sich selbst verzeihen?

  • Hallo,


    vermutlich kennt es der ein oder andere hier, dass man eine Beziehung führt und man sich hinterher fragt 'wie konnte ich nur'
    Mir geht es gerade so. Ich hatte eine Beziehung, wir haben zusammen gelebt und ich mir dachte, ich wäre glücklich.
    Vor kurzem endete alles und ich merke erst jetzt, was ich da alles mit mir machen lies.
    Ich habe mich allein um den Haushalt gekümmert, die Kinder waren meine Aufgabe und zusätzlich bin ich natürlich arbeiten gegangen. Den Großteil des gemeinsamen Lebens habe ich bezahlt.
    Dafür bekam ich nur Vorwürfe, Erniedrigungen und psychische Gewalt. Teilweise war die Grenze zur pysischen Gewalt sehr eng.
    Ich habe es mit mir machen lassen und auch die Kinder nicht davor geschützt. Glücklich war ich schon lange nicht mehr, aber irgendwas hielt mich immer. Aber was?
    Und wie kann man sich selbst verzeihen, dass man die Kinder nicht beschützt hat?

  • Gar nicht. Wenn, müsstest Du Deine Kinder um Vergebung bitten.


    Du hast so gehandelt, weil Du es in dem Moment nicht anders konntest, warum auch immer.
    Deswegen ist es jetzt müßig, das noch einmal in Frage zu stellen.
    Vermutlich warst Du abhängig von ihm.


    Du kannst es nur von jetzt an besser machen und froh sein, dass Du den Absprung geschafft hast.


  • Und wie kann man sich selbst verzeihen, dass man die Kinder nicht beschützt hat?

    Gar nicht. Wenn, müsstest Du Deine Kinder um Vergebung bitten.

    Das eine hat mit dem anderen doch nichts zu tun.
    Würdest du die Kinder um Verzeihung bitten, und sie verzeihen dir, heißt das noch lange nicht, dass du dir dann weniger Vorwürfe machst.
    Du mußt dir darüber klar werden, ob du in dem Moment / den Momenten wirklich anders gekonnt hättest. Vermutlich nicht. Aus Schwäche, Liebe, Blindheit - was auch immer.
    Um mit dir selbst ins Reine zu kommen, braucht es mehr.


    Man darf aus Schuldgefühlen heraus dann aber auch nicht den Kindern zu Füßen liegen, :anbet , das kann dann auch nach hinten losgehen.
    Schwer ... Und kommt auch auf das Alter der Kinder an.
    (Leider habe ich ähnliche Fehler auch gemacht und schüttle heute noch über manches (mich) den Kopf.)


    Doch jetzt hast du den Absprung geschafft. Ich finde es dann bereits etwas tröstend, wenn man selbst diesen Schritt geschafft hat und nicht verlassen wurde und dann erst "sehend" geworden ist.


    Wir sind Menschen, und Fehler sind menschlich! :troest

    ... Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken.
    (Mahatma Gandhi)


    Es sind nicht die großen Katastrophen, die uns fertigmachen ... Das Herz bricht still zwischendurch an einem schönen klaren Tag.

  • Hallo,


    sich gar nicht verzeihen können….finde ich sehr sehr hart.


    Schreckliche Ereignisse…haben Gründe die oft sehr undurchsichtig sind. Wichtig ist es hier die Dinge erst mal für sich aufzuarbeiten, am besten mit professioneller Hilfe!
    Die Fragen die du dir stellst für dich zu beantworten, gleichzeitig für die Kinder da zu sein......wenn das schwer fällt, bitte auch für die Kinder unbedingt Hilfe annehmen. Es ist eine Stärke das zu tun! Die Vergangenheit kann nicht geändert werden, aber die Zukunft, also Sicht nach vorne!


    Irgendwann kommt vielleicht der Punkt an dem du mit den Kindern reden kannst, wieso weshalb, ohne selbst genaue Antworten zu haben, aber Gedanken dazu ….
    mit Liebe und Verständnis für alle Parteien, auch für dich!


    Ich glaube es ist wichtig sich selbst lieb haben zu können!
    Und wenn du versuchst dich dieser Situation wirklich zu stellen und nicht…….innerlich davonzurennen…..es aufarbeitest für dich und die Kinder und ihnen die Geborgenheit schenkst, die du ihnen schon immer geben wolltest, dann…..wirst du dich wieder lieb haben können……
    Und vielleicht auch dir und anderen verzeihen können.


    Viel Kraft!

  • Am Ende des Tages muss man sich selbst immer noch ein bisschen mehr lieb haben als andere. Jeder Mensch macht Fehler. Das macht uns menschlich. Sich selbst nicht verzeihen zu können heißt, sich selbst nicht lieben zu können.


    Und was passiert mit Menschen, die sich selbst nicht lieben?

  • Hihi frommer Wunsch ... hmm ach naja ... ich finde es eine gesunde Einstellung zu sich selbst. Wenn man mal bedenkt, wieviele Menschen mit sich selbt nicht klarkommen... ;)

  • Hmmm, gute Frage.


    In meine letzten beiden Beziehungen wurde ich wie Dreck behandelt, das hat tiefe Spuren hinterlassen, ich knapse immer noch daran.


    Viel wichtiger als zu verzeihen finde ich, daß man versucht herauszufinden, wie es so weit kommen konnte.


    Warum war man sich selber so wenig wert, daß man gedacht hat, man hat das verdient?


    Wo sind die Instinkte zum Selbstschutz?


    Und was hat man daraus gelernt?


    Wie konnte es passieren, daß man den gleichen Fehler erneut begeht?


    Und die Frage aller Fragen: Was kann ich beim nächsten Mal anders machen, was muss ich tun, um nicht nocheinmal in solche in Situation zu kommen?


    Wenn jemand eine Lösung hat, ich bin ganz Ohr...

  • Anonymus,
    der Gedanke ist der Beginn von allem, sag ich mal so...
    In dem Moment, wo Du über ne "Sache" nachdenkst, beginnt die Veränderung.
    Du musst Dir nichts verzeihen, weil Du es JETZT anders machen wirst.
    Ich finde das gut :daumen

  • Du hast es erkannt und es ist der 1. Schritt in die richtige Richtung. Um sich selbst verzeihen zu können, hilft es auch anderen ihre Fehler zu vergeben, wie alles eine Übungssache ;)

  • Hallo Anonymus,
    sich selbst verzeihen ist viel schwerer als einem anderen Menschen zu verzeihen. Denn man muss sich dabei selbst eingestehen, dass man sich nicht an die eigenen Ideale gehalten hat, wider besseres Wissen gehandelt hat, zu schwach war.
    Aber jetzt hast du die Situation verändert und deine Stärke ist, dass du jetzt klar siehst, was falsch gelaufen ist, was du in Zukunft anders machen willst. Niemand kann immer stark sein und richtig handeln, niemand ist perfekt!
    Falls deine Kinder alt genug für ein Gespräch sind, würde ich sie einfach fragen, wie sie sich mit all dem fühlen. Sie werden dir vielleicht schneller verzeihen als du dir selbst.

  • du musst dir nicht selbst verzeihen... Du musst stolz darauf sein, dass du gegangen bist!


    Das schaffen nicht alle. Aber einige schaffen es... Du bist also stark!!!


    Du musst dich selbst lieben, mit all den Macken, die du hast...


    *tschakka*

    Wir Frauen sind Engel...


    ...Und wenn man uns die Flügel bricht, fliegen wir eben weiter...
    ...auf einem Besen!!! Wir sind ja schließlich flexibel...

  • Wir sind menschlich, keine Roboter und wir haben alle nicht die Glaskugel auf dem Tisch.
    Wenn man "mitten drin" steckt, verliert man oft den klaren Blick.
    Irgendwann ist man aber wieder "im Bilde".
    Fehler darf sich jeder erlauben, doch den gleichen Fehler wider besseren Wissens zu wiederholen wäre problematisch. Problematisch, um sich den nicht verzeihen zu können.


    Meine schlechten bis sehr schlechten Erfahrungen habe ich in die Kiste: "Musste ich jetzt nicht unbedingt haben, ohne wäre schöner gewesen, aber erweiterte meinen Horizont" abgelegt.


    Jetzt beschaust Du Dich gerade selbst und machst Dir den Vorwurf, wie Du jemals nur so "doof" sein konntest. Das Gute ist, dass es vorbei ist. Darüber freuen sich auch die Kinder. Und bestimmt auch über eine veränderte Mama, die nicht mehr bedrückt, humorlos etc. ist und selbst jetzt auch unbeschwerter sind. :sonne


    Niemand ist perfekt, auch Eltern nicht.


    Deshalb kannst Du Dir verzeihen.

    It takes a fool to remain sane. (The Ark)

  • du musst dir nicht selbst verzeihen... Du musst stolz darauf sein, dass du gegangen bist!


    Ja, das stimmt, aber wie kann man stolz sein, wenn man noch so ein ungutes Gefühl mit sich herumschleppt, etwas falsch gemacht zu haben? Klar sollte man eher die eigenen Stärken sehen statt sich selbst schlecht zu machen - aber ich denke, das geht nur dann, wenn man zu seinen Schwächen oder Fehlern auch stehen kann. Also erst mal überlegen, warum ich so und nicht anders gehandelt habe, warum hatte ich Angst davor, auf meine innere Stimme zu hören, die Situation zu verändern..? Erst dann kann man sich von dem Schuldgefühl befreien (egal ob das berechtigt ist oder nicht) und sich sagen: Hey, ich habe jetzt verstanden, was da schiefgelaufen ist und das wird mir nicht nochmal passieren.
    Ich habe vor langer Zeit etwas Ähnliches erlebt, habe es 2 Jahre nicht geschafft, mich von einem Mann zu trennen, der psychische und körperliche Gewalt ausgeübt hat... Ich musste erst begreifen, dass ich damals einfach keine Möglichkeit hatte, mich dagagen zu wehren, ich war zu schwach, hatte Angst...Und dann erst konnte ich mir das verzeihen und mir sagen: Ich war stark genug, nicht daran zu zerbrechen und ich bin jetzt stark genug, es anders und besser zu machen.

  • Und wie kann man sich selbst verzeihen, dass man die Kinder nicht beschützt hat?

    Es sind fast immer die Umstände die dazu führen, daß wir so handeln wie wir handeln. Es sind fast immer unsere Entscheidungen die wir bewußt oder unbewußt treffen.


    Viele Entscheidungen werden auch immer wieder ähnlich getroffen und ob nun einmal oder mehrmals. Man stellt sich oft die Frage: Warum habe ich das zugelassen? Wie konnte ich nur? Wie soll ich es meinen Kinder erkklären ? etc.


    In diesen Fragen kann man sich ewig verfangen und wird selten eine Lösung oder Befreiung daraus finden. Die Suche danach hält einen meist wesentlich länger in Schuldgefühlen als diese Fragen loszulassen.


    Ein guter Weg kann sein sich nicht zu verurteilen dafür und zu sagen:
    So bin ich und es war meine Entscheidung so zu handeln und dies so zuzulassen. Meine Entscheidungen waren im nachhinein nicht so wie ich es erhofft hatte und darum will ich dies nutzen in Zukunft auf mich besser zu achten und anders zu entscheiden.


    Es gibt zum Verzeihen einen wichtigen bekannten Satz: Gott vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun. Ein wichtiger Punkt ist es, zu versuchen sich in den anderen hineinzuversetzen und zu schauen, welche Umstände ihn zu seinen Entscheidungen bewegt haben können. Das Verständnis hilft zu Verzeihen und zu Vergeben. Aufschreiben hilft da eine Übersicht zu bekommen.


    Wichtig ist auch, daß Verzeihen und Vergeben nicht automatisch bedeutet, daß man nun mit diesem Menschen wieder allumfänglichen Kontakt haben muß. Von daher kann man auch gesunde Grenzen setzen und sagen. Bis hier und nicht weiter und ausserhalb des Kindeswohls darf man auch jeglichen Kontakt vermeiden.


    Auch hier ist wichtig für die Kinder zu erleben, daß man nicht alles mit sich machen lässt. Sie sehen die Grenzen die man setzt, verstehen das man sich trotzdem um sie kümmert und lernen dadurch auch einiges an emotionaler Verwantwortung die sich für sich übernehmen können.


    Entscheidend ist natürlich der Grad der Verletzung, was genau passiert ist und natürlich auch die Zeit, die einge Sichten ändert und/oder Verletzungen mildert.



    Viele Grüße,


    Czeltik.

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  • Ja, das stimmt, aber wie kann man stolz sein, wenn man noch so ein ungutes Gefühl mit sich herumschleppt, etwas falsch gemacht zu haben?


    Ich habe vor langer Zeit etwas Ähnliches erlebt, habe es 2 Jahre nicht geschafft, mich von einem Mann zu trennen, der psychische und körperliche Gewalt ausgeübt hat... Ich musste erst begreifen, dass ich damals einfach keine Möglichkeit hatte, mich dagagen zu wehren, ich war zu schwach, hatte Angst...Und dann erst konnte ich mir das verzeihen und mir sagen: Ich war stark genug, nicht daran zu zerbrechen und ich bin jetzt stark genug, es anders und besser zu machen


    Ich habe das auch durchgemacht... Ich bin gegangen und darauf bin ich einfach stolz! Ich habe viel falsch gemacht, aber ohn diese Fehler hätte ich nicht meinen großen Jungen... DAS ist DAS was mir immer wieder aus dem Loch hilft. Ich habe diesen großartigen, hilfsbereiten, höflichen, unbändigen, bockigen, aufbrausenden, emotionsgeladenen, stürmischen, frechen, fürchterlichen Jungen.... Den Jungen, den ich über alles liebe und für den ich nochmal durch die Hölle gehen würde....


    Ohne diese Zeit, würde ich heute nicht so sein wie ich bin, ich würde nicht da stehen, wo ich heute stehe... im positiven, wie im negativen... Aber das gehört zusammen....


    Ich muss mich zwingen, mich wieder lieb zu haben... Aber es geht mit jedem Tag....

    Wir Frauen sind Engel...


    ...Und wenn man uns die Flügel bricht, fliegen wir eben weiter...
    ...auf einem Besen!!! Wir sind ja schließlich flexibel...

  • Ja, ich hätte ohne diese Geschichte auch nicht meinen Sohn und wäre nicht die, die ich bin.
    Man kann schlimme Erfahrungen machen, Mist bauen, sich blöd und schwach finden - Hauptsache man nutzt diese Krisen als Chance, daran zu wachsen, etwas über sich zu lernen und dann braucht man sich auch nicht mehr schuldig zu fühlen.

  • Und wie kann man sich selbst verzeihen, dass man die Kinder nicht beschützt hat?

    Verzeihen ist leicht. Vergessen ist schwerer.
    Versuche diese Erinnerung als Mahnung mit zu nehmen.


    Vielleicht hilft es Dir wenn deine Kinder verzeihen.