Beiträge von Elfenherz

    Vielen Dank nochmal für die rege Diskussion.


    Üben beim Vater

    Ich denke, der Vater ist nicht per se gegen das Üben. Er besitzt halt kein Klavier und selbst wenn, er könnte ihn nicht anleiten, da er keine Noten lesen kann.

    Ich hatte angeboten, vor Ort Klavierunterricht zu organisieren, aber da er unserem Sohn keine Medis geben möchte, macht dies keinen Sinn. Denn ohne Unterstützung schafft Sohn keine einzige Tonleiter, geschweige denn irgendwelche Stücke. Er kann sich nicht konzentrieren.


    Nach dem 1. Preis im Frühjahr stand für meinen Sohn fest, dass er an der Masterclass teilnehmen möchte, obwohl er wusste was es für eine Plackerei bedeuten würde. Sie findet im Oktober für 1 Woche unter Anleitung hochrangiger Dozenten mit abschließenden Konzert statt. Es werden ein paar Hundert Zuschauer anwesend sein. Nur dürfen nicht alle Schüler auf dem Abschlußkonzert spielen. Um für ihn die emotionale Stabilität und eine gute Tagesstruktur zu gewährleisten und um nicht aus dem Rhythmus zu kommen, ist mit dem Arzt und der Therapeutin vereinbart, dass er mäßig aber regelmäßig übt. Ein paar Monate hat er täglich 1 Stunde geübt, in den Ferien war er bei 2 Stunden, da das Einspielen schon ca eine Stunde dauert. Seit Montag ist wieder Schule, da übt er nachmittags wieder nur 1 Stunde, dafür jeden Tag. Dazu hat er einen Wecker, die Dinge müssen für ihn einen genauen Anfang und ein genaues Ende haben. Das ist so normal wie Zähne putzen geworden. Wir hatten deswegen noch nie eine Diskussion, DASS er üben muss. Die zwei Wochen bei Vater haben ihn sehr aus dem Rhythmus gebracht, und er braucht einfach länger um wieder reinzukommen. Das hat ihm die anschließende Musikwoche in der Ferienklasse deutlich vor Augen geführt.


    Ich kann die Argumentation von Benni schon irgendwo verstehen, nur ist sie jetzt auf unsere derzeitge Situation nicht anzuwenden, da sich Sohn schon mehrere Monate intensiv auf dieses Ereignis vorbereitet.

    Im Gespräch mit Lehrern war auch schon das Thema Musikinternat oder eine Bewerbung bei der berühmten Julliard School. Doch da sind für mich die Grenzen erreicht, weil ich genau weiß, dass mein Sohn derzeitig ohne Unterstützung im Alltag nicht zurechtkommen würde. Er würde im wahrsten Sinne des Wortes ohne Hose zum Unterricht auftauchen, weil er nicht auf die Idee käme, sie könne im Schrank zu finden sein.


    Ich hoffe auch sehr, dass in naher Zukunft erstmal kein Wettbewerb stattfindet, da die monatelage Vorbereitung sehr anstrengend für alle ist.


    Ich weigere mich meinem Sohn Glaubensätze zu vermitteln bei denen er irgendwas wegen seiner Beeinträchtigung nicht kann, wie zum Beispiel:

    - Du hast Adhs, du kannst zwar Klavier spielen, aber darfst an keinen Wettbewerben teilnehmen, du könntest scheitern

    - Du hast Adhs und super Noten, aber aufs Gymnasium darfst du nicht, ist für dich zu überfordernd


    Was vermittelt man damit einem Kind was sowieso schon überall aneckt?


    Ich bestärke ihn, Ziele erreichen zu können und sich von niemanden davon abbringen zu lassen.


    @ Benni zur asiatischen Erziehungskultur. Ich kann nicht darüber urteilen, wieviele sich dort umbringen, weil sie an irgendwas gescheitert sind. Sicherlich gibt es dort sehr tragische Biografien. Dennoch weigere ich mich zu glauben, dass die Menschen hier mit nahezu keinem Leistungsdruck per se glücklicher sind und dass es grundsätzlich besser ist, was wir hier machen. Es gibt zu allem ein Für und Wider.


    Hochbegabung

    Nein, mein Sohn hat einen leicht überdurchschnittlichen IQ, ist aber nicht hochbegabt. Er arbeitet sehr hart an allen alltäglichen Herausforderungen.

    Vielen Dank für die vielen unterschiedlichen Antworten.

    Wenn ich ehrlich bin, fördere ich ihn gar nicht groß... er bekommt einmal die Woche Klavierunterricht und der Ferienkurs zur Vorbereitung auf die Meisterklasse wird von einer Stiftung übernommen.

    Ich selbst habe keine Ahnung vom Klavier spielen und Musik generell. Ich spiele nicht einmal ein Instrument. Ich sitze hin und wieder mit einer Klaviatur da und entziffere für meinen Sohn Noten und versuche zu beruhigen, wenn er ausrastet. Das wars.

    Mein Sohn schreit quasi bei jederHerausforderungen : zum Beispiel beim Schwimmen lernen, Nintendo spielen, Schuhe binden, wenn ihm was in der Schule nicht gelingt usw., wenn er ein Kleidungsstück 5mal falsch herum anzieht, wenn er seine Sachen verliert und natürlich wenn er ein neues Stück lernt.

    Apropos Interessen: Das einzige womit er das Klavier ersetzen würde ist seine Nintendo Switch. Und das ist meines Erachtens keine Alternative. Und zu allem anderen müsste ich ihn zwingen.


    Natürlich ist das Übungspensum beim Arzt und in der Therapie allgegenwärtig.

    Solange er es selber will, soll er es machen, sagen die Fachkräfte, wobei man gerade ein Adhs-Kind in seinen Begabungen fördern soll, damit sie dort wenigstens glänzen können. Auch muss man in der Zusammenarbeit mit den Fachleuten berücksichten, was für ein kultureller Background der Arzt (russisch) und die Therapeutin (chinesisch) haben, die entgegen des Mainstreams absolute Fans von diziplinierten und regelmäßigen Üben sind, was dem Kind eine Tagesstruktur verleiht.


    Mein Sohn bekommt Medikamente, sonst ist er leider auf einer normalen Schule nicht beschulbar und seine wenigen Freunde könnten ihn nicht ertragen. Trotz großer Schwierigkeiten in der Arbeitsorganisation und im Sozialverhalten sind die nackten Noten klasse. Er schafft es immer sich mit größter Anstrengung erfolgreich auf Prüfungen vorzubereiten nur nicht alleine. Somit haben die Medis leichte Vorteile, wobei diese dennoch nicht die beschriebenen Probleme lösen.


    Ich halte euch auf dem Laufenden.

    Elin: Nein, ich habe nicht mit dem Vater gesprochen. Dieser hat es bei einem Anruf nach Sohns Aufenthalt mitbekommen, indem er nur angeschrien wurde. Ich überlege hin und her, wie es weitergehen könnte. Bisher haben wir die Absprache, dass Sohn 1 mal im Monat übers Wochenende seinen Vater sieht. Der nächste Umgang wäre Anfang September.


    Hat er das Klavierspielen während des Aufenthaltes vermisst?

    Im Gegensatz zur Großmutter väterlicherseits, die während des Aufenthaltes genau zu dieser Einschätzung kam, ist mir diesbezüglich nichts aufgefallen. Die Tage waren gefüllt mit Playsation zocken, Freizeitpark, E-Roller fahren, Trampolinhalle etc. Welches Kind würde sich da nicht ablenken lassen.


    Geht es ihm nur um Anerkennung? Hmm... Schwer zu sagen.

    Echte Musiker wissen, dass man mit so einer Intention keine Wettbewerbe gewinnen kann. Und den 1. Wettbewerb hat er tatsächlich ohne große Erwartungshaltung seinerseits gewonnen und zwar nicht weil er technisch perfekt war. Technische Perfektion reicht bei weitem nicht aus um ein Musikstück musikalisch zu gestalten und echte " Gefühle" zu transportieren. Das kann man nur mit Leidenschaft, und die kann man nicht erzwingen.


    Egal was mein Sohn lernt, bei allem gibt es Geschrei und er hat immer große Selbstzweifel ("Ich schaffe das nie"). Jetzt ist es leider noch viel extremer.


    "Von Ehrgeiz zerfressen"

    Ich denke jeder Profikünstler, Spitzensportler oder anderweitiger Star ist von "Ehrgeiz zerfressen", sonst würden selbstgesteckte Ziele nicht erreicht werden. Soll ich meinen Sohn davon abhalten, nur weil er Adhsler ist? Mit welchem Recht? Dann gäbe es kein Jan Ullrich, Benjamin von Stuckrad Barre, Asthon Kutcher etc.


    Die Anerkennung von Mitschülern und Freunden zählt für ihn im Moment mehr, als das was Vater und Mutter sagen. Es ist weniger wert ist, weil Eltern ihre Kinder ja sowieso immer lieben, sagt er.

    Ich verstehe schon den Hintergrund. Fast täglich wird er geschimpft, kritisiert, zurechtgewiesen und ausgestoßen. Sein ganzes Leben ist er gefühlt für seine Umwelt nicht ok.

    Seit bekannt wurde, dass er Preisträger ist, sind die Lehrer zugewandter, geduldiger und völlig überrascht, da mein Sohn es nicht mal erzählt hat, sondern sie es aus der Zeitung erfahren haben. Was nicht mit Bescheidenheit zu tun hat, sondern mit großen Selbstzweifeln seinerseits ( " Es ist nichts besonderes, es war ja nix").


    Professionelle Hilfe

    Er ist schon seit dem Kindergarten in kinderpsychiatrischer Behandlung und macht ebenfalls eine Verhaltenstherapie

    Das Abschlusskonzert ist Mitte Oktober, aber das Pensum ist schon krass. "The little white donkey" von Jaques Ibert ist nur eines von den 3 Stücken, an dem mein Sohn sich gerade abmüht. Unter normalen Umständen würde ich sagen, klar, kann man noch schaffen. Aber die ausgeprägte Adhs macht es halt noch schwerer, und er will es unbedingt schaffen.

    In den nächsten Herbstferien haben wir ja die nächste Umgangsfrage und mein Sohn weigert sich jetzt schon strikt. Er bekommt Schreianfälle. Ich traue mich gar nicht das Thema anzusprechen. Die Lehrerin hätte sicher Verständnis, aber für meinen Sohn bedeutet es Schmach und Schande.

    Update:

    Mein Sohn war 14 Tage beim Vater. Dieser behaarte darauf das Klavierspielen ausfallen zu lassen. Mein Sohn fügte sich und die Zeit verstrich mit vielen anderen schönen Aktivitäten schnell, ohne dass es meinem Sohn besonders auffiel.

    Nun ist er wieder zurück und nach einer Woche in seiner Ferienmusikklasse ist nun klar, dass er sehr in den Rückstand geraten ist und die " Anderen" weiter und besser sind. Weiter oben im Thread schrieb jemand davon " den Ansatz zu verlieren" und so scheint es tatsächlich im Moment. Obwohl ich jetzt erst verstehe was es wirklich bedeutet.

    Mein Sohn bangt nun darum überhaupt noch zum Abschlusskonzert "zugelassen" zu werden ( bei dem seine Klasse extra anreisen wollte) und es ist momentan eine sehr tiefe Abneigung gegenüber den Vater entstanden, den er dafür verantwortlich macht. Er hat extremste Wutanfälle, kreischt und schreit und ich stehe daneben und kann nicht mehr.

    Fortsetzung folgt...

    Also der Meisterkurs ist tatsächlich auch Kinds höchste Priorität, denn der " Ruhm" von Jugend musiziert ist ihm noch deutlich in Erinnerung ( die Plackerei im Vorfeld allerdings eher verblasst... ). Er bekommt zu diesem Zwecke 2 Wochen Sonderurlaub von der Schule und die gesamte Klasse plant zur Abschlussaufführung anzureisen. Das ist für meinen Sohn natürlich toll, da er sich sonst sozial mit anderen Kindern eher schwertut und er ohnehin immer das Gefühl hat, nichts so gut wie die anderen zu können und schlecht zu sein. Häufig angebrüllt und kritisiert zu werden.

    Sein Vater war in den Monaten davor immer sein Held und Sohn hat sich sehr auf die Wochenenden gefreut, jedoch seit seinem letzten Besuch nicht mehr. War wohl ein spontaner Campingtrip übers Wochenende mit viel Fahrzeit und Stillsitzen. Das hat wohl nicht so gut funktioniert und seitdem will er nicht mehr mit Übernachtung hin.


    Vielen Dank für eure Beiträge. Ich werde euch wissen lassen wie die Geschichte weitergeht.

    Elin: Ja das stimmt. Hab ein bisschen Bammel vor dem Konflikt. Seine Zeit, seine Gestaltung, so funktioniert es doch rein juristisch gesehen.


    Emma: Das Kind würde den Vater gerne mal tageweise sehen, aber auf keinen Fall längere Zeit mit Übernachtung bei ihm verbringen. Hat aber nichts mit dem Klavier spielen zu tun, sondern eher damit, dass der Vater wohl was Geduld betrifft ( Adhs-Kind) ne ziemlich kurze Zündschnur hat. Und es beim letzten Treffen etwas unschön für ihn wurde.


    Was die Ferienplanung betrifft, will Sohn lieber mit mir den kompletten Zeitraum zu unserer Familie nach Thailand ( sofern das natürlich krisenbedingt geht). Dort gibt es theoretisch ein Pool UND ein Piano, aber mir ist klar, dass dem Kv die Hälfte der Ferien zusteht. Das habe ich ihm auch so erklärt.

    Vielen Dank für die Antworten!

    Ich habe auch schon überlegt, ob ich zusätzliche Klavierstunden zahle, aber das sind mindestens 30 Euro pro Stunde oder mehr. UND Einmal die Woche reicht ja nicht aus. Nebenher laufen die normalen Gebühren für die Musikschule ja auch noch in den Ferien weiter.

    Viel mehr Bauchschmerzen bereitet mir, dass ich dem Vater ja in seine Ferienpläne reingrätsche. Ich weiß bisher noch nicht was er plant, aber vielleicht liegt er ja lieber mit seiner Lebensgefährtin am Strand ( sofern das bis dahin möglich ist) anstatt mit Sohn täglich 2 Stunden in einer Kirchengemeinde rumzuhängen. Nur weil er sich am Erfolg des Sohnes erfreut, bezweifle ich doch sehr, dass er auch bereit ist dafür Opfer zu bringen zumal er selber mit der Musikwelt nichts zu schaffen hat.

    Liebes Forum,

    mir brennt seit einigen Wochen eine Frage unter den Nägeln, zu der ich gerne ein paar Meinungen sammeln würde.


    Sohn (8 Jahre) hat seit Juli 2019 etwa 1 mal im Monat erstmals Umgang zu seinem Vater, der nach 8 Jahren wieder aufgetaucht ist. Der Vater wohnt ca 300km von unserem Wohnort entfernt. Er gibt sich mittlerweile große Mühe und würde gerne den Umgang in Zukunft ausweiten.


    Mein Sohn spielt seit seinem 6. Lebensjahr intensiv Klavier. Übungszeiten täglich 1 Stunde. Im Februar nahm er am Jugend musiziert Wettbewerb teil, die 6 Monate davor musste er bis zu 2 Stunden täglich üben, um das geforderte Pensum zu schaffen. Sohn gewann einen 1. Preis und wurde im Spätsommer als Jungstipendiat zu einem Meisterkurs zugelassen. Das ist für ihn natürlich ein riesiger Erfolg, da mein Sohn an einer sehr ausgeprägten Adhs leidet.

    Der Kv freut sich über die Erfolge seine Kindes, jedoch besitzt er kein Klavier an dem das Kind üben kann. Mein Sohn kann das bei einem Wochenendbesuch verschmerzen. Aber was passiert in den Sommerferien? Wenn wir die 6 Wochen aufteilen, würde er 3 Wochen beim Kv verbringen und das ohne Klavier. Es gibt 3 große Stücke für den Meisterkurs vorzubereiten, nur wir soll das gehen ohne Klavier und vorallem ohne Anleitung. Er ist gerade 8 Jahre alt geworden. Kv kann nichtmal Noten lesen und wird wahrscheinlich auch in naher Zukunft kein Klavier anschaffen. Da er noch nie Unterhalt gezahlt hat, wird er unserem Sohn wahrscheinlich keine Klavierstunden in dieser Zeit ermöglichen. Mir macht das alles große Bauchmerzen, mein Sohn hat sich diesen Erfolg sehr schwer erarbeitet.


    Habt ihr Kinder, die Leistungssport machen oder ein Musikintrument spielen? Wie würdet ihr diese Situation lösen?


    Vielen Dank für eure Antworten.