Ich weiß auch keinen Rat mehr –
Bin seit Mitte August 2007 alleinerziehend mit einem 3,75 Jahre alten Sohn. Hatte ja schon in der Vorstellungsrunde erwähnt, dass er hyperaktiv ist. Für Diagnose ADHS ist es aber noch zu früh.
Das allerschlimmste ist aber die Tatsache, dass er absolut nicht hört!
Ich hatte mir von Anfang an vorgenommen, konsequent zu sein, ein Nein ein Nein sein zu lassen, notfalls zu ignorieren oder auch mal seine Hand fest zu drücken. Egal wie ich es auch anstelle, er HÖRT EINFACH NICHT! Erst versuche ich es öfter in normalem, liebevollem Ton mit Begründung, dann werde ich strenger, dann lauter, schließlich brülle ich. Nichts hilft! Wenn ich seine Hand drücke, scheint er gar nichts zu spüren. Er hat eine Körperwahrnehmungsverarbeitungsstörung lt. Frühförderstelle, darum springt er auch am liebsten von den Schränken, möglichst ohne Matte oder Kissen (etwas übertrieben jetzt…).
Seitdem er krabbeln kann, habe ich ihm diverse Dinge verboten, wie Bücherregal auszuräumen, Herd anzufassen, etc. Er macht es trotz des 5.697igsten Nein immer wieder! Wenn ich ihn dann wegtrage, brüllt und zappelt er wie am Spieß. In seinem Zimmer bleibt er auch nicht, wenn ich ihn zur Strafe dorthin setze – er kommt unzählige Male wieder raus. Das funktioniert also auch nicht. Ich rede und argumentiere mir die Seele aus dem Leib, er wird Anfang März vier. Er müsste doch allmählich verständiger werden. Einkaufen gehe ich auch nur im äußersten Notfall mit ihm. So einen richtigen Schreianfall im Laden hatte ich auch nur deshalb noch nicht. Mit ignorieren ist es auch nicht getan, weil er eine wahnsinnige Ausdauer hat. Beim Spazierengehen z. B. steht er eine Stunde an derselben Stelle und brüllt und heult, weil er eben woanders lang gehen will als ich. Ist mir im Grunde ja auch meistens egal, wo wir hergehen, da kann er ja ruhig mal bestimmen. Doch manchmal muss ich eben die Richtung vorgeben. Anfangs denke ich dann noch, der kommt schon nach, doch er hat einfach mehr Ausdauer als ich. Auch wenn ich schon längst aus seinem Blickfeld bin, kommt er nicht nach. Ich traue mich schon kaum noch hier in den Park zu gehen, weil ich ständig seinen Namen durch die Landschaft brüllen muss. Dann nehme ich ihn schon fest an der Hand und er lässt sich dann von mir weiterschleifen, was natürlich auch brutal aussieht. :rolleyes2:
Er will mir beim Kochen und Backen helfen. Ist ja völlig normal. Doch innerhalb von drei Sekunden hat er 10 Sachen angepackt. Den Mixer angeworfen, Mehldose geöffnet, Margarine verschmiert, … ich komme mit den Ermahnungen bzw. Anweisungen gar nicht so schnell nach. Ich sage ihm, dass er mir nur helfen kann, wenn er auch auf mich hört – aber nein. Er will es so machen, wie es ihm passt. Es ist doch nicht zu viel verlangt, wenn ich von meinem Kind erwarte, dass er sich zu mindestens das von mir erklären und zeigen lässt, was er auch lernen WILL.
Beim An- und Ausziehen legt er sich auf den Boden und sagt: Mama helfen. Obwohl er schon total viel allein kann. Ich soll einfach ständig um ihn sein und ihn bedienen, bespaßen, etc.
Er spielt partout keine Sekunde allein in seinem Zimmer, rennt auf Schritt und Tritt hinter mir her. Ich kann den ganzen Tag meine Couch nicht benutzen, weil er immer entweder drauf rumturnt, -springt oder fernsieht. Permanent bin ich mit ihm beschäftigt.
Die Wochenenden sind für mich Horror: Ich kann, auch wenn jetzt schönes Wetter ist, ja nicht immer mit ihm rausgehen, so wie es gut für ihn wäre, weil ich ja schließlich als Alleinerziehende auch noch den Haushalt schmeißen muss. Er kommt dann zwangsläufig auch mal zu kurz, weil ich eben nicht immer nur mit ihm draußen rumrennen kann.
Besuch ist auch unmöglich. Er zerrt dann ständig an mir. Labert und jammert mir die Ohren voll. Ich habe schon eine Familienhilfe vom Jugendamt, doch die sagt immer nur: „Da müssen Sie konsequent sein, das oder das muss er lernen. Da muss er durch.“ Aber was mache ich denn, wenn ich am Ende mit meinen Möglichkeiten bin? Ich kann ihn doch nicht in seinem Zimmer einschließen!
Ich lasse ihn, obwohl ich nur 20 Stunden arbeite, schon 45 Stunden in der Kita, weil ich sonst einfach den ganzen Kram, den ich sonst noch um die Ohren habe, nicht schaffen würde.
Ich bin phasenweise total ratlos. Ich schreie ihn mittlerweile so oft an, da habe ich auch noch Angst, dass er einen Schaden bekommt. Aber ich kann nicht mehr! Ich habe keine Verwandtschaft, die mich mal unterstützt, mein Mann hat nur begleiteten Umgang mit ihm. Geld für Babysitterin fehlt auch.
Man hat ja auch noch andere Kämpfe, mit dem Arbeitgeber, dem Ex-Partner, wir sind ja alle nicht umsonst allein erziehend. Ich war damals schon nach der Trennung vollkommen reif für die Psychiatrie. Dann noch die Rennerei und das Telefonieren mit diversen Behörden, Jugendamt, Kindergarten, diversen Spezialisten für Sohnemann (Frühförderung, Durchfall, Paukenröhrchen ja oder nein, …), Gericht, Mediation, Rechtsanwältin, …
Dann fehlt echt die Kraft für die super konsequente Erziehung. Dann gibt man halt zu oft nach. :ohnmacht: Und das ist jetzt "die Saat die aufgeht" wie sein Erzeuger immer wieder sagt.
Au weia. Ist jetzt lang geworden - und außerdem der 5 Mioste Beitrag zu diesem Thema. Aber bei mir ist alles am allerschlimmsten ...