Hallo Daniel,
nunmal gibt es (kirchenrechtlich) keine Ehe auf Probe. Dass Paare, die sich kennen und lieben gelernt haben, bevor sie heiraten (wenn sie dies dann auch im Endeffekt wollen), zusammenziehen und das Leben (Alltag) gemeinsam erleben wollen, ist heute in der Gesellschaft der Regelfall. Hier tut sich die Kath. Kirche in ihrer Rechtsauslegung schwer, weil sie eben die Lebenswirklichkeiten der heutigen Menschen oft nicht erkennen kann/will. - Wie gesagt, dies ist in der Lebenswirklichkeit der Menschen kaum mehr anzubringen und spielt somit bei diesen fast keine Rolle mehr. Bei einem Großteil der Paare, die schließlich auch kirchlich heiraten, ist es so, dass sie de facto schon länger zusammenleben. Das darf zu keiner Kritik und Maßregelung führen, man soll sich im Gegenteil freuen, dass sie dann auch noch kirchlich heiraten wollen (dies ist auch bei "geerdeten" Seelsorgern (Pfarrer, Diakone, etc.) keine Frage, im Gegenteil!) .
Aber in diesem Fall, da deine Freundin im kirchlichen Dienst beschäftigt ist, stellt sich das als schwieriger heraus. Es ist dann auch eine arbeitsvertragsrechtliche Frage. Deine Freundin hat als Erzieherin/Kinderpflegerin einen Dienstvertrag unterschrieben, der in seiner Präambel klar Bezug zur kirchlichen Grundordnung bzw zu den Werten der kath. Kirche nimmt (ist übrigens auch in ähnlicher Weise bei der Evang. Kirche so). Das ist erst einmal fact. Erschwerend kommt hinzu, dass der genannte Pfarrer, so wie geschildert, dann der zuständige Trägervertreter des KiGa ist. D.h., er ist der Dienstvorgesetzte. Da er, wie du schreibst, offensichtlich "konservativ" ist, wird er sich ggf. m.E. strikt an die o.g. Rechtsauffassungen halten. Das kann ggf. von arbeitsrechtlichen Maßnahmen (Ermahnung, Abmahnung) bis schlimmstenfalls hin zur Kündigung gehen. Ohne den Ärger und Stress zu benennen der in dieser Angelegenheit dann generell auftreten wird. Aus meiner Erfahrung heraus kurz und bündig gesagt: Solange ihr nicht zusammenlebt, kein Problem. Zusammenziehen, noch in einer dörflichen Stuktur, dürfte da zu einem größeren Problem werden (s.o.). Vielleicht ist es gut, den Bruder mit in`s Boot zu nehmen? - Wie gesagt, "geerdete" Dienstvorgesetzte sehen das immer anders, d.h. in der Lebenswirklichkeit der Menschen ; d.h. aber nicht, dass somit die Werte und die Lehre des Glaubens verraten werden. Ja, es stellt sich für mich immer die Frage: "Wie hätte Jesus gehandelt?" - Ich hoffe, ihr findet einen für euch guten Weg.
Viele Grüße