Heute war ich in einer dieser Einrichtungen, wo man seine Würde am Eingang lässt ... Ich wusste überhaupt nicht, ob ich da richtig bin. Ich stand vor dem Gebäude und überlegte, ob ich mich vielleicht nicht doch noch umdrehen und einfach gehen sollte. Tief durchatmen - vielleicht einfach mal nachfragen? Als ich das Foyer betrat, wunderte ich mich über die vielen Menschen, die da standen. Jeder hatte sein Anliegen vorzutragen; ich stand an der Seite und schaute mir die zahlreichen Formulare, Heftchen und Broschüren an. Womöglich finde ich gleich einen Hinweis darauf, dass uns keine Unterstützung zusteht - dann kann ich mir den Seelenstriptease sparen. Egal wie stark man im Alltag ist, das erste Mal zuzugeben, dass man Hilfe braucht - ist einfach zum Heulen.
Auf einmal kam mir der Gedanke: Ich müsse das ja nicht machen, ich könne auch gehen - aber dann würde sich an meiner Situation nichts ändern. Ich würde weiterhin in Abhängigkeit bleiben. Mir fiel sofort ein, welche Sorgen sich meine Liebsten um mich machen und mir Tag für Tag erklären, dass ich das alleine nie schaffen könne, dass ich damit meinen Kindern schaden würde und natürlich mir selbst - ganz zu Schweigen von dem, was ich ihnen damit antun würde - wo sie doch immer für mich da sind...
Und während ich so mit mir haderte, was ich denn tun sollte - kam schon ein Herr auf mich zu und fragte mich freundlich, ob er mir helfen könne. Ich habe mit allem gerechnet: Vorurteile, Überheblichkeit, Herablassenden Umgangston... nur nicht mit Freundlichkeit - nicht an diesem Ort und überhaupt... ! Eigentlich musste ich auch nicht so viel erzählen, zwei Stichworte und er wusste gleich - wer der Ansprechpartner ist und erklärte mir, wie ich dahinkomme. Ja, und meine Fragen stellen - durfte ich auch ohne Termin.
Mein Problem ist zwar nicht gelöst, aber der erste Schritt ist getan und ich weiß, was ich als nächstes zu tun habe...