Wie erkläre ich einem Kind den Tod ?

  • Warum? Sterben gehört zum Leben. Ich finde das plötzliche Verschwinden ohne das man jemand beim Sterben besucht hat unheimlicher. Und ich war auch schon mit Kind auf der Intensivstation, später dann am normalen Krankenbett. Mein Sohn war fast 4 als wir letztes Jahr einen Sterbenden besucht haben. Davor war er noch im Krabbelalter und konnte bei der Beerdigung dann gehen. Ich hoffe, dass es noch lang dauert bis so ein Besuch wieder ansteht, aber dann werde ich mit ihm hingehen.


    Richtig, das Sterben gehört zum Leben. Aber es gibt Anblicke, schlimme Anblicke von geliebten Menschen die ich keinem Kind zumuten möchte. Das muss ein Kind auch verkraften können und man muss abwägen welcher Schaden größer ist. Den geliebten Menschen mit halbwegs normalen Aussehen in Erinnerung zu behalten oder aber ein grauenhaftes Bild (total abgemagert, gelb, nicht mehr sprechen können, eingefallen und Schlimmeres noch) als letztes Bild in Erinnerung zu haben.


    Wir sind alle nicht perfekt und machen auch bei diesem Thema sicher mehr als genug Dinge nicht optimal. Unsere Kinder sind auch unterschiedlich. Letztendlich muss es immer unsere eigene Entscheidung bleiben, was man seinen Kindern zumutet und was nicht. Korrigieren kann man eine Entscheidung bei diesem Thema kaum noch, wir müssen es unseren Kindern vielleicht eines Tages erklären warum wir so entschieden haben. So lange ich dies guten Gewissens machen kann, so lange glaube ich daran, dass die Entscheidung auch ok ist


    Viele Grüße

  • Zum Thema "Intensiv" muss ich Ohl recht geben.


    Meine Mutter war vor einem Jahr auch auf Intensiv nach einer schweren Operation - da kommen sich Erwachsene schon sehr hilflos vor. Den Anblick würde ich meinen Kindern ersparen.


    Auf der normalen Station haben wir meine Mutter dann besucht - so wussten die Kinder bescheid, dass die Oma sehr krank war und waren dann nicht so überrascht, als die Todesnachricht kam.

  • Ich bin auch für direktes Ansprechen, möglicherweise mit der Vorstellung "kommt dann in den Himmel". Denn es gibt ja auch einen Fischhimmel für tote Fische, einen Vogelhimmel für tote Vögel etc. Das ist die Vorstellungswelt meines Sohnes. Bei uns war das Thema Tod auch relevant.


    Ich kann das Astrid Lindgren Buch "Brüder Löwenherz" empfehlen, eines meiner Lieblingsbücher aus meiner Kindheit. Ich habe es meinem Sohn zwei mal vorgelesen als er 7 Jahre alt war. Das ging gut.

  • Da meine Kinder an Gott glauben ist der Himmel für sie eine gute Erklärung.
    Schlimm war nur als ich ihnen erklären musste dass man von da oben nicht mehr runter kommt.


    Die Fortsetzung davon: Dass man auch nicht kurz mal hochreisen kann, um die Leute dort zu besuchen.


    Wir haben die Himmels-Geschichte übrigens ausgebaut: Diejenigen, die neu hinzu kommen da oben erzählen den anderen von ihren Lieben, die sie zurück gelassen haben. Weil die da oben ja nur runterkucken können, aber nicht viel hören auf die Entfernung. Dann sitzen die da oben ein paar Jahre zusammen und schwätzen und erzählen sich Geschichten, bis dann der nächste dazu kommt.


    Mein Kind ist damals schnurstracks zum Opa gelaufen und hat ihn drüber aufgeklärt, es seien jetzt im Moment grad mal genug da oben - er soll sich das Sterben gefälligst verkneifen. :rotwerd


  • Richtig, das Sterben gehört zum Leben. Aber es gibt Anblicke, schlimme Anblicke von geliebten Menschen die ich keinem Kind zumuten möchte. Das muss ein Kind auch verkraften können und man muss abwägen welcher Schaden größer ist. Den geliebten Menschen mit halbwegs normalen Aussehen in Erinnerung zu behalten oder aber ein grauenhaftes Bild (total abgemagert, gelb, nicht mehr sprechen können, eingefallen und Schlimmeres noch) als letztes Bild in Erinnerung zu haben.


    Die Erinnerung bleibt doch, die wird ja nicht überschrieben. Es kommt nur eine vielleicht im Moment erschreckende Erinnerung dazu. Langfristig setzt sich aber fest, das niemand einfach so tot ist und dann vergraben wird.



    wir müssen es unseren Kindern vielleicht eines Tages erklären warum wir so entschieden haben. So lange ich dies guten Gewissens machen kann, so lange glaube ich daran, dass die Entscheidung auch ok ist


    Das ist so. Und ich für meinen Teil glaube, das es wichtig ist, den Sterbenden zu besuchen und wenn Sprache nicht mehr möglich ist oder versagt dass dann ein Händedruck eine bleibende und gute Erinnerung ist. Bei uns in der Familie wird auch die Leiche noch mal angesehen.

  • Vielleicht ist es auch noch die Frage, wie nahe steht der Sterbende dem Kind....Also bei einem Elternteil der verstierbt...würde ich die Kinder auf jeden Fall damit konfrontieren...einfach auch schon deswegen, damit sie als Erwachsene später nicht auf der Suche nach dem Elterteil sind...


    Bei einem Geschwisterteil würde ich die Kinder auch damit konfrontieren...


    Bei allen anderen, würde ich die Kinder fragen ob sie dies möchten...oder nicht...


    Vielleicht sollte man auch den Sterbenden fragen was er mag...

  • Zitat von »ZiG-Mama« Vielleicht sollte man auch den Sterbenden fragen was er mag...



    Sofern der Sterbende noch dazu in der Lage ist......




    Ja, klar...so habe ich das gemeint.

  • Ich "kann" (besser: muss) es aus beiden Blickwinkeln sehen... Der Opa der Kinder väterlicherseits ist gestorben, er hatte Krebs, war schwer gezeichnet, hatte die Hälfte seines Gewichts verloren und stand zum Schluss unter starker Medikation - meine Zwillinge durften sich verabschieden, mein Großer nicht. Die beiden Jüngeren trauern zwar noch, kommen aber gut damit klar - mein Großer dagegen leidet noch sehr und es wird auf ewig ein nicht abgeschlossenes Kapitel sein - zumal die Kinder auch nicht mit zur Beisetzung gehen durften...

  • Was Kindern auch gut hilft mit solch einer Situation besser zurecht zu kommen, ist das Anzünden einer Kerze!
    Geht gemeinsam eine schöne Kerze holen, stellt sie an einen sicheren Platz und dein Sohn darf sie in deinem Beisein anzünden. Erzähl ihm , dass diese Kerze für SIE leuchtet! Er hat dann etwas Materielles, was er ansehen kann, sich dabei (traurige) Gedanken machen darf, sich seine Trauer einstehen darf! Und jedes Mal wenn ihr die Kerze anzündet, erzähl ihm; Wird ein Engel zu IHR fliegen und ihr ins Ohr flüstern, dass es Menschen gibt, die sie lieben und egal was passieren wird, sie immer einen Platz in ihren Herzen haben wird!




    ich wünsche euch viel Kraft für die nächste Zeit :knuddel:knuddel:knuddel:knuddel:knuddel



    Lena

  • Meinem Kind war es unheimlich wichtig, die ganzen "warum, was, wo"-Fragen beantwortet zu bekommen - auch wenn ich manche nur mit einem "Ich weiß es nicht, aber ich glaube, dass...." beantworten konnte. Auch Bücher können da sehr hilfreich sein.


    Meine Eltern sind innerhalb weniger Wochen hintereinander gestorben und ich war froh, dass mein Bub vorbereitet war, so schwer es auch war, darüber zu reden. Aber Kinder fassen das irgendwie.... anders auf als Erwachsene. Ich kanns leider nicht besser erklären, aber ich hatte auch Angst davor, wie mein Sohn reagieren wird.


    Ich wünsch dir alles Gute zu diesem schwierigen Thema - aber es gehört nunmal zum Leben dazu.

  • ich hab nun mal bei amazone dieses buch bestellt: servus Opa, sagte ich leise... Meine Oma ist 85, mir ist klar das es die nächsten jahre auf uns zukommen wird und nur der gedanke dran treibt mir die tränen in die augen... mein Sohnmann hängt UNENDLICH an seiner OmaOma. Ihm ist es unwahrscheinlich wichtig sie jeden Tag zu sehen, nach dem Kindi geht er meist noch 1-2std zu ihr und wenn ich ihn dann heim hol sagt er an der tür immer: OmaOma, wir haben morgen abend wieder ein Date, gell OmaOma...
    Ich weiß das es ihm sein kleines Herz brechen wird wenn sie nicht mehr da ist und ich hab unendlich angst vor diesem Tag... wer kennt n das Buch? Ist das auch schon für 4j geeignet??


    der TS wünsch ich ganz viel kraft- das leben ist oft so ungerecht. ich hoffe sie schafft es.. drück euch alle daumen

    :Flowers In ein Herz passen viele Menschen :Flowers


    :brille Wenn das Universum unendlich weit ist - wer weiss dann ob ich nicht doch der Mittelpunkt bin? :D

  • grünschnabel:daumen Ich schließe mich Dir uneigeschränkt an!
    Da ich selbst seit Jahren auf einer großen Intensivstation arbeite (und dort grundsätzlich auch "öfter" gestorben wird) konnte ich doch interessante Beobachtungen zum Thema Sterben und Tod machen. Letztlich war dies auch das Thema meiner Facharbeit.
    Über diese Jahre wurde mir immer klarer, dass nicht die Kinder Berührungsängste zum Thema Sterben bzw. Tod haben, sondern die jeweiligen Erwachsenen. Ein Kind kann die Trauer nicht in dem Maße empfinden, wie ein Erwachsener, da wir Erwachsenen viel mehr "begreifen" was im Sterben und Tod geschieht. Auch sieht ein Erwachsener die Unwiderruflichkeit fiel deutlicher und das schmerzt natürlich auch mehr. Noch dazu hat man in vielen Fällen auch viel mehr Zeit seines Lebens mit dem Sterbenden verbracht und somit selbst durch die vielen Erinnerungen eine engere Beziehung.


    Mein Sohn ist mittlerweile 5 Jahre alt. Mein Vater starb, als ich in der 34.SSW war und trotzdem habe ich meinem Sohn immer von seinem Opa erzählt und ihn auf Fotos präsent gehalten. So kamen dann nach und nach auch die Fragen über die ich sehr froh bin. Z. B. was ist ein Grab, wie sieht ein Sarg aus, ist der Tote auch heute noch in dem Grab und, und, und...


    Und dass Kinder oft viel mehr verstehen, was in dem Mysterium um den Tod geschieht bewies mir abermals mein Sohn, als seine Großmutter väterlicherseits vor 1 1/2 Jahren gestorben ist. Er wusste, dass sie sehr krank war und hat sie oft in sein Abendgebet eingeschlossen. Als sie gestorben war, hat er auch ein paar stille Tränen geweint und gesagt: Mama, das ist aber traurig. Und dann kamen die Fragen: wie sie gestorben ist, ob sie nun ein ein Grab kommt und wie sie da hineinkommt ("wird sie da reingeschmissen?"). Auf meine kindgerechte Erklärung, dass sie nun im Himmel ist erwiderte er: aber Mama, wenn sie doch im Grab liegt, dann kann sie doch nicht auch im Himmel sein! Wie gesagt, Kinder verstehen viel mehr als wir glauben.


    Ob nun ein Kind unbedingt auf eine Intensivstation sollte, das bezweifle ich allerdings. Zu einem Sterbenden auf Normalstation oder zuhause ja, aber nicht auf Intensiv. Die Gerätemedizin überfordern regelmäßig die Erwachsenen und oft ist es nun einmal wirklich so, dass der Patient vor lauter Geräten und Schläuchen kaum mehr sichtbar ist.
    Dann lieber noch einmal nach dessen Tod.


    Ich wünsche allen mit Berührungsängsten viel Kraft und die richtigen Worte für Eure Kinder, wenn Ihr einmal in die Lage der Erklärenmüssens kommt.
    Gruß Nurse


    P.S. Unvergessene Tote sterben nie!

    Die Strasse zum Glück besteht nicht darin,
    zu tun, was man möchte,
    sondern zu mögen, was man tun muss. ;)

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  • Hallo,


    jeder Mensch kann sterben zu jeder Zeit, ob gesund oder krank. Auch bei einem kranken Menschen kann man nie wissen, wie die Sache ausgeht, dass weiß nur Gott allein. Es gibt etwas Wunderbares, da wo wir herkommen und genau dort gehen wir auch wieder hin. Die Lebenszeit ist begrenzt von einem Vorher und einem Nachher, davor braucht niemand Angst zu haben. So ist die Natur und Gott beschützt sie und uns.


    Viele Grüße

  • Ihr Zustand ist unverändert . Noch steht es nicht fest das sie es nicht schafft . Aber was auch passieren mag ich werde ihn garantiert nicht mit auf die Intensivstation nehmen wo er sie in diesem Zustand sieht ( der Körper ist ganz aufgequollen weil sich überall Wasser angesammelt hat . Aufgequollene Hände , zugeschwollene Augen usw . ) ich möchte das er sie so in Erinnerung behält wie er sie zum letztenmal gesehen hat .



    Da wir gläubige Mernschen sind denke ich wird ihn der Gedanke trösten das sie im Himmel sein wird und das wir uns alle wiedersehen wenn es bei uns mal soweit sein wird .

  • Wenn es nicht nur ein Buch sein soll, sondern Dein Kind evtl. auch zu denen gehört, die alles genau wissen wollen: Es gibt aus der Reihe "Willi wills wissen" eine DVD über den Tod, diese Sendung hat auch einen Fernsehpreis bekommen.

    Im Forum gängige Abkürzungen:
    ABR: Aufenthaltsbestimmungsrecht (kann sich auf das alleinige ABR beziehen) / ASR: Alleiniges Sorgerecht / GSR: Gemeinsames Sorgerecht / SR: Sorgerecht
    BU: Begleiteter Umgang oder Betreuungsunterhalt / KU: Kindesunterhalt / UHV: Unterhaltsvorschuss / WM: Wechselmodell / BET: Betreuungselternteil / UET: Umgangselternteil
    TE bzw. TS: Threadersteller bzw. Themenstarter / JA: Jugendamt
    KV: Kindsvater / KM: Kindsmutter / ET: Elternteil / GE: Großeltern