Umgangsrecht und Hobby des Kindes

  • zu rot


    Erstmal möchte das Kind das Spielen auf einem Konzert selber und zudem schrieb Elfenherz ja, dass er sich über diese Art der sozialen Kobtaktaufnahme zusätzlich freut.

    Sollte er nicht den ersten Preis machen, was solls?! Allein die Möglichkeit zu bekommen auf bestimmten Konzerten spielen zu dürfen ist schon der Hammer und in erster Linie geht es ihm ja auch darum. Warum sollte ein begabtes Kind in Watte gepackt werden und in einer "Rauscheblase" versteckt werden, nur weil es ADHS hat? Scheinbar gibt ihm ja grade die Struktur des festen Übens einen Halt und eine Konstante.

    Aber wie schon geschrieben, für Außenstehende ist es leider wirklich schwer zu begreifen, was Musik und Musizieren für einen selbst bedeuten kann.

    Nein, ich habe keine Spinnennetze in der Wohnung, das sind Ökotraumfänger :D

  • Bennie wie vieles sieht du auch die Sache mit dem Konzert falsch. Es ist einfach zum einen eine Möglichkeit das die Klasse den unruhigen, Störfaktor einfach mal anders sieht. Und damit auch der Blick der Klasse sich auf ihn ändert.

    Und für das Kind ist es enorm wichtig bei sowas zu zeigen das es was kann. Denn gerade diese Kinder erfahren soviel Sanktionen und Druck in der Schule, da ist es enorm wichtig das sie sich auch mal anders zeigen können.

  • Es ging ja nicht generell darum, dass das Kind nicht mehr üben darf. Wenn der Junge möchte, kann er das ja jetzt bei der Mutter mit vorhandenem Piano den ganzen Tag machen. Und bei Bedarf nachholen.


    Der Vater hat mit ihm 2 Wochen anderweitig Spaß gehabt. Da ist es nichtmal aufgefallen, dass das tägliche Üben unter dem Tisch gefallen ist. Und ich finde das nicht schlimm.

    Grüsse Tani :wink



    Du bist nicht das was Du sagst, sondern das was Du tust!

  • Und noch etwas: nach Lage der Dinge wird die Beziehung zum Vater durch die Klavierspielerei zerstört werden. Eine Beziehung, die ich gerade wegen der Befindlichkeit deines Sohnes für außerordentlich wichtig halte. Ob man da nicht die falschen Prioritäten setzt ?

    Korrektur:

    Nach Lage der Dinge könnte man darüber nachdenken, ob die Uneinigkeit der Eltern im Bezug auf das Thema Art und Umfang der Förderung von Begabung, Konsequenzen für die physische und/oder psychische Entwicklung des Kindes hat.


    lg von overtherainbow


    p.s.: Entwicklungsabweichungen neuronaler Regelkreise als „Befindlichkeit“ zu bezeichnen, sollte sogar unter Deinem sprachlichen Niveau liegen :)

  • Mensch, freut Euch doch, dass der Junge so eine Begabung hat! Das ist doch ein Geschenk! So lange er selbst üben möchte und Spaß hat an Konzerten - ist doch super! Ich wünschte heute noch, meine Eltern hätten meine musikalische Begabung mehr gefördert... jetzt mit fast 57 Klavierspielen lernen ist nämlich gar nicht so einfach :-D.


    Wenn er kein ADHS hätte und dauernd Fußball spielen wollte und ein "Schweini"-Trikot tragen würde, würde doch auch keiner was sagen.


    Wie man allerdings den Vater ins Boot holt - schwierige Kiste. Läßt er so gar nicht mit sich reden? Z.B. über die Vorschläge, die am Anfang des Fadens von Kaj und einigen anderen gemacht wurden?


    Ich kann aus Elfenherz' Posts auch nicht herauslesen, dass da Druck auf das Kind ausgeübt wird.

  • Sollte er nicht den ersten Preis machen, was solls?!

    Das siehst du nicht ganz richtig.

    Es gibt Kinder, die etwa nach missglückten Casting Auftritten in schwere seelische Krisen verfallen sind. Darüber wird aber dann nicht so gern berichtet ... Und selbst wenn das mit dem Erfolg erst mal klappt, dann ist es immer noch die Frage, wie das aussieht, wenn der Ruhm verblasst ... Daniel Kübelböck ist immerhin von Board eines Kreuzfahrtschiffs ins eiskalte Nordmeer gesprungen ... ein sehr schmerzhafter Tod, nebenbei bemerkt.

    Wenn man Kinder ins Rampenlicht stellt, dann birgt das immer auch beachtliche Risken.

    Das Kind um das es sich hier handelt, leidet an einer sehr schweren Persönlichkeitsstörung. Da geht es nicht darum, das Kind in Watte zu packen. Sondern es geht darum, eine Therapie zu finden, um ihm zu ermöglichen ein halbwegs normales Leben zu führen.



    Aber wie schon geschrieben, für Außenstehende ist es leider wirklich schwer zu begreifen, was Musik und Musizieren für einen selbst bedeuten kann.

    Na, wenn du dich da mal nicht überschätzt. So "außenstehend" bist du nun auch wieder nicht. Es gibt auch andere Menschen, die sehr viel von Musik verstehen.


    Es ist nichts dagegen einzuwenden, dass ein Kind Klavier spielt. Nicht das Geringste. Aber es ist etwas dagegen einzuwenden, dass ein Kind mit dieser Befindlichkeit dann ausgerechnet einen Masterkurs absolvieren muss, der sogar ein gesundes Kind an den Rand seiner Belastbarkeit führen würde ...

  • Es gibt Kinder, die etwa nach missglückten Casting Auftritten in schwere seelische Krisen verfallen sind. Darüber wird aber dann nicht so gern berichtet ... Und selbst wenn das mit dem Erfolg erst mal klappt, dann ist es immer noch die Frage, wie das aussieht, wenn der Ruhm verblasst ... Daniel Kübelböck ist immerhin von Board eines Kreuzfahrtschiffs ins eiskalte Nordmeer gesprungen ... ein sehr schmerzhafter Tod, nebenbei bemerkt.

    Dir ist aber schon bewusst das es hier um eine Schulaufführung geht ?


  • Wenn man Kinder ins Rampenlicht stellt, dann birgt das immer auch beachtliche Risken.

    Das Kind um das es sich hier handelt, leidet an einer sehr schweren Persönlichkeitsstörung. Da geht es nicht darum, das Kind in Watte zu packen. Sondern es geht darum, eine Therapie zu finden, um ihm zu ermöglichen ein halbwegs normales Leben zu führen.

    Also ADHS ist eben KEINE Persönlichkeitsstörung! ADHS zählt zu den Verhaltens-und emotionalen Störungen und hat auch was mit dem Gehirn zu tun. Denn es geht um Signalübertragung , bei der die Weiterleitung von Signalen zwischen Nervenzellen durch biochemische Botenstoffe beeinträchtigt ist. Da können die Kinder und auch Erwachsene nichts für. Bitte nicht zu sehr verallgemeinern. Und das schreibt jemand, der Ahnung vom Thema ADHS hat.

    "Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar" (Antoine de Saint-Exupéry)

  • Also ADHS ist eben KEINE Persönlichkeitsstörung! ADHS zählt zu den Verhaltens-und emotionalen Störungen und hat auch was mit dem Gehirn zu tun. Denn es geht um Signalübertragung , bei der die Weiterleitung von Signalen zwischen Nervenzellen durch biochemische Botenstoffe beeinträchtigt ist.

    Danke für die Richtigstellung. Dann ist das sicher so, wie du es darstellst.


    Aber ändert sich dadurch etwas an der Sachlage ? Das Kind ist schwer krank. Wie immer man das jetzt einordnet. Und deshalb halte ich es nicht für angeraten, das Kind einer extrem belastenden und mit hohen Erwartungen versehenen "Masterausbildung" auszusetzen.


    Versteh mich nicht falsch: das können andere durchaus unterschiedlich einordnen und ihre Kinder anders behandeln. Und auch die Fragestellerin wird das tun was SIE für richtig hält. Das ist vollkommen in Ordnung.


    Nur das ist halt meine Meinung, die ich mit vernünftigen Argumenten vertrete. Und wer meine Meinung nicht teilt, der teilt sie halt nicht. :)

  • Wenn das Kind der Fragestellerin tatsächlich hochbegabt sein sollte und er ja Spaß am Musizieren hat, warum sollte er dann nicht an einem Wettbewerb bzw. Veranstaltung mit Publikum teilnehmen? Und natürlich respektiere ich deine Meinung.

    "Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar" (Antoine de Saint-Exupéry)

  • zu grün

    Na wie gut, dass du mich so genau kennst.

    Allein an diesem Kommentar, seh ich, dass du nichts davon verstanden hast.

    Und ganz nebenbei, ich weiss mich durchaus einzuschätzen und kenn mich besser als irgendwer anderes. Bis jetzt hab ich mich so gut wie noch nie überschätzt.


    Zu rot

    Was an der Tatsache, dass das Kind es selber möchte und auch macht hast du nicht verstanden? Keiner hat ihn gezwungen.


    Nein, ich habe keine Spinnennetze in der Wohnung, das sind Ökotraumfänger :D

  • Vielen Dank nochmal für die rege Diskussion.


    Üben beim Vater

    Ich denke, der Vater ist nicht per se gegen das Üben. Er besitzt halt kein Klavier und selbst wenn, er könnte ihn nicht anleiten, da er keine Noten lesen kann.

    Ich hatte angeboten, vor Ort Klavierunterricht zu organisieren, aber da er unserem Sohn keine Medis geben möchte, macht dies keinen Sinn. Denn ohne Unterstützung schafft Sohn keine einzige Tonleiter, geschweige denn irgendwelche Stücke. Er kann sich nicht konzentrieren.


    Nach dem 1. Preis im Frühjahr stand für meinen Sohn fest, dass er an der Masterclass teilnehmen möchte, obwohl er wusste was es für eine Plackerei bedeuten würde. Sie findet im Oktober für 1 Woche unter Anleitung hochrangiger Dozenten mit abschließenden Konzert statt. Es werden ein paar Hundert Zuschauer anwesend sein. Nur dürfen nicht alle Schüler auf dem Abschlußkonzert spielen. Um für ihn die emotionale Stabilität und eine gute Tagesstruktur zu gewährleisten und um nicht aus dem Rhythmus zu kommen, ist mit dem Arzt und der Therapeutin vereinbart, dass er mäßig aber regelmäßig übt. Ein paar Monate hat er täglich 1 Stunde geübt, in den Ferien war er bei 2 Stunden, da das Einspielen schon ca eine Stunde dauert. Seit Montag ist wieder Schule, da übt er nachmittags wieder nur 1 Stunde, dafür jeden Tag. Dazu hat er einen Wecker, die Dinge müssen für ihn einen genauen Anfang und ein genaues Ende haben. Das ist so normal wie Zähne putzen geworden. Wir hatten deswegen noch nie eine Diskussion, DASS er üben muss. Die zwei Wochen bei Vater haben ihn sehr aus dem Rhythmus gebracht, und er braucht einfach länger um wieder reinzukommen. Das hat ihm die anschließende Musikwoche in der Ferienklasse deutlich vor Augen geführt.


    Ich kann die Argumentation von Benni schon irgendwo verstehen, nur ist sie jetzt auf unsere derzeitge Situation nicht anzuwenden, da sich Sohn schon mehrere Monate intensiv auf dieses Ereignis vorbereitet.

    Im Gespräch mit Lehrern war auch schon das Thema Musikinternat oder eine Bewerbung bei der berühmten Julliard School. Doch da sind für mich die Grenzen erreicht, weil ich genau weiß, dass mein Sohn derzeitig ohne Unterstützung im Alltag nicht zurechtkommen würde. Er würde im wahrsten Sinne des Wortes ohne Hose zum Unterricht auftauchen, weil er nicht auf die Idee käme, sie könne im Schrank zu finden sein.


    Ich hoffe auch sehr, dass in naher Zukunft erstmal kein Wettbewerb stattfindet, da die monatelage Vorbereitung sehr anstrengend für alle ist.


    Ich weigere mich meinem Sohn Glaubensätze zu vermitteln bei denen er irgendwas wegen seiner Beeinträchtigung nicht kann, wie zum Beispiel:

    - Du hast Adhs, du kannst zwar Klavier spielen, aber darfst an keinen Wettbewerben teilnehmen, du könntest scheitern

    - Du hast Adhs und super Noten, aber aufs Gymnasium darfst du nicht, ist für dich zu überfordernd


    Was vermittelt man damit einem Kind was sowieso schon überall aneckt?


    Ich bestärke ihn, Ziele erreichen zu können und sich von niemanden davon abbringen zu lassen.


    @ Benni zur asiatischen Erziehungskultur. Ich kann nicht darüber urteilen, wieviele sich dort umbringen, weil sie an irgendwas gescheitert sind. Sicherlich gibt es dort sehr tragische Biografien. Dennoch weigere ich mich zu glauben, dass die Menschen hier mit nahezu keinem Leistungsdruck per se glücklicher sind und dass es grundsätzlich besser ist, was wir hier machen. Es gibt zu allem ein Für und Wider.


    Hochbegabung

    Nein, mein Sohn hat einen leicht überdurchschnittlichen IQ, ist aber nicht hochbegabt. Er arbeitet sehr hart an allen alltäglichen Herausforderungen.

  • Ich hatte angeboten, vor Ort Klavierunterricht zu organisieren, aber da er unserem Sohn keine Medis geben möchte, macht dies keinen Sinn.

    Ich finde die Tatsache, dass er seinem Sohn keine Medis gibt, wesentlich schlimmer als die Tatsache, dass er nicht mit ihm Klavier übt. Die ADHS-Medikamente sind ja nunmal keine Bonbons. Die mal eben für 3 Wochen abzusetzen, um sie dann wieder aufzudosieren, finde ich schon sehr kritisch. Ist das generell so bei den Umgängen/ Ferien beim Vater?

  • Ich finde die Tatsache, dass er seinem Sohn keine Medis gibt, wesentlich schlimmer als die Tatsache, dass er nicht mit ihm Klavier übt. Die ADHS-Medikamente sind ja nunmal keine Bonbons. Die mal eben für 3 Wochen abzusetzen, um sie dann wieder aufzudosieren, finde ich schon sehr kritisch. Ist das generell so bei den Umgängen/ Ferien beim Vater?

    Muss nicht sein. Unsere Ärztin hat z.B. eine Pause in den Sommerferien immer empfohlen. Ist halt dann anstrengender. Aber lässt auch Rückschlüsse zu, ob sich etwas verändert

  • Muss nicht sein. Unsere Ärztin hat z.B. eine Pause in den Sommerferien immer empfohlen. Ist halt dann anstrengender. Aber lässt auch Rückschlüsse zu, ob sich etwas verändert

    Ich glaube, da gibt es, wie bei so vielen medizinischen Fragen, unterschiedliche Meinungen zu. Wahrscheinlich ist hier von Kind zu Kind eine individuelle Vorgehensweise sinnvoll.

    Bei meinem Sohn kann ich mir aktuell nicht vorstellen die Medikamente abzusetzen, weil sie ihm auch außerhalb der Schule sehr helfen. Aber er ist auch noch recht jung und die Diagnose noch recht frisch...

  • Ja, das ist sehr unterschiedlich und hängt von Kind, Behandlung und Arzt ab.

    Bei uns war immer klar, dass die Medis nur eine Überbrückung sein sollen und wenn es geht, er sie nicht lebenslang nehmen soll. Dazu war es aber auch nötig die Pausen einzulegen. Konzentrationstests unter Medis sind dann ja nicht aussagekräftig, wenn man wissen will, in wie weit er sich ohne konzentrieren kann ;-)