Wie läuft die Beschulung eurer Kinder zurzeit?

  • Ich habe es als Kind und auch im Studium immer als megaungerecht empfunden, dass die Schummler und Schnorrer fast immer mit durchgekommen sind und nie wirkliche Konsequenzen erfahren haben (oder ich habe es nur nicht wahrgenommen).

    Es ist wie in einer Gruppenarbeit: Ein, zwei machen den Job und der Rest kassiert trotzdem eine gute Note.


    Noten und Prädikate (Studienabschluss) öffnen nunmal Türen...oder auch nicht. Mit einem Einser-Abi ist die Studienauswahl größer als mit einem Dreier.


    Aber darum ging es mir gar nicht ursprünglich. Ich möchte objektiv und differenziert bewerten und die neuesten Vorgaben machen eben dies einmal mehr nicht möglich.

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Aber mir ging es um die Aussage, dass es denen dann in der Ausbildung oder Studium vor die Füsse fällt. Die ist nicht pauschal richtig.

    Ein schwacher Schüler ist nicht zwingend ein schwacher Arbeiter oder Student.

    Für die nächste Schulklasse mag das so sein, beschränkt sich aber auch nur auf "aufbauende" Fächer (Sprachen, Mathe). Ansonsten ist die nächste Klasse auch immer ein Re-Start.


    Die Note spiegelt einfach nichts wieder. Und Fleiß auch nicht zwingend. Soll Leute geben, die haben einfach Stärken und auch Schwächen. Deshalb ist die Aussage auch schwierig, dass die Note die Leistung darstellt. Von Nachhaltigkeit fange ich erst gar nicht an.


    Dass es keine objektive Bewertung über den Schüler selbst geben darf, verstehe ich allerdings auch nicht. Ein bisschen Objektivität sollte schon noch machbar sein.

    Grüsse Tani :wink



    Du bist nicht das was Du sagst, sondern das was Du tust!

  • Um schwach ging es mir nie. Ein Schüler, der fleißig ist und immer Bereitschaft zeigt, aber seine kognitiven Grenzen hat, bekommt keine Fünf. Nicht von mir. Dafür habe ich immer die pädagogische Komponente im Ärmel.


    Es geht um fehlende Leistungsbereitschaft, die ich weder in der Note noch im AV dokumentieren darf.

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  • Grundsätzlich stimme ich dir bei. Aber es gibt auch noch einen anderen Aspekt in diesem Zusammenhang zu beachten.

    Beim Homeschooling hängt die "gesehene" Leistungsbereitschaft sicher auch stark davon ab, ob und wie stark die Eltern sich eingesetzt haben.

    Eltern, die teils zu Hause sind, können da viel mehr hinterher sein, während ELtern, die den ganzen Tag außer Haus arbeiten, davon vielfach überfordert sind.

    Und dann gibt es auch die Eltern, die sich grundsätzlich nicht darum kümmern. Und aus meiner Erfahrung brauchen viele Kinder oft eine Heranführung an die Leistungsbereitschaft bei unliebsamen Themen. Oder anders ausgedrückt, Kinder müssen auch lernen, dass nicht alles nach dem Spaß-Prinzip läuft. Auch Schule nicht. Dazu brauchen sie die Unterstützung der Erwachsenen.

  • Für Jg. 1-7 stimme ich dir zu. Ab der 8. Klasse sollte die Eigenverantwortung überwiegen. Vor allem am Gymnasium.

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  • Das ist schon auch richtig.

    Um welche Jgst. handelt es sich denn bei dir?


    Das bringt mich gerade auf andere Überlegungen:

    In meinem Gefühl stabilisiert sich diese Eigenverantwortung auch erst ab da und kann durch dieses Homeschooling auch nach hinten geschoben werden. Bei Jungs sogar eher später. Da würde ich für die 8. Jgst. nicht unterschreiben.

    Und gibt es da Unterschiede zwischen den Schularten?

    Wie ist deine Erfahrung?

    Das interessiert mich sehr, denn ich habe in der Erwachsenenbildung zu tun und stelle oft so viele Defizite jeglicher Art fest, dass ich mir viele Gedanken zu unserem Bildungssystem mache.

  • Ich unterrichte von 5-13 alle Jahrgänge. Die Kleinen sind raus bzgl. Eigenverantwortung, die werden langsam rangeführt. Vor allem Helikoptermütter muss man an die Eigenverantwortung der Kids heranführen.

    Man hat natürlich immer Einzelne, die im 5. Schuljahr schon weitestgehend ihren Kram alleine regeln, dafür einige im 11. Jg. noch nicht. Ich hatte schon Oberstufenschüler, da ist Mama losgetrabt und hat prompt das falsche Heft gekauft.


    Im 8. Jahr werden die meisten 14, damit straf- und religionsmündig. Die Kids wollen zunehmend erwachsen behandelt werden. Gern. Hab ich kein Problem mit. Aber bitte mit allen Konsequenzen. Im 8. Jahr können Eltern überwiegend auch nicht mehr helfen, Schulstoff erklären o.ä. Da ist fast nur noch Kontrolle gefragt. Aber auch loslassen. Und manchmal muss man Mut haben, das Kind vor die Wand rennen zu lassen. Das ist schwer, ich weiß es aus eigener Erfahrung.


    Die zwei Schüler, die jetzt trotz akutem Minimalismus bis hin zur Nichterledigung wahrscheinlich versetzt werden, sind in der 8. bzw. 11. Klasse. Eine Warnung gab es bereits zum Halbjahr. Jetzt wachen übrigens die Eltern auf und fragen, was man noch tun könne...


    In welchen Bereichen stellst du Defizite fest?

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  • Es ist allgemein bekannt, dass gerade 8. Klasse eher schwierig ist. Eigenverantwortung? What?


    Sorry Kaj, das ist eher Wunschvorstellung. Ausnahmen gibt es immer. Und wie Du bereits selbst gesagt hast, mit nem 1er Abi hat man mehr Auswahl das Studium betreffend wie mit nem 3er. Blöd, dass viele aber keinen Plan haben wenn's soweit ist, was sie überhaupt wollen.


    Diese Denke des Leistungsprinzips der Schule, was ja Leistung nichtmal wiederspiegelt, wird den Kids und somit auch den Eltern vermittelt, die dann auf dieser Welle reiten und nur auf die Noten schauen. Und dann wird sich Seiten der Lehrerschaft darüber gewundert und beschwert, dass die Eltern zu viel mitmischen? Das wurde so ran gezüchtet! Vor 30 Jahren war das anders. Warum wohl?


    Würde man als Eltern heute so agieren hat man gleich das "bildungsferne Elternhaus". Man wird ja regelrecht bombardiert damit. Egal, um welches Thema es geht.


    Der Fisch stinkt von oben herab. Drum hab ich ja mit dem LP, der vom KM kommt, erst angefangen. Man hätte sich gerade jetzt im Homeschooling einfach auf das Wesentliche konzentrieren können. Das hätte auch gereicht. Wäre für alle einfacher gewesen, wenn sowieso ne Pflichtversetzung rauskommt. Bei den Abschlussprüfungen läuft's doch ähnlich heuer. Und ob das so ins Gewicht fällt später in der Ausbildung oder im Studium? Nö. Hauptsache man hat die Eintrittskarte in der Tasche.


    Aber so lange man davon ausgeht, dass die Zukunft der Kinder versaut ist, sie in der Zukunft weniger verdienen werden, dies auch öffentlich geäußert wird in den Medien, nur weil Kind ein halbes Jahr mal keinen Präsenzunterricht hatte, ist das schon unglaublich. Frag mich echt wie es Migranten überhaupt aufs Gymmi schaffen, wenn diese im Ursprungsland nichtmal Schule hatten u.U.


    Den ganzen Aufriss verstehe ich wirklich nicht, wenn man eh um die Missstände in unserem Bildungssystem weiss. Das ist ja schon ewig so.


    Probleme hausgemacht.

    Grüsse Tani :wink



    Du bist nicht das was Du sagst, sondern das was Du tust!

  • Kaj

    vorweg, ich unterrichte Erwachsene, die aus Ausbildungsberufen kommen als auch Studenten an der Hochschule.

    In beiden Gruppierungen gibt es immer weniger Motivation, sich Dinge selbst zu erarbeiten. Je jünger desto mehr. Wenn die Lösung nicht sofort ersichtlich ist, dann möchte man sie vorgesetzt bekommen. Diese Art Leistungsbereitshaft nimmt meiner Meinung nach ab. Dies fällt speziell bei den Studenten auf. Auch befreundete Profs bestätigen dies. (Ich mein, warum gibt es immer mehr Mathe-Vorbereitungskurse an den Unis. Eigentlich sollten diese Dinge aus der Schule bekannt sein und wenn nicht, dann setzt man sich als Student gefälligst hin und versucht sich das beizubringen. Nur dann scheitern echt viele. Vielleicht sollte man das aber auch zulassen. Und das bringt mich wiederum auf den nächsten Gedanken. Die Schulabschlüsse werden gefühlt immer leichter bzw. besser benotet......??


    Sehr großes Defizit sind auch das Textverständnis und das Formulieren von Zusammenhängen. Dies betrifft nun eher die andere Gruppe. Die Kompetenz dazu wird immer geringer. Ich bin zunehmend erstaunt, was ich da so zu lesen bekomme.


    Generell steigt die (sicher unbewusste) Anspruchshaltung, sich alles vorkauen zu lassen. Das soll kein Vorwurf sein. Ich glaube, dass man da hineingeschlittert ist.


    Mir fällt noch mehr ein, aber das wäre zu viel auf einmal

  • Lou,


    deine Wahrnehmung deckt sich mit meiner. Allein, wenn ich vergleiche, wie viel Literatur ich in der Oberstufe lesen musste und heute sind die SuS mit einem Roman von 200 Seiten schon überfordert...Aufsätze gleichen Whatsappnachrichten...keiner kann mehr schreiben, man lässt sich autokorrigieren (was schon bei Komposita gründlich schief geht)...


    Es gibt natürlich auch die anderen, die arbeiten, wo das Elternhaus nicht nur pampert, sondern von klein auf an der Frustrationstoleranz und Leistungsbereitschaft gearbeitet wird. Wo jeder eine Aufgabe im Haus hat und das Erledigen konsequent eingefordert wird. Wo nicht jeder Piep gefeiert wird.


    Politisch ist gewollt, dass viele das Abi machen und studieren. Früher gehörte man mit Studienabschluss zur Elite.

    Nicht, dass man mich falsch versteht: Ich finde es gut, wenn viele Zugang zu höherer Bildung erhalten. Aber Abi und Studienabschluss muss man sich erarbeiten und verdienen, nicht fast geschenkt kriegen. Der Kriegsgeneration wurde der Schulabschluss doch auch nicht geschenkt, also warum den Coronaschülern?

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  • d'accord bis auf die Coronaschüler. Corona ist Ausnahme.

    Ich gebe dir allerdings recht, wenn es um die Bemerkungen geht. Man sollte sehr wohl eine Bemerkung über die Leistungsbereitschaft und Mitwirkung in das Zeugnis schreiben dürfen. Ich finde sogar, das sollte unbedingt drinstehen.

  • Sehe ich auch so.


    Aber verkackt wurde das alles vor Jahren schon. Das hat mit Corona gar nicht viel zu tun. Darum braucht man da auf dem halben Jahr ohne Schule gar nicht rumreiten. Abschlussklasse ausgenommen.


    In der Kriegsgeneration und auch bis in die 80er mindestens sind nicht halbe Klassen und mehr von der Grundschule aus aufs Gymmi abgegangen. Vorher gingen die Schüler nach dort, die da auch hingehörten. Das ist seit vielen Jahren anders. Dank Pisa. Abiinflation ist das jetzt. Ich bin mir nicht sicher, ob man sich mit dem politischen Willen damit einen Gefallen getan hat.


    Scheinbar sind wir ja aber doch nicht so gebildet, wie es den Anschein nehmen soll. Mehr Schein als Sein passt da für mich. Aber es hört sich gut an. Das stimmt.


    Generell ist Bildung für mich was gänzlich anderes, als das, was Schule heutzutage und hierzulande im Allgemeinen zu vermitteln versucht. Zu viel, zu schnell, wenig Nachhaltigkeit dabei.

    Drum stolpere ich schon über den Begriff höhere Bildung...ist es das eigentlich (noch)?

    Grüsse Tani :wink



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  • Nee, ist es nicht mehr und da gehe ich mit dir absolut konform. Mich nervt schon immer das Gejammer, dass Mathe so schwer sein soll...dabei sind die hiesigen Inhalte ein ganzes Jahr hinter BuLändern wie Sachsen. Es fehlt an naturwissenschaftlicher und an praktischer Bildung. Auch ein Gymnasiast sollte Werken haben und den Umgang mit verschiedenen Werkstoffen ausprobieren und lernen dürfen.


    Aber das ist ein anderer Thread...


    Vaddi von o.a. Schüler hat übrigens eine Mail geschrieben...was man denn noch tun könne...wozu hab ich eigentlich Anfang Februar mit Blick auf das Halbjahreszeugnis ein Elterngespräch geführt?

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  • Durch "Corona" wird nur deutlich, dass und teilweise woran es in den (Bundesländer)Bildungssystemen fehlt. Und das betrifft die Universitäten ebenso wie die Schulen.

    Die jetzt angebotenen halbgaren Lösungen - sei es die Beschulung und die Bewertung in der Coronazeit in den Schulen oder schwierige universitäre Vorgehensweise - sind nur ein Zeichen dafür, dass unser Bildungssystem sich ziemlich weit abgehängt hat von den Möglichkeiten, die erkennbar machbar/finanzierbar wären.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Das mit den Universitäten wird auch nochmal ne andere Herausforderung... Ich sehe uns noch nicht mit 800+ in den Eingangsvorlesungen sitzen... Auch nicht im Wintersemester.

    Es sei denn es werden noch kurzfristig Flugzeugklimaanlagen in unser 70-Jahre-Schick-Höhrsaalgebäude eingebaut :/.

    LG Campusmami



    Sonne muss von Innen scheinen :sonne


    Das Leben findet draußen statt :rainbow: .

  • Ich habe gestern "Frau Müller muss weg" geschaut, da musste ich wirklich an manchen Stellen schmunzeln. Eltern, die alles dafür tun, dass ihr Kind auf ein Gymnasium kommt unter dem Deckmantel Kindeswohl. Und alle anderen sind schuld, dass das Kind absackt in der Schule, außer das eigene Kind und man selbst. Natürlich überzeichnet, aber auch nicht ganz realitätsfern.

    Gelungen fand ich den Ausblick auf den zukünftigen Lebenslauf der Kinder.

  • Gerade dreht eine Mutter aus Juniors Klasse frei, weil die Kinder, 3. Klasse Grundschule in Hessen, heute eben nicht die strikte Trennung der Klassen und die Hygieneregeln eingehalten haben und die Kinder an Tischinseln zusammensitzen.


    Tja, war wohl zu erwarten oder? Die Lehrer können auch nicht überall ihre Augen haben und wenn sich die Klassen dann auf dem Schulhof doch mischen, ja, dann ist das doch jetzt nicht verwunderlich oder?


    Dann muss man das Kind zuhause lassen. Ich hab den Junior in die Schule geschickt, weil ich davon ausgehe, dass- da tagelang kein neuer Fall hier - es so wenig Fälle gibt, dass er sich wohl kaum anstecken wird. Aber ich gehe nicht davon aus, dass die Maßnahmen alle strikt eingehalten werden, das schaffen ja schon die Großen nicht.

  • Letzte Woche vor den Ferien.

    Da gab es jetzt noch mal eine so dermaßen lange Liste an Aufgaben, da kann ich echt nur mit dem Kopf schütteln.

    Wenn es zumindest nur Wiederholungen wären. Wir haben gerade echt beide blöd geguckt, als wir den Lernplan für diese Woche gesichtet haben.

    Ehrlich, an der Stelle können uns mal alle gern haben. X/

  • Mein Sohnemann hatte heute nochmal zwei Schulstunden; die letzten vor den Ferien; und sein Zeugnis bekommen.

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Ehrlich, an der Stelle können uns mal alle gern haben

    Warum schreibst Du so oft von "uns"? Ich käme mir ein bisschen komisch vor, wenn ich in diesem Zusammenhang nicht trennen würde zwischen dem, was meine Kinder denken und dem, was ich meine. Klingt für mich irgendwie nach untrennbarer Einheit ("nicht ohne meine Tochter" oder so) .... aber bitte, das ist nur mein unmaßgeblicher Eindruck.

    A smile a day sweeps the sorrows away