Hallo zurück...
ich will mich erstmal recht herzlich für die Antworten und Anregungen Eurerseits bedanken und nun auch darauf reagieren.
Wir sind nicht verheiratet aber haben noch vor der Geburt das Sorgerecht geteilt, weil es für mich immer, auch im Falle einer Trennung absolut dazugehört(e) dass auch der Vater seinen, und auch einen Großen, im Hinblick auf spätere "Gleichberechtigung", Beitrag zur Erziehung und Versorgung unseres Kindes leistet. Das stand niemals außer Frage.
Das partnerschaftlich das ganze vor den Baum gegangen ist, lag daran, das mein Expartner kein Interesse an familiärem Leben hatte. Ich habe mich monatelang fast allein um unser Kind, den Haushalt und den familiären Zusammenhalt gekümmert. Er hatte nie Interesse an Familie, Ausflügen, Unternehmungen, Dreisamkeit, sondern fast ausschließlich an seinen Belangen... außer, er konnte sich nach außen hin mit unserem Kind schmücken und vor anderen den coolen Superdaddy spielen. In Wirklichkeit waren ich und mein Sohn die meiste Zeit allein... Er ist ein Spaßpapa, für den unser Kind in erster Linie Statussymbol ist und sich nicht im geringsten über die Wirkliche Bedeutung einer dauerhaften Betreuung eines Kleinkindes bewusst. Er liebt sein Kind, auf seine Art, aber diese Art zu lieben kann sehr schnell nach hinten losgehen, wenn Struktur, Verantwortungsgefühl und der Wille zur Zusammenarbeit mit der Mutter hinten anstehen.
Ein Unechtes Wechselmodell, mit einer langsamen Steigerung der Trennungszeiten... genauso habe ich es ihm ja vorgeschlagen. Die letzten 2 Monate war unser Sohn 2 getrennte Tage in der Woche bei ihm, um ihn langsam an eine Trennung über Nacht von mir zu gewöhnen. Ab November werden es 2 zusammenhängende Tage werden und ab Januar soll er 3 Tage zu ihm gehen und ich möchte das wir uns auf ein unechtes Wechselmodell 3 zu 4 festlegen. Ich denke das wir so allen 3 Parteien gerecht werden... leider sieht das mein Ex anders und besteht auf 50/50 im 7 Tage Wechsel... er hat den Anwalt eingeschaltet und dieser mir mit der Gerichtsbarkeit gedroht. Es blieb mir nichts anderes übrig als darauf anwaltlich zu reagieren. Trotzdem, und das habe ich ja auch schon im Text erwähnt bin ich es, die sich um eine Mediation bemüht um irgendwie eine außergerichtliche Einigung herbeizuführen. Bis jetzt hat ER alle Angebote meinerseits bzgl. Familienhilfe/therapie abgelehnt. Ich bin seit Monaten unbedingt dafür.
Er ist der Meinung wir müssten uns nicht verstehen und will im 50/50 Wechselmodell eine Tausch des Kindes sogar in der Kita, um so wenig Kontakt wie möglich zu mir zu haben... und das geht eben in einem Wechselmodell mit so einem kleinen Kind gar nicht. Da ist Austausch und Kommunikation das A und O, denn der Kleine kann sich ja noch nicht selber äußern.
Was die Hasskappe angeht... ich bin dran, aber es ist sehr sehr schwer, wenn man einfach nur Familie, der andere aber lieber frei bleiben und sich nicht im geringsten den geänderten Lebensumständen anpassen wollte und man diesem jetzt so egal ist wie ein Haufen Sch**** in der Jauchegrube. Ich habe manchmal den Eindruck, einer Gebährmaschine gleichgekommen zu sein. Er macht mir das Kind, ich kümmere mich bis der Kleine vorzeigbar ist und dann ab dafür, den coolen Superdaddy spielen und der Mutter den Laufpass und noch einen gehörigen Tritt in den aller Wertesten geben. Das ist ein großer Schmerz. Der natürlich nicht auf dem Rücken des Kindes ausgetragen werden sollte. Absolut.
Aber dennoch muss ich doch auch als Mutter für meine Überzeugungen eintreten und kann mich dem Diktat eines Egozentrikers nicht unterwerfen. Ja, ich denke da an mein Kind und was es mit ihm macht mit zwei völlig konträren Erziehungsstilen aufzuwachsen und einem Vater, der vor dem Kind die Mutter als Opfer, Schizo, krank etc. bezeichnet, nur weil sie ihm nicht zu Munde redet, sondern eigene Interessen verfolgt. Mein Ex hat stark narzisstische Züge, es geht ihm, neben der gern nach außen zur Schau gestellten Vaterliebe vor allem darum, nicht einen Deut hinter mir zurückzustecken und sein vermeintliches Recht durchzusetzen... ich komme ihm mit dem unechten Wechselmodell im Gegensatz zu dem herkömmlichen Residenzmodell absolut entgegen und auch finanziell wollte ich mich immer unter der Hand über einen kleinen Fixbetrag einigen... und trotzdem hat er den Anwalt eingeschaltet und demütigte mich wo er kann.
Ich habe mich mit dem Wechselmodell auseinandergesetz... es existieren dazu quasi keine Langzeitstudien und kaum Forschung, allerdings zum Beispiel welche aus Frankreich, aus denen hervorgeht das 25% der Klein- und Kleinstkinder leichte bis starke psychische Auffälligkeiten aufweisen durch Trennungs- bzw. Verlustängste. Im übrigen wird nur von 17% der Franzosen dieses Modell praktiziert, obwohl es dort Gesetz ist. Meiner Meinung nach ist an dieser Umgangsform nichts auszusetzen wenn sich alle Beteiligten einig sind... und dazu gehört auch, dass sich das Kind adäquat dazu äußern kann.
Der Gleichberechtigungswunsch der Vater heutzutage ist absolut positiv zu beurteilen, wirklich. Ich finde es gut und wichtig das Männer sich heute mehr und mehr einbringen und halte absolut nichts von einem Residenzmodell, wenn der Vater eigentlich mehr Kontakt möchte. Doch er findet da ein Ende, wo das Band zwischen Kind und Mutter mit aller Macht zerstört werden soll. Die ersten 3 Jahre ist dieses Band meiner Meinung nach absolut essentiell. Vor allem, wenn die Mutter das Kind in ihrem Körper mit Liebe empfangen und ausgetragen hat und es monatelang gestillt hat, ist dem Vater, leider, eben nur eine sekundäre Rolle zuzuordnen. Diese Rolle kann und soll wachsen und sich die Loslösung des Kindes aus dieser starken Bindung zur Mutter Schritt für Schritt vollziehen, bis spätestens mit 3 oder 4, dann dem Vater als Bezugsperson wirklich eine Gleichberechtigte Rolle zugesschrieben werden kann und muss. Aber eben alles zu seiner Zeit, Schritt für Schritt und schon gar nicht mit aller Macht und von Jetzt auf gleich, weil sich Elternpaare kein Zusammenleben mehr vorstellen können und jetzt der Meinung sind, das es im Sinne der Gleichberechtigung doch ganz cool wäre, ein kleines Kind in der Mitte zu teilen, als wäre es ein Kautionsanteil oder eine Wohnungseinrichtung.
Selbstverständlich spreche ich hier nicht von Kindern bei denen die Väter aus bestimmten Gründen von Anfang an oder ab einem bestimmten frühen Zeitpunkt die Mutterrolle ersetzen mussten. Das ist natürlich anders zu bewerten. Nichtsdestotrotz weis man heute aus der frühkindlichen Traumaforschung, dass auch das bei manchem im späteren Leben durchaus große Probleme bereiten kann.
MfG