• Mir ist bei dem Bericht über den Amoklauf klar geworden wie sehr ein Mensch abstumpfen kann.
    Wie ich abgestumpft bin


    Die ganze Meldung habe ich als reine Sachmeldung wahrgenommen.


    Und tatsächlich es ist so


    Es würde niemadem helfen wenn ich weinen würde
    Ich kann niemadem wieder zu leben erwecken
    Es tröstet niemaden wenn mir die Luft weg bleiben würde


    Ich habe mich über mich selber erschrocken und frage wie ich so werden konnte.
    Und ob diese Abstumpfung dazu beiträgt solche Tragödien zu schaffen.

  • Ich denke schon, dass Abstumpfung dazu beiträgt solche Tragödien zu schaffen. Umgekehrt ist es aber genauso: Die Flut an Horrornachrichten schafft auch Abstumpfung, weil man es sonst nicht mehr ertragen könnte. Ich persönlich halte mich ganz bewußt von zuviel schlechten Nachrichten fern, ich gucke mir keine Nachrichten an, aus Eigenschutz.


    Dich sehe ich nicht als abgestumpft. Vielleicht mal kurzzeitig versunken, aber nicht wirklich abgestumpft, denn:


    -dir ist AUFGEFALLEN, dass es dich im ersten Moment nicht wirklich berührt hat, also kannst du SO abgestumpft garnicht sein
    -du reagierst - deine Aufmerksamkeit ist wieder da, du bist "wachgerüttelt"


    Solche Tragödien zeigen der Menschheit, dass sie auf dem falschen Trip ist und es verdammt Zeit wird umzudenken, sich wieder mehr der Seele, dem Inneren zuzuwenden. Aufmerksam zu werden für die Mitmenschen, mit denen man zu tun hat. Kollektive Verantwortung ist angesagt, die heutzutage nur allzu leicht und leichtfertig ignoriert wird.
    Es ist einfacher, weil gesellschaftlich anerkannter und belohnter, z.B. seinen Chef nicht hängen zu lassen und zur Arbeit zu stapfen, obwohl man ein krankes Kind zuhause hat, das einen braucht.
    Die Menschlichkeit kommt m.E. heutzutage sehr oft dadurch zu kurz, dass wir drauf getrimmt sind, Angst in unserem Leben regieren zu lassen. Angst nimmt den Blick für das Wesentliche.

    :strahlen Je größer der Dachschaden, umso schöner der Ausblick in den Himmel! :strahlen

  • Ich glaube, es liegt in der Natur des Menschen, dass uns solche Katastrophen aus der Distanz betrachtet nicht auf die gleiche Weise berühren wie sie das tun würden, wenn wir selbst betroffen wären. Das alleine ist noch keine Abstumpfung. Wie meine Vorrednerin sinngemäß schon formulierte: Das Problem sind nicht diejenigen, die bemerken, wahrnehmen und erkennen.

  • Ich finde, du bist vollkommen normal. Ich habe übrigens auch so reagiert. Ich habe es wahrgenommen, aber es hat mich fast nicht berührt. Die pausenlose Berichterstattung mit all ihren Pseudoanalysen nervt mich nahezu, weil ich nicht sehen kann, was das bringen soll.


    Wenn man daran denkt, wieviel Leid und Schmerz Menschen in früheren Zeiten ertragen mussten, wieviele Kinder ihnen gestorben sind, wieviele Angehörige etc., ich denke die waren mehr abgestumpft.


    Außerdem: man kann nicht mit jedem fühlen, dann würde man nie fertig mit traurig sein und es würde einen selber kaputt machen. Wenn ich jeden Tag in der Schule alle Kinder retten wöllte, deren Familien nicht intakt sind, um die sich wenig gekümmert wird, die Nachhilfe brauchen etc. pp. - ich würde nie fertig werden und darüber meine Familie vernachlässigen.


    Man muss Prioritäten setzen - auch gefühlsmäßig.

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Der Amoklauf hat mich sehr berührt, denn sofort kam der Amoklauf in Erfurt hoch. Damals verlor mein Kollege mit dem ich über 15 Jahre in einem Büro sitze, seine Frau ...


    Aber ich merke, wie ich immer mehr in meinem Umfeld abstumpfe.


    Sei es gegenüber solchen Katastrophen, die mich nicht betreffen - aber auch gegenüber Personen mit ihren Problemen, darunter teilweise Freunde und Familie - und dies macht mir Angst.


  • Aber ich merke, wie ich immer mehr in meinem Umfeld abstumpfe.


    Sei es gegenüber solchen Katastrophen, die mich nicht betreffen - aber auch gegenüber Personen mit ihren Problemen, darunter teilweise Freunde und Familie - und dies macht mir Angst.


    Genauso geht es mir auch und ich würde gerne wissen warum das so ist. :frag


    Mir geht es aber auch so bei eigentlich frohen Ereignissen. Z.B. eine Freundin ist endlich schwanger (es gab da einige Probleme) und ich kann mich da gar nicht so drüber freuen wie ich es früher getan hätte.



    :wink

  • @chiara - mir geht es auch bei Beidem so - ob nun etwas Freudiges oder Trauriges...


    wie z.Bsp. diese Woche - meine Kleine (10 1/2 Jahre) hat in der Schule eine Auszeichnungsfahrt bekommen: 6 Tage Litauen (über das Comenius-Projekt) - es wurden von mehr als 150 Kindern 5 Kinder ausgewählt.


    Klar bin ich stolz, aber ich musste mich zwingen "angemessen" zu reagieren ...


    Angeregt, durch diesen Thread und diese Reaktion gegenüber meiner Tochter, hatte ich gestern meinen Therapeuten darauf angesprochen - wir werden es mal nächsten Freitag durchsprechen, sende dir dann gerne eine PN.