großeltern seinerseits unter allen Kindern aufgeteilt werden? Damit meine ich keine Geburtstagsgeschenke oder so, ganz klar. Nur Süßigkeiten außer der Reihe.
    Es ist ja generell schlimm, wenn Kinder zugucken müssen, weil "Erwachsene" meinen, durch ihre einseitige Schenkung in einer Richtung einen Keil zwischen den Parteien zu schieben.

    Angesprochen schon oft, die Jungs sind gerade 5 geworden und 6, meine 9 und ab nächste Woche 12. Nur wohnen wir Gartenzaun an Gartenzaun und wenn seine Jungs zu den Großeltern durchwitschen und dann dort futtern, kann man kaum was machen. Zu mal die Großeltern da keinen Handlungsbedarf sehen, verbieten rüber zu gehen wäre ja albern. Wie gesagt, Ansprachen werden ignoriert seitens der Großeltern.

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • Liebe macht irgendwie blind. Das hilft bei den verliebten Eltern, über das ein oder andere beim neuen Partner hinwegzusehen.
    Bei den Kids ist das schon ein bisschen anders. Und von Kidsseite auch.
    Liebe lässt Eltern bei ihren Kids manches einfach "ertragen".


    Danke Volleybap - das hast Du treffend formuliert.
    Aber wie wird man denn "cooler"?
    Nicht nur in Bezug auf die Kinder, sondern auch in Bezug auf den / die Ex, in Bezug auf die Vorgehensweise vom eigenen Partner in manchen Dingen...


    Ich bin von Grund auf nicht gerade der coole Typ Mensch (kein Wunder - bin ja auch ein Feuerzeichen 8) ), aber so schwer es mir schon fällt im Umgang mit "normalen" Dingen des Lebens einen kühlen Kopf zu bewahren, um so schwerer ist es stellenweise für mich innerhalb dieses Familiensystems wo eine gewisse Coolness ja wirklich Grundvoraussetzung zu sein scheint.
    Daher eben auch mein Gedanke - vielleicht bin ich dafür einfach nicht gemacht?...

  • Angesprochen schon oft, die Jungs sind gerade 5 geworden und 6, meine 9 und ab nächste Woche 12. Nur wohnen wir Gartenzaun an Gartenzaun und wenn seine Jungs zu den Großeltern durchwitschen und dann dort futtern, kann man kaum was machen. Zu mal die Großeltern da keinen Handlungsbedarf sehen, verbieten rüber zu gehen wäre ja albern. Wie gesagt, Ansprachen werden ignoriert seitens der Großeltern.


    Das ist natürlich in der Tat sehr schwierig. Gehen deine Kinder denn auch rüber zur Mutter deines Partners oder machen die sich da eher rar?

    LG Marlit


    ** Die Hoffnung stirbt zuletzt**

  • Die machen sich rar, was ich nachvollziehen kann, die spüren ihren Wert. Ich gleich das dann aus, in dem hier immer Eis und Schoki zu finden ist.

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • Ich denke, Du hast es schon ganz treffend beschrieben, es ist tatsächlich ein Mehr.


    Wenn beide Partner Kinder haben, dann sind es die eigenen Kinder, die Kinder des Partners, der Partner sleber, Ex, Ex vom Partner, evtl, neue Kinder des/der Ex, Eltern von allen möglichen Seiten, etc. Dies alles erfordert ein erhöhtes Maß an Abstimmung und an Konfliktpotenzial.


    Ob in diesem Fall Deine Konstellation die richtige ist, wird so ohne weiteres wohl schwierig zu beurteilen sein. Höre auf Dich, auf Dein Bauchgefühl. Sagt es Dir, dass Du es schaffen kannst?

  • Die machen sich rar, was ich nachvollziehen kann, die spüren ihren Wert. Ich gleich das dann aus, in dem hier immer Eis und Schoki zu finden ist.


    Das kann ich auch verstehen. Schade, dass die Eltern deines Partners da keine Einsicht haben. Gerade weil die 4 Kids auch alterstechnisch nicht soooo weit auseinander sind. Sie haben ja doch noch ähnliche Bedürfnisse. Da bleibt dann leider wohl doch nur dein Ausgleich. :(

    LG Marlit


    ** Die Hoffnung stirbt zuletzt**

  • Höre auf Dich, auf Dein Bauchgefühl. Sagt es Dir, dass Du es schaffen kannst?


    :frag ... mal ja... mal nein.


    Für mich ist momentan das Leben so wie es ist einfach nicht "entspannt"...
    Versteht ihr wie ich das meine? Ich fühle mich ständig unter Dauerstrom. Das ist so anstrengend.
    Entscheidungen treffen, die gut für mein Kind sind, die gut für meine Patchwork-Kinder sind, die gut für meinen Partner sind, die gut für mich sind.
    Zurückstecken. Gefühls-Vorschuss geben. Sich auf die Zunge beißen. Geduld haben wie ein Schaukelpferd obwohl in einem das Rennpferd mit den Hufen scharrt.
    Eltern- und Paarebene trennen. Papa-Kinder-Beziehung und Liebesbeziehung trennen. Eifersuchtsanflüge im Griff haben. Akzeptanz das Dinge sind wie sie sind. Rationales Handeln auch wenn einem Emotionen näher liegen. Selbstbewusst den Dingen entgegen zu treten obwohl die Dinge ganz schön das Selbstbewusstsein treten. Kämpfen um die Gunst der Kinder. Kämpfen um den eigenen Stand.

  • Elin - anstrengend ist es für ihn auch.
    Aber er ist vom Typ her ganz anders als ich - er der kühle Rationalist der auch mal 5 gerade sein lassen kann, ich das explosionsgefährdete Rumpelstilzchen. Von daher sind für ihn viele der von mir beschriebenen Dinge nicht "greifbar".

  • Fio, was sagt denn Dein Freund dazu? Sieht er es genauso, oder vollkommen anders?


    Das wollte ich auch gerade fragen, wie sieht dein Partner das?
    Ist er dir bei allem einen Hilfe oder fühlst du dich mit allem alleine gelassen?

    LG Marlit


    ** Die Hoffnung stirbt zuletzt**

  • Elin - anstrengend ist es für ihn auch.
    Aber er ist vom Typ her ganz anders als ich - er der kühle Rationalist der auch mal 5 gerade sein lassen kann, ich das explosionsgefährdete Rumpelstilzchen. Von daher sind für ihn viele der von mir beschriebenen Dinge nicht "greifbar".

    Haaaaa bei Euch also auch, Gegensätze ziehen sich an, mein Freund scheint Deinem ziemlich ähnlich zu sein. (Jungfrau :ohnmacht: und ich dazu als Fisch. :ohnmacht: :D )


    Ich das emotionale Sensibelchen, dass auch mal schnell getroffen ist und davonschimmen mag. Ne leicht ist das nicht und das mit dem nicht greifbar sein, ist hier auch.

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • Ich weiß nicht ob man dafür geboren sein muß....aber es ist schon eine besondere Situation. :-)
    Wobei ich es wahrscheinlich etwas "einfacher" habe als manch andere hier, denn mein Freund hat keine Kinder und auch keine schwierige Ex, :thanks:
    trotz alledem finde ich es auch schwierig und es erfordert oft auch eine selbstreflektion finde ich. Man bzw. ich versuche auch immer einerseits den Kindern nur gutes zu wollen, andereseits dem Freund aber auch. Dieser fügt sich sehr gut ein hier bei uns und akzeptiert es total das die Kinder einen Vater haben. Er sagt immer er möchte in dieser familie akzeptiert und respektiert werden und dieses ansich haben wir nach 2 Jahren nun bald auch gut hin bekommen. :thanks:
    Trotz alledem habe ich selten soviel über mein Familiengefüge nachgedacht wie in dieser Zeit, ich denke manchmal aber auch vielleicht habe ich das in der Ehe übersehen....
    Ich kann dich gut verstehen und finde man darf durch das alles sich selber nicht verlieren :troest
    Das Gefühl deswegen unter Dauerstrom zu stehen kenne ich auch , das ist sehr sehr anstrengend und auch mein partner sieht das ganze rationaler als ich, ich merke aber auch wenn ich mich darauf mal einlasse das mir das ganz gut tut :D