Hallo Tom,
ich wage noch einmal den Versuch Deinen Denkansatz in Frage zu stellen.
Vorab: Ich bin mir sicher, Du willst das Beste für Deine Kinder.
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Und nachdem wir (!) als Eltern gemerkt haben dass wir dieses Verhalten nicht mehr in den Griff bekommen haben wir uns professionelle Hilfe gesucht.
Dann ging es los mit Diagnose, Ergotherapie usw..
Ab dem Moment gingen aber die Meinungen der Eltern bezüglich der Erziehung auseinander...
Die Standardantworten der Psychologen waren immer gleich: Grenzen setzen, Regeln erklären, Sport und Bewegung, strukturierte Tagesabläufe usw...
Regeln sind wichtig, sie müssen aber unbedingt sinnvoll und nachvollziehbar für das Kind sein. Sie müssen auf jeden Fall auch für das Kind in jeder Situation einhaltbar sein.
Dein Sohn ist bei Reizüberflutung überfordert, er kann in solchen Situationen nicht anders. Er will es aber, er kann nicht und das frustriert, und das führt zu einer Abwärtsspirale. Das führt dann zur Abwärtsspirale, wenn er nicht aufgefangen wird, liebevoll, versteht sich.
Wir beide haben aber unterschiedlich auf diese Antworten reagiert...
Während ich der Meinung war der Junior müsse lernen sich innerhalb einer Gruppe (Familie,Freunde,Vereinen usw) einzuordnen war die KM der Meinung den Junior möglichst aus dem Konfliktumfeld heraus zu halten...
Während ich also darauf bestand dass Junior am WE mit ans Wasser geht, lernen muss sich in dem Umfeld einzuordnen, war die KM der Meinung mit dem Junior besser zu Hause zu bleiben.
Sie hat also den Konflikt vermieden, ich wollte ihm aus dem Konfliktumfeld nicht heraus halten...
Tom, es hilft Deinem Sohn nicht, mit Biegen und Brechen ihn in Situationen zu bringen, mit denen er überfordert ist. Er lernt dadurch nicht damit umzugehen.
Mein Sohn hat ADS (also ohne H), er zog sich immer mehr zurück, wenn er überfordert war, lebte in seiner eigenen Welt, hat alles andere nicht mehr wahrgenommen. Wenn ich gemerkt habe, es ist wieder so weit, habe ich das Kind geschnappt und bin aus diesem Stress für das Kind raus. Mein Sohn hat außerhalb dieser Stresssituationen gelernt, wie er in diesen Situationen umgehen kann. Natürlich gibt es Situationen, die nicht vermeidbar sind. Schule muss nun mal sein. Wenn die Hausaufgaben im Hort nicht gemacht wurden (zu viele Reize, keine Möglichkeit für meinen Sohn die Hausis zu machen), dann habe ich zu Hause den Raum und die Zeit geschaffen, dass er die Hausis stressfrei machen kann.
Es gibt aber Situationen, die müssen nicht sein, die kann ich meiden. Sie bringen dem Kind keinen Mehrwert, sie belasten nur. Warum muss man mit Kind auf einer Feier bis zum bitteren Ende bleiben? Nicht in jeder Gruppe muss man sich zu jeder Zeit einordnen. Wenn es Erwachsenen zu viel wird, gehen sie auch. Warum möchtest Du Deinem Sohn dieses Recht verwehren? Das hilft ihm nicht!
Und zu dem Satz "Eltern haben sich den Bedürfnissen von Kindern anzupassen."
Ja, das stimmt. Es hat aber seine Grenzen darin dass man die Bedürfnisse so auszurichten hat das die Kinder zu "normalen" Menschen erzogen werden.
Übertrieben dargestellt: Wenn ein Kind nur Nudeln essen will dann kann ich mich nicht danach richten und 18 Jahre lang nur Nudeln servieren...
Zwischen Bedürfniss und Wille des Kindes gibt es also einen Unterschied, es gibt auch unterschiedliche Gewichtungen in der Erziehung inwieweit man den Bedürfnissen der Kinder nachkommt.
Auch da haben wir verschiedene Meinungen...
Tom, wenn Du nur Nudeln essen möchtest und Dir permanent mit ziemlichen Druck (und so empfinden Kinder, wenn Ansagen von den Eltern kommen) anderes Essen serviert wird...wie würdest Du reagieren?
Die Lust auf andere Speisen (gilt auch für andere Dinge) entsteht nicht durch Druck sondern durch Wecken der Neugier.
Baispiel:
Nach meiner Auffassung haben die Kinder das zu essen was auf den Tisch kommt, wollen sie das nicht essen dann wird der Teller eben in den Kühlschrank gestellt, das Kind muss solange am Tisch sitzen bis alle anderen mit dem Essen fertig sind und es gibt danach auch keine Süßigkeiten o.ä. Hat das Kind später Hunger darf es sich den Teller aus dem Kühlschrank holen und es wird nochmal warm gemacht...
So ähnlich hat auch der zweite Mann meiner Mutter agiert. Ich war eine gute und interessierte Esserin, bis er die Regeln neu formuliert hat. Ab da war ich ein Hungerhaken (Dein Beuteschema), habe erst als junge Erwachsene das Essen wieder gelernt und gelernt es zu genießen. Sonst war Essen für mich eine Qual. Hand aufs Herz, Tom! Isst Du immer alles auf, was Dir vorgesetzt wird? Oder sagst Du nicht auch mal, das mag ich gerade nicht. Warum müssen Kinder Dinge essen, die sie nicht mögen, während Erwachsene die Wahl haben?
DAS ist für mich Normal !
Dein Sohn ist nicht normal! Deine Normalität kannst Du Deinem Sohn nicht einfach überstülpen.
Sich dem "Bedürfniss" des Kindes unterzuordnen geht nach meiner Auffassung garnicht...
Doch, die Kinder sind die Schwächsten! Sie haben keine Möglichkeit sich zu wehren. Ihre Bedürfnisse müssen an erster Stelle stehen. D.h. nicht, dass Eltern keinen Spaß mehr haben dürfen. Der Spaß hört aber da auf, wo die Kinder anfangen zu leiden.
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