Kind verweigert Umgang

  • Hallo Forumsmitglieder,


    die Situation hat sich bei uns ein wenig zugespitzt, die Kleine sagt schon eine Woche vor dem Umgangswochenende, dass sie nicht zu ihrem Vater möchte. Das sagt sie übrigens seit mehreren Monaten, dennoch bringe ich sie immer zum Treffpunkt.

    Nur jetzt fängt sie an zu weinen an wenn ich es ihr mitteile, dass am Wochenende Papa-wochenende ist. Auch beim Abschied weinte sie. Ich mache mir viele Gedanken woran es liegt, den Vater interessiert es nicht. Sie äußert es deutlich gegenüber ihm, dass sie nicht will. Ich habe dem Vater angeboten, dass er Mal nur Samstags kommt, um die Situation zu entzerren. Da sie seit Oktober alle 2 Wochen bei ihm schläft, ist natürlich klar, dass er das vehement ablehnt. Stattdessen sagt er, sie muss da durch, das ist ein Prozess und ich würde ja seit Geburt nicht wollen, dass er Umgang hat. Sowieso ist er plötzlich mächtig aggressiv gegenüber mir, zieht die Große mit rein, da sie ja ihren Vater gar nicht hat und sie leidet. Das ist mir alles bewusst und sie ist in Therapie. Aber das alles geht ihn nichts an, da es nicht seine Tochter ist und er die Umstände, geschweige denn den Vater kennt. Da ich merke wie meine Tochter sich verweigert und es den Vater nicht interessiert, habe ich mit dem Jugendamt telefoniert um ein gemeinsames Gespräch mit dem KV auszumachen. Sie sagte, wir sollten schauen, was da los ist und wie wir eine gute dauerhafte Lösung finden können, damit die Kleine gerne zu ihrem Vater geht bzw sich nicht verweigert. Er sagt, wenn ich ihn Frage, es sei alles gut und schön, wenn sie bei ihm ist. Die Kleine erzählt dann doch Mal andere Dinge.

    Für den heutigen Umgang habe ich mit der Dame vom JA ausgemacht, dass ich die Kleine so gut es geht motiviere, sollte sie sich komplett weigern, zwinge ich sie nicht ins Auto einzusteigen. Als wir uns dann vorhin trafen, stand er nur da, schaute ab und zu auf sein Handy, und sagte nichts zu ihr nur ein kurzes "Hallo". Sie klammerte an meinem Bein und wollte nicht. Dann habe ich sie genommen, ihm in den Arm gegeben, während sie weinte. Das kann und will ich nicht noch einmal machen!


    Nächste Woche soll der Termin stattfinden, der Vater reagierte direkt abweisend auf den Termin, er könne ihn nicht einhalten und er habe selbst auch Termine. Was mache ich denn wenn der Vater unkooperativ ist? es geht hier schließlich um unsere Tochter und nicht um eine Laune oder so. Wenn er dem Kindeswohl nicht entsprechen möchte, dann kann ich die Situation doch nicht einfach so lassen?!


    Kennt ihr ähnliche Situationen? Vllt ist es schwierig für Ratschläge, da niemand von euch die Gesamt-Situation kennt. selbst ich weiß nicht über alles Bescheid. Denn wer garantiert denn, dass es stimmt was der Vater sagt - also dass bei ihm alles gut ist? Er kann Dinge sehr gut so drehen, dass es für ihn passt und die Fehler bei anderen suchen. Ob es für andere, also seine Tochter auch passt ist fraglich...


    LG celin91

  • Du sagst ihn geht die Große nix an und gleichzeitig bist du sauer, wenn er sie nicht bei jedem Umgang mitnimmt. Versuche es mit Abstand anzuschauen. Und wenn sie bei dir beim Abschied heult, macht sie es vll bei ihm genauso.

  • Wo liest du dass ich sauer bin, wenn er sie nicht zu jedem Umgang mitnimmt? Ich find es nicht gut, wenn die Große mitgeht

    Die Kleine heult nicht, wenn sie von ihm zurück kommt. Im Gegenteil, sie will schnell nach Hause und ist zu ihm abweisend.

  • wie alt war die Kleine? Vielleicht ist es eine Phase in der es ihr schwer fällt, das gewohnte Umfeld, Schwester und Mama zu verlassen? Einfach, weil dann etwas vertrautes fehlt?

    Es muss nicht zwingend alles schlecht sein beim Papa, ich kann mir vorstellen, dass da tatsächlich auch alles in Ordnung sein kann. Sie kämpft vielleicht gerade einfach mit dem Ortswechsel, findet es bei Papa aber grundsätzlich gut?


    Das er das Gespräch nicht will, kann viele Gründe haben...da würde ich einfach nochmal nachhaken und erneut drum bitten, weil du die Situation für die Kleine verbessern willst...mit ihm zusammen!

  • Achso, das mit dem schnell weg und abweisend sein gab es hier phasenweise auch...Immer wenn Mama in der Nähe war, waren die Kinder kleine Eisblockwesen und wenn sie außerhalb des heimischen Radar waren, waren sie ganz anders...dem Messe ich erstmal nur soviel.Beachtung bei, dass sie in einem Konflikt stecken...

  • Es ist auch meine Vermutung, dass es ihr aktuell schwer fällt, ihre gewohnte Umgebung zu verlassen (ich bin schwanger in der 27. Woche, das kommt noch hinzu). Aber wie damit umgehen?

  • wir hatten hier Sorgenfresser, da konnten die Kinder ihre Sorgen/Ängste aufschreiben/malen und einstecken...Jeder hatte sein Kuschelkissen was mitgewandert ist und und es gab Fotos im Rucksack mit...

  • Hm okay, das sind schonmal gute Anregungen, wie man es anders gestalten könnte:thumbup:

    Ein Kissen, was die Kids Mal (Silvester war es glaube ich) mitnehmen wollten, blieb am Bahnhof liegen... :crazy

  • Bei uns gab es diese Phasen gehäuft, als meine Tochter noch sehr jung war. Leider gab es von Geburt an mit dem KV bezüglich Einhaltung regelmäßiger Absprachen Probleme, so dass sich bei ihr ein verlässliches, vertrauensvolles Verhältnis nie einstellen konnte. Das ist bis heute so und selbst mit 18 kämpft meine Tochter noch vergeblich um Wertschätzung seitens ihres Vaters. Ich habe sie nie gezwungen, die WE zu ihm zu gehen, wenn sie partout nicht wollte. Manchmal lief es streckenweise gut, manchmal nicht. Es gab sogar eine Phase, in der sie fast 1 Jahr nicht bei ihm war. Wir haben uns zusammen getroffen und immer wieder Versuche unternommen, keine Chance. Sie war panisch, sobald die Sprache darauf kam, mit ihrem Vater wegzufahren. Ich würde wieder so entscheiden und niemals den Willen des Kindes brechen wollen, vor allem, wenn klar ist, dass das Kind wirklich verzweifelt ist und nicht Mutter und Vater gegeneinander ausspielen möchte. Das Jahr, in der meine Tochter, damals 4 Jahre, nur bei mir war, war extrem anstrengend für mich: Job, Alltag, Kind, keine Freizeit. Ich habe so viele Anläufe genommen, um ein gutes Verhältnis zwischen beiden herzustellen - vergeblich. Jetzt ist es durch. Die beiden haben sporadisch Kontakt, mehr nicht.

  • Ich möchte auch nicht wieterhin die Willensbrecherin sein. Sie verliert meiner Meinung nach das Vertrauen. Sie wird nicht gehört, weil wir als Eltern es einfach entscheiden. Vielmehr sehe ich mich dem Druck des Vaters ausgesetzt. Er macht den Druck und ignoriert die Stimmung des Kindes. Er will es so, dann hat es so zu sein.

  • Auch das kommt mir bekannt vor. Ich habe in 10 Jahren 3 Erziehungsberatungsstellen eingeschaltet, um die Situation zu klären. Es funktioniert nicht, wenn der andere Teil nicht verstehen will, nur an sich denkt, etc.

    Es kostet einfach viel Energie und ist so überflüssig 😕.

  • Kann er sie im Kindergarten abholen?


    Oft umhaben Kinder Konflikte einen Elternteil (dich) zu verlassen und zum

    anderen Elternteil zu gehen.


    Bei uns hat das sehr geholfen und auch heute merkt man den Unterschied wenn ich dabei bin.

  • Leider hat der Vater kein Auto, und eine Anfahrt mit dem Zug dauert ca 2-3 Stunden (je nach Verbindung) da haben wir es so gehandhabt, dass ich die Kleine zum nächsten Bahnhof gebracht habe, da die Anfahrt mit Öffis zu uns nach Hause (einschließlich Kiga) dann noch Mal 1 Stunde dauert, bzw nicht regelmäßig Busse fahren. Sie äußert, dass sie die Zugfahrt nicht mag und nur eine Nacht bei ihm sein will und nicht immer zur Cousine (2 Jahre alt) gehen will.

    Irgendwo habe ich von der Kussdose gelesen, die jemand seinem Kind immer mitgibt. Vllt ist so etwas auch eine Möglichkeit.

  • Das haben wir so in den guten Zeiten auch praktiziert, erst vom Kiga, dann von der Schule abholen. Bei uns lag auch ein 2 stündiger Fahrweg dazwischen.

  • Mit am wichtigsten ist sicher, dass sie spürt, dass es für Dich ok ist und sie sich dort wohl fühlen wird, wenn sie Zeit mit Papa verbringt. Unbewusst überträgt man Stimmungen auf Kinder, das verunsichert.

    Heute weiß ich auch, was wir hätten besser machen können und müssen, aber dazu müssen beide Elternteile an einem Strang ziehen.

  • Das stimmt und trotzdem liegt es in der Verantwortung und im unbedingten Interesse beider Elternteile den Ursachen auf den Grund zu gehen und vor allem nicht persönlich beleidigt zu reagieren. So war das oft bei uns verbunden mit der Schlussfolgerung „Mama ist Schuld, dass...“.

  • Ich hatte ihm auch Mal angeboten, Freitags früher zu kommen anstatt um 15 Uhr. Das wollte er nicht.

    Ich glaube auch, dass es für ihn unangenehm ist. Aber will man dann nicht daran arbeiten? Franziska Natürlich könnte man, das heißt ja noch lange nicht, dass es dann für immer gilt. Ich wäre auch für eine vorübergehende Reduzierung, oder wenn uns eine bessere Lösung einfällt, dann das. Aber er macht komplett dicht und für ihn ist es einfacher zu sagen, ich wolle den Umgang nicht, anstatt über eine Lösung nachzudenken.


    Nur nebenbei erwähnt: Ich habe die komplette Umgangs-Planung übernommen, so dass es für beide Elternteile passen sollte. Er hat dagegen nichts eingewendet, also bin ich davon ausgegangen, dass es okay ist. Er hätte das niemals so genau und detailliert ausgearbeitet. Er äußert seine Wünsche bezüglich der Ferien nie. Er meckert nur, dass er auch Mal mit Ihr in Urlaub will. Aber dem stehe ich ja nicht entgegen, er hat schlichtweg kein Geld. Zumal ich nicht verstehe, weshalb er mich deshalb anmeckert. Ich warte das Wochenende ab und hoffe dass die Kleine am Sonntag wohlbehalten zurück kommt. Dann werde ich mit dem JA nochmal Kontakt aufnehmen, gerade wegen der vergangenen Übergabe Situation.

  • Entweder das Jugendamt ohne eine Erziehungsberatung als unabhängige Stelle, wobei man da im Vorfeld natürlich auch nicht weiß, an wen man gerät. Bei uns wurden damals (selbstverständliche) Absprachen und Umgangsregeln schriftlich festgehalten. Eine Zeit lang hat das funktioniert, dann wieder nicht. Der KV hat beispielsweise unsere Tochter mit einem völligen Selbstverständis auf seine Aktentasche im Auto gesetzt anstelle den Kindersitz zu benutzen - nur mal so als Beispiel, wovon wir sprechen. Was ich sagen möchte, dass er vielleicht einsichtiger wird, wenn „Verbesserungsideen“ von einer dritten Stelle kommen.

    Dann würde ich mich ruhig auch einmal mehr zurücknehmen - schont Deine Nerven, bringt ihn mehr in die Verantwortung - und wenn eben mal nichts passiert, ist das eben so. Das musst Du Dir dann aber nicht vorwerfen lassen.