Zwanghafte Eventisierung

  • Sind nicht die Dinge am schönsten, die man sich für Geld nicht kaufen kann? Wie lange hat yo ein Kind tatsächlich Freude an einem 40-Euro-Geschenk?

    ja klar. Freundschaft, Liebe usw.

    Allerdings spielt meiner nach einem Jahr immer noch mit allen Geschenken. Er hat sich ja immer nur Lego gewünscht. :)

    Unsere Lego City Sammlung ist mittlerweile komplett. :ohnmacht:

  • Ich kann nachvollziehen, dass man sein Kind nicht ausschließen mag. Trotzdem hätte ich Bauchschmerzen so eine Erwartungshaltung bei meinem Kind anzuerziehen. Da bekommt das Wort zwanghaft hier die richtige Bedeutung. Wenn ich mal hochrechne, wen mein Kind letztes Jahr alles eingeladen hat, dann wären hier Geschenke im Wert von 400 Euro zusammengelaufen (Familie und co. noch extra):ohnmacht:Ich finde es ganz schön, dass die Geschenke hier nur eine winzig kleine Nebensache ist. Und der Gabentisch ganz schnell vergessen ist, wenn zur Schatzsuche gerufen wird.

    Ne, da würde ich nicht mitmachen, wenn Kind nur anhand der Geschenkgröße eingeladen wird und nicht nach Ich-mag-dich gern- dabei-haben.

    Ich finde es auch gut, dass bei uns selten Geschenkelisten rumgehen. Meiner Tochter macht es Spaß, sich zu überlegen, was ihrem Freund oder Freundin gefallen könnte.

    Klar, ist es da schwer gegen das "übliche" anzuschwimmen, aber ich täte mich schwer da mitzumachen.

    Liebe Grüße


    Friday

    Einmal editiert, zuletzt von friday ()

  • Krass - 40 €, sonst wird man nicht mehr eingeladen... ich staune sehr. Und da sagt keiner was und alle machen mit???!!!

  • Ich finde es auch gut, dass bei uns selten Geschenkelisten rumgehen

    Äußerst verbreitet ist es bei uns, dass man auf Einladungen einen Verweis auf das nächste Spielwarengeschäft findet, dass das einladende Kind dort zusammengesammelt hat, was es sich wünscht. Hat für mich eher so den Eindruck einer Bestellung, die dann von anderen (den Eltern der eingeladenen Kinder) abgearbeitet wird. Gut für's Geschäft, aber wirklich überraschen kann man da niemanden mehr.

  • Tja ,da wären meine Burschen raus.


    Weder hätte ich das Geld ,noch wäre ich bereit solche Summen zu zahlen.

    Zum Glück hatten / haben wir zu solchen Menschen keinen Kontakt.



    Ein Gespräch mit einem Vater über Markenzwang.

    Ich warum das so wichtig wäre , na sonst hat man keine Freunde. :wow


    Wieso bin ich ein anderer/ besserer Mensch weil ich uniformiert Jack W o.ä. trage?


    Da bin ich mal ganz platt, wie arm ist das.


    Was für Werte vermittelt man damit Kindern.


    Meine Burschen sind nie ausgegrenzt worden weil sie ohne Werbefläche auf ihren Klamotten eingelaufen sind.


    Liebe Grüße


    Ute

  • Bei Geschenken um die 40,- Euro hätte ich auch nicht mitgemacht; auf diese Idee wäre aber hier auch nie jemand gekommen.


    Geschenkelisten finde ich jetzt gar nicht sooo schlecht. Ja, die Feier und dass die liebsten Freunde da sind "sollte" vielleicht im Vordergrund stehen und tut es bei vielen sicher auch. Trotzdem sind für viele Kinder Geschenke an diesem Tag ebenso wichtig. Und da möchte man ja auch, dass sie sich darüber freuen und nicht, weil jeder sich seine eigenen Gedanken macht, 5x mal das gleiche Buch oder was auch immer, geschenkt bekommen...


    Hier war es dann oft so, dass die Mutter des Geburtstagskindes angerufen wurde und nach Wünschen gefragt. Je älter sie wurden, um so öfter wurden einfach Gutscheine für bestimmt Geschäfte gewünscht, um sich dort ein ersehntes größeres Teil kaufen zu können.

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Oh es war gar nicht meine Absicht, eine Diskussion über Geschenkepreise auszulösen.

    Ja ich finde es auch heftig, aber ganz ehrlich, ich war noch auf keinem Kindergeburtstag wo es anders war. Offensichtlich haben die anderen kein Problem mit der Summe.

    Und mal Hand aufs Herz, ich wüsste auch nicht, was man überhaupt für 5-10 Euro schenken kann. Jede halbwegs vernünftige Lego-Packung ist schon bei 30-40 Euro mindestens. Auch andere Sachen - Playmobil, Autos usw. Mit sehr viel Glück kann man schon was für 20 Euro finden, im Angebot oder so, aber da muss man schon lange suchen, und es sind nicht wirklich die Sachen, die die Kids wollen.

    Beispiel - habe mal eine Mattel Monster High Puppe geschenkt, da gibt es welche auch mal für 15 Euro, aber es sind nicht die, die gewünscht werden. Ich kann ja auch nicht schenken, was nicht wirklich gewünscht wird oder schon vorhanden ist.

    Die Kids von heute haben schon sehr präzise Wünsche was Geschenke angeht.

    Was schenkt man denn überhaupt für 5-10 Euro?

  • Was schenkt man denn überhaupt für 5-10 Euro?


    Deshalb haben sich hier oft Leute zusammengetan, bzw. später wurden halt Gutscheine gewünscht...

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Die Kids von heute haben schon sehr präzise Wünsche was Geschenke angeht.

    Was schenkt man denn überhaupt für 5-10 Euro?

    Ja, das stimmt. Meine Tochter hat sich ein Briefmarkenalbum gewünscht. Ich habe ein schönes gefunden, welches etwa 10 Euro gekostet hat. Wenn man halt Markenware kauft, und dazu gehören halt Lego und andere Baukästen, dann wird's immer teuer. Aber das sind ja auch Wünsche, die man sich von der Familie erfüllen lassen kann.


    haben sich hier oft Leute zusammengetan

    Genau, für größere Wünsche meiner Kinder funktioniert das in etwa so.

  • Naja ich tröste mich immer damit, dass die anderen es noch schwerer haben.

    Zum Beispiel die Tochter einer Freundin, auch AE, geht auf eine englische Privatschule (musste auch sein, da sie eigentlich Amis sind) und da ist es halt Brauch, dass Geburtstag immer mit der gesamten Schulklasse inklusive Eltern gefeiert wird. Also 30 Kinder plus Eltern.

    Das bedeutet Raum mieten, schmücken, Catering bestellen (denn Eltern müssen auch verpflegt werden und zwar gut), Animatoren für die Kids, eine riesige Motivtorte, die für alle reicht... also jedes Jahr sowas wie eine Minihochzeit. ^^

    Da war sie locker mit 1000 Euro dabei und das war noch günstig.

    Alternative - nicht mitzumachen und dein Kind ist sofort ein Außenseiter und bestimmte Türen, die diese Schule öffnet, bleiben für immer verschlossen. Kann jeder für sich entscheiden.

  • das ist auch gerade bei unserer Schule ein Thema. Da wird schon das Frühstück eventisiert durch die Wahl eines frühstückskönig. Wer das beste und gesündeste Frühstück dabei hat gewinnt.


    Die Idee dahinter ist prinzipiell gut aber hat sich schon lange verselbstständigt. Es ist nur noch ein Wettbewerb der Eltern, der brutal ernst genommen wird.

    Seit ich nicht mehr rauche höre ich nur noch Musik von Menschen die nicht rauchen und siehe da: mein Plattenschrank ist leer.
    Ich lese nur noch Bücher von Menschen die nicht rauchen. Eigentlich nur Kafka, denn der hatte TBC.

  • Es ist nur noch ein Wettbewerb der Eltern, der brutal ernst genommen wird.

    Wenn ich so etwas lese, kommt es mir so vor, als würden wir als Erwachsene manchmal dazu neigen, uns über unsere Kinder verwirklichen zu wollen. Da sollte man sich vielleicht überlegen, ob man da mitmacht oder nicht. Läuft man damit nicht Gefahr, seine Kinder völlig unnötigem Erfolgs- und Leistungsdruck auszusetzen?

  • Ja ich finde es auch heftig. Aber was will man machen? Alternative ist was für 10 Euro zu schenken und dann wird er beim nächsten Mal nicht eingeladen.

    Ich warte schon sehnsüchtig auf die Zeit, wenn die Kinder selbst entscheiden was sie machen und wo, und wen sie einladen.

    Das ist in der Tat krass. Da bin ich auch froh, kein solches gesellschaftliches Umfeld zu haben.


    Hier im Dorf herrscht Gott sei Dank kein so großer Geltungsdrang. Oder sagen wir so, die Eltern tun sich hier vernünftig zusammen und berücksichtigen auch die Vermögensschwächeren. Sie machen untereinander etwas ab und so bringt jedes Kind eine Karte mit einem Geldgeschenk mit. Und jetzt haltet euch fest! 5€ ! Nicht 15, auch nicht 10. 5€. Wer dann noch was malen wollte oder vielleicht sogar die Karte selbst gemalt oder gebastelt hat, das war dann freigestellt, aber 5€.


    Bei 7-10 Kinder kommt dann soviel zusammen, dass man EIN Lego-Teil davon kaufen kann. Keine 10 ! Dann hatte das Kind noch ein Geschenk von uns Eltern und eins von den Grosseltern. 3 Geschenke, keine 12. (1 von den geladenen Gesten und 2 von den Grosseltern).


    Die Amis können mir gestohlen bleiben. Auf mich wirkt das, auch wenn es für andere normal ist, dekadent.

  • das ist auch gerade bei unserer Schule ein Thema. Da wird schon das Frühstück eventisiert durch die Wahl eines frühstückskönig. Wer das beste und gesündeste Frühstück dabei hat gewinnt.


    Die Idee dahinter ist prinzipiell gut aber hat sich schon lange verselbstständigt. Es ist nur noch ein Wettbewerb der Eltern, der brutal ernst genommen wird.

    Ein Wettbewerb der Eltern genau so ist es.

    Höher schneller weiter, Statussympol Kind.


    Meine Burschen hatten tolle Geburtstage. Die haben sich nie beschwert.


    Andere Eltern noch mit bespaßen:ohnmacht:

    Die waren ihre Brut los, das war Spaß genug.


    Liebe Grüße


    Ute

  • Mir macht das Anspruchsdenken dieser kommenden Generation Sorgen. Denn das ist eigentlich etwas, was wir auch jetzt schon sehen. Ich gestalte mal meine Beispiele mit Legoteilen.


    In der dritten Welt leben Kinder mit einem kleinen Legoteil pro Jahr und sind glücklich. Hier bei uns leben die Kinder mit 4 grossen Legoteilen pro Jahr und sind glücklich. Die reichen Kinder bei uns laben mit 10 - 15 grossen Legoteilen pro Jahr und sind glücklich.


    Jetzt bricht Krieg aus in der dritten Welt und die Kinder flüchten zu uns. Es heisst nun, ein Legoteil pro Flüchtling abgeben.


    Die Kinder bei uns gehen auf die Barrikaden. Die meisten sagen, heh, wir haben immer 4 Legoteile und jetzt nur noch drei wegen den Flüchtlingen. Die Reichen sagen heh, wir haben immer 10-15 Legoteile und jetzt nur noch 9-14.


    Mag pathetisch klingen, bringt mich aber doch zum Nachdenken.

  • Naja ich tröste mich immer damit, dass die anderen es noch schwerer haben.

    Zum Beispiel die Tochter einer Freundin, auch AE, geht auf eine englische Privatschule (musste auch sein, da sie eigentlich Amis sind) und da ist es halt Brauch, dass Geburtstag immer mit der gesamten Schulklasse inklusive Eltern gefeiert wird. Also 30 Kinder plus Eltern.

    Das bedeutet Raum mieten, schmücken, Catering bestellen (denn Eltern müssen auch verpflegt werden und zwar gut), Animatoren für die Kids, eine riesige Motivtorte, die für alle reicht... also jedes Jahr sowas wie eine Minihochzeit. ^^

    Da war sie locker mit 1000 Euro dabei und das war noch günstig.

    Alternative - nicht mitzumachen und dein Kind ist sofort ein Außenseiter und bestimmte Türen, die diese Schule öffnet, bleiben für immer verschlossen. Kann jeder für sich entscheiden.

    Krass... Geld regiert die Welt. :kopf Am meisten betroffen macht mich dieses "...bestimmte Türen, die diese Schule öffnet, bleiben für immer verschlossen".

  • Die Priviligierten schützen sich so. Das hat auch mit Machterhalt zu tun.

    Ich wohne in der wohl betuchtesten Ecke unserer eh schon betuchten Stadt.

    Keine Ahnung wie ich hier gelandet bin:lach

    Und wenn hier auch einige echt gepflegt einen an der Waffel haben, kann ich dem nicht so zustimmen. Tochter war schon auf einigen Geburtstagen der "reichen" Kids hier und auch da war keine Erwartungshaltung von überteuerten Geburtstagsgeschenken und co. und sie ist trotzdem immer wieder eingeladen worden. Auch waren die "Events" nicht größer als bei uns üblich...ich glaube, der Trend zur Bescheidenheit setzt da ein.

    Okay, Ausnahme waren die Kommunionsfeiern...puh. Da wurde echt gewetteifert, wer z.B. das teuerste und schickste Outfit hat. Meine Biene war selbstverständlich trotzdem die Schönste:lach

    Und wir haben weder Catering noch sonstiges geboten, sondern nur schnöde gegrillt und gespielt und es war superschön. Ich glaube, den Kindern ist dieser ganze Trallafitti eh egal.

  • Die Priviligierten schützen sich so. Das hat auch mit Machterhalt zu tun.

    :hae: Hmmm... das ist eine Welt, die mir vollkommen fremd ist. Aber ich brauche das auch nicht, in diesem Sinne "priviligiert" zu sein. Es kommt mir sehr anstrengend und irgendwie auch "falsch" vor. Ich zumindest hätte damit ein Problem - 1000 € für eine Kindergeburtstagsparty, während anderswo Leute nicht wissen, wo sie ihre tägliche Schüssel Reis herkriegen sollen...

    Braucht man diese "Türen" wirklich? Ich bin meistens auch so ziemlich glücklich und zufrieden...

  • :hae: Hmmm... das ist eine Welt, die mir vollkommen fremd ist. Aber ich brauche das auch nicht, in diesem Sinne "priviligiert" zu sein. Es kommt mir sehr anstrengend und irgendwie auch "falsch" vor. Ich zumindest hätte damit ein Problem - 1000 € für eine Kindergeburtstagsparty, während anderswo Leute nicht wissen, wo sie ihre tägliche Schüssel Reis herkriegen sollen...

    Braucht man diese "Türen" wirklich? Ich bin meistens auch so ziemlich glücklich und zufrieden...

    Naja, kommt darauf an was man im Leben möchte. Die ist nun Amerikanerin und muss alle Möglichkeiten berücksichtigen. Es kann sein, dass sie eines Tages zurück geht, und wenn das Kind dann die Möglichkeit haben will, an einer renommierten amerikanischen Uni zu studieren, braucht es einen Abschluss der dort anerkannt wird. Und diese Schulen kann man in Europa an den Fingern abzählen. Dazu kommt noch dass sie in Europa in einem Land lebt, der KV in einem anderen und ihre Muttersprache ist noch eine andere. Da braucht Kind schon einen Abschluss, der international nicht nur anerkannt, sondern auch gefragt ist. Die Kleine spricht auch 4 Sprachen. Ich kann die Denkweise meiner Freundin da schon nachvollziehen. Sie investiert halt in die Zukunft ihrer Tochter. Andere bauen ein Haus. Ist eine Frage der Prioritäten.

    Ich verfolge ja auch die gleiche Denkweise - versuche meinen Sohn an eine Schule zu geben, damit er danach in jedem Land klarkommt. Wer weiß ob wir in 20 Jahren noch hier leben.

    Ich finde also schon, dass man gewisse „Türen“ braucht. Und das mit den Geburtstagen, Klassenfahrten, Geschenken usw... man weiß ja schon vor der Einschulung wie der Hase läuft. Die Kosten kalkuliert man dann mit ein und verzichtet dafür auf viele andere Sachen.