Wechselmodell auch auf Zwang... er hat Erfahrungen

  • Hallo, trotz einiger anderer Beiträge zum Thema, möchte ich hier gern mein Problem nochmal gesondert in den Raum werfen.


    Zur Vorgeschichte. Mein Ex hat sich endgültig Anfang Juni von mir getrennt. Unser Sohn war da gerade 10 Monate und seit 1 1/2 Monaten abgestillt. Er hat sich erst mehr für seine Betreuung interessiert, als ich abgestillt hatte, dann allerdings meistens nur Nachts schlafend danebengelegen und die Flasche gegeben. Den Hustle tagsüber durfte ich weiterhin übernehmen. Nach der Trennung und einigen Wochen Schockphase meinerseits entbrannten Diskussionen bzgl. der weiteren Regelungen zu Umgang und Finanzen. Ich schlug ihm damals vor, dass er unser Kind viel sehen könnte, mit erstmal einer und dann im Verlauf 2 Übernachtungen pro Woche und flexibler Nachmittagsbetreuung an 1 oder 2 Tagen nach Wunsch und Notwendigkeit (auch ich habe ja mal einen Termin). Allerdings sollte er ganz klar im Hauptwohnsitz bei mir gemeldet und ich die Hauptbetreuungsperson bleiben. Bezüglich eines Unterhalts schlug ich ihm vor mir, ganz ohne Jugendamt und Unterhaltstitel, erstmal und bis auf weiteres 100 Euro zu zahlen und das gern auch schriftlich so festzuhalten.


    Leider lehnt mein Ex das bis heute ab, fordert ein 50/50 Wechselmodell (7 Tage bei ihm/ 7 bei mir) mit allen Mitteln. Auch vor emotionaler Erpressung, Demütigung, Beschimpfung meinerseits und Manipulation unseres mittlerweile 1 1/4 jährigen Sohnes macht er nicht halt. 100 Euro zahlte er genau bis zu seinem eigentlichen Auszug Ende August. Seitdem gar nichts mehr, außer 1 Mal anteilig das Kitaessen in Höhe von 33 Euro, 8 Euro für die Impfe und 6 Euro für einen Clown in der Kita.


    Er hat sich, bei einem Einkommen knapp über dem Selbstbehalt eine Wohnung für 500 Euro genommen und einen Kredit aufgenommen und alles, aber auch alles für unser Kind nun doppelt angeschafft. Wir hätten ja auch erstmal vieles teilen können. Das ist jetzt seine Begründung für ein paritätisches Modell. Er hätte alles und wenn ich ihm unseren Sohn im hälftigen Wechsel überlassen würde, hätte ich ja gar keine finanziellen Mehraufwendungen. Geld für Unterhalt hätte er nicht. Ich könnte ja UVG beantragen.


    Unser Sohn ist jetzt 2 Tage und Nächte unter der Woche bei ihm und ich bin bereit ihm, wenn ich ab Januar wieder arbeite, auch noch einen dritten Tag in der Woche zuzugestehen, bin aber entschieden gegen eine Trennung meines Kindes von mir in Form von 7 Tagen am Stück. Er ist meiner Meinung nach dafür viel zu jung, muss die neue Kitawelt verarbeiten, 2 Lebensmittelpunkte und Eltern die sich derzeit überhaupt nicht verstehen und vorher monatelang gestritten haben. Hinzu kommt das mein Ex mich nicht mehr nur nicht mehr liebt, sondern aus narzisstischer Kränkung heraus tief verachtet und versucht mich permanent in eine psychisch labile Ecke zu Drängen, er bezeichnet mich ständig als machtgeil, rachsüchtig, nicht kompromissbereit, böse Frau, schlechte Mutter, Opfer etc. auch vor unserem Kind. Zudem redet er teilweise vor ihm und dritten schlecht über mich. Zudem wirft er mir immer wieder Kindesentzug und Bruch des Elternrechts auf gleichberechtigten Umgang vor, weil ich versuche den Plan von 2 Tagen einzuhalten, um für unser Kind endlich einmal eine strukturierte Alltagssituation zu schaffen, an der er sich orientieren kann und Ruhe bekommt von dem ganzen hin- und her der letzten Monate.


    Ich möchte unserem Kind den Vater nicht vorenthalten aber bin besorgt was ein Mehr an Umgang mit ihm macht, wenn ich von meinem Ex Aussagen höre wie, "willst du, das unser Sohn irgendwann nur noch bei mir leben will, weil er es bei mir besser findet."


    Beistandschaft und UVG habe ich beantragt, auch schon nachgefragt und weise regelmäßig den Umgang nach... leider seit Anfang August immer noch ohne jegliche Rückmeldung. Ich habe seit Mai Elterngeld plus und September bis November gar kein Einkommen außer das Kindergeld. Ich lebe von Gespartem und meiner Familie, die mich von Zeit zu Zeit unterstützt. Ohne das wäre ich ein Sozialfall und mein Gespartes war eigentlich lange vor der Schwangerschaft angelegt um mir ein Fernstudium zu finanzieren, nun geht es für die Eskapaden meines Ex drauf.


    Jetzt hat mein Ex eine Anwältin beauftragt die mir bis Mitte Oktober Zeit gegeben hat das paritätische Modell umzusetzen und mir gedroht, notfalls vor Gericht zu ziehen. Von einer Freundin weis ich nun auch, das in meinem Bundesland oft sehr väterliberal entschieden wird und ein Wechselmodell auch schonmal gegen den Willen des anderen Elternteils umgesetzt wird.


    Ich bin nach dieser Beziehung und der noch kräfteraubenderen Trennung von diesem Mann emotional am Boden. Eine Trennung 7 Tage am Stück von meinem Kind würde mir das Herz herausreißen und ich hätte große Angst, dass diese plötzliche lange Trennung von mir ihm ebenfalls einen Schaden zufügt.


    Einen Anwalt habe ich nun auch beauftragen müssen und ihm, neben der Abwendung des Umgangsanliegens meines Ex zudem mit der Regelung des Unterhaltsanspruches für meinen Sohn beauftragt. Zudem bemühe ich mich, obwohl ich meinen Ex wirklich anzünden könnte, um eine Mediation um wenigstens eine Grundbasis an Kommunikation zu erschaffen, schon allein im Sinne unseres Sohnes.


    Was haltet ihr davon? Habt ihr sowas schonmal gehört oder selbst erlebt? Wie sind eure Erfahrungen?

  • Achso... kleiner Nachtrag noch. Mein Ex hat sich nicht etwa getrennt und behandelt mich so, weil ich ihn betrogen habe. Ich habe die letzten 1 1/2 Jahre um seine Zuwendung und am Ende wie eine Löwin um den Erhalt unserer kleinen Familie gekämpft. Er hatte immer seine Freiheiten, die waren ihm aber nicht genug, er wollte immer mehr, immer war er wichtiger als alles andere und hatte er auch den meistens Stress, die meisten Sorgen. Ich war für Haushalt und Kind da und solange ich mich selbst beschäftigte war auch alles ok. Zudem war er oft mit Frauenkontakten nicht ehrlich, Betrug konnte ich ihm nie beweisen aber es fühlte sich ständig danach an. Als ich es irgendwann nicht mehr aushielt und rebellierte, ihn mehr fordere, um unsere Partnerschaft kämpfte, verließ er mich. Er wollte keine Paartherapie, keinen Abstand um wieder zusammenzukommen. Da jagte ich ihn aus der Wohnung... das, und die Tatsache das ich mich diesem Wechselmodelldiktat von ihm nicht unterwerfe und tatsächlich noch wage Geld von ihm zu fordern, weil ich 5 Tage die Woche unser Kind alleine betreue, meine ich mit narzisstischer Kränkung.


    Und ich habe das Danke und liebe Grüße am Ende meines Textes vergessen :)

  • Kurze Nachfrage: Ihr seid verheiratet? Wenn nein: gibt es gemeinsames Sorgerecht?

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • "Eine Trennung 7 Tage am Stück von meinem Kind würde mir das Herz herausreißen und ich hätte große Angst, dass diese plötzliche lange Trennung von mir ihm ebenfalls einen Schaden zufügt."


    Aber was meinst du denn wie der Papa sich fühlt der den Krümel noch seltener sieht? Er scheint ja mehr Kontakt zum Kind haben zu wollen.


    Was Partnerschaftlich bei euch war soll nicht das Kind ausbaden müssen.

  • Was Partnerschaftlich bei euch war soll nicht das Kind ausbaden müssen.

    Ich verstehe, ehrlich gesagt, nicht, was gegen ein paritätisches Wechselmodell als Zielkonstrukt spricht. Das Kind wird, so oder so, zwei Zuhause haben, und wenn die zeitlichen und räumlichen Randbedingungen nicht dagegen sprechen, ist es doch gut, wenn Euer gemeinsames Kind so viel Zeit wie möglich mit beiden Elternteilen hat.


    Vielleicht wäre es eine Option, das Wechselmodell nicht von jetzt auf gleich, aber im nächsten halben Jahr anzustreben?


    Ich verstehe, dass es Dich kränkt, dass er aus Deiner Sicht nichts für die Partnerschaft tut. Versuche, das zu akzeptieren und konstruktive Lösungen zu finden, anstatt über Anwälte zu kommunizieren. Dann ist oft der gerichtliche Weg nicht weit weg, und das bringt niemandem etwas, am wenigsten dem Kind.


    Setzt Euch zusammen, wenn nötig im Jugendamt, beim Kinderschutzbund oder bei einer anderen professionellen Stelle, und überlegt - neben der Regelung des Umgangs -, was Ihr als Eltern an Unterstützung benötigt. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es sinnvoll sein kann, für eine gewisse Zeit eine Familienhilfe zu haben. Nicht, weil man es selbst nicht gebacken bekommt, sondern weil es dem Kind helfen kann.


    Eltern werdet Ihr ein Leben lang bleiben, auch wenn Eure Beziehung zueinander zerbrochen ist.

    Ich bin nach dieser Beziehung und der noch kräfteraubenderen Trennung von diesem Mann emotional am Boden. Eine Trennung 7 Tage am Stück von meinem Kind würde mir das Herz herausreißen und ich hätte große Angst, dass diese plötzliche lange Trennung von mir ihm ebenfalls einen Schaden zufügt.

    Genau deshalb scheint es mir wichtig, dass Du jetzt etwas für Dich und Dein emotionales Gleichgewicht tust. Denn je besser es Dir geht, desto besser geht es auch Eurem gemeinsamen (!) Kind.


    Warum soll eine Trennung von Dir dem Kind einen emotionalen Schaden zufügen? Übrigens gibt es auch andere Möglichkeiten, ein Wechselmodell zu leben, als sieben Tage am Stück. Vielleicht vier Tage bei Dir, drei Tage beim Vater? Lasst Euch (am besten gemeinsam!) beraten. Das ist die Chance, zumindest wieder ins direkte Gespräch zu kommen, anstatt gegenseitige Vorwürfe zu kultivieren. Ihr habt es in der Hand, ob die Fronten verhärtet bleiben oder nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von musicafides ()

  • Versuch von deiner unendlichen Wut auf den Ex wegzukommen. Die blendet und lässt das Feindbild nicht kleiner werden.


    Er ist der Vater und liebt euer Kind nicht minder. Ihr müsst noch viele Jahre immer wieder gemeinsam Dinge regeln, die euer Kind betreffen.


    Versucht miteinander zu reden und da alte Verletzungen herauszuhalten.


    Es geht um euer Kind und nicht um eure Paarebene.


    Viel Kraft

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • Ein Wechselmodell mit Eltern, die keine Kommunikationsebene haben, wird dem Kind langfristig schaden, da kannst Du sicher sein.


    Es gibt Vorteile von dem Modell, ganz klar - für die Eltern und fürs Kind, wenn es denn einigermaßen harmonisch funktioniert. Bei so einem kleinen Kind wäre ein Wechsel nach 3-4 Tagen wie von musicafides angeregt sicher besser als nach 7 Tagen. Wenn Ihr Euch einigt und feste Tage vereinbart, hat das den Vorteil, dass alle Beteiligten sicher planen können. Aber bei Euch, mit Anwälten im Spiel, ist das Ganze ja schon ziemlich verfahren.

    Denk dran, dass Anwälte das schreiben, was ihr Mandant von Ihnen verlangt - rechtmäßig und umsetzbar ist das deswegen noch lange nicht.

    Die Beistandschaft vom Jugendamt kümmert sich um den Unterhalt, aber nicht um den Umgang.


    Wie vorher schon von anderen geraten: setz die Hasskappe ab und bemühe Dich um eine Elternebene - allein wirst Du das nicht schaffen, also suche neutrale Unterstützung (Jugendamt, eine Familienberatung, ein Mediator). Versuche es wenigstens, bevor Ihr Euch vor Gericht trefft und andere für Euch entscheiden.

  • Ein Wechselmodell mit Eltern, die keine Kommunikationsebene haben, wird dem Kind langfristig schaden, da kannst Du sicher sein.

    Das halte ich für Unsinn.

    Keine, oder eine schlechte Kommunikation schaden dem Kind, also die beiden Eltern sind die Verantwortlichen, sie schaden dem Kind, aber doch nicht das Umgangsmodell.


    Von einem Freund habe ich das WM 2,2,3 kennengelernt, dadurch hat jeder Elternteil jedes 2te Wochenende, und das Kind hat keine so langen Trennungszeiten vom anderen Elternteil. Nachteil, keine festen Tage für kontinuierliche Gruppen/Aktivitäten.


    Wir hatten anfangs fast durchgängig täglichen Wechsel, als wir noch im gleichen Haus in 2 verschiedenen Wohnungen lebten.


    Schließlich wurde vom FG der wochenweise Wechsel verfügt, mit Ausnahme von 2 fixen Wochentagen, an denen die Kinder Montags immer bei diesem, und im Ausgleich dazu Donnerstags immer bei jenem Elternteil sind.


    Diese Regelung birgt den Nachteil, dass die Kinder somit immer nur 3 und 4 Tage am Stück bei mir, und 6 Tage am Stück bei KM sind. Normalerweise kein Problem, aber zwecks Ferien und Verreisen ist es nervig, weil die KM, egal wie wir einvernehmlich zu Jahresbeginn die Sommerferien aufgeteilt hatten, sie 3 Wochen vor unserem gebuchten Urlaub plötzlich nichts mehr davon wusste, dass Sie mir eine Woche "Urlaub auf dem Bauernhof " erlaubt hatte.

  • Das halte ich für Unsinn.

    Keine, oder eine schlechte Kommunikation schaden dem Kind, also die beiden Eltern sind die Verantwortlichen, sie schaden dem Kind, aber doch nicht das Umgangsmodell.

    Ich denke, Stern meinte schon die fehlende Kommunikation, die langfristig schadet oder schaden könnte bei so einem Modell.

    Normalerweise kein Problem, aber zwecks Ferien und Verreisen ist es nervig, weil die KM, egal wie wir einvernehmlich zu Jahresbeginn die Sommerferien aufgeteilt hatten, sie 3 Wochen vor unserem gebuchten Urlaub plötzlich nichts mehr davon wusste, dass Sie mir eine Woche "Urlaub auf dem Bauernhof " erlaubt hatte.

    Schon nervig auf die "Erlaubnis" bauen zu müssen. Ich denke, bei einem WM muss man die Dinge noch mehr kommunizieren. Wenn einer nicht so richtig mitmacht, dann wird es eine reine Stolperfalle für alle Beteiligten.


    Ich finde ansich den Vorschlag des Vaters hier okay. Gleiche Rechte und Pflichten für alle. Allerdings finde ich sieben Tage am Stück für ein so kleines Kind schlicht zu lang.

  • Danke Friday, so meinte ich es. :rolleyes3:

    Ich habe das hier herausgestellt, (meinetwegen nicht für die meisten hier, aber zumindest mal für mich) dass wir uns daran erinnern, dass wir die handelnden Personen sind, dass hier keine Naturgesetze oder anonyme Mächte wie "die Kommunikationsebenen" agieren und verantwortlich sind, sondern wir selbst!

    Wir sind diejenigen, die mit dazu beitragen. Ich sage nicht IHR, ich sage wir und meine unsere Möglichkeiten, die wir oft genug nicht voll ausschöpfen. Kröten, die wir (Wir Eltern) nicht schlucken wollen, obwohl für das Kind es definitiv eine Verbesserung bedeuten würde.

  • Hallo zurück...


    ich will mich erstmal recht herzlich für die Antworten und Anregungen Eurerseits bedanken und nun auch darauf reagieren.


    Wir sind nicht verheiratet aber haben noch vor der Geburt das Sorgerecht geteilt, weil es für mich immer, auch im Falle einer Trennung absolut dazugehört(e) dass auch der Vater seinen, und auch einen Großen, im Hinblick auf spätere "Gleichberechtigung", Beitrag zur Erziehung und Versorgung unseres Kindes leistet. Das stand niemals außer Frage.


    Das partnerschaftlich das ganze vor den Baum gegangen ist, lag daran, das mein Expartner kein Interesse an familiärem Leben hatte. Ich habe mich monatelang fast allein um unser Kind, den Haushalt und den familiären Zusammenhalt gekümmert. Er hatte nie Interesse an Familie, Ausflügen, Unternehmungen, Dreisamkeit, sondern fast ausschließlich an seinen Belangen... außer, er konnte sich nach außen hin mit unserem Kind schmücken und vor anderen den coolen Superdaddy spielen. In Wirklichkeit waren ich und mein Sohn die meiste Zeit allein... Er ist ein Spaßpapa, für den unser Kind in erster Linie Statussymbol ist und sich nicht im geringsten über die Wirkliche Bedeutung einer dauerhaften Betreuung eines Kleinkindes bewusst. Er liebt sein Kind, auf seine Art, aber diese Art zu lieben kann sehr schnell nach hinten losgehen, wenn Struktur, Verantwortungsgefühl und der Wille zur Zusammenarbeit mit der Mutter hinten anstehen.


    Ein Unechtes Wechselmodell, mit einer langsamen Steigerung der Trennungszeiten... genauso habe ich es ihm ja vorgeschlagen. Die letzten 2 Monate war unser Sohn 2 getrennte Tage in der Woche bei ihm, um ihn langsam an eine Trennung über Nacht von mir zu gewöhnen. Ab November werden es 2 zusammenhängende Tage werden und ab Januar soll er 3 Tage zu ihm gehen und ich möchte das wir uns auf ein unechtes Wechselmodell 3 zu 4 festlegen. Ich denke das wir so allen 3 Parteien gerecht werden... leider sieht das mein Ex anders und besteht auf 50/50 im 7 Tage Wechsel... er hat den Anwalt eingeschaltet und dieser mir mit der Gerichtsbarkeit gedroht. Es blieb mir nichts anderes übrig als darauf anwaltlich zu reagieren. Trotzdem, und das habe ich ja auch schon im Text erwähnt bin ich es, die sich um eine Mediation bemüht um irgendwie eine außergerichtliche Einigung herbeizuführen. Bis jetzt hat ER alle Angebote meinerseits bzgl. Familienhilfe/therapie abgelehnt. Ich bin seit Monaten unbedingt dafür.

    Er ist der Meinung wir müssten uns nicht verstehen und will im 50/50 Wechselmodell eine Tausch des Kindes sogar in der Kita, um so wenig Kontakt wie möglich zu mir zu haben... und das geht eben in einem Wechselmodell mit so einem kleinen Kind gar nicht. Da ist Austausch und Kommunikation das A und O, denn der Kleine kann sich ja noch nicht selber äußern.


    Was die Hasskappe angeht... ich bin dran, aber es ist sehr sehr schwer, wenn man einfach nur Familie, der andere aber lieber frei bleiben und sich nicht im geringsten den geänderten Lebensumständen anpassen wollte und man diesem jetzt so egal ist wie ein Haufen Sch**** in der Jauchegrube. Ich habe manchmal den Eindruck, einer Gebährmaschine gleichgekommen zu sein. Er macht mir das Kind, ich kümmere mich bis der Kleine vorzeigbar ist und dann ab dafür, den coolen Superdaddy spielen und der Mutter den Laufpass und noch einen gehörigen Tritt in den aller Wertesten geben. Das ist ein großer Schmerz. Der natürlich nicht auf dem Rücken des Kindes ausgetragen werden sollte. Absolut.

    Aber dennoch muss ich doch auch als Mutter für meine Überzeugungen eintreten und kann mich dem Diktat eines Egozentrikers nicht unterwerfen. Ja, ich denke da an mein Kind und was es mit ihm macht mit zwei völlig konträren Erziehungsstilen aufzuwachsen und einem Vater, der vor dem Kind die Mutter als Opfer, Schizo, krank etc. bezeichnet, nur weil sie ihm nicht zu Munde redet, sondern eigene Interessen verfolgt. Mein Ex hat stark narzisstische Züge, es geht ihm, neben der gern nach außen zur Schau gestellten Vaterliebe vor allem darum, nicht einen Deut hinter mir zurückzustecken und sein vermeintliches Recht durchzusetzen... ich komme ihm mit dem unechten Wechselmodell im Gegensatz zu dem herkömmlichen Residenzmodell absolut entgegen und auch finanziell wollte ich mich immer unter der Hand über einen kleinen Fixbetrag einigen... und trotzdem hat er den Anwalt eingeschaltet und demütigte mich wo er kann.


    Ich habe mich mit dem Wechselmodell auseinandergesetz... es existieren dazu quasi keine Langzeitstudien und kaum Forschung, allerdings zum Beispiel welche aus Frankreich, aus denen hervorgeht das 25% der Klein- und Kleinstkinder leichte bis starke psychische Auffälligkeiten aufweisen durch Trennungs- bzw. Verlustängste. Im übrigen wird nur von 17% der Franzosen dieses Modell praktiziert, obwohl es dort Gesetz ist. Meiner Meinung nach ist an dieser Umgangsform nichts auszusetzen wenn sich alle Beteiligten einig sind... und dazu gehört auch, dass sich das Kind adäquat dazu äußern kann.


    Der Gleichberechtigungswunsch der Vater heutzutage ist absolut positiv zu beurteilen, wirklich. Ich finde es gut und wichtig das Männer sich heute mehr und mehr einbringen und halte absolut nichts von einem Residenzmodell, wenn der Vater eigentlich mehr Kontakt möchte. Doch er findet da ein Ende, wo das Band zwischen Kind und Mutter mit aller Macht zerstört werden soll. Die ersten 3 Jahre ist dieses Band meiner Meinung nach absolut essentiell. Vor allem, wenn die Mutter das Kind in ihrem Körper mit Liebe empfangen und ausgetragen hat und es monatelang gestillt hat, ist dem Vater, leider, eben nur eine sekundäre Rolle zuzuordnen. Diese Rolle kann und soll wachsen und sich die Loslösung des Kindes aus dieser starken Bindung zur Mutter Schritt für Schritt vollziehen, bis spätestens mit 3 oder 4, dann dem Vater als Bezugsperson wirklich eine Gleichberechtigte Rolle zugesschrieben werden kann und muss. Aber eben alles zu seiner Zeit, Schritt für Schritt und schon gar nicht mit aller Macht und von Jetzt auf gleich, weil sich Elternpaare kein Zusammenleben mehr vorstellen können und jetzt der Meinung sind, das es im Sinne der Gleichberechtigung doch ganz cool wäre, ein kleines Kind in der Mitte zu teilen, als wäre es ein Kautionsanteil oder eine Wohnungseinrichtung.


    Selbstverständlich spreche ich hier nicht von Kindern bei denen die Väter aus bestimmten Gründen von Anfang an oder ab einem bestimmten frühen Zeitpunkt die Mutterrolle ersetzen mussten. Das ist natürlich anders zu bewerten. Nichtsdestotrotz weis man heute aus der frühkindlichen Traumaforschung, dass auch das bei manchem im späteren Leben durchaus große Probleme bereiten kann.



    MfG

  • N'abend,


    so jetzt muss ich erst mal den ganzen Text sortieren, mitgelesen habe ich schon den Tag über.


    Hier ein WM in Form von 2-2-3, dadurch haben KM und ich jeweils 7 Tage innerhalb von zwei Wochen, also ein paritätisches WM. Junior war bei der Trennung allerdings schon 3 Jahre alt.


    Und völlig richtig man muss sich als Elternteile beim WM weder mögen noch sonderlich gut verstehen, hier läuft die Kommunikation auch hauptsächlich per WhatsApp (mögliche wäre auch ein Umgangstagebuch was mitgegeben wird) und der Wechsel wird auch fast ausschließlich im KiGa gemacht.

  • In der Politik sehen wir ja gerade, wie gut Menschen eine Sachzusammenarbeit gelingt, wenn persönliche Animositäten herrschen: Nämlich nur punktuell, oft gar nicht. Und immer wieder gibt es Situationen, wo alles verquer läuft, Selbstverständlichkeiten nicht funktionieren.


    Da denke man nicht, ein Wechselmodell sei eine einfache Sache, die Zusammenarbeit der Eltern würde schon irgendwie klappen und man könne ruhig die Kommunikation auf Schmalspur laufen lassen. Wechselmodell ist sicherlich "die höchste Kunst" der Kinderbegleitung nach einer Trennung. Alle anderen Systeme, Arten, Modelle sind sicherlich einfacher, weniger konfliktbeladen.

    Funktioniert ein Wechselmodell gut, ist es für die Kinderseele sicherlich eine feine Sache. Ungeklärt ist da immer noch die Frage nach der Beheimatung und Verwurzelung - wenn man nicht das Nestmodell praktiziert (das wiederum ganz andere Probleme aufwirft bei den Eltern).

    Funktioniert das Wechselmodell jedoch nicht oder phasenweise nicht, dann wird beständig bei Eltern und Kind an der Wunde herumgepokelt und es kann wenig verheilen.

    Hier im diesem Fall sieht man ja relativ deutlich, dass die Eltern sich (noch?) aneinander abarbeiten und das noch nicht (ganz?) geklärte Elternverhältnis gerade auf die Wechselmodelldiskussion als "Stellvertreterrosenkrieg" übertragen.

    Das ist keine gute Voraussetzung für ein gelingendes Wechselmodell.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Noch ein Punkt, der mir - in Ergänzung zum Beitrag vorher - wichtig erscheint: Beim Wechselmodell ist es ja grundsätzlich so, dass beide Eltern für den Alltag des Kindes in ähnlicher Weise verantwortlich sind. Wenn man an dem Punkt angelangt ist, dass man dem anderen Elternteil die volle Verantworrtung für alle Angelegenheiten der Alltagssorge überlassen kann, dann kann das ganz prima funktionieren. Wenn aber auch nur von einer Seite aus alles argwöhnisch beobachtet wird, was der andere Elternteil macht, oder einer von beiden noch der grundsätzlichen Auffassung ist, alles Handeln des anderen Elternteils diene dazu, ihm oder dem Kind zu schaden, dann ist es eigentlich fast egal, welches Umgangsmodell man wählt - der Schaden für das Kind ist vorprogrammiert. Man sollte sich da selber auch nichts vormachen: gerade in solchen Fällen mag man zwar die direkte Kommunikation auf Schmalspur laufen lassen, aber dann wählt man eben andere Kommunikationsmöglichkeiten, etwa direkt über das Kind (ganz schlecht) oder über erwachsene Bezugspersonen des Kindes mit dem Ziel, den anderen Elternteil zu diskreditieren (auch schlecht).


    Bei einem mittelfristig schlechten Elternverhältnis würde ich daher dringend dazu raten, ein Umgangsmodell zu wählen, bei dem der Bedarf an Abstimmung zwischen den Eltern minimal ist. Denn auch wenn es einen Wochenplan gibt, so gibt es dennoch immer wieder unvorhersehbare Ereignisse im Leben der Kinder, die eine solche Abstimmung erforderlich machen.

  • Hallo,


    Hach, menschlich verstehe ich dich total. Ich war im letzten Jahr in der gleichen Situation. Allerdings war unsere Tochter älter und wir haben uns vor dem Gericht schon mit ziemlich viel Zank und Streit mehr schlecht als recht durch den Umgang gewurstelt.


    Zu allererst: wenn ich eins gelernt habe, dann ist es, dass Zeit manchmal viel heilt. Und noch lange nicht so heiss gegessen wird, wie die Suppe gekocht worden ist.

    Heißt: die Trennung ist noch frisch, ihr seid beide emotional noch viel zu sehr mit euch und euren Gefühlen beschäftigt. Da kommt nix bei rum.

    Was gut ist, dass du um eine Mediation bemüht bist. Vielleicht hilft das etwas.


    Nun war es bei uns so:


    Mein Ex wollte auch unbedingt das WM 50:50.

    ich nicht, da er die Betreuung nur mit Hilfe seiner neuen Partnerin abdecken konnte, aufgrund der Arbeit. Beziehung ist jetzt in die Brüche gegangen, hätte also nur ein Jahr dann funktioniert.


    Wir konnten uns dann vor Gericht vergleichen.

    Aber: der Richter hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass im unserem Fall kein WM angeordnet worden wäre. Auch wurde mein Ex stark kritisiert, dass er damals jegliche Kommunikation mit mir verweigerte und um keine friedliche Lösung bemüht war.

    Insgesamt hätte der Richter dem Vorschlag der Jugendbeihilfe (oder wie die nette Dame hieß) entsprochen und der war so ähnlich wie unserer Vergleich.


    Da du ja prinzipiell nichts gegen das WM hast, es ja sogar leben willst, wenn ich das richtig verstanden habe, aber halt nicht klassisch nach 7 Tagen wechseln willst, sondern kürzer, denke ich, dass du vor Gericht mit deinen Argumenten ganz gut da stehst.


    Lass dich nicht provozieren.

    Uns hat ein Umgangsbuch sehr geholfen und Übergabe in der Kita ist auch nicht so schlecht. Das nimmt erstmal etwas Spannung raus.


    Lg Liro