Totgeburt,Fehlgeburt=totgeschwiegen

  • Stand letztens in der Zeitung.Da war ein Artikel drin von der Schlagersängerin Michelle und deren Totgeburt,gleichzeitig stand da nauch drin das dieses Thema totgeschwiegen wird.Dem kann ich nur zustimmen.Das ist ein Thema wo zu wenig drüber gesprochen wird in der Öffentlichkeit.Wenn man das Thema anspricht,da bekommt man von einigen Leuten keine Reaktion.Da sie nicht wissen wie sie damit umgehen sollen,sagen sie lieber gar nix.Das hat ich in der Schwangerschaft.Damals hatte ich meinen Kollegen und meiner Chefin erzählt,das ich ein Kind abtöten werde und es somit tot zur Welt gebracht wird.Was soll ich sagen,die haben mich in Watte gepackt und mich von dem Zeitpunkt net mehr auf meine Schwangerschaft angesprochen.Ich hätte mir gewünscht das sie mich offen auf dieses Thema angesprochen hätten.Nur wenige meiner Kollegen haben mit mir offen drüber geredet.
    Ich kann nur von meiner Person sprechen und den Menschen sagen;gehts offen mit dem Thema um.Und wenn ihr im Bekanntenkreis so nen Fall habt,sprecht mit denen darüber.Denen die sowas miterlebt haben,denen wird es helfen wenn man drüber offen spricht.


    Oder wie sieht ihr das?




    Lg Anja mit Eva-Marie :strahlen

  • :daumen Anja, vielen Dank, dass Du als Betroffene so offen sagst: Es ist eine Hilfe, wenn solch schwierige Themen angesprochen werden. Natürlich ist es manchmal nicht einfach, zu bestimmten Dingen etwas zu sagen. Aber manchmal hat man auch Angst, den Betroffenen ungewollt zu verletzen, weil man seine Worte vielleicht ungeschickt wählt. Schön und wichtig zu hören, dass Du aus Erfahrung heraus sagst: Es wäre so wichtig, wenn andere mit einem sprechen würden. Das macht allen Lesern hier vielleicht Mut, in ihrer Umgebung denen ein Gesprächspartner zu werden, die in schwieriger Situation sind.
    Also: Ganz großes Dankeschön für Dein Posting.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Hallo Anja,



    ich seh das so wie Bap. Auch mir fehlen, wenn es um das Thema Tod geht immer die Worte. Man hat Angst sich falsch auszudrücken, weil man nicht floskeln will. Es soll ja ernst gemeint sein.
    Ich habe es persönlich erst gemerkt als letztes Jahr mein Papa gestorben ist. Viele haben nichts gesagt, sind mir sogar extra aus dem Weg gegangen. An manchen Tagen war es gut so, denn jede Bemerkung hätte mich zum heulen gebracht und an manchen Tagen hätte es mich nicht gestört.
    Geholfen hat mir bei meinen Freunden das sie mich einfach nur, ohne viele Worte in den Arm genommen haben. Natürlich geht das bei Fremden nicht.
    Also bei mir war es Tagesabhängig ob ich darüber reden wollte oder nicht !


    Ich finde es aber gut das du so offen darüber sprichst, denn dadurch nimmst du uns die Angst. Vielleicht hilft es, den Menschen einfach nur zu sagen oder zu fragen, ob sie/er reden möchte ?

    ♥♫ Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.“ ♫♥
    ☜❤☞ i still haven´t found what i´m looking for ☜❤☞
    LG Jennylee

  • ich kann nur unterschreiben was anja sagt.das nicht darüber reden war das allerschlimmste.es ist mir bewusst,dass alle wie auf eiern um mich rum getanzt sind.mir war auch klar,dass dieses schweigen unsicherheit war.ich wusste,dass mir niemand wehtun wollt.und genau das war das schlimme-dieses totschweigen.mein baby war doch schon tot...niemand hat gefragt wie es mir geht,was ich denke oder fühle-nichtmal die engste familie.ich bin nach mittlerweile 6 jahern immer noch allein damit und sitze allein in meinem kopfkino wenn dieser film wieder abläuft.


    leute,wenn ihr eine frau kennt die das durchgemacht hat-bitte nicht schweigen.reden.nicht erschrecken wenn sie anfängt zu weinen-das gehört zur trauerbewältigung mit dazu.darüber reden heisst die existenz dieses kindes anzuerkennen,darüber zu reden wie man über ein lebendes kind spricht das im garten spielt...schweigen lässt das kind wieder und wieder sterben oder unwirklich werden...mir kam es manchmal so vor,als ob die aussenwelt mein kind ansieht als etwas wertloses über das es sich nicht lohnt zu sprechen....das tut doppelt weh.

    :Flowers Wo Gott dich hingesät hat,da sollst du blühen. (afrikanisches Sprichwort)

  • Da kann ich Dir nur zustimmen.
    Ich denke allerdings,das viele einfach nicht wissen,wie sie damit umgehen sollen und was sie sagen sollen.
    Sei es nun aus (falscher) Rücksichtnahme oder um das Thema selbst nicht an sich rankommen zu lassen.
    Das ist sicher nicht böse gemeint,ich denke,dies hat was mit der Hilflosigkeit zutun.


    Ich hatte bei meiner zweiten Fehlgeburt zudem auch noch ein ziemlich übles Erlebnis in der Klinik.
    Das Personal hat mich teilweise behandelt,als wäre ich selbst dafür verantwortlich.
    Zudem lag ich dann noch in einem 3-Bett Zimmer mit zwei frisch entbundenen glücklichen Frauen.
    Wenn ich nicht so ein grosses Vertrauen zu meinem Gynäkologen und soviel Rückhalt von ihm erfahren hätte,wäre ich wahrscheinlich völlig verzweifelt.
    Es war ja schon meine zweite Fehlgeburt und da kommen automatisch schon Selbstzeifel auf,ob man nicht doch etwas falschgemacht hat,etc.Unterschwellige Vorwürfe von anderen kann man da wirklich nicht gebrauchen.


    Ich habe Deinen anderen Threat zu dem Thema auch gelesen und kann nur nochmal sagen,ich bewunderen Deine Stärke und finde Deinen offenen Umgang mit diesem sehr persönlichen Thema sehr gut.


    LG coca :strahlen

  • @helterskelter:du sprichst mir aus der Seele.Ich sags hier auch nochmal wenn ihr eine kennt die sowas durchgemacht hat sprecht sie drauf an.Und wenn sie weint,lasst sie weinen.Wenn mich heut jemand drauf anspricht,kommts schonmal vor,das ich weinen muss.Ich empfinde es als eine Erlösung



    Lg Anja mit Eva-Marie

  • ja,weinen erlöst.


    @coca-das ist heftig,dass man dich in ein wöchnerinenzimmer gelegt hat...ich hatt das glück,dass mir das erspart blieb.das klinikpersonal war sehr lieb zu mir und sehr fürsorglich.


    als ich ein jahr später in der gleichen klinik meinen jüngsten bekommen hab wurde peinlichst darauf geachtet,dass ich nicht im selben raum entband wie im jahr zuvor.sogar bei einem untersuchungstermin 2wochen vor der entbindung musste ich nicht in diesen raum.der artzt tauschte mit seinem kollegen...es ist wohl das übelste,wenn man behandelt wird als hätte man selbst schuld. :kopf bin da wirklich sprachlos.

    :Flowers Wo Gott dich hingesät hat,da sollst du blühen. (afrikanisches Sprichwort)

  • @coca:Nach dem Kaiserschnitt lag ich noch 5 Tage aufm Stationszimmer.Dann mußte ich umziehen aufn Begleitzimmer,da lagen wir mit 4 Frauen,es war okay.Bis der Tag kam an dem ne neue aufs Zimmer kam,eine Zwillingsmama.Das war total furchtbar für mich.Zum Glück durfte ich einen Tag später nach Hause.Ich hätte das nicht durchgestanden.




    Lg Anja mit Eva-Marie

  • Jo, absolut wichtiges Thema.


    Ich war bei der Geburt meiner Zwillingsjungs 1989 dabei - es war ein besonderes "Erlebnis" für mich, dass ich nie vergessen werde.


    Dieses Erlebnis lässt mich manches durchgehen lassen, was meine Ex so alles loslässt - eben weil das Thema nie richtig und professionell verarbeitet wurde. Was für mich schon "schlimm" war, wieviel mehr denn für die Frau, die das Leben in sich spürt und die Entwicklung mitmacht - da haben wir Kerls doch keinen Schimmer von.


    Die Reaktion mancher Ärzte damals waren mehr als unverständlich und kalt - natürlich die fröhlichen Muttis in der Klinik rundherum - am besten war der erste Tag meiner Ex beim Arbeitgeber - sie wurde gleich rausgeschmissen, weil sie ja sicher nun erst Recht einen Kinderwunsch habe ... klar, dass das einen Knacks hinterlässt. Ein kleines Unternehmen kann sich sowas halt nicht leisten - im übrigen stand ja mehr die Frau des Chefs hinter dieser Entscheidung. Wie auch immer, heute arbeitet die mit meiner EX eng zusammen (wohl als Wiedergutmachung, ich weiß auch nicht....)


    Trost: Du bist noch jung - kannst noch viele Kinder haben ..... toll. Worte sind hier nicht gefragt. Als 2 Jahre später ein befreundetes Ehepaar den Junior durch einen tragischen Unglücksfall verloren, wussten wir, was da abgeht. Zum Trösten bedarf es keiner Worte. Da sein und in den Arm nehmen ist mehr als jedes Wort - Tod ist meist so nicht fassbar.


    LG Cobra

    Einmal editiert, zuletzt von cobra ()

  • Da muß ich mich hier auch mal einklinken!
    Ich hatte auch vor 3 Jahren eine stille Geburt! Meine Tochter kam genau am errechneten Entbindungstermin still zur Welt! Mir kommt es vor als wäre es gestern gewesen! Das war am 01.05.2006 und am 09.05.2007 habe ich per Kaiserschnitt meinen gesunden Sonnenschein John entbunden!
    Ich muß sagen das ich in der Klinik super gut auf gefangen wurde! Das Personal war sehr einfühlsam!
    als ich dann vor der Entbindung meines Sohnes stand gingen die Nerven mit mir durch und ich sollte in der Klinik bleiben! Auch da wieder sehr verständnisvolles Personal!


    In meinem Umfeld sind auch viele sehr hilflos gewesen! Auch heute noch! Auf meine Tochter spricht mich auch keiner mehr an! Auch vor 3 Jahren haben die Leute rum geeiert und wenn ich irgendwo aufgetaucht bin wurde ich mitleidig angesehen, sonst nix! Dann wurde getuschelt! Das ist doch die,.....
    Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen wie belastend sowas noch zusätzlich ist!


    Ich habe psychologische Hilfe in Anspruch genommen! Denn mein Ex bin ich auch nur mit dem Thema auf die Nerven gegangen! Ich durfte den Namen meiner Tochter schon gar nicht mehr erwähnen! Auch heute 3 Jahre später muß ich noch sehr dolle damit kämpfen! Auch jetzt wo langsam der Termin näher rückt!
    Muß alleine damit klar kommen! Das ist verdammt bitter! Ich würde auch gerne darüber sprechen! Doch es ist niemand da! Den Freunden will ich auch nicht auf den Geist gehen!


    Es ist wirklich so, das das Thema Totgeburt totgeschwiegen wird!

    Liebe Grüße
    Katy


    Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

  • @k@thy:wie lange warst du in psychologischer Betreuung?Und hast du mal ne Therapie mitgemacht?Ich hatte am Freitag nen Termin bei ner Psychotherapeutin,in 2 Wochen ist der nächste Termin.Dann fangen wir an das Trauma zu verarbeiten,ich denke das wird noch mal hart für mich.
    Meine Kollegen haben mich auch auf ihre Art bemitleidet.Ich fand das total scheiße.Ich brauch kein Mitleid,mir hilft es wenn die Leute offen mit mir über dieses Thema reden.
    Über sämtlichen Scheiß wird gesprochen in der Öffentlichkeit.Aber wichtige Themen wie das unsere werden totgeschwiegen



    Lg Anja mit Eva-Marie

  • Ich gehe jetzt noch bei Bedarf zu meiner Psychologin!
    Jetzt kommt das ja mit der Trennung/Scheidung auch noch dazu! Zumindest kam dazu!
    Mein Noch Mann hat mich verlassen da war Junior gerade mal 4 Monate alt!


    Und jetzt gibt es noch so viel ärger, da brauche ich auch Hilfe!
    Aber im Moment mache ich Pause bei der Psychologin!

    Liebe Grüße
    Katy


    Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum