In der Schwangerschaft habe ich mir bereits den Kopf zerbrochen: wie werde ich bloß einen Jungen großziehen? Jetzt mag ja einer verständnislos mit dem Kopf schütteln... Aber mal ganz ehrlich, was wünschen wir denn unseren Kindern?
Und wie vermitteln wir das? Es ist einfach als Mutter einer Tochter ein Vorbild zu sein. Mädchen identifizieren sich schnell mit ihrer Mutter. Gemeinsam backen, Shoppen, Frisieren, gegenseitig anzicken und sich wieder vertragen, Singen, Tanzen, Basteln, Malen und Verkleiden, sei gepflegt - aber nicht oberflächlich. In Mädchenkram bin ich gut. Aber was Jungskram angeht - das kann ich nur zu 50 %.
Also durch den Bach im Schlamm watten - geht! Krebse fangen, Insekten einsammeln - OMG !!! Schon allein bei dem Gedanken kriege ich das blanke Jucken. Mal die Angel ins Meer werfen - geht - darf nur kein Köder dran sein (gut kann ich eh nicht, ist ja meist ein Wurm), denn wenn einer anbeißt habe ich ein echtes Problem. Könnt ihr mir folgen, wie ich das meine?
Also wie vermittele ich meinem Sohn, dass er "mutig" sein darf - wenn ich schon bei einem Hundebellen zusammenzucke. Wie kann ich ihm Sport nahe bringen - wenn ich außer Yoga selbst nichts kann? Wie wird aus meinem Jungen, irgendwann mal ein Mann. Und wir sprechen hier nicht von den Werten wie Ehrlichkeit, Freundlichkeit und Gerechtigkeit, die ich durchaus vermitteln werde! Wir reden hier von anderen Sachen, die wie so an Männern schätzen und keine Ahnung haben, wie sie daran gekommen sind. "Charme" zum Beispiel. Ich bin alles andere als charmant. Oder was ist mit Krawatten binden? Wie überlebt ein Mann einen Männerschnupfen? Wie springt man ins Wasser ohne sich die Nase zuhalten zu müssen? Oh mein Gott - Rückwärts einparken!!!
Ich brauchte dringend Hilfe und jemanden, der mir meine Sorgen so bisschen relativiert. Ich startete also ganz unauffällig eine Umfrage bei den Eltern... Thema: Jungs und Geschwister...
Und da kam ja einiges zusammen: "Fussball! Jedes Wochenende nur Fußball und unter der Woche, da ist auch nur Fussball! " - "Oh man, jede Woche prügelt er sich mit jemanden und ich werde permanent zum Gespräch zitiert!" - "Unser Junge spricht nicht, er brüllt - animalisch!" - "Unserer erzählt nichts - grundsätzlich hat er auch nie Hausaufgaben auf, deswegen muss ich jeden Nachmittag XY anrufen und noch mal nachfragen."
Google meint: Wenn ein Junge ohne Vater aufwächst, wäre es sinnvoll einen "Kreis vertrauenswürdiger Herren" zu pflegen, also z.B. Hobbys bei männlichen Personen (männliche Musiklehrer, männliche Trainer, auch mal Männer aus privaten Umfeld, die mal was mit dem Jungen unternehmen)
OHA ! Männer im privaten Umfeld habe ich schon mal gar nicht. Eigentlich bin ich sogar als Männerhasserin verschrien. Ja sowas, wie eine Gottesanbeterin Jetzt hat sich der liebe Gott gedacht - der bringe ich es jetzt mal eins für alle mal bei. Wenn die schon so viel über Männer meckert - dann soll sie es mal besser machen... Und das kann ich nicht... ich weiß, ich werde es nicht können - vielleicht werde ich aber für den ein oder anderen Mann mehr Verständnis aufbringen. Aber erstmal ist das eine Herausforderung und die werde ich mal anpacken... Aber bitte nicht allein!
Egal wie, ich muss mich mit dem KV versöhnen. Nur reagiert er mal so gar nicht auf mich. Wir starten: Soft Stalking. Damit meine ich - wir schauen mal, was wir so über ihn rausfinden können - mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, ohne ihn aufzusuchen. Erst Mal rausfinden, ob er noch lebt... Bestes Mittel: Whats App, da war er vor kurzem Online. Dann das Internet... Laut XING hat er immer noch denselben Job, laut Telefonbuch immer noch die selbe Adresse und Facebook hat er leider seine Privatsphäre-Einstellung verändert - da sehe ich nur sein Bild. Und er sieht genauso aus - wie damals.
Tja... noch kurz schauen, was Spotify hergibt... und dann war ich genauso schlau wie vorher. Außer, dass ich jetzt weiß - in welcher Stimmung er gerade so ist. :tanz
Also starte ich einen weiteren Versuch... JA, ich kann auch HARTNÄCKIG und NERVIG sein, wenn es um meine Kinder geht. :klimper
Und wenn man die gleiche Musik hört, dann ist man vielleicht auch in einer ähnlichen Stimmung und wenn dieser Fall eintritt - dann finden sich die richtigen Worte von selbst. Ich habe die "Mauer des Schweigens" durchbrochen :strahlen
Das erste Treffen steht an...
Wir werden uns treffen und er wird sein Kind das erste Mal sehen... Ja ich kriege Gänsehaut vor Rührung und Zittern in den Knien vor Aufregung.