Ich kann nur meine eigene Erfahrung zu diesem Beitrag leisten. Der Vater meines 6jährigen Sohnes hat eine Bipolare Störung (manisch-depressiv). Wir haben es zwei Jahre lang mit allem hin und her versucht ein Familienleben aufzubauen, weil es schon das Ideal darstellt, wenn das Kind mit Mutter und Vater aufwachsen kann.
Die Frage ist nur, inwieweit man dem psychisch kranken Elternteil damit gerecht wird und damit dann auch dem Kind.
Meist schaffen es die Menschen mit einer Depression, einer bipolaren Störung oder Chizophrenie ja kaum ihr eigenes Leben zu gestalten (wenn sie sich keine Hilfe holen). Wie soll man dann von ihnen erwarten ihr Kind gerecht versorgen zu können, selbst mit der Unterstützung durch den anderen Elternteil.
Für mich lag die Verantwortung damals darin meinen (Ex-) Partner insoweit zu unterstützen, als dass er es schafft sich professionelle Hilfe zu holen. Am besten sind psychosomatische Kliniken und die EInsicht des Kranken, selbst etwas verändern zu wollen und zu müssen, weil es so nicht weitergehen kann.
Übungen zur Selbstkontrolle, Rehamaßnahmen die in einen Beruf führen können und in unserem Fall auch Medikamente haben dafür gesorgt, dass heute (4 Jahre später) ein normaler Kontakt möglich ist.
Das heißt aber nicht, dass der Vater auch normal belastungsfähig ist. Es wird immer eine Gradwanderung bleiben.
Für mich war wichtig meinem Sohn ab einem gewissen Alter zu erklären, dass der Papa schlicht krank ist. Dass er alles dafür tut für seinen Sohn da zu sein, wie es in seinem Rahmen möglich ist und dass er ihn über alles liebt. Aber dass er eine Krankheit hat und man darauf nun mal Rücksicht nehmen muss.
Bisher läuft das soweit gut und ich bin froh, dass ich nicht den Kontakt komplett abgebrochen habe. Meinem Sohn hätte da ganz sicher etwas gefehlt.
Aber es gab eine Zeit (6 Monate lang), da habe ich keinen direkten Kontakt von Vater und Sohn zugelassen, da der Vater nicht zuverlässig genug war und meinen Sohn enttäuscht hätte). Ich war zwar Vermittlerin, aber musste für eine gewisse Zeit zum Schutz meines Kindes einen Riegel vorschieben. Mittlerweile läuft es aber sehr gut. Die Geduld, die Kraft und die Hilfe haben sich gelohnt, für alle Beteiligten, aber vor allem für das Kind.
Natürlich ist das nur meine persönliche Erfahrung, ein Einzelschicksal und es wird Fälle geben, da ist es anders. Menschen sind unterschiedlich, daher kann man sowieso keine allgemeingültige Aussage zu diesem Thema treffen.
Im Vordergrund sollte immer die beste Lösung für das Kind gefunden werden ... welche dies letztendlich ist, weiß man manchmal aber zu diesem Zeitpunkt nicht genau. Das kann schwer sein.
Viele Grüße ...