Wo beginnt Kindeswohlgefährdung?

  • Mein Anliegen seht ihr im Titel...


    Situation:


    Junior (9) verbringt die hälftigen Ferien tagsüber beim Papa. Da ich Arbeiten muss haben wir das im Voraus so abgesprochen.
    Leider verläuft der Umgang alles andere als positiv :-(
    Ich muss dazu sagen, dass ich mich in den Umgang nicht einmische oder ständig anrufe etc. Das habe ich dem Papa immer selbst überlassen.


    Erster Tag in den Ferien:
    Sohni geht wie abgesprochen zum Papa. Am Abend hole ich ihn dann ab. Er kommt verheult au dem Garten und berichtet was geschehen ist. Er habe mit seiner Halbschwester im Garten getobt und sei dabei aus versehen auf die gefallen. Direkt aufgestanden - nix passiert.
    Papa sei sofort auf ihn zugestürmt, habe ich gezerrt und gerüttelt und ihn so geschuckt, dass er mehrfach auf den Boden gefallen ist - ihn angschrien warum er seine Halbschwester vermöbelt habe. Danach haben sich beide angeschrien. Papa st mit Schwester im Haus verschwunden .- Sohni wurde allein im Garten gelassen. Er hatte Kopfschmerzen und war total fertig.
    Beim Abholen war ich der Meinung, dass Papa auch im Garten war und mitbekommt dass Junior geht (Zeit wat abgesprochen). Pustekuchen! Scheinbar hat sich keiner darum geschert wo Junior abgeblieben ist.
    Über eine Stunde später erreichte mich eine rüde SMS, wann ich gedenke das Kind abzuholen!!


    Zweiter Tag:
    Junior wieder zum Papa. Hat sich beim Papa entschuldigt, dass er am Vortag so laut geschimpft hat. Papa hat das nicht interessiert...
    Abends wurde Junior gebracht und man sah schon, dass was im argen ist:
    Sohnemann hatte zweimal gefragt, wann sie denn enlich losgehen können (also nachhause). Papa schrie ihn an: Du Depp, ich bin froh, wenn ich dich endlich zuhause abliefern kann. :angry
    Seither kein Kontakt mehr...


    Was würdet ihr tun? Wie richtig reagieren? Diese Situationen sorgen immer wieder für totale Unruhe zuhause und in der Schule. Ich bin mega enttäuscht, dass sein Papa sich nicht darauf einlassen kann, dass Junior eben etwas anders ist und ihn für alles beschuldigt.


    Jeder Rat ist willkommen :thanks:

  • Schwer zu sagen - gerade wenn man nicht dabei war - ein bißchen Twist ist wohl normal.
    Vielleicht ist "das Faß" voll - und der Vater mit den Gewaltausbrüchen überfordert.
    Im End-Effekt heißt das wohl der Vater ist aus der Ferienbetreuung raus.


    Hilft nur eine andere Lösung ggfls. ist dies aber nur über eine Diagnose machbar - da drehste dich wider im Kreis...

  • Das mit der Betreuung lässt sich anders regeln, ist also gar nicht das Thema.


    Die Frage ist eher: bin ich zu empfindlich was die Verhaltensweisen des Vaters angeht? Seine Frau wettert ebenfalls extrem gegen mich und auch gegen Junior. Tut das dem Kin noch gut?
    Ich sollte dazu sagen, dass man Junior ganz genau anmerkt wo er sein Wochenende verbracht hat. Wenn er bei Papa war ist er extrem aggressiv (das ist die Erkenntnis der Schule und Betreuung, die mich darauf angesprochen haben....


    Nichts tun und laufen lassen? Oder doch eher den Umgang einschränken?


    Zwecks Diagnosestellung bin ich unterwegs bei einer Psychologin. Hab das Thema nochmals aufgegriffen.

  • Der Begriff Kindeswohlgefährdung ist mehr als schwammig. Und wenn dein Sohn gegenüber Dritten nicht sagt, er möchte da nicht mehr hin, weil Übergriffe passieren hast du keine Chance. Ich habe das gerade durch, obwohl Kind mehrfach bestätigt hat, dass Papa ihn manipuliert und sagt, Sohn soll zu ihm ziehen etc. Passiert nichts. Ich habe jetzt über ein Jahr mit Familientherapeuten zusammengearbeitet, die hat KV so manipuliert, das jetzt selbst das JA sagt, die Hilfe ist gegen die Wand gefahren worden. Und wir würden getrennt von zwei zusammenarbeitenden Therapeuten betreut. Das Jugendamt hat alle Hilfe gecancelt und KV hat freie Fahrt. Das Argument vom Jugendamt. Es ist im Umgang noch nichts passiert, was nachgewiesen werden konnte an 3. Stelle. Und Kind möchte zum kV weil der ihm mit 7 alle wünsche (Handy, Tablet, Motorrad etc. Erfüllt) übrigens hat mir das Jugendamt auch bestätigt, dass sie die Diagnosen vom KV kennen.

  • guck mal hier
    klingt nach einem nicht sehr leichten Alltag


    Grundsätzlich sollten Eltern ihr Kind soweit lieben, das man das im Alltag ertragen kann.
    Ich verstehe aber auch jeden der an seine Grenzen stößt.


    Als Stief-Mutter/Geschwisterkind ist das sicher nicht immer einfach und ich weiß nicht wie groß ihre Empathie sein kann und muss.


    Gerade wenn es Richtung Autismus geht - dann sind die tagsüber Aufenthalte in der Zweit-Familie vielleicht einfach zu stressig.

  • Ich finde, wenn die Vater-Familie so gestresst vom Kind ist, wird der Vater wohl eher kein Fass aufmachen, wenn das Kind vorübergehend nicht oder nicht so lange zum Umgang kommt. Ich würde die Betreuung in den Ferien versuchen, anders zu regeln, würde die Umgangszeiten auf öfter, dafür nur stundenweise reduzieren und nebenbei dringend Hilfe für das Kind organisieren.


    Kindeswohlgefährdung ist auch, nötige Hilfe nicht zu leisten :frag

    Finde Dein Licht und finde Deine Schatten. Erst dann wirst Du zu Deiner Mitte finden.

  • Hallo,


    du schreibst in dem Link den Lena verlinkt hat "Das Kernproblem ist, dass er keinerlei Grenzen akzeptiert. Es endet jedesmal darin, dass er schreit, beleidigt und sogar Dinge schmeisst, beschädigt oder Drohungen ausspricht. Teilweise musste ich ihn richtig fixieren um schlimmeres zu vermeiden. Die Nachbarn dachten schon ich hätte mein Kind eingesperrt, das er so laut schrie und auf alles eingetreten hat."


    Kann es sein, dass er dieses Verhalten beim Vater an den Tag legt bzw. wirklich die Schwester aggressiv angegangen ist? Du hörst nur die eine Version und wohl leider nicht auch die vom Vater. Dass ein Vater ein Kind so stark bevorzugt, dass er sich um eines liebevoll kümmert und in Schutz nimmt und das andere misshandelt klingt ungewöhnlich.


    Es hört sich stark danach an, als wäre der Vater überfordert mit dem Jungen. Und es ist sehr schade, dass er das so rauslässt und nicht mit dir nach Lösungen sucht, sondern ihn dir so praktisch vor die Füße "klatscht". Denn so wie du in dem Link schreibst, dass du am Rande der Verzweiflung bist bei Agrressionsschüben des Sohnes, so ist es der Vater eventuell auch.


    Ungewöhnlich finde ich auch, dass du in der Beschreibung das aggressive Verhalten, dass dich selbst an Grenzen bringt und wohl deine Nachbarn dazu veranlasst ihrerseits bei dir eine Kindswohlgefährdung zu vermuten, gar nicht erwähnst, das wäre ja eine wichtige Information.


    Ich würde versuchen mit dem Vater zu sprechen. Eine Diagnostik würde vielleicht helfen, das Bewusstsein des Vaters zu erweitern, wobei ich es wie gesagt schade finde, dass der Vater sich da ja auch nicht darum kümmert, das geht ihn auch etwas an. Notfalls eben die Ferienbetreuung beim Vater lassen, nach Absprache, und eine andere Lösung finden, wenn der Vater regelmäßig so explodiert.


    Viele Grüße



  • Nimak:


    mein Sohn äußert das mittlerweile schon ggü. Dritten. Ich selbst bin bisher der Meinung gewesen, dass Konflikte überall vorkommen und das alleine noch kein Grund ist Junior nicht zum Papa zu schicken. Ein Papa ist doch ebenso wichtig für die Kids.
    Dass sich das Ganze in so einem Maße steigert, konnte ich ja nicht ahnen.


    tanimami73
    der Papa hält alles für Quatsch. Er hat kein Interesse daran sich mit dem Thema Autismus (welches im Raum steht) zu beschäftigen. Termine mit der Familienhilfe, den Betreuern oder dem Jugendamt sind für ihn Zeitverschwendung und werden daher boykotiert. Ein vernünftiges Gespräch geht also nicht. Die Termine die er hätte wären ja ohne mich, aber selbst das will er nicht.


    Dadefana
    Junior bekommt Hilfe. Von seiner Betreuerin und nun auch von einer Psychologin. Diese hat bisher einen guten Draht zu ihm. Auch bei diesem wichtigen Termin hatte der Papa leider gar kein Interesse. Extra so gelegt, dass der Papa zeitlich dabei sein kann....leider auch keine Motivation.


    Was kann ich sonst noch tun? Zwingen, dass sich der Papa mit bemüht kann ich ihn nicht.


    Ich finde es wie gesagt unendlich schade. Ich bin keine Mutter, die das Kind entzieht oder Umgang etc vermeiden will. Er könnte den Knirps jede Ferien und alle zwei Wochen am WE bei sich haben, Junior kann mit ihm telefonieren, wir wohnen auch nicht weit voneinander und trotzdem läuft hier nix. ;(

  • Vielen Dank für Deine Antworten.


    Die Situation die du aufgeführt hast gab es. Und ja, die bringen einen an die Grenzen.


    Dank der Medikation ist seit Dezember allerdings kein aggressiver Ausbruch mehr gewesen. Wir konnten wieder mit dem Kurzen pädagogisch arbeiten und auch auf die Psychologin konnte er sich einlassen. Daher verstehe ich es nicht.


    Und nein, ich habe auch den Vater angehört. Seine Ausführungen passen nur nicht mit dem Verhalten von Sohnemann, seit Dezember, zusammen. Daher bin ich stutzig. Auch Rücksprachen mit der Betreuung Juniors, passen so gar nicht zu den Ausführungen des Vaters...


    Das ist eine schwierige Kiste.

  • Hallo Babbel,


    du meinst es ist ganz ehrlich realistisch, dass dein Sohn beim Spielen stolpert auf seine Schwester, sich weder die Schwester noch er dabei verletzt und der Vater ihn aufgrund einer Situation, die in jedem Haushalt mit Kindern täglich mehrmals passiert, daraufhin gewalttätig angeht und aus dem Blauen heraus behauptet der Sohn hätte die Tochter gewalttätig angegriffen? Das klingt für mich, ohne deinen Sohn (aber dafür meine Kinder und viele andere zu kennen) nach einer sehr einseitig erzählten Geschichte ;) - was ich nicht so ungewöhnlich finde, in die Strafarbeiten meines Sohnes rutscht mein Sohn auch immer mit sehr viel Pech herein :laber


    Könnte es sein, gerade mit einer Autismus-Form, dass dein Sohn in der Familie des Vaters doch einen etwas anderes Verhalten an den Tag legt? Zumindest diese Geschichte: komplett harmloses Verhalten versus Verhalten des Vaters in Kombination mit der Vorgeschichte des gewalttätigen/aggressiven Verhalten deines Sohnes - klingt zumindest ungewöhnlich.


    Aber wie schon andere geschrieben haben: eventuell tut da eine Umgangsreduktion tatsächlich allen gut, auch um die Gemüter zu beruhigen? Und auch, weil Vater Desinteresse an Diagnostik zeigt.

  • @naala


    Ich verstehe was du meinst. Natürlich habe ich darüber auch nachgedacht...mehrfach. hätte Sohnemann die kleine wirklich derartig angegriffen, wäre garantiert schlimmeres passiert. Er ist fast 10 un sie ist fast 4. Alleine vom Körpergewicht her wäre die Kleine platt...


    Vielleicht bin ich da aber auch zu gutgläubig?


    Ich kenne meinen Exmann aber eben auch. Aggressionspotential ist dort genug vorhanden...es hat seinen Grund warum ich damals gegangen bin. Auch die damals vorgefallene Situation wurde unter den Teppich gekehrt, so nach dem Motto: war doch nix.
    Polizeibesuch wegen häuslicher Gewalt hatte er auch schon...



    Ich finde es mega schwer hier richtig und falsch festzulegen...oder liegt die Wahrheit in der Mitte?


    Wie soll man sowas entscheiden?


    Oh man...es könnte ja auch einfach sein, oder?

  • Eigentlich gehören hier alle beteiligten Erwachsenen an einen Tisch. Das wären die leiblichen Eltern und als ebenso Betroffene die Mutter der Halbschwester. Und vielleicht noch jemand als Gesprächsmoderator. Nur so können Dinge geklärt werden. das mag eine kurze Vergangenheitsbewältigung sein, dann aber das Finden einer Möglichkeit, die Zukunft einvernehmlich zu gestalten.


    Kann die Einvernehmlichkeit nicht geschaffen werden, sondern einer "bestimmt" (Vater verweigert Umgang mit dem "renitenten" Knaben; Mutter stellt Umgang ein, weil Kind beim Vater gefährdet; Mutter Halbschwester macht die Türe zu, weil ihr Kind gefährdet ist und sowieso soll Mann sich erst mal ums gemeinsame Kind kümmern u.ä.), werden die anderen jeweils zumindest angesäuert sein. Und das ist keine Basis für eine kurzfristige, geschweige denn mittelfristige Umgangslösung.


    Alle anderen Lösungen sind letztlich "einseitig" und würden nur durch Zufall von dem jeweils anderen mitgetragen. Und das ist keine gute Basis.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Volleybap


    Dein Vorschlag ist auch mein Antrieb.


    Leider kam es bisher nur dazu, da Papa und auch neue Gattin dies verweigerten.


    Ich habe nun einen neuen Versuch gestartet und meine Familienhelferin um Hilfe gebeten. Die wird nun nochmals versuchen meinen Exmann mit an den Tisch zu holen. Sonst weiß ich auch nicht ...


    Es muss doch eine Lösung her... und so langsam hab ich keine Ideen mehr

  • Hallo,


    die Lösung ist nicht die Familienhilfe, wenn er eh nicht hingeht.


    Hast Du denn keine Möglichkeit, mit ihm und/oder seiner Frau zu sprechen? Bei der Übergabe zum Umgang vielleicht? Es muss doch möglich sein, kurz zu sagen, hey, dies und das erzählt Junior, was is da dran? Der will nämlich deswegen nicht mehr zu Dir. Was war da los?


    Du kennst ja bisher nur eine Version.

    Grüsse Tani :wink



    Du bist nicht das was Du sagst, sondern das was Du tust!

  • Hallo babbel, ich kenne auch diese Art Wutausbrüche. Familienhilfe ist gescheitert , laut JA ist die Hilfe vom Verein gegen die Wand gefahren worden. Ich habe letztes Jahr schon gesagt, das der Vater uns im getrennten arbeiten gegeneinander aus spielt. Wir sollten gemeinsame Gespräche führen... Nun ist alles auf null gefahren worden. Keine Mediation , keine Familientherapeutin und beim Jugendamt können wir uns melden, wenn Bedarf besteht. Einzig die Psychotherapeutin für Kind bleibt. Einerseits bin ich froh, dass ich mich wieder mehr abgrenzen kann, weil keine Diskusdionsthemen bei Therapeuten etc. Andererseits habe ich ja nach wie vor diese massive Beeinflussung durch KV und die Wütausbrüche vom Kind.
    Babbel, ich würde bei solchen Aussagen vom KV und vom Kind erst Einmal keine Umgänge ansetzen und mit kV einen für alle Seiten realistischen Umgangsplan erstellen. Vorallem sollten darin die Wünsche vom Kind Vorrang haben.