Wo ist Schluss?

  • Schon mal vorweg, das folgende ist nichts für schwache Nerven.
    Mein Sohn ist jetzt 17 Jahre, lebt seit vielen Jahren mit mir und seinem Bruder (22) allein. Er war schon vor der Geburt ein bemerkenswertes Kind, denn er trat mich schon im 4. Monat so, das ich dem Frauenarzt die Größe seines Fußes nennen konnte.
    Seine kindliche Entwicklung verlief dem entsprechend ungerade und kompliziert. Jedoch ließ ich nichts an Hilfen für ihn aus, Therapien, Medikationen, wieder Therapien, ich hatte eine Engelsgeduld mit ihm, passte mich seinen Problemen an, jedesmal suchte ich ne neue Schule, wenn die alte Schule die Flügel streckte. Die 7. Klasse wiederholte er drei mal, die Achte schaffte er auch nicht, danach verließ ihn die Lust.
    Auch da bekam er die Chance in einer sehr guten Einrichtung für Jugendliche mit seiner Problematik, die er auch wieder nicht nutzte. Ich betone, dass er geistig durchaus in der Lage ist, diese Anforderungen zu schaffen, er ist nur stinkendfaul.
    Hier zu hause verhält er sich jetzt so, dass er mein Portemonnaie plündert, wenn ich es liegen lasse, er plündert ungefragt den Kühlschrank, isst die Sachen seines großen Bruders auf, das würde ich alles noch ertragen. Nun ist es aber so, dass er sehr aggressiv mir gegenüber ist, mich aufs übelste beleidigt und mir Schläge androht. Das er da nicht nur Spaß macht, habe ich am eigenen Leib auch schon erfahren. Als Mutter bin ich schon längst über meine Grenzen hinaus also wollte ich Hilfe beim Jugendamt erfragen. Leider ist es nicht so, das man da wirklich erhört wird. Ich bekomme keinerlei Unterstützung, weil mein Sohn nicht mitarbeitet. Der Vater kümmert sich schon lange nicht mehr um unsere Probleme und andere Hilfen kann ich nicht in Anspruch nehmen, da meine Familie 500 km weit weg wohnt.
    Ich bin mit meinem Latain und mit meinen Nerven so dermaßen am Ende, das ich nicht mehr weiter weiß. Wieweit muss eine Mutter solche Situationen in Kauf nehmen, ertragen? Welche Hilfe kann mein Sohn bekommen, der ja zur Zeit nichts tut außer zocken und das wars.

  • Welche Hilfen Dein Sohn bekommen kann, wenn das Jugendamt streikt ( finde ich seltsam, da Du bedroht bist) kann ich nicht sagen.
    Ich würde mir Beratung bei der Caritas oder dem Diakonischen Werk holen.
    Vielleicht können die Dir weiterhelfen.
    Hier geht es nicht alleine um Deinen Sohn, sondern auch um Dich und das Geschwisterkind.
    LG janias

    Ich lebe in der Gegenwart,
    das Verweilen in der Vergangenheit verbaut mir nur die Zukunft. :tuedelue

  • Nun ist es aber so, dass er sehr aggressiv mir gegenüber ist, mich aufs übelste beleidigt und mir Schläge androht. Das er da nicht nur Spaß macht, habe ich am eigenen Leib auch schon erfahren.


    wende dich an die Polizei - die werden das Jugendamt informieren und dann auch einen neuen Aufenthaltsort für deinen Sohn suchen
    ich weiß, das klingt hart - aber die Chance, das du es alleine schaffst sind gering


    Tu es für euch alle drei


    - für deinen Sohn, der Hilfe braucht
    - für dich
    - und für den Bruder


    Gibt es einen Bezugsbetreuer aus der 1. Einrichtung - der ihn wieder einfangen könnte?

  • das habe ich schon zweimal getan, da passiert auch nur nichts, wie gesagt, nichts für schwache Nerven.


    Es war eine offene Tageseinrichtung, da kommt keiner. Er ist dort schon gestrichen, weil er nie da war.

  • Welche Hilfen Dein Sohn bekommen kann, wenn das Jugendamt streikt ( finde ich seltsam, da Du bedroht bist) kann ich nicht sagen.
    Ich würde mir Beratung bei der Caritas oder dem Diakonischen Werk holen.
    Vielleicht können die Dir weiterhelfen.
    Hier geht es nicht alleine um Deinen Sohn, sondern auch um Dich und das Geschwisterkind.
    LG janias

    Ich verstehe das auch nicht, habe der netten Frau letztens gesagt, wenn anstelle meines Sohnes mein Mann aggressiv wird, kann ich ins Frauenhaus gehen, was aber mache ich, wenn es der eigene Sohn ist, das war der Guten reichlich egal.


    Aber Diakonie und Caritas ist eine gute Idee

  • Setz das Bürschchen an die Luft!


    Das soll jetzt keine Kritik sein, ich weiß, wie man als Mutter fühlt, aber vielleicht hättest du ihn schon viel früher seine versalzenen Suppen selber auslöffeln lassen sollen. Er muss dringend lernen, die Konsequenzen seines Handelns zu tragen. Das kann ja wohl nicht angehen, dass ich als Mutter in der eigenen Wohnung mich von meinem Kind bedroht fühlen muss.


    Ich wünsche dir viel Kraft, denn die wirst du brauchen.


    PS: Dass er faul ist, wie du schreibst, glaube ich eher nicht. Ich vermute, er KANN nicht, evtl. aus psychischen Gründen?

  • "An die Luft setzen" würde ich zwar grundsätzlich unterstützen, aber wie soll man das in der Praxis umsetzen? Wenn eh schon Gewalt im Spiel ist....


    Aber Hilfe musst Du Dir holen, denn Ihr seid in einer Spirale, die sich immer weiter dreht und es geht bergab!


    Hier in München gibt es z.B. so ein Notruftelefon für Jugendliche mit psychischen Problemen und auch für deren Eltern. Schau doch mal, ob es bei Euch auch sowas gbit.
    Ansonsten wie schon geschrieben, Caritas, AWO etc. und sich mit deren Unterstützung nochmal ans Jugendamt wenden.
    Wozu gibt es Jugend-WGs?


    Es muss für Euch alle drei eine Lösung her!
    Alles Gute

  • [quote='Herzensgut','index.php?page=Thread&postID=2086305#post2086305']Nun ist es aber so, dass er sehr aggressiv mir gegenüber ist, mich aufs übelste beleidigt und mir Schläge androht. Das er da nicht nur Spaß macht, habe ich am eigenen Leib auch schon erfahren.


    wende dich an die Polizei - die werden das Jugendamt informieren und dann auch einen neuen Aufenthaltsort für deinen Sohn suchen
    [quote]


    die Polizei wird dir und ihm helfen - notfalls der Wohnung verweisen

  • Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es tatsächlich keinen Sinn macht, sich ans Jugendamt zu wenden, sobald das Kind über 14 Jahre alt ist. Dann dürfen die jungen Herrschaften nämlich selber entscheiden, was sie mitmachen und was nicht. Und wenn sie nicht bereit sind, mitzuarbeiten, hat man keine Chance.


    Das Jugendamt schreitet nur ein, wenn der Jugendliche (das Kind) in Gefahr ist. Und Deinem Sohn geht's bei Dir ja gut. Auch müssen psychische Probleme erst so groß werden, dass er sich und/oder andere extrem gefährdet, dass man ihn irgendwohin einweisen oder hin verweisen könnte.


    :knuddel Ich kann Dir das so gut nachfühlen :S


    Ich hab leider überhaupt keinen Rat für Dich. Ich kann Dir nur erzählen, bei uns war es vorbei, als Sohn 18 wurde. Ich habs immer geahnt, und auch kommen sehen. Kaum war er 18, eskalierte es nicht mehr in meine Richtung, sondern er fühlte sich in der Lage, auszuziehen, was er dann auch mit Krawall und Pauken und Trompeten tat. Für ihn gings dann erst richtig los, aber zuhause ist seither Ruhe.


    Ich weiß, wie schwer es ist. Aber meiner hat immer nur gedroht und sich aufgeplustert. Ich glaube, hätte er mich einmal angefasst, so wie Du es beschreibst, hätte ich evtl. tatsächlich die Polizei gerufen. Aber sicher weiß ich es nicht :S

    Finde Dein Licht und finde Deine Schatten. Erst dann wirst Du zu Deiner Mitte finden.

  • ob die Polizei ihn einfach mitnimmt oder ihn der Wohnung verweist... kommt drauf an. Im akuten Fall, also wenn er handgreiflich wird oder randaliert, vielleicht. Ansonsten: eher nicht. Hier so gehabt. Mein Großer war hier gemeldet, wohnte aber eigentlich bei seinem Vater. Wir hatten irgendwelchen Stress ( ohne Handgreiflichkeiten) und ich habe ihm gesagt, er möchte doch dann bitte nach Hause gehen, zu seinem Vater, wir lassen uns hier nicht auf der Nase herumtanzen. Er hatte sich entschieden, beim Vater zu wohnen, schon einige Zeit vorher, war aber immer noch in meinem Haushalt gemeldet. Deshalb ist er, als wir umzogen, sozusagen mit umgezogen.
    Meinem Mann wurde es zu bunt, er wollte den jungen Mann von der Polizei nach Hause geleiten lassen. Die kamen und erklärten, wenn er hier gemeldet ist, können sie nichts machen. Nichtmal, als ich erklärte, dass er bereits seit mehreren Jahren beim Vater lebt... die sind einfach wieder abgezogen.


    Ein paar Jahre vorher wurde er auch etwas aggressiv, ist gegen mich und den Bruder gegangen, war damals so 13 schätze ich, da hat die Polizei ihn mitgenommen und zum Kinder.- und Jugendnotdienst gebracht.... aber wenn er gerade akut nichts macht, ist es schwierig

    Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für unsere Augen unsichtbar...

  • Hallo,


    genau 1 x würde ich im anfassen lassen von meinem. Beim 2. Mal sind die Schlösser ausgetauscht und die Sachen vor der Tür mit nem Klebezettel.


    Alles was recht ist.

    Grüsse Tani :wink



    Du bist nicht das was Du sagst, sondern das was Du tust!

  • Leider kann ich mich den vorangegangenen Schreibern nur anschließen: das Jugendamt hilft nicht! Ich hatte auch schon beruflich mit denen zu tun und immer nur das Gefühl abgewimmelt zu werden. Ist der Junge 18, muss er den Antrag auch selber stellen, was er nun nicht tun wird, er will ja nicht ins betreute Wohnen. Das einzige was die Sozialarbeiterin vom Jugendamt mir mit auf den Weg gab, dass ich nicht mehr verantwortlich bin, wenn er 18 ist. Das nutzt einem jedoch wenig, weil man sein Kind ja nicht auf die Straße setzen will und auch nicht in einem Obdachlosenheim sehen möchte. Eine betreute WG wäre mir da weitaus lieber, allerdings möchte mein Sohn dort auch nicht hin und auch nicht zu seinem Vater. Es hilft immer nur wieder ruhig zu erklären welche Regeln man verlangt und diese auch konsequent einzufordern. Ich weiß, das ist kräftezehrend auf Dauer. :-(


    Aggressivität, in Form von Drohungen oder gar Taten dulde ich nicht! :nanana , dann würde ich wirklich das Schloss tauschen!

  • Ich bedanke mich für eure Antworten.
    ich habe mir jetzt die Adresse einer Erziehungsberatung besorgt, die ich nutzen werde. Auch die Beratung eines Kinder- und Jugendpsychologen ziehe ich für mich hinzu. Es geht schon irgendwie weiter. :thanks:
    Vor die Tür werde ich ihn nicht setzen, dafür habe ich ihn nicht fast 10 Monate unter meinem Herzen getragen.


  • Vor die Tür werde ich ihn nicht setzen, dafür habe ich ihn nicht fast 10 Monate unter meinem Herzen getragen.




    und ich glaube, genau das ist der punkt, der das ganze schwierig macht.


    ich verstehe dich gut, weiß wie schwierig es ist, gefühlsmäßig sein kind " hängen zu lassen"


    aber schlussendlich wird es die einzige möglichkeit sein, ihn vielleicht noch auf den weg zu bringen.


    er weiß genau, er kann sich leisten was er will, es wird für ihn nie eine wirkliche konsequenz geben, solange du ihn nicht loslassen kannst



    er muss lernen, das, was er verbockt, auch alleine auszubaden, nur so kann er reifen

    " Lebensmotto" Alle Sorgen hinaus auf`s Meer schicken und kleine Gluecksmomente sammeln, wie Muscheln am Strand

  • Bei solchen Geschichten frag ich mich immer, ob die Kinder genau so reagieren weil sie merken das die mutter keine Respektperson ist sondern eine viel zu liebe. Das ist oft ein förmliches suchen nach einer Grenze.


    Dein Sohn hat die Grenzen schon so dermaßen überrissen, das eigentlich nurnoch ein rauswurf bleibt, um ihm zu zeigen.. So weit, und nicht viel weiter!
    Ich finde sogar wenn du ihn rauswirfst hilfst du ihm mehr damit, wie wenn du das weiterhin durchgehen lässt. Der wird richtig Probleme haben in seinem Leben. Noch kann man das rumreissen.

  • Vor die Tür werde ich ihn nicht setzen, dafür habe ich ihn nicht fast 10 Monate unter meinem Herzen getragen.


    Sicher...


    Dafür aber auch nicht:


    Nun ist es aber so, dass er sehr aggressiv mir gegenüber ist, mich aufs übelste beleidigt und mir Schläge androht. Das er da nicht nur Spaß macht, habe ich am eigenen Leib auch schon erfahren.


    Dein Nickname ist da sehr aussagekräftig: Herzensgut... :)


    Das alles auszuhalten und mitzumachen, hilft niemandem. Auch deinem Sohn nicht...
    Aber ich weiß, wie schwer es ist. Aus eigener Erfahrung. Man muss den Punkt, wo es nicht mehr weiter geht, selber finden.
    Ich wünsche dir viel Kraft dafür!

    *********************************
    Ihr kennt bestimmt auch diese eine Person, die ihr bei einer Zombie Apokalypse sofort erschießen würdet.
    Egal ob Zombie oder nicht...

  • Ich denke auch, dass "nur" Liebe und Fürsorge manchmal nicht reicht.... leider!


    Bis zu einer gewissen Grenze ist Mutterliebe wichtig und etwas, auf das die Kinder auch bauen sollen.


    Aber in manchen Fällen reicht es einfach nicht.... dann bedeutet Mutterliebe mehr.... loslassen, Verantwortung abgeben, Hilfe suchen und annehmen..... um den Nachwuchs auf die richtige Bahn zu lenken, ihm eine Chance für einen Neustart zu geben.... bevor noch mehr passiert bzw. mehr Personen unter der Situation leiden!


    Ich jetzt ein blöder Vergleich, aber auch einen Alkoholiker muss man fallen lassen bis er ganz unten ist, um ihm eine Chance zu geben.


    Bitte, mach Dich nicht selber kaputt bzw. warte bis noch mehr passiert!

  • Hallo, ich bin neu hier und zufällig auf deinen Eintrag gestoßen.Ich hatte auch ähnliche Probleme mit meinem Sohn...er hat nichts mehr gelernt, schlechte Noten, keine Zukunftsperspektive...
    [size=10]Ich und mein Ex sind beide gebildet, haben gute Jobs und so wie auch du es beschreibst, war mein Sohn von Geburt an eine Herausforderung.