Wie geht man damit um?

  • In einem anderen Thread habe ich beschrieben,dass meine Tochter(11Jahre) nach 4 jahrigem Zusammenleben sich für mich überraschend dazu entschieden hat, künftig lieber bei ihrem Vater (und dessen Next mit Sohn) leben zu wollen. Als Grund gab und gibt sie an, dass ihr das Familienleben fehle und sie ihr altes Zuhause so vermisse.
    Für ihren Vater kam dieser Wunsch auch überraschend, aber natürlich freute er sich über ihre Entscheidung und unterstützt diese.
    Wir verabredeten, dass sie erstmal bis Mai dort bleibt und wir dann eine entgültige Entscheidung treffen, wie es weiterläuft.Bis dahin sollte ich sie 14 tägig am WE sehen und auch 2 Nachmittage die Woche von 17-19Uhr.


    Doch Ostern eröffnete KV mir, dass er und seine Partnerin absolut befürworten, dass sie bei denen bleibt. Meine Tochter sei wesentlich entspannter und wäre besser und konzentrierter in der Schule. Das habe ich vorsichtshalber mal gegengeprüft und mich mit dem Lehrer in Verbindung gesetzt. Er bestätigte mir, dass meine Tochter seit dem Umzug tatsachlich wesentlich konzentrierter sei, nicht mehr grundlos weinen würde und durchweg super und konstante Leistungen zeigen würde. (Voher war sie durchaus gut in der Schule,war aber sehr wechselhaft in den Noten).Dem Lehrer tat es leid, mir das so sagen zu müssen, denn wir haben eigentlich einen guten Kontakt. Aber ich hatte ihn ja um eine objektive Beobachtung gebeten.


    Mit meiner Tochter habe ich mehrfach versucht,uber das Thema zu sprechen. Sie hat offensichtlich ein sehr schlechtes Gewissen, mich "allein" gelassen zu haben. Sie fängt dann schnell an zu weinen, beteuert,mich lieb zu haben und sagt weiterhin,dass sie einfach lieber im "alten" zuhause beim Papa leben will und sie es da einfach besser fände, weil da ja noch die Neue und deren Sohn wären. Ausserdem sei ich ja immer so gestresst und hektisch und auch dauernd krank.
    Ich schreibe ihr morgends und abends eine kurze Nachricht und dass ich sie lieb habe.Die Nachrichten werden gelesen, aber selten kommt was zurück. Ich habe das Gefühl, dass sie garnicht soviel Kontakt zu mir will.


    Sie hat ihrem Vater sogar erzählt, dass sie sich morgens den Wecker stellen musste, weil ich sonst nicht aufgestanden bin. Und dass sie kein Frühstück gekriegt hat. Das stimmt aber garnicht. Ich kam aufgrund meiner extremem Schlafstörungen zwar nicht immer binnen 2 Minuten so aus dem Bett, wie sie, aber durchaus zeitig genug, zumal ich vor ihrem Aufstehen noch eine Stunde putzen gegangen bin.Und Frühstück gab es natürlich immer. Ich habe sie gefragt, warum sie sowas erzählt, da räumte sie dann ein, dass sie gesagt hätte,dass es ja auch nur manchmal so gewesen wäre. Auch das stimmt aber nicht.Wir haben einmal komplett verschlafen und da hat sie sich ihr Brot selber schmieren müssen. Aber das, passiert in jedem Haushalt wohl einmal. Ich bin geschockt und enttäuscht.
    KV und wohl auch mein Vater glauben mir nicht, weil sich eine Elfjährige sowas ja nicht aus den Fingern saugen würde. Ich verüble ihnen das nicht, ich würde mich vermutlich genauso verhalten. Mein Vater wurde sehr ausfällig, worauf ich jetzt den Kontakt abgebrochen habe. Ich brauche keine weiteren Stressoren momentan.


    Seit 1,5 Monaten lebt meine Tochter nun drüben beim Vater (Luftlinie 1 km)und ich komme diesmal wirklich nicht mehr weiter. Ich hab immer ein katastrophenreiches Leben gehabt, bin also stresserprobt. Das ging mit einer persönlichkeitsgestörten Mutter (histrionische PS)los,falsche Kreise in der Jugend und immer wieder Verluste. Bis heute zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben.
    Aber jetzt ist mein Kind weg. Damit komme ich nicht zurecht. Ich habe wirklich immer versucht, eine gute Mama zu sein und dass sie keinesfalls die Erlebnisse hat, die ich mit meiner Erzeugerin hatte.
    Und trotzdem habe ich offensichtlich irgendwie versagt.Ich habe ihr materiell vieles ermöglicht, hab mir immer irgendwo Zeit für sie rausorganisiert und alles gegeben.Aber trotzdem ist etwas schiefgegangen.


    Ich reisse mich weitestgehend zusammen und habe einen "neuen" Alltag organisiert. Ich habe mich um finanzielle Verbesserung gekümmert, denn der fehlende Unterhalt/KG rissen ein riesiges Loch in die Finanzen. Und ab Juni muss ich ja auch Unterhalt zahlen. Ich beschäftige mich viel mit unserem Pferd, damit ich nicht komplett ins Grübeln versacke, was aber trotzdem immer wieder passiert.
    Ich habe versucht, mir auszumalen, wie vielleicht völlig neue Wege aussehen könnten, doch momentan fehlen mir Kraft und Mut für was Neues.


    Emotional bin ich in einem schwer beschreibbaren Zustand. Meistens geht es irgendwie. Aber dawischen sind immer diese bodenlosen Phasen.Ich grüble dann, was wann wo und wie falschgelaufen ist. Wenn meine Tochter da ist, ist es unglaublich schwierig, diese ganzen Emotionen vor ihr zu verbergen. Ich bin dann unglaublich traurig. Ich versuche es, vor ihr zu verbergen, in dem ich viel mit ihr unternehme (Freizeitpark, Ausflüge,Schwimmbad ect)
    Ich lehne irgendwelche Medikamente ab, weil sie maximal Symptome dämpfen, aber nicht den Grund. Ausserdem bezweifle ich, dass es Medis gegen Versagen gibt. Auf psychologische Hilfe kann ich auch nicht bauen, wenn es Termine erst in 6-8 Monaten gibt. Das Jugendamt kann auch nicht weiterhelfen, ich will meine Tochter nicht zu irgendwas zwingen, was sie vielleicht nicht will.Freundeskreis hab ich nicht,mich haben einfach zuviele Leute enttäuscht oder hintergangen.


    Aber bestimmt sind hier Mütter, die vielleicht eine ähnliche Situation erleben und erlebt haben und mögen mir vielleicht mitteilen, wie sie sowas meistern/gemeistert haben?
    Wie geht man mit dem Gefühl um, wenn ein Kind plötzlich geht?Was macht man mit dem Gefühl, des Versagens, der Traurigkeit und des Abgelehntseins.?Wie geht man damit um, schräg angeschaut zu werden, weil das Kimnd "unüblicherweise" beim Vater lebt, wie es mir jetzt bei einem Bewerbungsgespräch passiert ist?Wie rechtfertigt man das? Soll man überhaupt was sagen?


    Danke und liebe Grüße

  • Darf ich fragen, wie oft Ihr Euch seht? Ich finde es wichtig, dass die Tochter (nach ggf. einer Zeit des Ankommens) regelmäßigen Kontakt mit Dir hat. Auch finde ich es wichtig, dass sie Deine innere Erlaubnis hat, bei ihrem Vater leben zu dürfen.


    Warum, denkst Du, hast Du versagt? Ich lese aus dem, was Du schreibst, dass sie wegen Bruder und dem "alten" Zuhause zum KV möchte, aber nicht, weil Du versagt hast. Warum denkst Du, dass sie Dich ablehnen könnte?


    Und was andere angeht, die Dich vielleicht schräg angucken könnten - welche Relevanz hat das? Die können und müssen nicht verstehen, warum das so ist - und aus einer eingeschränkten Perspektive zieht man nun mal leicht die falschen Schlussfolgerungen. Nicht nur, aber auch im richtigen Leben.


    Auch wenn das im Bewerbungsgespräch war: warum fühlst Du Dich dadurch in die Enge getrieben?

  • Ich fühle mich von ihr abgelehnt, weil sie sich kaum noch meldet. Und wenn sie da ist, redet sie wenig. Und ich lege natürlich auch oft jedes Wort auf die Goldwaage.Ich weiss, das ist suboptimal, aber ich bin numal nicht perfekt.
    Sie war leider immer ein Papakind. Ich habe mich immer komplett in alle Richtungen ihr zuliebe verbogen. Er hat nie was gemacht und war trotzdem immer der Tolle.So jetzt auch.Er lebt mit seiner Neuen und deren Sohn in dem ehemals gemeinsamen Haus und es sieht dort aus, wie nach einen Bombenangriff. Wochenendaktivitäten bestehen aus bloßem Rumliegen auf dem Sofa und Pizzabringdienst. Mit dem Sohn der Neuen verstand sie sich eigentlich nicht so gut, aber selbst das scheint ja kein Grund zu sein, bei mir auszuziehen.
    Irgendwas muss ich also nicht gut gemacht haben, ist folglich mein Fazit.


    Was andere angeht. Natürlich hast du recht.Aber momentan ist mein Fell nicht dick genug, dass es mich halt nicht verletzt.
    l

  • Ich finde, das wichtigste überhaupt ist jetzt, dass Du mit Dir selbst ins Reine kommst. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Medis zwar nicht "die Ursache" bekämpfen, einen aber in eine Gefühlslage bringen, wo man in der Lage ist, das selber zu tun. Sofern es überhaupt eine Ursache von außen gibt. Es gibt auch Depressionen, die durch Erkrankungen ausgelöst werden.


    Schau, Dein Kind lebt wie Du selber sagst, nicht mal 1 km Luftlinie von Dir entfernt. Dieser Zustand ist noch nicht lange so und Dich enttäuscht, dass das Kind nur wenig Kontakt zu Dir sucht. Das Kind hat aber scheinbar einiges gelitten, auch wenn Du das nie wolltest und Dein bestes gegeben hast. Trotzdem haben unsere Kinder ihr ganz eigenes Empfinden und ihre eigenen kleinen Gedanken, die sie sich zu diesem oder jenem machen. Ich finde es nicht so ungewöhnlich, dass das Kind zuerst mal zur Ruhe kommen möchte. Gib ihr Zeit, sich zu festigen und nimm Du Dir Zeit für Dich.


    Mit der Tochter über das Thema zu reden, sehe ich auch problematisch. Sie ist doch viel zu klein, um Dir hier weiterhelfen zu können. Therapieplätze bekommt man nicht so schnell, das stimmt. Ich habe gute Erfahrung mit der evangelischen Online-Seelsorge gemacht. Man kann sich in einem geschützten Raum austauschen und bei Bedarf auch einen Termin zu einem Treffen vereinbaren. Caritas ect. wären da auch Anlaufstellen.


    Du merkst, mein Fokus liegt auf Dir, und das solltest Du auch tun. Lege Deinen Fokus auf Dich, nicht auf die Vergangenheit oder die Situation an sich. Versuche, herauszufinden, was Du tun kannst, dass Du wieder rund läufst. Sobald Du selber wieder atmen kannst, ergibt sich der Rest sicher von alleine.

    Finde Dein Licht und finde Deine Schatten. Erst dann wirst Du zu Deiner Mitte finden.

  • Irgendwas muss ich also nicht gut gemacht haben, ist folglich mein Fazit.


    Nun, Du hast nach Deinen Maßstäben Dich so gut, wie Du es eben konntest, um Deine Tochter gekümmert. (Versuche ich auch so mit meinen Kindern und weiß, dass ich dabei nicht perfekt bin, dass es Dinge gibt, die ich dabei nicht gut mache). Und Du hast Deine Maßstäbe, wie es bei Dir zuhause aussehen soll und welche Regeln gelten. Das ist richtig und wichtig, vielleicht gerade jetzt, wo Ihr Euch weniger seht. Sie kann das lernen, falls noch nicht geschehen: bei Papa ist es so, bei Mama ist es eben anders. Du wertest das auf eine bestimmte Art und Weise, sie sieht das anders. Auch in Ordnung.


    Und wenn es eben aussieht wie nach einem Bombenangriff, dann muss sie da durch. Glaub mir, sie wird mit etwas Abstand erkennen, was bei Dir alles gut war.


    Ich wünsche Dir sehr, dass Du das aushalten kannst, auch wenn es schwer für Dich ist.

  • Ich finde es völlig normal das du im Moment einfach noch kein Land siehst. Auch das du einfach noch nicht weißt wie du mit deiner Tochter umgehen kannst/sollst. Das ist noch so frisch alles.


    Kind und du, ihr müsst euch erst wieder finden. Ich würde gar nichts machen, wenn sie nicht reden will, dann lässt sie es. Das sie sich nicht meldet halte ich gerade am Anfang auch für völlig normal. Schreib ihr regelmäßig eine Whats App, selbst wenn sie nicht antwortet, sie liest sie.


    Auch würde ich nun nicht zur vollkommenen Spaßmuddi mutieren, sprich sie mit Ausflügen überschütten, das bewertet sie nämlich im Moment auch nicht so wie du willst. Du schreibst du hast dich immer verbogen, hör auf damit! Sei authentisch, auch der Tochter gegenüber. Wenn sie bei dir ist, ist eben auch Normalität da und nicht ne Mutter die 24h Action powert.


    Ich weiß das das jetzt nicht wirklich hilft, aber lass die Zeit dein Helfer sein.


    Noch ist alles beim Papa supertoll, dagegen kannst du nichts machen, außer es akzeptieren.


    Schau jetzt auch betont auf dich, ordne dein Leben und nimm dir Zeit für dich. Ein wachsen nimmt auch ein Kind war.


    Und vllt hilft dir der Gedanke auch beim Papa wird "nur" mit Wasser gekocht, auch da wird Tochter noch viel lernen.

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • Hallo,


    ich denke, so lange der Ex nicht gegen Dich arbeitet und wettert, geht es noch.
    Schlimm wird's, wenn die Tochter nicht mehr zum Umgang kommen "mag".


    Ich kenne Dich zwar nicht, aber soooooo viel falsch kann man nicht gemacht haben, wenn man 11 Jahre mit einem Kind zusammengelebt hat und dieses dann aus dem angegebenen Grund (war schon immer Papakind) dorthin wandert. Du hast ihr ja da nichtmal Steine in den Weg gelegt deshalb.


    Also ich finde, wenn man mit 11 schon entscheiden kann und darf, wo man leben möchte und mit wem, dann kann man sicherlich auch ein paar Rahmenbedingungen aushalten. Will heissen: dass sie keine Reaktion auf eine WA zeigt, finde ich nicht in Ordnung. Ein paar Worte gehen IMMER.
    Allerdings würde ich da nicht jeden Tag schreiben, schon gar nicht 2 mal täglich. Und dann mal sehen, was von ihr kommt. Es ist ja nicht so, dass die Kids mit 11 Jahren nicht wissen, was sie tun, nicht wahr?


    Zu viel zur Ruhe kommen lassen kann auch falsch interpretiert werden. Da wäre ich vorsichtig. Da sind schon andere ganz bitter auf den Mund gefallen.


    Aber wie gesagt: wichtig ist der Umgang und dass sie da noch kommt.
    Reden würde ich auf jeden Fall mit ihr darüber und eine grundsätzliche Vereinbarung auskarteln - das müssen 11-jährige, die ihren Wohnort bestimmen dürfen, auch aushalten können.


    Übrigens: KindesWILLE muss nicht immer KindesWOHL sein.

    Grüsse Tani :wink



    Du bist nicht das was Du sagst, sondern das was Du tust!

  • Bitte schaue jetzt auf Dich, und das Deine Grundstimmung wieder auf einen erträglichen Level kommt.


    Ferndiagnosen sind natürlich immer so eine Sache, aber wenn meine Tochter zum anderen Elternteil ziehen würde, dann würde ich sicher schnell dafür sorgen
    a.) die Schlafstörung zu bekämpfen
    und
    b.) eine tiefe Depression verhindern.
    Zu beiden Themen kannst Du Deinen Hausarzt befragen, oder den Apotheker.
    Wenn das Kind quasi weg ist, dann ist das eine Ausnahmesituation, die meines Erachtens Medikamente für eine Zeit rechtfertigen.
    Es gibt auch rezeptfrei Sachen die dazu ganz hilfreich sind.


    Den Hinweis auf die Telefonseelsorge möchte ich auch nochmal geben.
    Und natürlich schauen bei einem Therapeuten auf die Warteliste zu kommen.
    Die Wartezeit geht auch vorbei - und wer weiß, was dann gerade anliegt.


    Und wenn Du wieder besser auf dem Damm bist, dann kommt Tochter ganz bestimmt auch wieder gerne zu Dir.
    Schau, das die Grundstimmung wieder stimmt. Bring Ruhe und Struktur in Dein Leben.

  • .... Gib ihr Zeit, sich zu festigen und nimm Du Dir Zeit für Dich.

    .....


    Das Wichtigste jetzt im Moment.
    Das Kind mit sich zur Ruhe kommen lassen.
    Keine verpflichtenden Termine ... keine dauerhafte "Kontaktaufnahme"... dem Kind den Raum geben, selber entscheiden zu können, wann es Kontakt möchte.

  • Ich beschäftige mich viel mit unserem Pferd, damit ich nicht komplett ins Grübeln versacke, was aber trotzdem immer wieder passiert.


    Ganz ehrlich? Ich würde mich eher vom Pferd trennen als dass ich ernsthafte finanzielle Probleme bekomme. Vielleicht gibt es da auch Möglichkeiten, das Pferd für eine gewisse Zeit fremdbetreuen zu lassen. Oder aber, der KV kümmert sich ab sofort um das Pferd, wenn Tochter bei ihm lebt. Warum musst Du das noch tun?


    Bis dahin sollte ich sie 14 tägig am WE sehen und auch 2 Nachmittage die Woche von 17-19Uhr.


    Ah ja, da hattest Du es ja geschrieben. Ich hatte das vorhin überlesen. Was bedeutet "sollte"? Steht der KV dahinter, das auch so zu ermöglichen? Ich würde, je nachdem, wie sich die gemeinsamen Zeiten gestalten, überlegen, ob einmal die Woche für die Tochter nicht ausreichend ist. Gerade dann, wenn sie sehr verschlossen ist und nicht viel sagen möchte. Wer hatte denn die Idee für 2 x pro Woche?


    Was gibt es denn in Deinem Leben, was Dir Freude bereitet? Oder hast Du nur für die Tochter gelebt? Sport, Kultur, Spiritualität - gibt es etwas aus Deinem "früheren" Leben, an das Du Dich gerne erinnerst? Etwas, was Dich motiviert, dass das Leben lebenswert ist, auch wenn Deine Tochter jetzt gerade nicht mehr bei Dir lebt?


    Und trotzdem habe ich offensichtlich irgendwie versagt.


    Warum denkst Du das? Versuche Dich mal an das zu erinnern, was Ihr gemeinsam an schönen Dingen erlebt habt. Ich denke gerade daran, dass das Gras auf der Weide nebenan immer grüner ist ... will sagen: sie kennt den Alltag bei Dir, und der ist vielleicht nicht immer toll (für mich und vermutlich meine Kinder auch nicht, gerade wenn man den Eindruck hat, gut funktionieren zu müssen).


    Ich schreibe ihr morgends und abends eine kurze Nachricht und dass ich sie lieb habe.


    Ganz ehrlich? Würde ich lassen, weil sie dadurch den Eindruck haben könnte, von Dir bedrängt zu werden. Sie weiß das ja, und sie sollte kein schlechtes Gewissen haben, jetzt gerade nicht mehr bei Dir zu leben. Versuche, ihr auf andere Weise zu vermitteln, dass Du sie lieb hast.

  • Hutschefidel


    Wenn das Pferd finanziell machbar ist behalte es! Tiere werden ja nicht ohne Grund zur Therapie genutzt. Bzw. wenn das Tier ein Halt, ein Pfeiler im Leben ist, dann erst recht nicht. Wenn man sich alles nimmt was einen hoch hält, läuft man Gefahr ganz tief zu fallen.


    Pferd wäre die letzte Option die du jetzt bearbeiten musst, da das Tier dir Lebensfreude bringt. Selbstzerstörung muss man nicht vorantreiben.

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • Hallo Hutschefidel,


    wenn Kindesvater, Du und das Kind euch einig seid: Verändert nichts am derzeitigen Umgang und/oder der Kommunikation. Alle Beteiligten benötigen gerade ein Minimum an Kontinuität und nicht dauerndes Hin und Her und neue Ideen wie irgendetwas besser gemacht werden könnte. Falls einer von euch dreien diesbezügliche Wünsche äußerst, ist es früh genug, über derartiges nachzudenken.


    Was du unbedingt benötigst (und das weißt du offenbar auch), ist psychologische Hilfe. Ob das nun medikamentös unterstützt wird, würde ich an deiner Stelle offen lassen. Dadefana hat recht, Medikamente können sehr hilfreiche Krücken sein in deiner Situation.


    Schnelle Hilfe erhalten (Wartezeiten umgehen) kannst du beim Sozialpsychiatrischen Dienst. Die Menschen da sind äußerst einfühlsam und kennen sich aus bei kurzfristiger Krisenintervention - google doch einfach mal nach dem Namen der nächsten größeren Stadt und dem Stichwort sozialpsychiatrisch.


    Beste Grüße und Respekt für deinen Mut, die notwendigen Änderungen annehmen zu wollen
    FrauRausteiger

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    •» Cave quicquam dicas, nisi quod scieris optime. :rauchen «•
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    Einmal editiert, zuletzt von FrauRausteiger ()

  • Hallo,


    Ich würde Dir auch professionelle Hilfe empfehlen um die Vergangenheit aufzuarbeiten und in der Gegenwart zu leben. Melde Dich sofort an.


    Dein Kind ist nicht weg. Es ist bei seinem Vater. Ihr seid beide Eltern. Du bist nicht weniger Mama als vorher. Der Vater ist nicht mehr Vater als jetzt. Hör auf, Dich mit diesen blöden Phrasen zu quälen. "Üblicherweise" leben die Kinder bei der Mutter ist so ein dummes Konzept, darüber solltest Du lachen "lernen". Es wurde irgendwann im 19. Jahrhundert erfunden, weil es so praktischer war, einen gewissen Stand von Frauen ans Haus zu binden. Dann wurde es in Deutschland in den 1970er Jahren gesetzlich umgesetzt und jetzt geht es schrittweise wieder aus diesem Schlamassel für Kind, Vater und Mutter heraus.


    Nimm alle Mamazeiten wahr und sprich bitte nicht mehr mit dem Kind über diese Thematik. Versuche auch nicht, es auszuhorchen. Was sie an Notlügen an den Haaren herbeizog um den Umzug zu untermauern, zeigt Dir doch, wie sehr sie Dich liebt und dass sie Dich nicht ablehnt. Das Kind hat, meiner Meinung, ganz instinktiv die Notbremse gezogen. Weil Du es nicht konntest. Das wird Euch immer aneinander binden. Irgendeinmal wirst Du vielleicht stark genug sein, Dich bei Deinem wundervollen Kind dafür zu bedanken.


    Ihr beide könnt jetzt vieles korrigieren. Hör auf, von ihr Liebesbeweise zu verlangen und schreib nicht die ganze Zeit sms. Sie weiss, dass Du sie liebst. Schreibe, wenn es etwas zum Schreiben gibt. "Heute ging ich am Café X vorbei. Da haben wir mit Papa und Dir zum ersten Mal seit Deiner Geburt - Du warst ein Jahr alt - alle drei zusammen Kuchen gegessen". Das stellt eine Brücke dar.


    Hör auf zu denken, dass Du in Deinen Betreuungszeiten immer irgendetwas grossartiges unternehmen musst. Nichtstun ist eine Tugend, welche gelernt sein will. Daher solltest Du Dir zu Liebe darauf verzichten, die Wochenden beim Vater und der Next zu kritisieren.


    Hör bitte auf, Dich als Versagerin zu fühlen. Dein Interesse an Pferden, Deine ehemalige Zucht, die Reitstunden, welche Du gibst, Dein Islandpferd :), Dein grossartiges Organisationstalent, Dein Mut ... all das sind Kompetenzen, welche Du beherrscht.


    Du hast versucht, wie andere Wege aussehen können. Und die wirst Du auch gehen. Gib der Zeit Zeit und Dir und dem Kind auch.


    Übrigens, Medikamente stellen nicht nur die Symptome ab. Es gibt eine breite Palette von Antidepressiva , welche nicht abhängig machen, absolut keine Nebenwirkungen haben und insgesamt all das nicht tun, was Hobbymediziner ihnen zuschreiben.


    Alles Gute,
    tegami.

  • ich will meine Tochter nicht zu irgendwas zwingen, was sie vielleicht nicht will.


    Grundsätzlich finde ich das gut. Aber ich meine, dass Du einen weiteren Blick dafür hast, was für sie gut ist und was eben nicht. Ich denke, dass Du sie trotzdem zu dem motivieren darfst und kannst, von dem Du überzeugt bist, dass es für sie gut ist.


    Was den geplanten Umgang angeht: wie kam es zu diesem Vorschlag? Kannst Du davon ausgehen, dass tatsächlich KV und Du damit einverstanden seid, und das Deine Tochter das auch so sähe, wenn sie gefragt würde? (Ich meine, das sollten in dem Alter immer noch - nach bestem Wissen und Gewissen - die Eltern entscheiden, unter Einbeziehung der betroffenen Kinder natürlich).


    wenn Kindesvater, Du und das Kind euch einig seid: Verändert nichts am derzeitigen Umgang und/oder der Kommunikation.


    Wenn das so ist, ja. Freut sie sich, Dich zu sehen? Oder ist es für sie eher Pflichterfüllung? Wie wäre es, wenn die ganzen Aktivitäten, welche Du mit ihr veranstaltest, nicht wären? Wäre dann die Zeit mit Dir für sie weniger attraktiv? Wie reagiert Deine Tochter darauf, wenn Du sie vorsichtig darauf ansprichst wegen der Kurznachrichten? Ich frage deshalb, weil sie auf die Nachrichten gar nicht reagiert:


    dass sie keine Reaktion auf eine WA zeigt, finde ich nicht in Ordnung. Ein paar Worte gehen IMMER.


    Hutschefidel: Du musst das ja nicht erwarten von ihr, sich zu melden. Aber was zeigt es Dir, wenn Tochter konsequent nicht auf die Nachrichten reagiert? Freut sie sich darüber, findet sie diese lästig, ist es ihr egal? Hast Du dafür irgendwelche Anhaltspunkte? Vielleicht scheint das nur wie eine Kleinigkeit, aber alles, was jetzt Euer Verhältnis zueinander positiv beeinflussen kann, ist möglicherweise wichtig.

  • Schreibe, wenn es etwas zum Schreiben gibt.


    ... und greife das als Gesprächsthema auf. Teile mit ihr Dinge aus Eurer gemeinsamen Vergangenheit, welche Dir und vielleicht ihr etwas bedeuten. Das sind offene Gesprächsangebote, welche gut für Eure Beziehung zueinander sind. Vielleicht gibt es Zeiten, wo sie einfach nicht reden mag, andere, wo sie gerne von dem erzählen wird, was sie in den vergangenen Tagen erlebt hat. Eigentlich so, wie Du es auch tun würdest, wenn sie nicht umgezogen wäre. Das dient der Kontinuität und zeigt ihr, ohne dass Du ihr das explizit sagen musst, dass sie Dir wichtig ist.


    Wenn sie möchte, wird sie Dir auch erzählen, wie es ihr bei Vater und Bruder geht. Aber worauf es ankommt, ist Kontinuität in der Beziehung zueinander. Dass Ihr Euch regelmäßig seht, ist das eine, aber die sinnvolle Ausgestaltung (d. h. dass Ihr schöne Zeiten ohne Aktionismus miteinander erleben könnt), ist mindestens ebenso wichtig. Und sinnvoll ist besonders das, was Euch gemeinsame Lebensfreude schenkt.


    Viel Erfolg!

  • Guten Morgen,
    erst einmal vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Ich möchte versuchen, die Fragen oder Anregungenn mal zu beantworten bzw. zu ergänzen.


    @ musicafides
    Meine Tochter ist Einzelkind. Die Next hat lediglich selbst einen Sohn mit dahingebracht. Den aber als Bruder zu bezeichnen, halte ich aber für falsch, denn die Next ist ja auch nicht ihre Mutter.Die Umgangsregelung kommt noch aus Zeiten, wo sie bei mir gelebt hat. Da hatte der KV diese Regelung, jetzt wurde sie Quasi übernommen. Ich werde allerdings in Kürze mal abklären, ob das so bleibt,weil ich irgendwie das Gefühl habe, dass es momentan mehr eine Pflichterfüllung für sie ist. Vermutlich kann sie, ähnlich wie ich, nicht wirklich gut mit der Situation umgehen.
    Mein/unser Pferd werde ich absolut keinesfalls abgeben. Das ist das Einzige, was ich noch besitze und mit niemandem teilen muss/werde (ausser meiner Tochter). Ausserdem verhindert es momentan, dass ich zusehr im Grübeln versinke.


    tegami
    Ich finde, es ist schon ein Unterschied, ob man ein Kind 40 Wochen unter dem Herzen trug oder "nur"gezeugt hat. Ich spreche damit Männern nicht ab, ihre Kinder nicht auch sehr zu lieben, aber die Bindung einer Mutter ist nunmal eine Engere. Ist aber meine persönliche Ansicht.
    Medikamente sind keine Option. Meine Erzeugerin war tablettenabhängig und ich bin trotzdem glücklicherweise gesund damit geboren worden.Es gibt sicher Notsituationen, die den Einsatz von Psychopharmaka rechtfertigen, aber meine Lebenssituation zähle ich nicht dazu.So eine Einnahme würde mich nur noch mehr negativ beeinflussen, denn damit hätte ich mit meiner Erzeugerin etwas gemein, eine schlimme Vorstellung für mich.


    @ Frau Rausteiger
    Soz.Psych.Dienst ist mir bekannt. Ich habe lange in med.-psych. Bereich gearbeitet.Ich war auch schon da. Aber der Besuch dort war nicht wirklich weiterführend. Man schlug mir Medikamente vor, (...und dann noch Tavor, wenn dir das was sagt...), meinte ich könnte zur Krisenintervention stationär gehen (was ich keinesfalls will und auch nicht für angemessen halte) oder ich soll halt schauen, ob mich "gute Freunde" nicht ein wenig unterstützen können. Solche hab ich aber nicht.
    Dann war ich von Selbst beim Jugendamt, ob ich da vielleicht ein paar Tipps/Ideen haben. Abgesehen davon, dass man meine Haltung dem KV und der Situation lobte, war da halt auch kein Weiterkommen. Sollte es aber irgendwann mal zum Clinch mit KV und Next kommen, könnte der Besuch dort positiv für mich gewertet werden, denke ich.Zeigt ja, das ich mich kümmere und nicht den KV verteufle.



    Alles in Allem glaube ich, das ich mich die letzten Tage recht vernünftig aufgestellt hab.. Ich habe mich auf Wartelisten setzen lassen,hab mich um finanzielle Verbesserung gekümmert, war bei Anlaufstellen/JA und auch noch mal beim HA. Der hat jetzt einfach mal eine Kurmaßnahme beantragt,weil er denkt, dass räumlicher Abstand jetzt auch ganz hilfreich sein könnte.Mal sehen,ob das durchgeht. Wenn nicht, wars halt ein Versuch.
    Ich selbst versuche erstmal,nicht zuhause aufm Sofa zu versauern, und übe mich, andere Denkmuster zu fahren bzw. neue Betrachtungswinkel zu finden. Durch meinen frühren Beruf kenne ich mich damit ganz gut aus, jedoch musste ich leider feststellen, das Eigentherapie halt nur sehr begrenzt funktioniert. Es ist halt was anderes, ob man etwas als Aussenstehender begleitet oder emotional selbst mittendrin steht.


    Ich vermisse mein Kind einfach so unglaublich und mit diesem Gefühl kann ich garnicht umgehen. Es fühlt sich schrecklich an, niemanden mehr da zu haben.Gleichsam weiss ich, dass ich sie unbewusst auch in eine Position gedrückt habe,in der sie sich offensichtlich nicht wohl fühlt. Von daher bin ich schon froh, dass sie selbst die Gabe hat, zu erkennen, was sie will und was auch nicht.Und das auch gut zu benennen.
    Da isse mir voraus.Ich bin zwar ein Organisationstalent,krisenerprobt, sehr abgeklärt und kann mich immer irgendwie am Schopfe aus dem Dreck ziehen, aber mit der Gefühlswelt stand ich schon immer irgendwie auf Kriegsfuß. Da scheitere ich und versuche, das rational abzutun und darüber ärgere ich mich, weil ich das nicht schaffe,es zu ändern.


    Was ich jetzt einfach nur hoffe, ist, dass es keinen Stress mit dem KV gibt. Der merkt nämlich jetzt an, dass ich meiner Tochter angeblich immer ein schlechtes Gewissen vermitteln würde, wenn sie bei mir ist und er das nicht gut findet. Ich habe versucht, mit ihr darüber zu sprechen und habe ihr dabei natürlich auch gesagt, dass ich sehr traurig bin und sie sehr vermisse. Ich finde, dass sie das halt auch wissen sollte.
    Er sieht das anders.Da wird nochmal ein Gespräch folgen.