Gedanken zu Ads

  • @ downunder


    Da hast du Recht mit dem Umgang mit psychischen Störungen. Es wird erstmal angenommen , der Betroffene kann was dafür, könnte sich einfach entscheiden, NICHT krank zu sein, sich richtig zu verhalten, und dann wäre alles gut. Schon die Bezeichnung "Störung" sagt leider vieles aus - sie "stört", nicht nur den Betroffenen sondern auch alles drum herum.
    Erschwerend kommt hinzu, dass es ein Merkmal unserer (Leistungs)gesellschaft ist, funktionieren zu müssen. Egal ob ein gebrochenes Bein, ob Migräne, ob Grippe oder sonstwas - die Kinder schleppen sich in die Schule, die Erwachsenen zur Arbeit, weil es ein Manko ist überhaupt krank zu sein, eben nicht zu funktionieren :kopf .

  • Da wäre ich für einen Tipp gerade sehr dankbar. Wo beantragt man denn das Pflegegeld?


    Gibt es dafür irgendwelche Voraussetzungen? Mindesteinkommen, Behindertenausweis etc.?

    Ich habe das alles schon einmal gepostet. Ich schicke es dir noch einmal per pn. :-)


    LG
    ww

  • Ja, die lieben Schuldgefuehle. Die kenn ich auch und wohl jede Mutter eines AD(H)S Kindes. Jahrelang war man ja selbst schuld... und manchmal frag ich mich, ob sich da was geaendert hat in den Koepfen der Leute. Am wichtigsten ist natuerlich, dass sich im eigenen Kopf was aendert ;). Und man selbst sicher weiss: ich geb hier mein absolut bestes.


    Ich habe kuerzlich gelesen, dass AD(H)S Kinder fast immer Scheidungskinder sind. Aber natuerlich haben sie kein AD(H)S wegen der Scheidung, sondern oft kam es zur Scheidung, weil EIN Elternteil (oder beide) AD(H)S haben (meist ist das der Elternteil, der sich dann aus der Affaere gezogen hat). Da ist meiner Meinung nach viel Wahres dran!


    Psychische Stoerungen: ich wuenschte, dass Betroffene viel eher den Mut haetten sich Hilfe zu suchen!

  • Ja, die lieben Schuldgefuehle. Die kenn ich auch und wohl jede Mutter eines AD(H)S Kindes.

    Ja. Am Anfang war das bei mir ziemlich schlimm...Immer - also Tag für Tag - diese Gedanken:
    "Was habe ich falsch gemacht? Habe ich was vergessen? Habe ich zu wenig gemacht? Oder zu viel?..."


    Bei meinem ersten Kind konnte ich mich fast ausnahmslos auf meine Intuition verlassen. Auf mein Bauchgefühl.
    Das funktionierte bei meinem zweiten Kind nicht mehr. Die kleinsten Kleinigkeiten brachten ihn aus der Bahn: anziehen, essen, anschnallen im Auto, warten (beim Arzt oder so)... Besonders schwierig war es gemeinsam mit anderen Kindern. Kritik konnte er überhaupt nicht vertragen. Da gab es nur zwei Extreme: entweder er weinte los und ließ sich nicht mehr beruhigen, oder er schlug um sich. In solchen Situationen half mir mein Bauchgefühl plötzlich nicht mehr weiter und das hat mich extrem verunsichert. Ich musste erst einmal lernen, dass es für ihn besser ist, wenn ich mich an bestimmte Regeln halte - egal, was manchmal mein Bauch dazu sagt...


    Auch heute gibt es noch oft Situationen, wo ich gegen mein Bauchgefühl handeln muss, damit es ihm besser geht. Das fällt mir immer noch sehr schwer...


    LG
    ww

  • Ich denke auch oft, dass es meine Schuld ist, dass meine Tochter ADS hat. Da ich ja selbst eine psychische Diagnose habe und als sie zur Welt kam nicht stabil war. Ich denke oft, es wäre besser gewesen, das erste Kind später zu bekommen, dann wäre es gesund gewesen... :heul Ich bin seit 7 Jahren stabil und zweifle oft ob ich mein Kind dadurch stabilisieren kann. Und woher soll ich Zeit und Geld nehmen, um sie ausreichend zu unterstützen ?
    lg janni :kopf

  • Ich denke auch oft, dass es meine Schuld ist, dass meine Tochter ADS hat.

    Hallo,
    darüber denkt man lange und immer wieder nach. Schuldgefühle helfen einem nur nicht weiter.


    AD(H)S ist wohl überwiegend genetisch (vererblich) bedingt. Umweltfaktoren können die Ausprägung beeinflussen, nicht aber die genetische Grundausstattung eines Kindes. Die wird es auch sein Leben lang behalten. D.h., soweit vererbliche Faktoren eine Rolle spielen, ist es völlig egal, ob jemand sein Kind früher oder später bekommt, die Verteilung der Erbanlagen (Vater/Mutter) ist zufällig, die kannst du nicht beeinflussen. Sollen wir uns jetzt schuldig fühlen, dass unser Kind durch Vererbung blonde Haare, grüne Augen, lange Beine etc. hat? Macht keinen Sinn.


    Deine eigene psychische Stabilität ist natürlich wichtig, wenn du deinem Kind helfen willst, weil Hilfe Kraft kostet. Je mehr du an deinen eigenen Kräften zweifelst, desto mehr solltest du dir von außen helfen lassen.


    LG
    Segelpapa

  • Umso mehr wir über ADHS erfahren haben, umso mehr wurde meinem Mann klar, das es von ihm kommt.
    Da mein Mann sich erst komplett geweigert hatte, überhaupt was damit zu tun zu haben, kam nach und nach die Einsicht.
    An manchen Tagen geht er gut damit um und an manchen Tagen sieht er ihn wie ein normalen Jungen und motzt und droht ihm dementsprechend. Ich bin immer wieder diejenige die ihm sagen muss, das er es nicht böse meint und auch nicht absichtlich macht.
    Wenn mein Sohn bei ihm schläft, meist von Samstag auf Sonntag, gibt er ihm Sonntags keine Pille, geht in den Funpark und wenn er Abends kommt, sagt er, na siehste klappt doch ohne :kopf


    Auch ich habe mir lange und oft die Schuld dafür gegeben, aber um so mehr ich mit mit dem Thema auseinander gesetzt habe, sind die verschwunden !

    ♥♫ Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.“ ♫♥
    ☜❤☞ i still haven´t found what i´m looking for ☜❤☞
    LG Jennylee

  • Zitat

    AD(H)S ist wohl überwiegend genetisch (vererblich) bedingt.


    Ist das echt so? Ich bin zwar nicht direkt betroffen, aber mein Neffe hat ADHS, bei meiner Tochter gab es einen Verdacht, der aber nicht bestätigt wurde, bei ihr wurde lediglich ein hoher IQ (136) festgestellt. Hochbegabung blieb uns erspart, wobei auf Anregung der Lehrer jetzt nochmals einige Tests im sprachlichen Bereich gemacht werden sollen. Ich rede deswegen hier nur als interessierter Laie mit, auch wenn ich mich wegen Neffe und Tochter damals mit der Thematik stark beschäftigt habe. Weder in unserer Familie noch in der Familie meiner Schwägerin gab es bisher Auffälligkeiten, die sich mit AD(H)S in Zusammenhang bringen liessen. Auch der Spezialist, bei dem wir damals beide waren, hat uns gesagt, daß eine Vererbung vermutet, aber (noch) nicht erwiesen ist und daß es sich um einen neurologischen Defekt aber nicht um einen Gendefekt handelt. Die Sprachbegabung hab ich auch, der Vater meiner Tochter ist dagegen sprachlich null talentiert. Deswegen interessiert mich dieses Thema natürlich sehr.


    Das hauptsächlich Trennungskinder betroffen sind, kann man meiner Meinung nach aber so nicht stehen lassen. Das soziale Umfeld kann den Verlauf sicher beeinflussen bzw. das Krankheitsbild ausprägen. Nicht verwunderlich, viele (aber auch nicht alle) Trennungskinder sind natürlich durch das Erlebte erst mal deutlich verletzlicher und oftmals auch aggressiver, gerade wenn die Trennung eben ein jahrelangs Gezerre am Kind mit sich bringt. AD(H)S Kinder trifft so ein einschneidendes Erlebnis da sicher härter. Ursächlich für AD(H)S ist eine Trennung aber nicht ... umgekehrt könnte ich mir das schon eher vorstellen, traurig es auch ist. Die wenigen AD(H)S Kinder, die ich kenne, leben übrigens ausnahmslos in intakten Familien.

    Liebe Grüsse
    Sabine


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    Die meisten Frauen wählen ihr Nachthemd mit mehr Verstand als ihren Mann
    - Coco Chanel-

  • Zitat
    AD(H)S ist wohl überwiegend genetisch (vererblich) bedingt.


    ...


    Ist das echt so?

    AD(H)S ist wohl eine gemeinsame Endstrecke, zu der man auf unterschiedlichen Wegen kommen kann. Meines Wissens spielen genetische Ursachen bei zumindest 60% der Fälle eine Rolle, ich habe aber auch schon Experten gehört, die von 80% sprechen. Daneben können u.a. möglicherweise Schädigungen um die Geburt herum, Frühgeburtlichkeit, extreme soziale Deprivation (vernachlässigte Kinder in Rumänischen Waisenhäusern) eine Rolle spielen. Der Grad der aktuellen Ausprägung hängt dann von Lebensumständen (unübersichtlicher Tagesablauf, deutlich uneinheitlicher Erziehungsstiel und vieles mehr), von zusätzlich bestehenden Teilleistungsschwächen, von Therapien etc. ab.


    Auch Teilleistungsschwächen (z.B. Legasthenie) sind zu einem hohen Anteil vererblich. Dabei kann es z.B. bei Legasthenie so sein, dass die eltern nichts haben, dafür aber alle Kinder. Wer ADHS hat, hat auch ein erhöhtes Risiko für Teilleistungsschwächen. Ob das genetische Ursachen hat, oder ob z.B. eine geringe Lese-Rechtschreibschwäche bei ADS bedingten Konzentrationsstörungen einfach relevanter wird, ist m.W. nicht ganz klar.


    LG
    Segelpapa

  • Hallo, ich habe zwar kein ADS-Kind und habe auch keine Erfahrungen damit.Was vanilla hier schreibt finde ich gut!


    Ich musste auch die Erfahrung machen, dass meine Tochter einfach unbequem war, man riet mir, sie medikamentös zu behandeln, damit sie besser "funktioniere" ...das sagt eigentlich schon alles.


    Es ist wirklich so, dass alles was unbequem ist medikamentös behandelt wird.Schrecklich!! Manchmal ist es unumgänglich Medikamente zu nehmen aber oft ist es auch (und das schreibe ich aus Erfahrung) Unbequemlichkeit der Ärzte und ,sorry, mancher Eltern.


    Viele Medikamente beeinflussen den Körper so sehr, dass die eigentlichen Veränderungen, Signale, Warnsignale, die den Körper ja schützen sollen, garnicht (mehr) wahrgenommen werden.




    Wenn ich jemanden verletzt haben sollte war das bestimmt nicht meine Absicht. Ich möchte nur von meinen eigenen Erfahrungen erzählen.


    Liebe Grüße Jolyn

  • Manchmal leidern aber zu viele Menschen unter dem "unbequemen" Kind. Nicht zuletzt die Kinder, die sich irgendwann als fürchterliche, nicht liebenswerte Geschöpfe betrachten.

  • AD(H)S ist wohl überwiegend genetisch (vererblich) bedingt.


    Das hauptsächlich Trennungskinder betroffen sind, kann man meiner Meinung nach aber so nicht stehen lassen.


    Vielleicht gibt es ja auch da einen Zusammenhang? - Dass viele Trennungen zum Teil an der ADS-Veranlagung eines Elternteils liegt?
    Wer ADS hat, ist sich meist unsicher, wie er auf andere wirkt und kann nicht so auf Beziehungen eingehen.


    Oft war auch schon ein Elternteil Außenseiter in der Schule... entweder der/die komische Streber(in) oder der Klassenclown...


    Zitat

    Von MarleneE:
    Nicht zuletzt die Kinder, die sich irgendwann als fürchterliche, nicht liebenswerte Geschöpfe betrachten.


    Das macht dann diese Kinder auch als Erwachsene noch sehr empfänglich für liebe Worte (und eventuell dann doch nicht passende Partner....)

  • So ist es. Geschieden wegen ADS eines Elternteils, was sich oft aufs Kind vererbt hat. Ich kann da nur fuer meinen Fall sprechen. KV als Kind hyperaktiv (getestet worden auf ADHS, aber damals angeblich nicht gehabt). Klassenclown gewesen. Schule abgebrochen, blabla (obwohl hoch intelligent). Offensichtlich hat sich das bei ihm extrem ins Erwachsenenalter reingeschoben (er ist nicht beziehungsfaehig, konnte keinen Job halten, impulsive Entscheidungen, die jedesmal in eine Katastrophe fuehrten und die ich definitiv nicht mehr richten konnte, weil sonst waere ich auch kaputt dran gegangen).


    Nun Tochter: hochsensibel (wobei das von meiner SEite kommen koennte), u.U. ADHS (wird jetzt getestet und ich hab eine Heidenangst vor einer Fehldiagnose, dem Ergebnis ueberhaupt etc.) und ausserdem extrem intelligent. Naja, ist gut, wenn man es weiss. Denn das geht mir leider immer noch so, dass ich meine Tochter manchmal total anschnautze, wenn sie wieder wegen einer KLeinigkeit ausflippt oder einfach "rotiert" und rein garnicht zur Ruhe kommt. Ich wuerd lieber ein fuer allemal wissen, ob sie nicht anders kann oder nicht anders will!


    Hochsensibel, AD(H)S, Autismus... haben oft alle das gleiche Problem: geringes Selbstwertgefuehl, weil sie sich schon immer irgendwie "anders" fuehlen. Da kann man als Eltern gegensteuern, aber der Fall kommt ja eh oft erst in der Schule. Von daher: ich bin nicht generell gegen Medikamentengabe. Ich hab an mehreren Faellen gesehen, was es fuer Folgen haben kann, wenn ADHS unbehandelt bleibt.

  • Vielleicht gibt es ja auch da einen Zusammenhang? - Dass viele Trennungen zum Teil an der ADS-Veranlagung eines Elternteils liegt?

    Das glaube ich auch. Der Ablauf unserer Trennung und die Probleme in der Ehe, die zur Trennung geführt haben, haben viel mit der (im Kern nicht veränderbaren) Persönlichkeit der Mutter zu tun. Vieles von dem, was bei unserem Sohn zu AD(H)S-Diagnose geführt hat, ist auch bei der Mutter zu finden. Die sträubt sich allerdings gegen jegliche Diagnostik und Therapie bei ihr. Das ist auch nicht meine Verantwortung und Aufgabe, es wäre aber wichtig für das Kind, weil das Kind einen relativ weitgefassten Umgang mit ihr hat.


    Viele Grüße,
    Segelpapa

  • Ich hab die Erfahrung gemacht, dass ADS oft als Ausrede der Eltern genommen werden, weil ihr Kind nicht in die gesellschaftlichen Strukturen passt. Und es gibt leider auch immer wieder Erzieher die leichtfertig die Eltern mit dem Kind zum testen schicken nur weil das Kind "anders" ist. Ich denke wir Erwachsenen sollten oft mehr auf die Bedürfnisse der Kleinen schauen und erst alle anderen Faktoren versuchen zu verbessern, bevor ein Kind mit Tabletten ruhig gestellt wird und vor allem die Eltern durch solche Aussagen beunruhigt werden.
    Ich weiß dass es viele gibt, wo keine andere Möglichkeit besteht, und es soll kein Angriff an tatsächlich betroffene Eltern sein.
    Aber für viele ist ADS auch schon eine Modekrankheit geworden.

  • Und es gibt leider auch immer wieder Erzieher die leichtfertig die Eltern mit dem Kind zum testen schicken nur weil das Kind "anders" ist.


    Was ist an einem Test leichtfertig??


    Ich finde es wesentlich leichtfertiger, einem verhaltensauffälligem Kind erst mal mit gnadenloser Härte und Nullachtfuffzehn-Pädagogik beikommen zu wollen .... und parallel den Eltern zu raten: "Neee, braucht keinen Test. Der kann ja wenn er will."


    Es gibt übrigens Menschen, die sagen, ein Kind hat das Bedürfnis nach sozialen Beziehungen und Erfolgen. Und Tabletten können ein Hilfmittel auf dem Weg da hin sein.

  • Ich hab die Erfahrung gemacht, dass ADS oft als Ausrede der Eltern genommen werden, weil ihr Kind nicht in die gesellschaftlichen Strukturen passt.

    Als betroffene Mutter eines ADS-Kindes, das 3x in verschiedenen Facheinrichtungen getestet wurde, finde ich solche Aussagen von meinem Blickwinkel aus zum :kotz , weil ich sowas auch häufig von Lehrern zu hören kriege. Nach dem Motto, quatsch, das Kind hat kein ADS, die AE-Mutter ist erziehungsunfähig.
    Jede Seite hat 2 Medaillen.

    Wer andere erkennt, ist gelehrt.
    Wer sich selbst erkennt, ist weise.
    Wer andere besiegt, hat Muskelkräfte.
    Wer sich selbst besiegt, ist stark.
    Wer zufrieden ist, ist reich.
    Wer seine Mitte nicht verliert, ist unbezwingbar.
    (Laotse)

  • Tut mir leid wenn es falsch rüber gekommen ist, ich wollte das nicht verallgemeinern.
    Ich weiß das es wahnsinnig belastend ist und ich weiß das auch viele Kinder betroffen sind.
    Aber es gibt auch andere Eltern, die wirklich nur eine Ausrede suchen, nur weil sie selber nicht in der Lage sind ihr Kind so zu nehmen wie es ist.