Am Freitag kamen meine Kinder zurück vom Mama-Tag. Seither viel Generve, Nicht-Folgen, Nicht-Hören, es war schwierig. Der unsichtbare Graben zwischen uns wurde massiver; die beiden blödelten dafür immer mehr und immer witziger miteinander rum. Ich sagte zu meinem Sohn, dass mich an Montag vor 10 Tagen erinnert fühle. Ich fragte ihn, ob er versteht, was ich damit meine, und er sagte Ja.
Ich meinte damit, dass am Montag vor 10 Tagen ich die Kinder von der Mamawoche wieder in meine Obhut übernommen hatte. Die Tochter war nachmittags im Auto schon eingeschlafen, sie schlief durch (nur unterbrochen vom 1 Uhr nachts Pipi-Wecker) bis zum nächsten Morgen, 8 Uhr.
Somit waren der Sohn und ich seit Rückkehr von Mama bis zum Morgen des nächsten Tags "ungestört" (ohne Geschwister-Rivalitäts-Dramen o. ä.). Es war schwierig. Sehr schwierig. Ihm schmeckte nichts, ihm passte nichts, schon vom Hort abholen war ihm zu viel. Das brachte mich ziemlich an meine Grenze. Der morgendliche Schulweg war schweigend nebeneinander her.
Plötzlich sagt er: Papa, die Mama hat nicht aufgehört zu schlagen."
Ich dachte erst, ich höre nicht richtig, fragte ihn, was er gerade gesagt hat, was das heißen soll.
Plötzlich, von diesem Moment auf den nächsten war diese ganze schwierige, ätzende, nervende Anspannung zwischen uns weg. Er sprudelte los, dass am Samstag beim Mittagessen die Mutter ihnen das Essen aufgelegt hatte. Wie meist, zu viel, und bei ihr gilt die Regel, dass sie essen müssen, was auf dem Teller ist, und die Tochter hat dann einen Teil von ihrem Reis auf den Teller des Sohns, und der, diesen Teil wieder zurück auf ihren Teller, und da hat die Tochter einen Schlag von der Mutter bekommen (wohin? der Sohn wusste das nicht mehr). Er wusste nur, dass er sofort gesagt hat, "Aber Mama, du wolltest doch nicht mehr schlagen." und darauf sie, sinngemäß, "dann dürft ihr eben keinen Quatsch machen".
Das war ein Schock für mich. Andererseits fühlte ich Verbundenheit mit ihm und Freude darüber, dass der genervte Abend und Morgen, eine schlüssige Erklärung gefunden hatte. Denn das hat er mir später mehrfach bestätigt. Er stand unter Spannung, was er machen sollte. Die Mama verpfeifen wollte er nicht, aber ein Unrecht und Schläge ertragen, das ging anscheinend gar nicht für ihn.
Ich habe anschließend die Tochter geweckt und von ihr 1:1 die gleiche Geschichte gehört. Sie wusste sogar, wohin die Mama geschlagen hat, auf den Kopf. Ich versprach ihr, dass ich nochmal mit der Frau vom Jugendamt reden werde, und sie kann sich darauf verlassen, dass die Mama aufhört zu schlagen.
Beim Jugendamt dann mein drittes Mal, dass ich von Schlägen der Mutter berichten musste. Ich habe darauf gedrängt, dass etwas unternommen wird, dass das unterbunden wird. es wurde eine Meldung erfasst, "Defizitäres Erziehungsverhalten" und der Fall sollte im JA-Team besprochen werden, um dann entschieden zu werden, ob oder wie darauf reagiert wird.
Meine Anrufe und Nachhaken beim JA ergaben keine Klarheit, bis ich jetzt Freitag schließlich die klare aber leider verklausulierte Aussage der Beraterin erhielt, dass ich mir sicher sein kann, dass meine Meldung im Team aufgenommen wurde, dass sie aber mir nicht sagen darf, ob und wenn ja, was unternommen wird/wurde.
Also, diese Erinnerung, dass der Sohn ein Geheimnis zu wahren hatte, was zu schwer für ihn war. die kam mir gestern Abend während des Abendessens. Anschließend beim Zubettgehen, habe ich an diesen Montag vor einer Woche erinnert, ich wollte sie ermutigen, auszusprechen, wenn etwas vorgefallen wäre, aber es kam nichts Neues, nichts, was mir diesen neuerlichen Graben plausibel gemacht hätte.
Ich dachte mir: „Naja, wahrscheinlich sind die Kinder eben doch viel mehr Gefühlsmenschen, als wir normalerweise glauben. Sie spüren einfach, dass schon wieder etwas im Busch ist.“
("Im Busch" ist tatsächlich etwas: Freitag vor einer Woche saßen wir Eltern, eskortiert von Anwältinnen, Dolmetscherin und Verfahrensbeiständin der Kinder beim FG, ich wollte per e. A. die Fahrt zur Kur genehmigt bekommen, was die KM aber weiterhin ablehnte.
Stattdessen erfuhr ich während dieser Verhandlung, dass ein eigener Antrag der Gegenseite ans Gericht gerichtet worden ist, dass dieser der Richterin wohl schon bekannt ist, aber mit der Briefpost geschickt und "unglücklicherweise" jetzt nicht vorlag. Das war das einzige, wo die gegnerische Anwältin ihr Fett abbekam. Dann kam ich dran. Nach der Verhandlung wusste ich nicht mehr ob ich Männlein oder Weiblein war. Zusammengefasst: Auch wenn das „Was“ ich gemacht habe dem Kindswohl dient, ist das „Wie“, unter aller Kanone: Immer stelle ich die KM vor vollendete Tatsachen.
Es wurde keine Entscheidung getroffen, damit die KM sich nicht wieder untergebuttert fühlt wurde ein Vergleich nahegelegt. Das Vergleichsangebot der KM, nämlich, dass anschließend an die Kur, die Kinder 3 Wochen am Stück bei ihr sind, habe ich abgelehnt und eigentlich sollte am Freitag dann die richterliche Entscheidung fallen, es kam aber bisher nichts dergleichen. Ich bin aus einer Verhandlung raus, von der ich zuvor 100% gewusst hatte, dass die Kur genehmigt wird. Deshalb hatte ich den Kurvertrag schon unterschrieben. Nach der Verhandlung, als ich immer tiefer in den Zweifel rutschte, in die Verunsicherung, habe ich in der Klinik angerufen und versucht, ob ich noch irgendwie aus der ganzen Sache rauskommen könne. Die haben mir sofort gesagt, bitte Dreizeiler sofort schicken, vielleicht geht dann auf Kulanz noch ein Storno.
Die Anwältin hat mir dann wieder Mut gemacht, 99,9% mir zugesichert, dass die Kur wird, dass die Richterin das im Prinzip so gesagt hat, also, bitte jetzt auf keinen Fall stornieren, "Freitag haben Sie die Entscheidung"
Mittlerweile ist Sonntagabend und ich habe keine Entscheidung.
Aber am Freitag bekam ich den gegnerischen Antrag auf Einführung des Residenzmodells, mit Besuchsrecht alle 14 Tage von Freitag nach der Kita bis Sonntag 17:00.
Ich habe 2 Wochen Zeit hierauf Stellung zu nehmen. Wenn das mit der Kur doch noch klappen sollte, bin ich die nächsten 10 Tage bis zur Abreise mit den Vorbereitungen zur Kur beschäftigt und kann mich nicht wirklich gut auf die Erwiderung konzentrieren.
"Naja, also diesen ganzen Sch****," dachte ich, "den spüren die Kinder, und deshalb sind sie so, wie sie sind, lass sie einfach sein, und gut ist".
Heute beim Frühstück, die gleiche Stimmung, unheimlich viel gemeinsames Gekaspere, sich gegenseitig hochschaukeln und gleichzeitig nicht-hören. Trotz intellektuellen Verständnisses war ich emotional ziemlich erschöpft, kraftlos. Gemeinsam mit meiner Frau gelang es schließlich, die Kinder zum Sprechen zu bewegen:
Als erstes erfuhren wir, dass das Jugendamt etwas unternommen hatte, die Beraterin hat die Mama zuhause besucht. Und sie muss ziemlich eindrucksvoll gewirkt haben. Denn die KM war stinksauer auf unsere Kinder und hat diese später geschimpft, warum sie dem Papa gegenüber von ihr erzählt haben. Sie hat ihnen gedroht, wenn sie noch einmal dem Papa etwas erzählen, was der nicht erfahren darf, dann wird sie in ihr Heimatland reisen, für immer, aber nur die Halbschwester mitnehmen. Unsere beiden Kinder müssen dann für immer beim Papa leben.
Ich war heute Nachmittag mit den beiden im Schwimmbad, und die Tochter hat dreimal aus wirklich nichtigem Anlass das Weinen angefangen. Als Grund sagt sie, sie hat Angst, dass sie von der Mama verlassen wird.
Ich weiß jetzt im Moment noch nicht ob ich morgen früh als erstes zum JA gehen und berichten soll, oder die Verfahrensbeiständin, oder meine Anwältin, oder den Kindsvater der Habschwester warnen soll.
Zum Thema KV gibt es auch eine traurige Geschichte: Meine Tochter hat diese Tage berichtet, dass die KM den KV geschlagen hat. Sie hat es mit eigenen Augen gesehen. Es ging irgendwie darum, dass er die Tochter mehr haben wollte, die KM das aber ablehnte, weil er doch keine Krippe ist.
Der Sohn war in dem Moment im Kinderzimmer und hat den Angriff nicht gesehen, nur gehört. Er meint, es ging um Alkohol. Der Vater wollte sämtlichen Alk aus der Wohnung der KM mit zu sich nach Hause nehmen. Was seine Motivation war? Unklar! Vielleicht wollte er, dass die Mama weniger Alk konsumiert, vielleicht wollte er diesen ihr wegnehmen, um sich selbst ein paar „glückliche“ Stunden zu gönnen. Er wusste es nicht.