Politische Entscheidung im Punkt Organspende

  • Wenn Du weiter vorne liest, gibt es das durchaus, auch mit Erklärung.

    Soweit ich weiß , hast Du Dich gegen Organspende entschieden, oder hab ich das falsch verstanden? Ich frage nicht, wer NICHT Organe spenden will, ich würde diese Entscheidung nicht hinterfragen, es ist mir schlicht egal, aber ich frage, wer sich nicht entscheiden will.


    Ich rede davon, wer würde sich komplett weigern ein Kreuz auf einem Organspendeausweis zu machen?

    Weder ein Ja, noch ein Nein, oder ein Teilweises Ja. Also nur irgendwas!


    Und es muß ja auch nicht ein Organspendeausweis sein,w enn man den Dingern nicht traut, man kann das auch notariell beglaubigen lassen, man kann eine handschriftliche Erklärung verfassen, sonstwas.


    Und wenn man sich weigert, klar zu äußern, was man möchte, was denken diese Menschen, was nach ihrem Tod passiert? Wer soll dann entscheiden? Und was?

  • aber ich frage, wer sich nicht entscheiden will.

    Ich meine, mich zu erinnern, dass es da ein bis drei Leute hier gibt, die sich damit schwer tun und das auch weiter vorne beschrieben haben.

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Nuja, aber letztendlich hat dann soweit ich weiß jeder geschrieben, daß er sehr wohl entscheiden würde, aber Angst hat, daß diese Entscheidung Nachteile mit sich bringt.


    Und auch dagegen ist ein Kraut gewachsen, denn man muß ja niemandem seine Entscheidung mitteilen, man muß nur sagen, WO man diese Entscheidung im Zweifel findet.


    Man kann also einen Organspende ( Oder Nichtspende ) Ausweis in ein Kuvert tun, und draufschreiben, nur von meiner Tochter im Notfall zu öffnen. Oder was auch immer. Dann dem Kind sagen: Hey, pass auf, wenn ich mal nicht selber entscheiden kann, hier liegen die wichtigen Unterlagen:


    Und als Tipp: Letzter Arztbrief, Vorsorgevollmacht, Medikamentenliste, letzter Wille, Schriftsatz, wer sich um die Kinder kümmern soll,Kontonummern ( ich empfehle auch eine Kontovollmacht zu erteilen ), alles einfach dazu packen, kann man ja auch nach und nach machen.

  • Wenn es aber nur um die Entscheidung geht, hilft ein Widerspruchsrecht ja nicht wirklich. Jetzt mal Entscheidungen von Angehörigen außen vor gelassen... In einem Fall sagt man, wenn du dich nicht entscheidest, dann passiert nichts. Im anderen Fall sagt man, wenn du dich nicht entscheidest, dann passiert etwas. Letzteres finde ich aus Spendersicht eben einfach bedenklich.


    Mir würde es überhaupt nicht um die Meinung der Außenstehenden gehen oder um die Angst, meine Daten könnten irgendwo durchsickern und vielleicht Rettungssanitäter beeinflussen oder so etwas. Sondern einfach nur darum, dass ich in dem Moment nicht mehr entscheide, ob ich spende oder nicht. Sondern ich spende automatisch und muss mich bewusst dagegen entscheiden, wenn ich das nicht will. Ich treffe bewusst eine Entscheidung gegen das Leben potentieller Empfänger. Der Staat hat entschieden, dass mir ein in diesem Punkt selbst bestimmter Sterbeprozess standardmäßig, außer ich fordere ihn ein. Er steht mir nicht mehr zu, ich muss also egoistisch sein.

  • Meine Angehörigen wissen aber, wie ich entscheiden würde. Ich finde es ja auch bescheiden, dass man seine Angehörigen damit belastet, wenn man keine Entscheidung trifft. Dass der Staat entscheidet finde ich aber auch nicht sinnvoll, und wenn dort eine Standardentscheidung getroffen werden sollte, dann wäre das meiner Meinung nach eine gegen Organspende. Ich würde mich auch bei einem Angehörigen immer dagegen entscheiden, wenn ich nicht wüsste, dass er das gewollt hätte, weil mir aus meiner Sicht eine andere Entscheidung nicht zusteht.

  • Wenn ich "gezwungen" bin mich selbst zu entscheiden, nehme ich meinen Nachkommen den "Zwang" für mich zu entscheiden.


    Wer sich nicht als Organspender identifizieren lässt, überträgt die Verantwortung nicht auf die Hinterbliebenen.


    Aktuell ist es so, wer nicht entscheidet, wer nichts dokumentiert hat, ist potentieller Spender.


    Es werden die Angehörigen gefragt, die entscheiden dann nach eigenem Dünken.

    Was verstehe ich hier jetzt nicht oder falsch ?

  • Aktuell gilt die Ansage des nächsten Angehörigen.


    Man kann also auch Orgabsoender werden, ohne sich entschieden zu haben, wenn die Angehörigen sagen, dass es im Sinne des Verstorbenen wäre.


    Wir hatten kürzlich einen 18 Jährigen im Dorf, der überfahren wurde.


    Die Mutter hat seine Organe freigegeben.


    Eine wirklich tolle und liebenswerte Frau, eödiese Entscheidung muss unendlich schwer gewesen sein. Ich kann mir nicht vorstellen, was sie durchlitten hat.

  • Ich persönlich glaube, dass es einfach viele Menschen gibt, die pro Organspende sind, aber schlicht es im Alltag verdaddeln, wie so vieles andere auch.

    Natürlich nicht repräsentativ: Hab vor kurzem ein Stand-up-Comidien gesehen, der so mal in die Runde fragte, wer pro Oragnspende ist: Gut 80 Prozent der Hände gingen hoch. Zweite Frage war: Wer hat einen Organspendeausweis?

    Da waren es nur noch rund die Hälfte, der Pro-Leute.

    Wenn er noch gefragt hätte, wer hat seinen mit, wären es sicher noch weniger gewesen.

    Zum Schluß hatte er noch was mitgebracht. :)

    Und wer da nein ankreuzen mag, der soll es tun können-natürlich ohne Wertung.

  • Wir hatten das Thema Organspende neulich kurz im Büro "angeritzt" und meiner Kollegin war deutlich anzumerken, dass sie nicht bereit ist, sich damit auseinanderzusetzen. Da es eine sehr schwere Kost ist, kann ich es verstehen. Als ich mich vor Jahren hingesetzt habe, um beide Seiten zu betrachten, ging es mir eine ganze Zeit gar nicht gut. Natürlich bin ich heute froh, dass ich es getan habe, denn so konnte ich für mich persönlich eine Entscheidung treffen, aber dazu muss man wirklich bereit sein und somit finde ich es gut, dass es zur Ablehnung der Gesetzesänderung kam.


    Ich würde mir übrigens sehr wünschen, Organe zu spenden, denn ich habe Angst davor, versehentlich lebendig begraben zu werden.

    Beim Durchlesen des Threads blieb dieser Satz bei mir hängen. Du kannst dir als Medizinerin vorstellen, dass es dazu kommen kann lebendig begraben zu werden? Du hast jedoch keine Angst davor, dass dir versehentlich lebendig Organe entnommen werden?

  • Jup. Genau das.


    Die Hirntoddiagnostik ist derart ausführlich, da müssen 2 EEGs mit Abstand von mindestens 24h geschrieben werden, über 30 Minuten. Und da darf nicht die allerklitzekleinste Aktivität sein. Nix.


    Dann gucken mindestens 2, eher 3-4 Ärzte nach, ob sich irgendwer geirrt haben könnte.


    Niemand ist so sicher Tod, wie nach so einer Diagnostik.


    Eine "normale" Leichenschau dauert meist nicht länger als 2-3 Minuten. Da wird kein EEG oder ein EKG gemacht ( ich mache immer ein EKG, aber das ist nicht vorgesehen ).


    Es guckt halt ein Arzt, ob EINS der sicheren Todeszeichen zu sehen ist, Leichenflecken, Leichenstarre, Fäulnis oder Verletzungen, die mit dem Leben nicht vereinbar sind.


    Ich persönlich habe den Wunsch, dass noch ein zweiter Arzt guckt, ob ich wirklich Tod bin. Bei einer Feuerbestattung passiert das zum Beispiel.

  • Niemand ist so sicher Tod, wie nach so einer Diagnostik.

    So, wie Du es beschreibst, wäre es wohl richtiger, zu sagen, niemand ist so sicher hirntot, wie nach dieser Diagnostik. Bleibt halt immer noch die Frage, wie tot ist hirntot. Das Herz schlägt ja noch - muss es ja, wenn die Organe noch verwendet werden sollen...

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Ja klar, das ist ja heutzutage normal, sich lieber auf irgendwelchen Schwurbelseiten hahnebüchne Stories abzulesen, statt mal jemanden zu fragen, der sich damit auskennt.


    Wozu Experten fragen, wenn man doch lieber etwas Panik verbreiten kann...


    Dabei ist es egal, ob es um. Organspende geht, um Impfen, Klimawandel oder was auch inner.


    Es gibt Leite, die Spritzen sich Beton in den Hintern, weil sie auf irgendeiner Seite gelesen haben, dass das schlank macht.


    Es ist unfassbar, wie blöd die Leute sind. Und nicht nur blöd, auch unzufrieden, verbittert.


    Interessanterweise kann man oft Aluhutträger an der Wertwahl erkennen.

  • CoCo, in Papua Neuguinea ist man nie tot, man lebt im Gehirn weiter und dieses wird dann von Angehörigen verspeist, damit man in denen weiterlebt.


    Natürlich gibt es verschiedene Vorstellungen von Tod.


    Aber selbst WENN ich trotz hirntoddiagnostik nicht tot sein sollte, sondern über irgendein Astralwesen alles um mich herum mitbekommen sollte ( ich schwurbel mal etwas ), ganz ehrlich, da möchte ich lieber eine Narkose bekommen, als der ich nicht aufwache, als dass ich künstlich am Leben erhalten werde und nach und nach die Organe versagen und mich vergiften, ich einen Eingriff nach dem Anderen brauche, der zwar das Ende nicht verhindert, aber den Weg dahin verlängert.


    Tracheotomie, Ernährungssonde, Bronchoskopie nach Bronchoskopie, irgendwann dann auch Dialyse, Medikamente, Antibiotika und was weiss ich, bis das Herz dann irgendwann endlich aufhört zu schlagen.


    Wie gesagt, wenn es irgendwie eine Chance auf Heilung gibt, dann bitte gerne, aber ansonsten möchte ich gerne schnell gehen.


    "Geräte abschalten" geht nicht so einfach, wenn die erstmal an sind, Begandlungen beenden um das Ende einzuleiten ist auch ein teils langer Weg.


    Ich wäre froh, diesen nicht gehen zu müssen und wenn ich damit noch jemandem helfen kann, dann bitte.

  • Warum gleich so aggressiv und beleidigend?

    Nein, ich habe keine Spinnennetze in der Wohnung, das sind Ökotraumfänger :D

  • Monsterkrümel, das ist eben Deine Sichtweise. Und andere Menschen haben vielleicht eine andere Sicht auf diese Dinge. Ich trage keinen Aluhut - bin aber davon überzeugt, dass wir eine Seele haben - bzw. sogar, dass wir eine Seele sind, die einen Körper hat.


    Und für manche Menschen ist es wichtiger, einen lieben Angehörigen in den Tod begleiten zu können, ob mit oder ohne Maschinen und für denjenigen selbst, begleitet zu werden oder zumindest "in Ruhe" sterben zu können, statt ausgeweidet, um es mal böse auszudrücken, auf dem OP-Tisch, weil man dann der uneigennützige Held ist.

    Das ist genauso zu respektieren.

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • So, wie Du es beschreibst, wäre es wohl richtiger, zu sagen, niemand ist so sicher hirntot, wie nach dieser Diagnostik. Bleibt halt immer noch die Frage, wie tot ist hirntot. Das Herz schlägt ja noch - muss es ja, wenn die Organe noch verwendet werden sollen...

    Um ehrlich zu sein ist mein allergrößter Albtraum, eines Tages noch "so ein bisschen" am leben zu bleiben und das für einen ungewissen Zeitraum. Da bevorzuge ich den tatsächlichen Tod. Um ganz ehrlich zu sein am liebsten mit nachhelfen, wenn es sein muss. Aber das ist ein anderes Thema.

  • Ja, Sponge, das kann ich gut nachvollziehen, würde ich auch nicht wirklich wollen. Das "Nachhelfen" geht ja anders (hoffentlich auch mal in Deutschland), als durch Organspende. Das Nachhelfen kann auch bis zum Schluss begleitet werden, wenn man das möchte.

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Nachhelfen ist in Deutschland nicht möglich, alle Anträge auf Sterbehilfe wurden bisher abgelehnt.

    Abgesehen davon Bedarf es dafür einen mündigen Menschen, den haben wir bei hirntoten Menschen nicht.


    Hier wird Maximaltherapie gefahren, dies zu ändern Bedarf vieler Gespräche und eventuell einen Gerichtsbeschluss.


    Nachhelfen gibt es nicht, aktive Sterbehilfe ist verboten, mann kann den Prozess des Sterbens, der nunmal mit dem Hirntod unwiderruflich auch für den Rest des Körpers eingeleitet ist, eventuell durch Ubterlassen beschleunigen, befindet sich aber mit einem Bein im Knast.


    "In Ruhe" sterben ist auf einer Intensivstation unter Maximaltherapie schwer möglich.


    Und ja, jeder darf sei eigene Meinung haben, aber wenn jemand der Meinung ist, man kann im Krankenhaus beim Sterben "nachhelfen", dann stimmt das einfach nicht.


    Man kann und darf nicht nachhelfen, man kann Therapien beenden, aber nicht nachhelfen.