Bei Kindern unter 6 Jahren ist man normalerweise sehr zurückhaltend mit einer Medikation. Auch weil die Diagnose in dem Alter sehr schwierig ist. Teil der Diagnostik ist die Frage, ob die Probleme in mehr als einem Lebensbereich auftreten (also nicht nur im Kindergarten) und ob sie schon lange anhalten. Der Kindergarten sollte in die Diagnostik einbezogen sein. War das der Fall?
Viele Kinderpsychiater beraten zwar und sagen, wann sie eine Medikation für sinnvoll halten, überlassen die Entscheidung aber den Eltern.
Wichtig ist es sich bei allen Maßnahmen (ob medikamentös oder nicht) die Frage zu stellen, was man mit welcher Maßnahme erreichen möchte und wieviel Zeit man sich und dem Kind für Verbesserungen gibt. Dafür ist es wichtig zu wissen, welche Defizite genau derzeit bestehen. Eine verzögerte Sprachentwicklung muss man mit Logopädie angehen und regelmäßig die Entwicklung sehen. Ob sich eine Lese-Rechtscheibschwäche oder eine Rechenschwäche entwickelt, kann man jetzt noch überhaupt nicht sagen. Bestehen Schwierigkeiten im Sozialverhalten, dann kann man auch über spezifische Maßnahmen (Gruppentraining, Sport etc.) nachdenken. Darüber hinaus gibt es Trainingsformen, die Aufmerksamkeit, Selbstwahrnehmung, Selbstorganisation und Konzentration nichtmedikamentös angehen. In Studien erzielt man damit Erfolge (wenn auch nicht so ausgeprägt wie mit Medikamenten).
Keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Unerwünschte Wirkungen von Methylphenidat schließen Kofschmerzen, Bauchschmerzen, Wachstumsverzögerung, Appetitlosigkeit, fehlendes Durstgefühl, erhöhter blutdruck u.a. ein. Man muss also abwägen.
Die Frage einer Medikation hängt also stark davon ab, wie sehr das Kind derzeit in seinem normalen Leben beeinträchtigt ist und ob andere Wege defizite zu verbessern ausgereizt sind. Ein Kriterium wäre z.B. die Frage, ob es so, wie es ist, in eine normale Schule gehen kann oder nicht.