DER Tag vor zwei Jahren

  • Vor zwei Jahren ... was war ich diese Tage sentimental. Das Wetter passt genau, meine Stimmung - wehmütig, sentimental, glücklich, durcheinander. Eigentlich genau so, wie wenn man verliebt ist. Und so habe ich damals die Geburt erlebt:



    Der Montag Abend war ein sehr schöner Abend, Mr. X kam mal wieder vorbei und ich habe mich genüsslich in eine Badewanne verkrümelt (traute ich mich nicht, wenn ich alleine war, wir lebten ja nicht miteinander und waren auch eigentlich gar nicht mehr "zusammen"), während er gekocht hat. Für den nächsten Tag hatte ich auch noch einiges auf dem Programm und Wolle zum Stricken für die elendige Wartezeit hatte ich mir am Vormittag auch noch gekauft. Ich war ja erst einen Tag über dem Entbindungstermin und in der Klinik sagten sie mir beim CTG "Dat dauert noch".



    In der Frühe gegen 05:00 war ich mal wieder wegen des ekligen Sodbrennens wach und merkte plötzlich ein zartes “Zschplobb” in der linken unteren Leistengegend. Kurze Zeit später lag ich im Wasser – ok, das war also ein Blasensprung. Muss man auch mal mitnehmen in seinem Leben. Da das Kleine immer noch nicht tief im Becken saß, habe ich Licht gemacht, Mr. X sanft an der Schulter gerüttelt und ihn um das Telefon gebeten. “Hmmmpfwsnlooooos?” “Blasensprung, Herr X, ich will einen Krankenwagen rufen.” “Ahhhh.” … warten … “Häääääääääääh?” So schnell habe ich noch nie einen Mann aus meinem Bett hüpfen sehen :-) . Ok, der Krankenwagen wurde gerufen, mehrfach das mit dem Liegendtransport erklärt und die Info empfangen, dass sie in 15 Minuten bei mir seien. Waren sie auch, wirklich pünktlich die Herren während ich noch schön gemütlich und inzwischen auch mit Socken versorgt in meinem (leider angefeuchteten) Bett verbracht habe.


    Die Männer kamen in die Wohnung rein, mit Scheinwerfern in der Hand (wieso eigentlich?) und stellten fest, dass sie mich mit der Trage nicht durch’s Treppenhaus brächten - Treppenhaus zu schmal. Um mich zu transportieren bräuchten sie einen ganzen Zug der Feuerwehr mit zwölf Mann und einer Drehleiter zum Schlafzimmerfenster. Neeeeeee, also wirklich! Peinlicher geht’s ja wohl wirklich nicht. Nach einigem hin und her haben wir uns auf einen Versuch mit dem Tragesack geeinigt, Mr. X musste mit ran. Und so wurde ich wie ein Wal (mein Bauch schaute ja raus) in so einer Plastikplane durch das Treppenhaus gehievt und draußen in den Krankenwagen verladen. Da er mit voller Festbeleuchtung da stand, haben die Nachbarn interessiert das Geschehen betrachtet. Aber das störte mich schon nicht mehr wirklich, die Wehen hatten nämlich eingesetzt.


    Auf der Fahrt in die Klinik wurden sie immer stärker und die Abstände wurden auch immer kürzer, von 10 auf 8 auf 7 und 6 Minuten und das innerhalb einer halben Stunde. Wehend wurde ich in den Kreißsaal geliefert und gleich an’s CTG angeschlossen und da waren schon wirklich heftige Wehen dabei, der Muttermund allerdings noch nicht stark betroffen. Inzwischen war es 06:00 und ich bekam eine frisch ausgeruhte, wirklich supernette Hebamme zugewiesen, die mit mir dann die Wehen veratmete und mir einiges erklärte. Außerdem telefonierte sie mehrfach mit Mr. X (er wollte ja nicht bei der Geburt dabei sein) und mit den verschiedenen Ärzten. Fazit: Beide Ärzte, die BEL-Spontangeburten beherrschen waren auf einem Kongress und in der Kürze der Zeit nicht zurückzubeordern. Um 08:00 fiel dann in der gemeinschaftlichen Besprechung die Entscheidung, dass eben doch ein Kaiserschnitt gemacht werden müsse. Ok, ich hatte mir die Geburt ganz bewusst nicht vorgestellt, damit ich später nicht enttäuscht wäre und das war auch gut so.


    Daraufhin hat meine Hebamme noch einmal mit Mr. X telefoniert und ihn über den Kaiserschnitt informiert. Und auch, dass er verschiedene Optionen hätte, ob er nicht doch kommen wolle. Und, oh Wunder, er kam. Die Möglichkeit, am Wärmebettchen des Kindes zu warten hat er gerne für sich angenommen und ich habe mich (wenn auch nur zwischen den Wehen) sehr darüber gefreut. Den Vorschlag, einen Wehenhemmer zu bekommen habe ich mit Freuden angenommen. Leider hatte ich trotzdem noch Wehen, nur nicht ganz so häufig. Ein bißchen mussten wir noch warten, da noch ein Notkaiserschnitt dazwischenkam und dann wurde mir zur Vorbereitung der Wehenhemmer abgenommen. Sch…. nein, die Wehen kamen zurück, schon alle 2 Minuten mit einer Heftigkeit, die mir sämtliche Sinne ausgeschaltet haben. Aber Mr. X links von mir und die Hebamme rechts an meinem schweißnassen Händchen habe alle mit mir durchgestanden.


    Dann ging es in den OP (in der Zwischenzeit hatte ich auch mit dem Anästhesisten gesprochen und mit zittriger Hand meine Unterschrift unter die Was-auch-immer-Erklärung gesetzt) und wurde vorbereitet. Was ich noch in Erinnerung habe ist, dass alle so lustig, fröhlich und nett waren. Jeder hat sich mit Namen vorgestellt, erklärt was er macht und bei Bedarf (ich konnte mir nix mehr merken) das gleiche noch einmal erklärt. Und die Stimmung war so positiv, dass Mr. X auf meine Aufforderung, er müsse jetzt gehen, es ginge gleich los nur gemeint hat “Ich bleibe da”.


    Und dann ging alles sehr schnell, die Spinalanästhesie wurde gesetzt (ein Pieks, ansonsten wirklich nicht schlimm), ich durfte mich entspannt auf den Tisch zurücklegen und habe die ziemlich schnelle Schmerzlosigkeit genossen. Dann wurde das Tuch aufgespannt, der Doc meinte, er würde anfangen und er hatte kaum fertig gesprochen …


    … dass mein kleiner Schatz schon im Mutterleib geschrieen habe, ist ein Gerücht, aber kaum war der Kopf um Milisekunden draußen, drangen schon die schönsten Laute meines Lebens an mein Ohr und während er geholt wurde, hat er mein Herz mitgenommen und hält es jetzt auf immer in seinen Händen.


    Der Augenblick ist unbeschreiblich.


    Er wurde uns gleich gezeigt und ich durfte ihn anfassen und berühren, bis er dann zum Kinderarzt kam. Relativ schnell bekam ich Bescheid, dass er wunderbar in Ordnung sei, 10 von 10 Punkten beim Apgar-Test habe und sie ihn mir so schnell wie möglich wieder bringen würden. Die Zeit des Zunähens ging bei mir mit Heulen rum und ziemlich schnell war ich wieder im Kreißsaal, als Mr. X mit nackichtem Oberkörper und unserem Sohn an der Brust zu uns kam und ihn mir an die Brust legte. Wir konnten ausführlich miteinander schmusen und kuscheln, während die Hebamme mich versorgte, bevor wir nach einigen Stunden dann auf Station gebracht wurden. Das Anlegen klappte auch sofort und auch sämtliche Untersuchungen zeigen das Bild eines völlig normalen, gesunden Kindes.


    51 cm groß, 3330 g schwer, KU 37 cm (der Dickschädel) und am 13.10. um 10:25 zur Welt gekommen.


    Es wurde am dritten Tag auch noch eine Hüftsonographie gemacht, da BEL-Kinder wohl häufiger mit Hüftdysplasie zu tun haben, aber auch hier sind die Hüften voll ausgereift und so, wie sie sein sollen. Der kleine Mann hat einfach alles perfekt gemacht.



    Empörend fand ich nur, dass er mit seiner Frisur eindeutig auf das fortgeschrittene Alter seiner Mutter hinweist. Ich sach nur: Vokuhila.



    Tja, das ist jetzt zwei Jahre her und ich bin froh, dass ich es mir damals aufgeschrieben hatte, wie es war. Jetzt, ebendiese zwei Jahre später, bin ich immer noch glücklich und demütig dankbar, dass dieser kleine Mensch zu mir gekommen. Ich liebe ihn über alles.

    "Was für ein schöner Tag" :sonne

  • Hallo Romi,


    ich schreibe schon seit weit vor seiner Geburt einen Blog und den werde ich irgendwann einmal ausdrucken (natürlich ein klitzekleines bisserl zensiert ;-) Er kann ihn lesen, wenn er älter ist. Wenn er will. Damit er weiß, wie ersehnt und erwartet er war und natürlich auch, was alles in seinen ersten Lebensjahren passiert ist - da sind schon einige Schoten dabei :-)

    "Was für ein schöner Tag" :sonne

  • Hi Saengerin,


    zwischendurch habe ich auch Tagebuch für ihn geschrieben (Was wir so gemacht haben, welche Lieder er gehört hat, etc.)
    Jetzt schon lange nicht mehr. Was ich eigentlich schade finde.
    Ich glaube, das ist genauso schön, wie Fotos aus der Kinderzeit angucken, wenn das Kind älter ist.
    Von der Geburt habe ich nur noch einige Notizen. (Nur, wann die Wehen kamen)
    Vielleicht hole ich das nochmal nach.


    Liebe Grüße,
    Romi

  • Erstmal will ich sagen, dass ich das wunderschön finde, dass hier Frauen ihre Geburtserlebnisse in Worte fassen können.
    Ob als schöne Erinnerung oder nicht...


    Meine 2 Geburten waren sich ähnlich aber trotzdem verschieden natürlich


    Mein erster Sohn sollte am 1.04.09 kommen. Am 4.04. haben wir noch schnell geheiratet... Bis zum ET hat sich natürlich nichts getan und so wurde am 6.04. eingeleitet.
    Es war ein wunderschöner April. Es hatte 26 Grad. Der wärmste seit 50 Jahren wurde im Radio gesagt.
    Naja ich wurde um 11 aufgenommen und habe dann in regelmäßigen Abständen Einleitungstabletten bekommen.
    Die haben natürlich nicht so schnell gewirkt. Deswegen sind wir am Abend noch gemütlich Eis essen gegangen und haben uns endlich
    über den Namen geeinigt LEONARDO. Um 21 Uhr gings dann los mit den Wehen, erst ganz leicht natürlich aber bei einer Einleitung (jedenfalls bei mir) ist bzw war es
    so, dass die Wehen von Anfang an regelmäßig alle 1-2 Minuten gekommen sind. Nach einer schlaflosen aufgeregten Nacht im Kreißsaal ist dann um 6 meine Fruchtblase geplatzt und von da an ging es richtig los. Bis 12 Mittags hab ich es totmüde wie ich war ausgehalten bis ich eine PDA bekommen habe.
    Das war vielleicht schön! 2 Std ausgeruht und um 14 Uhr (Die Sonne hat gestrahlt und es war warm!) haben sie mir dann gesagt ich soll pressen (habe nichts gespürt). Nach 20 Minuten war er dann da!
    4130 gramm und 53 cm groß. Hat so laut geschrien, dass ich nicht mehr telefonieren konnte (Er ist heute noch so...)!


    17 Monate später...
    Mein 2. Sohn wollte auch nicht kommen, also wurde bei ihm auch eingeleitet. Bin wieder den ganzen Tag ums Krankenhaus rumspaziert und alle 3 Stunden die Tabletten genommen!
    Nichts passiert! Musste dann mit meiner Riesen(!)kugel auf der Babystation schlafen... Sehr deprimierend.
    Genau um 24 Uhr in der Nacht (erster Oktoberfesttag 18.09.10 :) gings dann los.
    Also bin ich in den Kreißsaal marschiert und meinte jetzt gehts los. Die Hebamme war aber anderer Meinung und hat mich spazieren geschickt bis 2 Uhr nachts. Sie meinte die Wehen müssten noch viel schlimmer werden (obwohl sie schon schlimm waren!) Also haben wir den Mann heimgeschickt zum Schlafen. Kaum war er weg ist die Fruchtblase geplatzt und ich hatte richtig starke Wehen. Also hab ich lautstark nach einer PDA verlangt. Die Hebamme wollte mir jedoch keine geben. Hätte keinen Sinn gemacht. Meinte nur Frau ... das dauert jetzt nicht mehr lang in 2 Std ist das Baby da! Also musste der Mann schnell wieder zurück kommen! Kaum war er da hat es noch 10 Minuten gedauert und der Kleine war da!
    Das waren wahnsinnige Schmerzen, aber dafür ist es schnell gegangen. Ich glaube ich wäre sonst gestorben vor Schmerzen :P
    Um 10 nach 4 in der Früh! (Es wurde ein wunderschöner Herbsttag mit vielen bunten Blättern und Sonnenschein)
    4400 und 52 cm groß! Hat keinen Ton von sich gegeben nur geschaut. Hab mir erstmal Sorgen gemacht aber der Artzt meinte: Ne, der weint halt einfach nicht.
    Nach 3 Tagen (weil wir uns nicht entscheiden konnten) hat er dann den Namen ANGELO bekommen.
    Und der Kleine ist heut noch so, total tapfer und mutig.


    Bin total stolz auf meine 2. Auch wenn sie mich manchmal zur weissglut treiben und es manchmal auch wahnsinnig stressig ist...

  • OH MANN SORRY HABE ES BEI DIR JETZT ALS ANTWORT REINGEPINNT :P
    WIRKLICH SCHÖN GESCHRIEBEN! IST DEIN SOHN AUCH 2009 GEBOREN?