Berufsunfähigkeit - Erfahrungen?

  • Ich hab mir ja im Dezember bei einem Arbeitswege-Unfall die Hand so verletzt, dass ich meinen Beruf wohl nicht mehr ausüben werden kann. Ich kann schon arbeiten, aber eben nicht mehr als Rettungssanitäter.:(


    Hat hier jemand Erfahrung mit diesem Thema?


    Ist hier jetzt vllt. nicht so von allgemeinem Interesse, deswegen gern auch per PN.

  • ich kann dir keinen Rat geben, aber was mir als erstes einfiel: kommt nicht zuerst eine reha? Oder hattest du das schon? Ist denn definitiv klar, dass die Hand nicht mehr belastbar wird?

    Liebe Grüße
    Die Elefantendame


    Umwege erweitern die Ortskenntnis

  • Ist halt ein bißchen kompliziert.... Ich hab mir den 5. Mittelhandknochen so gebrochen, dass die Gelenkfläche zum Handwurzelknochen beteiligt ist. Daraus hat sich eine "posttraumatische Arthrose" ergeben. Bedeutet, da ist der Knorpel beim Teufel und es reibt Knochen auf Knochen, Mittelhandknochen gegen Handwurzelknochen. Es haben sich aber schon Knochenbälkchen im Gelenk gebildet, möglicherweise versteift dass sich das "Gelenk" im Lauf der Zeit. Die Schmerzen werden dann irgendwann vielleicht aufhören, wenn da nichts mehr reibt. Keine Ahnung.


    Allerdings sind die Handwurzelknochen auch beteiligt, wenn man das Handgelenk bewegt. Da müssen die gegeneinander beweglich sein, was dann bei mir nicht mehr oder nur noch eingeschränkt der Fall ist. Ich kann also mein Handgelenk nicht mehr so weit abbiegen in jede Richtung. Abgesehen davon, dass man ja in meinem Beruf schwer tragen muss und zwar auch in ergonomisch nicht gerade vorteilhaften Körperhaltungen, muß ich ja jederzeit bereit sein, eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durchzuführen. Wer sich an seinen Erste-Hilfe-Kurs erinnert, weiß, dass man dazu praktisch mit den Schultern über den Händen stehen muß, um durch sein Oberkörper-Gewicht die Drucktiefe her zu bringen. Das ist bei mir aber nicht möglich, soweit kann ich das Handgelenk nicht abknicken. Und da sich das Gelenk ja versteift, siehe oben.......

    Ähnliches gilt für Maske-Beutel-Beatmung, da brauch ich die ganze Hand entweder für den C-Griff, um die Maske aufs Gesicht zu drücken oder zum Zusammendrücken des Beutels, da bring ich die Kraft nicht her und es tut weh wie nochmalwas.


    Klar kann ich viele Dinge machen, die entscheidenen aber eben nicht. Und das macht es eben so schwierig. Der Durchgangsarzt will mich eigentlich nicht mehr krank schreiben, aber was soll ich denn machen? Physio bekomme ich, Ergo wird folgen. Was vermutlich eine Reha ersetzt.... Die Berufsgenossenschaft wird mir einen "Reha-Manager" schicken, da hat sich aber noch keiner gemeldet, dauert bei der BG ja alles auch ein bißchen länger.....


    Der einzige Vorschlag vom Arzt, einem Handchirurg, war, das "Gelenk" zwischen Mittelhandknochen und Handwurzelknochen künstlich zu versteifen. Die Frage, ob die Schmerzen dann sicher weg sind, beantwortete er mit "Sicher, sicher.... in der Medizin gibts kein Sicher..." Der Mensch ist furchtbar hektisch, fahrig und völlig unkommunikativ. Im KH, wo ich zuerst war, hat man das aber auch nicht wirklich ernst genommen, der Handchirurg hat wenigstens mal ein CT machen lassen, damit man erst mal sieht, was da wirklich los ist.


    Ich mag aber an einer solch diffizilen Stelle nicht jemanden rum schnippeln lassen, dem ich erstens nicht vertraue und der zweitens ja nur das macht, was scheinbar im Lauf der Zeit eh eintritt, nämlich, dies Gelenk versteifen. Würde nach Aussage des Handchirurgen nochmal mindestens 8 Wochen krank schreiben bedeuten.


    So. Was tun, sprach Zeus. Die Götter sind besoffen und der Olymp ist vollgek.... Ich MUSS jetzt nicht mehr undbedingt im RD arbeiten, aber ein bißchen Geld verdienen, wäre natürlich nicht schlecht. Keine Ahnung, wann das meinem Arbeitgeber zu bunt wird und ich die Kündigung bekomme *schulterzuck. Und ob er das so einfach darf....

  • Also ich durfte damals über die Berufsgenossenschaft eine Umschulung absolvieren. Bis das aber alles durch war, also die Untersuchungen beim Arzt und die Zusage der Berufsgenossenschaft ist 1 Jahr vergangen. Ich hatte keinen Unfall, konnte aber krankheitsbedingt (wegen einer Allergie) in meinem erlernten Beruf nicht mehr arbeiten.


    Letztendlich war die Umschulung super und ich wurde toll betreut und begleitet durch die Berufsgenossenschaft.


    Eine Freundin von mir hatte auch einen Unfall und sich dabei was gebrochen und konnte daher ihren Beruf als Krankenschwester nicht mehr ausüben. Sie hat umgeschult für einen Bürojob. Aber bis das bei ihr durch war das hat ewig gedauert. Ihre Genesung war auch sehr langwierig durch einige OPs. Die Zusage zur Umschulung war auch sehr langwierig bei ihr und sie hatte natürlich auch vorher mit ihrem AG gesprochen und man hatte versucht gemeinsam eine Lösung zu finden, dass Sie bei ihrem AG bleiben kann und evtl. nur in einem anderen Bereich eingesetzt wird. Aber das war dann so nicht möglich.

  • Hallo,

    tut mir leid, das klingt ja echt übel, grad mit der Hand.


    Also ich kann nicht wirklich was beitragen, nur das was ich aus meiner Erfahrung als BR so mitbekommen habe ...

    Ich hatte da tatsächlich einen, der hat sich bei mehreren Fahrradunfällen auf dem Arbeitsweg nacheinander beide Unterarme oder Handgelenke und die Nase gebrochen.


    GsD läuft das über die BG, da würde ich sagen Glück im Unglück.


    “Keine Ahnung, wann das meinem Arbeitgeber zu bunt wird und ich die Kündigung bekomme *schulterzuck. Und ob er das so einfach darf....“


    Also Kündigung wegen Krankheit geht grundsätzlich (ich meine, wenn absehbar keine Gesundung in Aussicht steht). Ist ja logisch, wenn man seinen Job dauerhaft nicht mehr ausüben kann, muss der Arbeitgeber eine Möglichkeit haben, das Arbeitsverhältnis zu beenden. Andere Frage ist, ob das Sinn macht, wenn Du im Krankengeldbezug bist. Bist Du - noch/schon?


    Ich würde das auf mich zukommen lassen. Ggf auch mal über einen Arztwechsel nachdenken, wenn es möglich ist?


    In dieser unklaren Situation (auch medizinisch) kann man noch nicht wirklich was sagen, wie das evtl. weiter gehen kann.


    Vielleicht bringt ja auch der Reha-Manager was.


    LG

    ... unn denn bin ick in mir jejangen, war aber ooch nüschd los! :drink ...

  • Also ich durfte damals über die Berufsgenossenschaft eine Umschulung absolvieren. Bis das aber alles durch war, also die Untersuchungen beim Arzt und die Zusage der Berufsgenossenschaft ist 1 Jahr vergangen. Ich hatte keinen Unfall, konnte aber krankheitsbedingt (wegen einer Allergie) in meinem erlernten Beruf nicht mehr arbeiten.


    Letztendlich war die Umschulung super und ich wurde toll betreut und begleitet durch die Berufsgenossenschaft.


    Eine Freundin von mir hatte auch einen Unfall und sich dabei was gebrochen und konnte daher ihren Beruf als Krankenschwester nicht mehr ausüben. Sie hat umgeschult für einen Bürojob. Aber bis das bei ihr durch war das hat ewig gedauert. Ihre Genesung war auch sehr langwierig durch einige OPs. Die Zusage zur Umschulung war auch sehr langwierig bei ihr und sie hatte natürlich auch vorher mit ihrem AG gesprochen und man hatte versucht gemeinsam eine Lösung zu finden, dass Sie bei ihrem AG bleiben kann und evtl. nur in einem anderen Bereich eingesetzt wird. Aber das war dann so nicht möglich.

    Ich hab ja auch umgeschult und bei mir in der Klasse waren viele bei denen BG, GRV Träger der Maßnahme waren (bei mir war es der ESF). Alterstechnisch ging das auch von 20-55.


    Das ist immer die Option, wenn man grundsätzlich noch in der Lage ist, einen Beruf auszuüben.


    Und an Deinem Beispiel mit der Krankenschwester sieht man ja, wie lange so eine “Sache“ bis zur Klärung, was dann ansteht, dauern kann.


    LG

    ... unn denn bin ick in mir jejangen, war aber ooch nüschd los! :drink ...

  • Ist der Durchgangsarzt der gleiche wie der Handchirurg?

    Um welche Hand handelt es sich denn?

    Und andere Frage: könntest du bei deinem AG auch eine andere Stelle besetzen? zB im Büro?


    Im Allgemeinen ist es in solchen Fällen von Vorteil, wenn die BG der Kostenträger ist. Die wollen einen meist schon schnell wieder in Arbeit bringen.


    Ich frag morgen mal die Kollegin, die kennt sich da aus. Vielleicht hat die einen Tipp für dich.

  • Also es ist die linke Hand, Gottseidank!
    ich war zuerst im KH bei einem Durchgangsarzt. Nachdem der das aber alles nicht so ernst genommen hat, hab ich mir einen anderen Durchgangsarzt in einem anderen KH gesucht, der Handchirurg ist.
    Ich hab schon rum gefragt, aber aktuell gibts bei meinem AG nichts anderes, was ich tun könnte.


    Was mir Sorgen macht, ist, dass der Arzt sich ziemlich anstellt, mich weiter krank zu schreiben. Was tu ich denn, wenn der mich gesund schreibt?!?!
    Schon der erste Doc hat mir erzählt: „Die Schwellung ist im Rahmen ind dass das wehtut, ist normal“. Ja danke auch....

    Wenn ich krank geschrieben werden will, muss ich erwähnen, dass ich im Krankengeldbezug bin und das alles kein Spass ist und mich einen Haufen Geld kostet. Dann gehts... klar, ich trage den Kopf nicht unterm Arm, aber ich simuliere das nicht.


    Ich denke, ich muss mir ein paar Baldrianpillen kaufen und einfach abwarten. Wie gesagt, das Einzige Problem ist, nicht mehr krank geschrieben zu werden.

  • cappucino15 das hängt jetzt erstmal von deinem Arbeitsvertrag ab. Rede mit deinem Arbeitgeber und deinem behandelnen D-Arzt. Der D-Arzt muss dir für Arbeitgeber und Arbeitsamt schriftlich bestätigen, dass du auf Grund der Verletzung und darauß entstandenen Folgen deine Arbeit nicht mehr ausführen kannst.

    Nur dann hast du eine Chance die Umschulung über die BG in Form einer beruflichen Wiedereingliederung finanziert zu bekommen.


    Hab den Schmu grade hinter mir mit meinem Rücken (bin ja RettAss).


    Viel Glück

    Nein, ich habe keine Spinnennetze in der Wohnung, das sind Ökotraumfänger :D

  • ... allerdings ist die Berufsgenossenschaft nicht unbedingt "dein Freund".

    Bei dem Unfallschaden und Folgen, die du beschreibst, musst du damit rechnen, dass Durchgangsarzt und BG irgendwann sagen: Das ist alterstypischer Verschleiß und hat mit dem Unfallschaden nichts zu tun. Du musst aufpassen wie ein Schießhund, was der Arzt notiert und aufschreibt. "Arthrose" zB ist schlicht nichts, was durch einen Unfall ausgelöst wird. Egal letztlich, in welcher Wortverbindung.

    Es wird halt immer gern versucht, sich einen schlanken Fuß zu machen, die Kosten - vor allem Folgekosten - woanders hinzudrücken. Hier halt in Richtung Krankenkasse, Rentenversicherung, Arbeitgeber. Und natürlich zu dir ...

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • ... allerdings ist die Berufsgenossenschaft nicht unbedingt "dein Freund".

    Bei dem Unfallschaden und Folgen, die du beschreibst, musst du damit rechnen, dass Durchgangsarzt und BG irgendwann sagen: Das ist alterstypischer Verschleiß und hat mit dem Unfallschaden nichts zu tun. Du musst aufpassen wie ein Schießhund, was der Arzt notiert und aufschreibt. "Arthrose" zB ist schlicht nichts, was durch einen Unfall ausgelöst wird. Egal letztlich, in welcher Wortverbindung.

    Es wird halt immer gern versucht, sich einen schlanken Fuß zu machen, die Kosten - vor allem Folgekosten - woanders hinzudrücken. Hier halt in Richtung Krankenkasse, Rentenversicherung, Arbeitgeber. Und natürlich zu dir ...

    Wie wahr wie wahr. Mein Fall wurde auch abgeschmettert, obwohl ich nicht mehr die Lasten tragen kann. Selbst ein durch Arbeit enstandener Meniskus- und Innenbandriß wurde nich anerkannt.

    Nein, ich habe keine Spinnennetze in der Wohnung, das sind Ökotraumfänger :D

  • Die Diagnose lautet "posttraumatische Arthrose" also verletzungsbedingt. Das kann man insofern auch belegen, als der Bruch ja die Gelenkfläche getroffen hat. Im letzten Bericht an die BG vom Durchgangsarzt steht, dass es "fraglich ist, ob ich den Beruf eines Rettungssanitäters noch ausüben kann". Mal sehen, wohin mich das bringt.


    Bei der BG hab ich gsd eine recht nette Sachbearbeiterin erwischt. Wie dann der "Reha-Manager" ist, der sich irgendwann bei mir melden soll, muss man sehen.

    Bei der Rentenversicherung werde ich mal zum Spaß einen Antrag auf Erwerbsminderung stellen, vielleicht bekomme ich ja 10% ;-).


    Ich erwarte mir ehrlich gesagt auch nicht allzuviel. Demnächst gibt es ein BEM-Gespräch. Eventuell kann ich beim BRK in die Ausbildung wechseln. Bedarf besteht absolut, aber die Stelle müsste erst geschaffen werden und das kostet ja wieder Geld. Am Freitag gehe ich wieder zum D-Arzt, der will mich eigentlich nicht mehr krank schreiben, aber dann soll er sagen, wie er sich das vorstellt. Ich hab ja nicht nur Schmerzen sondern auch Bewegungseinschränkungen, die das eigentliche Problem sind.


    Wenn das mit dem Wechseln in die Ausbildung nicht klappt, werden sie mir auch irgendwann kündigen. Dann muß ich meinen Nebenjob irgendwie ausbauen, was hilfts...


    Ich bin gespannt, wie das weiter geht.

  • Im letzten Bericht an die BG vom Durchgangsarzt steht, dass es "fraglich ist, ob ich den Beruf eines Rettungssanitäters noch ausüben kann". Mal sehen, wohin mich das bringt.

    Heißt übersetzt, dass der Arzt keine wirkliche Option mehr sieht. Kein Arzt würde in den Bericht schreiben, dass es nicht mehr möglich, das du den Beruf des Rettungssanitäters noch ausübst. Zumindest nicht nach dieser "kurzen" Krankengeschichte. Das hieße nämlich, dass dein Betrieb nach erfolglosem BEM dir recht schnell kündigen könnte. Dagegen könntest du dann klagen und darauf will sich kein Arzt einlassen, außer der Fall ist sonnenklar. So lange der Arzt eine Heilung für möglich hält, kann der Betrieb dir nicht so schnell kündigen. So war's bei mir damals nach meinem Unfall.

    Dass die BG dich einem Reha-Manager zuteilt, ist erstmal gut.

  • Yogi, vielen Dank für den Link, der war sehr hilfreich!

    Lena, hab schon gefragt, aber der HA darf mich nicht wegen eines Arbeitsunfalls krank schreiben. Da muss man immer zum D-Arzt.


    Ich werde es morgen mir dem Argument versuchen, dass innerhalb der nächsten 14 Tage das BEM-Gespräch stattfinden soll. Außerdem mal ehrlich: ich bin im Krankengeld-Bezug und der Spaß kostet MICH viel Geld. Nicht ihn. Kann ihm doch Wurscht sein. Er soll mir lieber noch Ergo verschreiben.....


    Hab heute erfahren, dass seine Kollegin wohl eine echte Koryphäe in der Handchirurgie ist (die Rosenheimer haben eigentlich einen sehr guten Ruf und da hatte es mich eh gewundert, dass der Doc so unmöglich ist). Ich werde auf alle Fälle mal einen Termin bei der Kollegin ausmachen und mir noch eine Meinung anhören.

  • cappucino15 denk bitte daran, dass du ggf dann auch von dieser Ärztin sämtliche Behandlungsverläufe brauchst. Sollte sie es mit deiner Hand richten können (was natürlich wünschenswert ist), dann kannst du die "Berufsunfähigkeit" vergessen.

    Nein, ich habe keine Spinnennetze in der Wohnung, das sind Ökotraumfänger :D

  • Dass ich mir alle Unterlagen geben lasse zum Sammeln, ist ja klar.


    Der Doktor heute musste dringend in den OP und hatte deswegen keine Zeit, blöd daher zu reden8o. Hab meine AU-Bescheinigung bis zu dem Termin mit seiner Kollegin und ein Rezept für Ergotherapie. Was will man mehr:).

    Jetzt warte ich mal ab, bei meinem AG tut sich vllt. Was auf, hab heute nochmal ein vielversprechendes Gespräch geführt, ist aber noch inoffiziell.