Also ich möchte mir hier mal Luft machen, weil ich so derer Massen wütend und enttäuscht bin.
Vor 16 Jahren hatte ich eine, noch nicht all zu lange Beziehung, zu Uwe W.
Da ich in einer festen Beziehung Kondome störend finde, habe ich mit Uwe über Alternativen gesprochen.Ich machte ihm den Vorschlag die Pille zu nehmen, was er als Bioingenieur nicht so toll fand weil’s halt sehr schädlich für den Körper sei. Er schlug die Temperaturmethode vor und ich sagte daraufhin, dass das zwar nicht ganz ohne Risiko wäre, aber dass ich prinzipiell auch nichts dagegen haben würde schwanger zu werden, weil mir aufgrund eines Knicks in der Gebärmutter gesagt wurde, dass das bei mir unter Umständen schwierig werden würde. Genauso habe ich ihn aber auch darum gebeten sich auf diese Aussage nicht zu sehr zu verlassen, und sich des Risikos bewusst zu sein.
Jedenfalls haben wir nach diesem Gespräch abhängig von meinem Eisprung mal verhütet, mal unverhütet mit einander geschlafen. Dann nach ca. drei Monaten wurde Uwe eine Zeit lang sehr merkwürdig und launisch ohne mir sagen zu können warum, deshalb beschloss ich für 10 Tage fort zu fahren um ihm die Möglichkeit zu geben, über uns in ruhe nachzudenken. Als ich wieder kam schien er super glücklich, bekochte mich und wir verbrachten eine schöne Nacht .... bis ich „Ich liebe Dich“ sagte, und er darauf hin wieder merkwürdig zurück haltend wurde. Die darauf folgenden 1-2 Wochen sahen wir uns nicht, sondern telefonierten nur ein paar mal, aber es schien alles in Ordnung, jedenfalls wollte er mir nichts sagen, was nicht in Ordnung gewesen wäre.
Dann merkte ich, dass ich schwanger war. Vermutlich hatte die Reise meinen Zyklus durcheinander gebracht, ich hatte es in dieser Situation jedenfalls ganz sicher nicht darauf angelegt. Also bat ich ihn um ein Gespräch und genau jetzt wollte er auch auf einmal mit mir reden. Nur dass er mir sagen wollte, dass er eine Andere hatte, mit der er nun eine Familie gründen wollte.
Ich beschloss das Kind dennoch zu bekommen, und wollte ihm jede Möglichkeit geben zu dem Kind zu stehen oder auch nicht. Er war unglaublich sauer weil ich ihm keine Wahl mehr lies, schlug mir Abtreibung und Adoption vor und meinte, wenn ich mich so kompromisslos zeige, würde er sich auch nicht an der Erziehung des Kindes beteiligen wollen. Er verstand überhaupt nicht, dass es für mich da selber gar keine Entscheidung mehr zu fällen gab, weil ich weder zu einer Abtreibung noch zu einer Adoption in der Lage gewesen wäre.
Ich überlegte sogar aus Stolz, ihn nicht als Vater anzugeben, um kein Geld von im nehmen zu müssen, aber das redeten meine Eltern mir aus, weil ich ja schließlich die Rechte meines Kindes zu wahren hatte.
Als ich im 5.Monat war, bat ich ihn noch mal um ein Gespräch. Ich wollte wissen, was ich dem Kind von ihm sagen sollte. Nachdem er mich dann ein paar mal beleidigte, und ich ihn förmlich anschreien musste, um eine Antwort zu bekommen, sagte er wenn das Kind alt genug sei, und von sich aus den Kontakt wünscht, wäre er bereit, es kennen zu lernen.
Dann bekam ich meinen Sohn und ich habe mich an mein Versprechen gehalten, und nie ein böses Wort über seinen Vater verloren, sondern ihm nur gelegentlich ein paar neutrale Dinge erzählt über Beruf und Hobbys und ihm Fotos von ihm gezeigt.
Uwe hat natürlich einen Vaterschaftstest machen lassen und im Zuge dessen behauptet ich wäre fremd gegangen, was völlig an den Haaren herbeigezogen war, aber das musste wohl sein.
Nun ist mein Sohn 15, und ich rechne immer damit, dass er eines Tages fragt, also habe ich folgenden Brief an seinen Vater geschrieben, so defensiv wie nur irgend möglich um meinem Sohn nicht die Chance zu nehmen, seinen Vater kennen zu lernen:
Hallo Uwe,
ich trage mich nun schon seit einiger Zeit mit dem Gedanken, dir diesen Brief zu schreiben, weil ich gern wissen würde, ob deinerseits Interesse bestünde, deinen Sohn einmal kennen zu lernen. Er ist ein großartiger junger Mann geworden, und hat eigentlich alles, was nach meinem Empfinden, für einen glücklichen Menschen notwendig ist. Er hat Freunde, macht keine Dummheiten, ist tolerant, offen und freundlich, und scheint mir einfach generell glücklich zu sein. Trotzdem bin ich mir manchmal nicht ganz sicher, ob es ihm nicht fehlt, seinen Vater zu kennen, die einzige männlich Bezugsperson, die er hat, ist mein Vater. Ich würde dieses Thema gerne mal anschneiden, traue mich aber nicht recht, weil ich nicht weiß, wie du dazu stehst. Als er noch kleiner war hab ich ihm regelmäßig Bilder von dir gezeigt, und bin immer dabei geblieben, dass wir uns einfach nicht verstanden haben, und deshalb gemeinsam beschlossen haben, getrennte Wege zu gehen, dass er aber sicher die Möglichkeit hat, wenn er es irgendwann möchte, seinen Vater kennen zu lernen. Ich möchte dich nicht auf diese Abmachung von damals festnageln, aber ich will ihm auch nicht weh tun und Hoffnungen wecken. Und wenn er in nächster Zeit evtl. von alleine auf den Gedanken kommen sollte (immerhin ist er in einem Alter, in dem die Frage nach der Herkunft relevant wird, und ich rechne ständig damit), wüsste ich einfach gern wie ich reagieren soll.
Ich hoffe, dass dein Groll auf mich seit damals, dich nicht davon abhält, Kontakt zu wollen. Ich will dir auch bestimmt keinen Kontakt zu mir auf drängen. Ich kann sehr gut verstehen, dass es dich wütend gemacht hat, im nach herein keine Wahl mehr gehabt zu haben. Ich wollte dir aber auch ganz bestimmt nicht absichtlich ein Kind anhängen, um dich dadurch an mich zu binden oder um einfach nur ein Kind zu haben. Lennart ist das Beste was mir in meinem Leben passiert ist und ich bin dir wirklich dankbar für ihn, aber es steckte keine böse Absicht dahinter. Ich bin selbst ein Kind, welches die Ehe meiner Eltern retten sollte und hätte deshalb niemals das gleiche versucht. Ich hoffe sehr, dass du mir das heute glauben kannst.
Liebe Grüsse Katja
Beitrag editiert, Gruß Friday
Tatsächlich hatte ich gehofft, dass er heute vielleicht ein schlechtes Gewissen hat, und die freundlich gereichte Hand gerne annimmt. So kann man sich täuschen.
Nebenbei habe ich jetzt noch erfahren, dass er mittlerweile Finanzberater mit eigener Firma ist, und auch immer noch mit eigenem Flugzeug Segelfliegen betreibt, also sollte ihn der Unterhalt für sein immerhin erstes Kind eigentlich nicht so drücken.
Wie dem auch sei, als ich den Brief bekam, hab ich das erste mal seit Ewigkeiten heftig geheult, es tut mir einfach so unendlich leid für meinen Sohn, dass sein Vater so mies ist, und ich frage mich, wie ich das meinem Sohn jemals beibringen soll.
Es interessiert mich, was ihr dazu sagt.
LG Katja