Aggressionen bei einem 7-jährigen durch Trennung?

  • N' Abend,


    ich hoffe, ihr könnt mir bzw. meinem Möchtegerngroßen weiterhelfen.


    Ich beobachte in den letzten Monaten immer wieder, dass er bei Anlässen ausflippt, die ich nicht mal als solche wahrnehme. Er schreit "aus heiterem Himmel" seine Geschwister, seinen Papa und mich an (je nachdem, wer aus seiner Sicht der "Böse" ist) und geht in der letzten Zeit auch ins Körperliche über, heißt er schlägt / tritt / schubst. Typische Situationen gibts eigentlich nicht, nur den gemeinsamen Nenner, dass etwas nicht so ist, wie er es gerne hätte. Beispiele: sein Bruder zerlegt versehentlich das Duplo- Bauwerk--> zack, wird der Kleine umgeschubst und angeschrien; seine kleine Schwester guckt beim Essen ungefähr in seine Richtung und er springt fast quer über den Tisch mit dem Kampfschrei "Was glotzt du mich so an?"
    Ich weiß nicht, wo diese Wut herkommt, wie ich damit umgehen soll. Mein Ex hält das nur für eine Phase, eine Reaktion auf die Trennung. Ich erlaube mir den Luxus eine andere Meinung bzw. Befürchtung zu haben; meine Angst ist tatsächlich, dass der Große nen "echten Knacks" hat, psychisch krank ist bzw. ich was falsch mache. Denn in der Schule oder bei Freunden gibt es keine Probleme- bisher zumindest, ich hab keine Ahnung, warum er nur zuhause so ausrastet. Termine bei Fachleuten sind auch eher überschaubar- ich versuche seit 2 Monaten, einen Termin zu bekommen; aber entweder sind die jeweiligen Therapeuten voll belegt oder wohnen am anderen Ende der Stadt- mit zwei Kitakindern, die bis 15:30 abgeholt werden müssen, ein kleines Problem.


    Ich wär Euch echt dankbar für Tipps.


    Alles Liebe


    Nicole

    Vierblättrige Kleeblätter bringen Glück...

  • Ich erlaube mir den Luxus eine andere Meinung bzw. Befürchtung zu haben; meine Angst ist tatsächlich, dass der Große nen "echten Knacks" hat, psychisch krank ist bzw. ich was falsch mache.


    Normalerweise ist das mit dem Bauchgefühl ja immer eine gute Sache ...
    Aber es könnte auch einfach so ein vorpubertärer Schub sein, der nach mehr oder minder kurzer Zeit überstanden ist.
    Ich sagte immer: Die Kinder haben immer wieder solche Phasen, die oft vorbei sind noch bevor wir Eltern verstehen was es war

  • Hallo


    Mein großer ist ebenfalls 7 und wenn er von den Papa Wochenenden oder Ferien zurück kommt total aggressiv mir und auch anderen gegenüber. Dauert meistens zwei Tage dann legt sich das wieder. Oder er ist in sich gekehrt redet nichts. Montags in der Schule nicht sehr förderlich. Wenn ich ihn frage was ist bekomm ich keine Antwort. Teils weint er will aber keine Nähe.


    Ich bin allein mit meinen zwei. Mein Ex hat eine neue Freundin seit 1,5Jahren und die hat auch zwei kinder. Alle 6 verstehen sich prima. Oft denke ich ihm fehlt des geregelt Leben. Mich macht das dann für Kinder traurig und hilflos. All meine Liebe und Zeit geb ich ihnen.
    Manchmal denk ich das reicht nicht.


    Ich überlege zu einem Kinderpsychologen zu gehen mit ihm.

  • Hast du schon mit eurem Kinderarzt gesprochen? Ist bei akut schlechtem Bauch Gefühl und Therapeutenknappheit vielleicht eine gute Alternative. Zu unserem kann/konnte ich immer mit Sorgen aller Art kommen, auch ohne Junior.
    Ansonsten seh ich das wie Löwe, das kann auch nur eine Phase sein. Meiner hat das auch von Zeit zu Zeit. Inzwischen geht das immer mehr in pubertäres “Lass mich doch! Schau mich nicht an! Du hast eh keine Ahnung!“ über, das körperlich aggressive ist (toi toi toi) vorbei.

  • Kinderarzt ist eine gute Lösung.
    Und ich hab mir vorgenommen noch mehr Zeit ihm zu schenken.
    Aber evtl. will er echt woanders lieber sein als bei mir. Denn beim Papa ist er nie so. Nur bei mir.

  • Kinderarzt ist eine gute Lösung.
    Und ich hab mir vorgenommen noch mehr Zeit ihm zu schenken.
    Aber evtl. will er echt woanders lieber sein als bei mir. Denn beim Papa ist er nie so. Nur bei mir.


    Sagt das der Papa? Dann würde ich je nach Verhältnis nur bedingt was drauf geben ;)
    Von Nachbarn, anderen Eltern, Familie hör ich immer wieder wie wohlerzogen Junior doch sei, toller Junge, gutes Benehmen, blabla. Manchmal glaube ich, die verwechseln ihn mit einem anderen Jungen, weil er sich bei mir oft wirklich rotzig und blöd benimmt, unsere Machtkämpfe sind beinah legendär. Ich hab mir aber sagen lassen, dass er sich bei mir nur so aufführt und Grenzen testet, weil er weiß, dass ich ihn trotzdem lieb hab und nicht rauswerfe, ich bin quasi sein sicherer Hafen. Hat mich dann doch ein wenig beruhigt, auch wenn ich das gute Benehmen daheim gern öfter sehen würde ;)

  • Ja das sagte mehrfach der Papa denn des ist Thema alle 14 Tage mittlerweile.
    Naja des nagt dann am Selbstwertgefühl. Verhältnis zum Ex....wir reden. Über Kinder. Alles andere interessiert mich nicht im geringsten.

  • Kinderarzt ist eine gute Lösung.
    Und ich hab mir vorgenommen noch mehr Zeit ihm zu schenken.
    Aber evtl. will er echt woanders lieber sein als bei mir. Denn beim Papa ist er nie so. Nur bei mir.


    Sieh es mal von der anderen Seite: Bei Dir kann er den Frust rauslassen, er ist sich sicher, dass Du ihn dennoch liebst. Woanders kann er das nicht, da könnte es sein, dass er dann nicht mehr wiederkommen darf.

    Im Forum gängige Abkürzungen:
    ABR: Aufenthaltsbestimmungsrecht (kann sich auf das alleinige ABR beziehen) / ASR: Alleiniges Sorgerecht / GSR: Gemeinsames Sorgerecht / SR: Sorgerecht
    BU: Begleiteter Umgang oder Betreuungsunterhalt / KU: Kindesunterhalt / UHV: Unterhaltsvorschuss / WM: Wechselmodell / BET: Betreuungselternteil / UET: Umgangselternteil
    TE bzw. TS: Threadersteller bzw. Themenstarter / JA: Jugendamt
    KV: Kindsvater / KM: Kindsmutter / ET: Elternteil / GE: Großeltern

  • Ob man das Kind gleich zum Therapeuten bringen muss, oder ob es eine Phase ist, wie sie als "kleine Pubertät" in dem Alter auch gerne mal vorkommt, oder durchaus legitime Wut/Trauer wegen der Trennung oder oder - darüber mag ich mir mir keine Ferndiagnose anmaßen.


    Aber das


    Sieh es mal von der anderen Seite: Bei Dir kann er den Frust rauslassen, er ist sich sicher, dass Du ihn dennoch liebst. Woanders kann er das nicht, da könnte es sein, dass er dann nicht mehr wiederkommen darf.


    wollte ich auch sagen. Dort, wo der sichere Hafen ist, wo sie wissen, dass sie mit ihren Gefühlen sein dürfen, ohne Angst haben zu müssen, deshalb nicht mehr lieb gehabt zu werden, lassen sie die Gefühle auch raus.


    Wie hast Du denn bisher reagiert, wenn er so ausrastet?

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

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  • Ich nimm ihn in arm wenn er das zulässt und zeige ihm ich bin da. Schenke ihm mehr zeit. Letzte Woche fuhren nur er und ich in einen Freizeitpark den ganzen tag ohne seine Schwester.


    Danke ja von der Seite hab ich es noch nicht gesehen.

  • Die Ratschläge meiner Vorredner sind alle sehr gut!


    Den Hausarzt konsultieren ... ehe man das große Geschütz auffährt und einen Therapeuten einschaltet.


    Verständnis für die phasenweise Entwicklung aufbringen (auch wenn mir der Hinweis auf die Pubertät bei einem Alter von 7 Jahren ein bissl verfrüht erscheint).


    Den Kindern viel Aufmerksamkeit und Zuwendung schenken.


    Das ist alles sicher hilfreich und wichtig.


    Aber mir scheint, dass du hier auch aufpassen musst, dass du nicht über das Ziel hinausschießt!


    Erstens einmal klingt das alles so für mich, als ob du dir den "Schuh" für das Fehlverhalten deines Sohnes "anziehst". So als sei das alles deine Schuld. Dafür sehe ich hier aber keinen Anlass.


    Und wenn du mit dem Sohn Dinge ALLEIN unternimmst und die Tochter zurückstellst, dann "belohnst" du doch letzten Endes das Fehlverhalten deines Sohnes. Das würde ich nicht machen. Wenn ein Kind "Terz macht", dann gibt es hinterher nicht noch eine Belohnung ! Das ist das vollkommen falsche Signal. So erzieht man sich Problemkinder !


    Du beobachtest das Verhalten deines Sohnes sehr genau. Das gefällt mir gut ! Wenn er ausrastet, dann solltest du mit ihm das Gespräch suchen ! Ja, auch mit Kindern, die erst 7 Jahre alt sind, kann man reden. Die sind nämlich nicht dumm, sondern das sind junge "Erwachsene", die ihr Verhalten sehr gut einordnen können !


    Natürlich kann man mit dem Knaben nicht reden, solange er auf seiner Palme ist. Da sollte man abwarten bis er wieder von alleine herunter kommt. Um dann freundlich aber konsequent mit ihm Tacheles zu reden. Kinder wollen ihren Eltern gefallen. Und wenn man sie zu recht und angemessen kritisiert, dann nehmen sie sich das schon zu Herzen. Auch wenn sie das natürlich erst mal nicht zugeben.

  • Kann man Kinder mit Nähe und Aufmerksamkeit belohnen? Beides sollte ein Selbstverständnis sein.


    Positive Aufmerksamkeit soll auch vor dem “Anfall“ passieren. Also soll geschaut werden, ob er einfach nur die Aufmerksamkeit bekommt. Kinder sind nicht dumm. Die lernen schon im Babyalter wie man effektiv kommuniziert. Und wenn Eltern Bedürfnisse nicht im Normalzustand erfüllen und nur auf „Ärger“ und schreien reagieren, darf man sich nicht wundern, wenn die Kommunikation gewählt wird. Wenn man anfängt, diese auch zu ignorieren um zu zeigen was für ein Held man ist, wird es vll ruhiger ein glücklicheres und gesünderes Kind bekommt man nicht unbedingt.

  • Die Tochter meiner Freundin war damals auch sieben bei der Trennung und ist zu einer Art "Selbshilfe-Gruppe" für Trennungskinder gegangen, über die Caritas. Voraussetzung war aber, dass die beiden Elternabende bzw. Gespräche auch von BEIDEN Elternteilen besucht wurden. Leut meiner Freundin, hat der Tochter das gefallen und für sie (meine Freundin), war das auch ein Stück Entlastung, dass da jemand ist und einen objektiven Blick drauf hat.
    Das allerdings Dein Sohn nur bei Dir "ausflippt" halte ich erstmal für normal, er weiß, da passiert ihm nichts.
    Meine Tochter (12) war bei der Trennung 10 und hat sich früher gerne mit ihrem Vater gezofft (die sind sich da sehr ähnlich), hat dann aber irgendwann gemeint, sie wolle sich nicht mehr mit ihrem Vater streiten, weil sie sich ja nur alle 14 Tage sehen. Anfangs habe ich den aufgestauten Stress dann Sonntags Abends abbekommen. Inzwischen streitet sie wohl immer noch nicht oder wenig mit ihrem Vater, aber diese Ausbrüche gibt es nicht mehr (gab es auch gerne mal Freitags abends, wenn sie eigentlich keine Lust hatte zu ihrem Vater zu gehen). Ich denke ein teil davon sind auch "normale" Anpassungsschwierigkeiten nach dem Wechsel.
    Aber wenn Du Dir unsicher bist, ob der Heftigkeit, würde ich mir auch Unterstützung suchen!
    Alles Gute!
    Kati

  • Ich nimm ihn in arm wenn er das zulässt und zeige ihm ich bin da. Schenke ihm mehr zeit. Letzte Woche fuhren nur er und ich in einen Freizeitpark den ganzen tag ohne seine Schwester.


    Danke ja von der Seite hab ich es noch nicht gesehen.


    Kinderarzt ist eine gute Lösung.
    Und ich hab mir vorgenommen noch mehr Zeit ihm zu schenken.
    Aber evtl. will er echt woanders lieber sein als bei mir. Denn beim Papa ist er nie so. Nur bei mir.



    Ja das sagte mehrfach der Papa denn des ist Thema alle 14 Tage mittlerweile.
    Naja des nagt dann am Selbstwertgefühl. Verhältnis zum Ex....wir reden. Über Kinder. Alles andere interessiert mich nicht im geringsten.



    Hallo,


    Vielleicht wäre es eine Idee, die Papazeiten auszuweiten. Vielleicht sind alle zwei Wochen für das Kind zu wenig.
    Das sollte in keinster Weise an Deinem Selbstwertgefühl nagen. Warum denn ?


    VG,
    tegami.

  • Danke für eure Antworten und Ratschläge.


    Papa Zeiten ausweiten ist insofern schwierig da der Papa eine Stunde Autofahrt einfache Fahrt weg wohnt und ich ihm das schon mal vorgeschlagen habe. Er meinte des ist für unseren Sohn nicht so toll, denn dann kommt er aus der Reihe. Er meinte Sohn braucht eine feste Zeit immer. Tja und ich wäre bereit gewesen ihm diese zu geben.
    Mein Sohn spielt Fußball ich schlug vor, er könnte sich Spiele anschauen. Tja....
    Zudem kommt dass der kleine wenn Papa Wochenenden anstehen in letzter zeit sagt, er mag nicht.
    Auf Nachfrage von mir sagte sein Papa die Wochenenden sind immer toll. Ich seh meinen Sohn höre die Aussage vom Ex und denke mir immer wieder da stimmt was nicht.


    Und ja teils zieh ich mir den "Schuh "an, das stimmt der Tat. Leider.


  • Hallo,


    Bitte ziehe Dir den Schuh wieder aus.


    Vor diesem Hintergrund (der Papa ) spielt nicht mit, würde ich auch die Hilfe von Dritten in Betracht ziehen (Trennungsgruppe) Den Kindesvater würde ich versuchen einzubinden.


    Du schreibst oben, dass er auch seinen Papa anschreit ... Gibt es zwei Papas ?


    VG,
    tegami.

  • Uff, so viel zu lesen..
    erst mal Danke an Euch fürs Antworten.



    tegami: nein, es gibt nur einen Papa. Wie kommst du auf einen zweiten?


    Zwergenmama2: Ähnliches kenne ich genauso... beim Papa "ist er nie so", von andern höre ich nur Gutes über ihn (Schule, Freunde), aber zuhause lässt er "die Sau raus". Das dann noch aufs Brot geschmiert zu kriegen, kratzt ganz schön.


    Grundsätzlich: ich halte die Pubertät bei einem 7-jährigen auch für SEEHR früh, andererseits hab ich auch relativ früh angefangen. Das KÖNNTE sein- es könnte aber auch was ganz Anderes sein. Hinzu kommt, dass bei meiner Nichte ähnliche Probleme auftreten. Das hat mich dazu gebracht, direkt einen Therapeuten zu suchen- bei ihr eskaliert das Ganze so heftig, wie ich es bei meinem Sohn nicht erst kommen lassen will. Auf die Kirche bin ich ehrlich gesagt gar nicht gekommen. Und das JA wollte ich da nicht drinhaben- was könnten die auch tun?


    Zu meiner Reaktion (ich bin mir grad unsicher, ob die Frage nicht doch eher an Zwergenmama gerichtet war, aber ich antworte trotzdem): ich versuche bislang, so früh wie möglich die Situation zu beenden. Warte ich zu lange (also manchmal nur Sekundenbruchteile), läuft das oft völlig aus dem Ruder, d.h. mindestens ein Kind heult aufgrund der körperlichen Übergriffe; und Sohn und ich schreien uns gegenseitig an, weil jeder versucht, die Oberhand zu gewinnen.
    Situation beenden heißt dann z.B., Sohn aus dem Zimmer zu befördern, ihn notfalls festhalten (damit er nicht auf die Kleinen losgeht), nach dem Runterkommen mit ihm reden.


    Ich versuch, jedem Kind zumindest ein bisschen Einzelzeit zu ermöglichen und was Besonderes zu machen... Mutter-Kind-Tag, Essen aussuchen/ zubereiten, Abendprogramm etc. Und da mach ich auch ganz deutlich: wer schreit und haut, muss warten. Vielleicht ist das genau das Problem, ich weiß es einfach nicht. :S

    Vierblättrige Kleeblätter bringen Glück...