Zweisprachige Erziehung?

  • Hallo!


    Es heißt immer wieder, Kinder würden am besten zweisprachig erzogen werden, wenn ein Elternteil jeweils ausschließlig eine Sprache übernimmt. D.h. dass die Mutter z.B. nur Deutsch mit dem Kind spricht (wobei das idealerweise auch ihre Muttersprache ist) und der Vater dafür die Fremdsprache (ebenfalls Muttersprache).


    Nun ist es aber so, dass in meinem Fall kein Vater da ist! :-)


    Ich selbst bin zweisprachig erzogen worden, spreche also fließend Deutsch und Französisch. Ich würde das natürlich gern meiner Tochter (bald 10 Monate) weitergeben! Bisher ist es aber so, dass ich beide Sprachen wahllos mische und mich gelegentlich frage, ob sie überhaupt lernen wird, zwischen den zweien zu unterscheiden! Sogar ich habe manchmal das unangenehme Gefühl, eigentlcih KEINE Sprache richtig zu beherrschen und das will ich der Kleinen eben nicht antun!


    Also: ist die zweisprachige Erziehung eine unüberwindbare Sache für AE??? Wer hat damit schon Erfahrungen? Hat jemand einen guten Rat? Danke!

  • Hallo,


    eigene Erfahrungen habe ich leider nicht, aber meine Freundin ist sehr sprachbegabt ( Deutsche ) und hatte mit einem Italiener einen Sohn.


    Sie sprach fließen deutsch, französisch und italienisch...


    der Sohn konnte mit drei Jahren unterscheiden und beherrscht beide Sprachen :daumen



    Maikind

    Wer A sagt, der muß nicht B sagen. Er kann auch erkennen, daß A falsch war.


    Bertolt Brecht


    Ist es nicht so wie man will, muss man wollen wie es ist...

  • Hi,


    meine Tochter (4,5) wächst zweisprachig auf. Wir haben diese strikte Trennung, der Vater spricht mit ihr ausschließlich italienisch und sie trennt die beiden Sprachen bis auf kleine Besonderheiten sehr gut (z.B. sind wir beide "biond" das deutsche blond bekommt sie nicht hin, also leitet schneidet sie dem italienischen bionda einfach das a hinten ab). Ansonsten spricht sie beide Sprachen etwa gleich gut. Ich glaube aber, daß das nur funktioniert weil der Vater sehr konsequent ist diesbezüglich. Ich habe nie gehört, daß er ein Wort auf deutsch an sie gerichtet hätte.


    Bei zweisprachigen Paaren in meiner Umgebung hat es vielfach nicht funktioniert, weil der nicht deutschsprachige Elternteil diese Konsequenz eben nicht aufgebracht hat. Bei einem deutsch-chinesischen Paar weigert sich die Tochter generell chinesisch zu sprechen obwohl das deutsch des Vaters ziemlich schlecht ist. Sie versteht ihn, antwortet ihm aber nur auf deutsch - sie weiß halt, daß er sie versteht (das Kind ist acht). Bei einem deutsch-polnischen Paar ist sie der fremdsprachliche Teil und sie spricht mit den Kindern zuhaus polnisch und in der Öffentlichkeit deutsch mit dem Ergebnis, daß die Jungs (6 und 3) sie zwar verstehen, aber nicht wirklich polnisch sprechen. Sie kompensiert das ein bißchen mit langen Ferienaufenthalten in Polen.


    Aus dem Gefühl heraus würde ich sagen, daß Du es dem Kind nicht leichtmachst, wenn Du die Sprache mischst. Wäre es nicht möglich, das französisch durch einen verstärkten Kontakt zum französischsprachigen Großelternteil zu fördern?


    Grüße
    Susanne


    Edit: Warum kommt der rauchende smiley wenn ich versuchte acht als zahl einzugeben?

    "Wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen" Helmut Schmidt, Altkanzler

    Einmal editiert, zuletzt von Heidelberg08 ()

  • Hallo bebeLiberte,


    nein unüberwindbar ist diese Hürde nicht. Aber sie ist ungleich höher, als wenn beide Elternteile das praktizieren (OPOL Prinzip = One Parent One Language). Ich selbst habe es versucht, meine Tochter zweisprachig aufzuziehen, allerdings zunächst mit mässigem Erfolg. Zuhause wurde nur Englisch gesprochen, im Kiga, auf dem Spielplatz usw. natürlich deutsch. Und auch bei meinen Eltern, da beide nicht wirklich gut Englisch konnten. Tja, den ersten Rückschlag hatten wir schon in der Spielgruppe, als Töchterlein englische und deutsche Wörter vermixt hat (bellynabel und ähnliches) und dafür ausgelacht wurde. Sie hat sich dann erst mal völlig verweigert und englische Ansprache meinerseits völlig ignoriert, das hielt auch ne ganze Weile an. Wir hatten aber viele englische Hörspiele, und auch etliche Kindervideos (DVDs waren damals noch nicht so verbreitet, da hast du es heute z.B. leichter). Ihr Favorit war damals allerdings immer der Zauberer von Oz, dieses Video schaut sie heute noch super gerne in der Originalfassung. Wie dem auch sei - wirklich gesprochen hat sie damals selten, meistens haben wir uns zweisprachig unterhalten. Ich in Englisch gefragt, sie in deutsch geantwortet. Irgendwann dachte ich, es sei zwecklos und hab es gelassen. Die Videos und Hörspiele hat sie aber weiterhin gerne gemocht.


    Ab der 3. Klasse hatte meine Maus Englisch in der Schule. Und siehe da - ihre Lehrerin hat mit grossem Erstaunen festgestellt, daß mein Kind die Sprache nicht nur in Bruchstücken sondern einigermassen fliessend beherrschte. Zwar mit Lücken im Wortschatz und ohne Schreibkenntnisse, aber der Klasse weit voraus. Heute ist sie in der 6., zumindest in Englisch mit Abstand Klassenbeste, und hat einen Wortschatz, der mit dem ihres Lehrers mithalten kann. Je nach Lust und Laune unterhalten wir uns auch zu Hause auf Englisch. Meine Bemühungen waren also im Nachhinein doch nicht so ganz verkehrt ;)


    Du hast noch dazu den Vorteil, daß deine Eltern auch französisch sprechen. Ich würds versuchen, wirklich schaden kann es deinem Kind jedenfalls nicht. Und lass dich nicht entmutigen, wenn es, wie bei uns, augenscheinlich erst mal nicht funktioniert.

    Liebe Grüsse
    Sabine


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    Die meisten Frauen wählen ihr Nachthemd mit mehr Verstand als ihren Mann
    - Coco Chanel-

  • Meine Mutter kommt aus Belgien und spricht Flämisch als Muttersprache. Mein Vater ist Deutscher, ging aber in Belgien zur Schule und hat dort studiert (und meine Mama kennengelernt).


    Zu Hause haben meine Eltern miteinander immer Flämisch geredet, mit uns Kindern haben aber beide Deutsch gesprochen (keine Ahnung warum).
    Jetzt ist es so, dass ich Flämisch (und auch Niederländisch) ziemlich gut verstehe und auch lesen kann, aber nicht spreche (weil mir der Wortschatz fehlt).
    Schreiben kann ich es gar nicht. Ich habe aber vor, mal einen Kurs zu belegen, damit ich das auch noch lerne.


    Wenn wir in Belgien zu Besuch waren und sind, haben wir dort auch immer Deutsch gesprochen, weil fast alle Verwandten gut Deutsch können.
    Oder wir sprechen Deutsch und die Verwandten antworten auf Flämisch - klappt wunderbar (nur mein Sohn wundert sich, weil er nichts versteht).

    Bevor ich das nehme, was ich kriegen kann,
    warte ich lieber darauf,
    bis ich das bekomme, was ich haben will!!!
    :tanz

    Einmal editiert, zuletzt von Flocke ()

  • Ich kann noch richtiges rheinisches Platt, aber die Generationen nach mir in unserem Dorf kaum noch bis gar nicht.
    Deshalb spreche ich, und auch meine Mutter, ab und zu mit meinem Sohn so richtig platt. Er findet das super spaßig und lernt es rasend schnell.


    Trotzdem spricht er normalerweise hochdeutsch und mischt die "beiden Sprachen" auch nicht.


    Neuerdings habe ich zudem ein prima Druckmittel wenn er Quatsch macht: entweder Du benimmst Dich jetzt, oder Du mußt schwäbisch lernen.... das wirkt ;)

  • Zitat

    Neuerdings habe ich zudem ein prima Druckmittel wenn er Quatsch macht:
    entweder Du benimmst Dich jetzt, oder Du mußt schwäbisch lernen.... das
    wirkt ;)

    :lgh Du bist pöse! :D

    Liebe Grüsse
    Sabine


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    - Coco Chanel-

  • Neuerdings habe ich zudem ein prima Druckmittel wenn er Quatsch macht: entweder Du benimmst Dich jetzt, oder Du mußt schwäbisch lernen.... das wirkt


    Dem Herrn Papa bringen wir zur Strafe dann bei, wie man Spätzle macht ;):D:lach:nixwieweg

    Wer andere erkennt, ist gelehrt.
    Wer sich selbst erkennt, ist weise.
    Wer andere besiegt, hat Muskelkräfte.
    Wer sich selbst besiegt, ist stark.
    Wer zufrieden ist, ist reich.
    Wer seine Mitte nicht verliert, ist unbezwingbar.
    (Laotse)

  • :winken: außerdem: schwäbisch kann man garnicht lernen, das ist man oder man ist es nicht. Allenfalls werden vereinzelt Schwaben in nicht-schwäbischem Körper geboren - ähnlich wie Transsexuelle. :strahlen

    "Wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen" Helmut Schmidt, Altkanzler

    Einmal editiert, zuletzt von Heidelberg08 ()

  • Es ist sicher am allerbesten, wenn pro Sprache eine Person vorhanden ist, die ausschließlich in dieser Sprache mit dem Kind spricht.
    Alleine hast Du es da deutlich schwerer. Du mußt dann andere scharfe Grenzen ziehen. Vielleicht in verschiedenen Situationen verschiedene Sprachen oder jeweils tageweise eine Sprache ...


    Auf jeden Fall solltest Du vermeiden, die Sprachen zu mischen, sonst kann Dein Kind die Worte keiner Sprache und keinem sprachlichen Kontext zuordnen. Dann lernt es keine Sprache richtig, weil es nicht lernt, welches Wort nun zu welcher Sprache gehört. Von Grammatik gar nicht zu reden.


    Gruß
    Simone

  • Also: ist die zweisprachige Erziehung eine unüberwindbare Sache für AE??? Wer hat damit schon Erfahrungen? Hat jemand einen guten Rat? Danke!


    Eine Bekannte von mir kommt aus dem Deutsch-Französischen Grenzgebiet und spricht beide Sprachen fliessend, alleinerziehend.


    Das Kind hat wie bei 2 sprachig erzogenen Kindern häufig, erst später, dafür beide Sprachen perfekt gelernt.


    Ich wäre froh, ich hätte von Anfang an eine 2.Sprache gesprochen.


    LG


    vanilla

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  • Also wenn Ihr jetzt schon so anfangt, dann ist mein Kind bis Sept. auch mehrsprachig aufgewachsen - hochdeutsch, erzgebirgisch, Eifler Platt, bisl holländisch und englisch :lgh

  • Es ist sicher am allerbesten, wenn pro Sprache eine Person vorhanden ist, die ausschließlich in dieser Sprache mit dem Kind spricht.
    Alleine hast Du es da deutlich schwerer. Du mußt dann andere scharfe Grenzen ziehen. Vielleicht in verschiedenen Situationen verschiedene Sprachen oder jeweils tageweise eine Sprache ...


    Auf jeden Fall solltest Du vermeiden, die Sprachen zu mischen, sonst kann Dein Kind die Worte keiner Sprache und keinem sprachlichen Kontext zuordnen. Dann lernt es keine Sprache richtig, weil es nicht lernt, welches Wort nun zu welcher Sprache gehört. Von Grammatik gar nicht zu reden.


    Das sehe ich auch wie Simone.
    Am besten machst du es so, wenn du beide Sprachen perfekt beherrschst, dass du dann die Fremdsprache, also Französisch, mit deinem Kind zu Hause und Unterwegs sprichst, und das du das Deutschlernen den Kinderspielgruppen, Kindergarten, usw., also deinen Mitmenschen überläßt. So hat es sehr gute Chancen beide Sprachen zu erlernen, denn es gibt auch Kinder, die nicht so Sprachbegabt sind und dann würdest du vielleicht dein Kind nur damit verwirren.


    VLG Meradog

    Die Liebe ist wie ein Strick. Wenn er zerreist, kann er wieder zusammengeknotet werden. ...Aber die Enden werden sich niemals wieder dort zusammenfinden..


    Wenn du über die Vergangenheit nachdenkst, erinnere dich lieber daran, warum du manche Dinge getan hast, als zu grübeln, was du besser gelassen hättest.

  • Mensch, das sind ja viele Antworten in so kurzer Zeit! Ein angenehmes Gefühl! (ihr müsst wissen, dass ich noch ganz "Foren-unerfahren" bin). :klimper Also erstmal vielen Dank dafür! :thanks:


    Ich denke, ich kann ein klares Fazit aus den Beiträgen ziehen: Achtung mit dem Sprachmix, aber möglich ist alles! Das werde ich mir zu Herzen nehmen und schauen, wie meine Tochter sich weiterentwickelt (immer schön die Augen offen halten und sich immer wieder neu in Frage stellen!) und wer weiß? vielleicht überwinden wir die Hürden doch (so wie es in einigen Beispielen der Fall war)? Ich spiele auch mit dem Gedanken, sie in einer deutsch/französischen Kita zu schicken. Das kann ja auch noch mal eine Hilfe sein.


    Liebe Grüße von bébéLiberté


    I

  • Mach das auf jeden Fall, meine Schwägerin (gleichzeitig die Tagesmutter meiner Kinder) kommt gebürtig aus Latainamerika, ihre Töchter(meine Nichten) sind auch 2 sprachig groß geworden. Ich hab jetzt den Deal mit Ihr, dass wir das mit meinem 2 Kleinen (Junge 2 Jahre, Mädchen 9 Monate) auch machen.
    Ich bin mir darüber im Klaren, dass die Sprachentwicklung vor allem bei meinem Sohn dadurch etwas länger dauern wird, aber das ist es mir wert.


    Gruß
    Harald

  • Ich hab's auch versucht, meine Kleine zweisprachig zu erziehen. Wir hatten auch den One Parent One Language Konzept benutzt. Lief gaaaanz langsam mit ihr, und dann als sie empört festgestellt hat, daß wir zwei Sprachen mit ihr sprechen würde, dann hat sie gestreikt. Bloß keinen englisch sprechen oder hören! Ergebnis: Sie spricht deutsch, versteht englisch und spricht ein wenig englisch. Es ist unheimlich schwierig mit einem Kind in der Muttersprache zu sprechen und dann immer Antworten auf deutsch zu bekommen. Es ist für mich fast unmöglich bei englisch zu bleiben, denn meine Tochter ist nun die einzige mit dem ich englisch spreche. Also rutsche ich immer unbewußt ins deutshe. Hinzu kommt die Schule und Freundinnen - alles deutsch. Da verbleibt wenig Zeit im Tag, wo wir alleine sind und englisch sprechen könne. Auch merke ich, daß sie inzwischen auch denglish redet. Sie will jetzt englisch sprechen, aber platziert dann deutsche Wörter in ihren Sätzen, wenn ihr das passende englisches Wort nicht einfällt. Ist schon süss, und ich gebe nicht auf, daß sie englisch in naher Zukunft auch beherrschen wird. Wenn ich mal wieder Arbeit habe und es uns leisten kann, dann ist ein zweiwöchiger Urlaub im Amiland angesagt. Da wird sie ihr englisch dann mit Sicherheit aufbauen können.

    Think in the morning. Act in the noon. Eat in the evening. Sleep in the night. - William Blake

  • Unsere kleine wird auch groß mit Deutsch / Englisch, ich rede Deutsch mit ihr und meine mittlere Englisch mit ihr.


    Da die mittlere fließend Englisch spricht, klappt total Super. Hin und wieder rede ich mit der kleinen auch Englisch.


    Ich finde es immer besser und Englisch ist ne Weltsprache, viel Glück

    Es kommt ein Zeitpunkt in Deinem Leben,
    an dem Du realisierst,
    wer Dir wichtig ist,
    wer es nie war
    und wer es immer sein wird.
    So mach Dir keine Gedanken über die Menschen
    aus Deiner Vergangenheit, denn es gibt einen
    Grund, weshalb sie es nicht in Deine Zukunft
    geschafft haben....
    :klimper